Interview mit Larry Butler

Der 1957 geborene Larry Butler ist inzwischen 58 Jahre alt - drei Jahren älter als Phil Taylor. Trotzdem ist er immer noch einer der erfolgreichsten, vielleicht sogar der erfolgreichste, amerikanische Dartspieler. Neben zahllosen Turnierensiegen in den USA sowohl im Steel-Dart als auch im E-Dart hat er auch internationale Erfolge aufzuweisen. Er gehörte zu den nordamerikanischen Spielern, die nach 1993 von der WDC (heute PDC) eingeladen wurden an ihren Turnieren teilzunehmen und er spielte in den Jahren von 1994 - 1997 die PDC Weltmeisterschaft. Seine beste Platzierung waren die Viertelfinale 1997. Seinen größten Triumph auf englischem Boden feierte er allerdings bereits 1994, als er das World Matchplay in Blackpool gewann. Er ist bis heute der einzige amerikanische Spieler, der ein Major Turnier in Europa gewinnen konnte.
Nach 1997 verschwand Butler für rund 10 Jahre von der Bildfläche, bevor er 2008 bei den Las Vegas Desert Classic wieder auftauchte. 2009 qualifizierte er sich für die UK Open und im gleichen Jahr warf er beim PDC Players Championship in Las Vegas einen Neun-Darter. Nachdem sich die PDC aus den USA zurückgezogen hatte, spielte Butler wieder verstärkt WDF/BDO Turniere , kehrte aber als Teil des amerikanischen PDC World Cup Teams immer wieder zur PDC zurück.
2015 war für ihn ein besonders erfolgreiches Jahr - er gewann die erste Saison des neuen amerikanischen CDC gegen alle anderen nordamerikanischen Top Spieler, qualifizierte sich über den BDO Grand Slam Qualifier für den Grand Slam der PDC, erreichte das Finale des nordamerikanischen Qualifikationsturniers für die PDC Weltmeisterschaft, stand bei den Einzeln des WDF World Cups in den Viertelfinalen und sorgte bei den World Masters für eine Sensation, als er zahlreiche Top Spieler der BDO eindrucksvoll ausschaltete, bevor er im Finale an der Nummer 1 der BDO Glen Durrant scheiterte.
Während des Grand Slam konnte ich das folgende Interview mit ihm führen.






Larry - dieses Jahr haben wir uns ja schon ein paar Mal unterhalten. Aber ich habe dich auch schon vor ein paar Jahren in Bolton während der UK Open in Bolton getroffen...

Ja, daran erinnere ich mich noch. 2009 habe ich einige Zeit in England verbracht. Ich habe rund sieben Wochen bei meinem Freund Ronnie Baxter gewohnt. In diesen Wochen habe ich ein paar der UK Open Regionals und ein paar Players Championships gespielt und mich für die UK Open qualifizieren können. Dann habe ich leider in der ersten Runde verloren.

Zu dieser Zeit hatte die PDC angefangen, sich mehr in den USA zu engagieren - aber das hat am Ende nicht wirklich geklappt...

Ich glaube, dass der Fehlschlag finanzielle Ursachen hatte. Alle Austragungsorte, die die PDC ausgesucht hatte, waren einfach zu teuer. Also haben die amerikanischen Spieler beschlossen, dass sie nicht an den Turnieren teilnehmen und so viel Geld ausgeben würden, wo es noch nicht einmal möglich gewesen wäre, die Familien mitzunehmen - es war wirklich viel zu teuer.

Dann wurde die NAPDA gegründet.

Ja, das stimmt. Hinter der NAPDA steht der Kanadier Bob Sinnaeve. Bevor es die NAPDA gab, gab es in den USA und in Kanada getrennte Rankings für die Spieler - das war eine problematische Situation, da kanadische Spieler an Turnieren in den USA teilnehmen und die amerikanischen Spieler an den Turnieren in Kanada. Jetzt haben wir dank der NAPDA ein gemeinsames Ranking für amerikanische und kanadische Spieler.

Wie man hört befindet sich die nationale Organisation der USA, die ADO, in einer Krise.

Leider ja. Der umstrittenste Punkt im Augenblick ist das ADO Büro, das in den ganzen Jahren des Bestehens eine Menge Geld gekostet hat, ohne dass irgendjemand weiß, wofür das Geld tatsächlich ausgegeben wurde und was das Büro eigentlich tut.
Aber man muss trotzdem anerkennen, dass die ADO durchaus auch gute Arbeit leistet - so war es zum Beispiel die ADO, die während des letzten World Cups in der Türkei für uns Spieler alles organisiert und bezahlt hat.
Auch der Team Manager Steve Brown hat dabei gute Arbeit geleistet und er ist ein sehr wertvoller Team Manager für uns, weil er auch ein wirklich guter Spieler ist, der jeder Zeit für einen von einspringen könnte, sollte jemand nicht spielen können.

Ist das alles in den USA so schwierig, weil Amerika einfach kein Land des Dartsports ist?

Oh - das kann man so nicht sagen. Dart ist in Amerika durchaus ein sehr populärer Sport.

Im letzten Jahr gab es ein ganz neues Unterfangen - den Championship Darts Circuit. Glaubst du, dass er überleben wird und eine Hilfe sein wird, den Sport in den USA zu unterstützten?

Wenn ich ganz ehrlich sein soll bin ich davon noch nicht wirklich überzeugt. Er ist ja mehr oder weniger nur für die Elite Spieler, das heißt zumindest im Augenblick bringt er keine neuen Spieler hervor oder trägt dazu bei, dass die nicht ganz so guten Spieler aktiviert und interessiert werden.

Du hast den Championship Darts Circuit im letzten Jahr gewinnen können - wie schwer war das?

Ich habe zwei der Events und das Finale gewinnen können. Es war schon nicht einfach, aber der Tabellenführer konnte am Finale nicht teilnehmen. Am Ende blieben - wie immer eigentlich - nur Darin Young und ich übrig. Sehr viel talentierten Nachwuchs gibt es wirklich nicht.

Das scheint ja ohnehin eines der größten Probleme des Sports in den USA zu sein - die ADO bietet für die Jugend einfach wenig bis gar nichts an.

Das ist leider nur zu wahr und das ist wirklich ein großes Problem. Soviel ich weiß ist es in Kanada etwas besser als in den USA. Ich kann aber nicht beurteilen, ob die Jugend überhaupt am Dartsport interessiert ist, aber ich glaube doch, dass es mehr Angebote für Jugendliche gab und der Sport bei ihnen populärer war, als ich mit dem Spielen anfing.
Einer meiner Söhne spielt Dart und er ist tatsächlich ziemlich gut. Er hat bereits einige Spiele der nächsten Altersgruppe gewinnen können und ist in seiner Altersgruppe erfolgreich. Aber alles in allem habe ich sehr viel mehr in das Baseball Spiel meiner Kinder investiert als in ihr Dart Spiel...

Könntest du dir vorstellen, dass E-Dart vielleicht helfen könnte, die Jugend mehr am Sport zu interessieren?

Das kann ich mir schon vorstellen wenn ich sehe, wie interessiert die Jugend doch an Computern und an jeder Art von Maschinen und Automaten ist.

Du selbst spielst beides E-Dart und Steel-Dart - was bevorzugst du?

Auf jeden Fall Steel-Dart. Aber ich habe wirklich schon eine Menge E-Dart gespielt. Ich habe auch den Bullshooter ein paarmal gewonnen.

Nach den für dich so erfolgreichen World Masters in Hull bist du direkt nach Shanghai zu einem Dartslive Turnier weiter gereist - ist es für dich schwierig von Steel-Dart zu E-Dart zu wechseln und umgekehrt?

Nein, damit habe ich eigentlich überhaupt kein Problem. Ich habe nicht den Eindruck, dass es da beim Spielen für mich einen Unterschied gibt. In diesem Fall war aber tatsächlich das Reisen selbst ein Problem, weil ich den Jetlag doch deutlich zu spüren bekam. Wir haben als erstes ein Team Event gespielt und ich konnte dabei fast meine Augen nicht offen halten.

Viele der Steel-Dart Spieler finden, dass E-Dart zu leicht ist, stimmst du dem auch zu?

Es stimmt schon, dass es sehr viel einfacher ist - zumindest auf den amerikanischen E-Dart Boards. Aber es ist ja für alle Spieler einfach und dadurch ist es dann doch wieder schwer.

Wie weit verbreitet ist E-Dart und im Besonderen auch Dartslive in den USA?

E-Dart ist schon sehr weit verbreitet, aber Dartslive hat bisher nur einen ganz geringen Anteil daran. E-Dart ist in den USA dominiert von Arachnid. Und eine Menge der Pubs und Klubs, in denen E-Dart gespielt wird, sind durch Verträge an Arachnid gebunden - da ist es sehr schwierig für Dartslive, sich auszubreiten.

Du bist von Hull nach Shanghai geflogen, dann weiter zum World Cup in die Türkei und dann wieder zurück nach England zum Grand Slam. Ist das nicht sehr anstrengend?

Das ist es auf jeden Fall...Und ich reise eigentlich überhaupt nicht gerne. Aber vor dem Grand Slam hatte ich in Wolverhampton ein paar Tage Zeit, um mich zu erholen.

Und wie verbringst du die Zeit zwischen den Turnieren?

Ich gehe sehr gerne in die englischen Einkaufszentren zum Gucken und zum Shoppen. Und in der Türkei haben sie eine Menge Artikel aus Holz ganz billig verkauft - richtig tolles Kunsthandwerk zum Beispiel einen kleinen Klapp Tisch. Ich habe schon ein ganzes Paket mit meinen Einkäufen zurück nachhause geschickt. Ich habe ja drei Kinder - denen muss und will ich ja immer von überall her etwas mitbringen.

Wieviel Zeit kannst du denn überhaupt mit deiner Familie zuhause verbringen?

Viel zu wenig. Ich vermisse meine Kinder...

Arbeitest du auch noch, wenn du zuhause bist?

Ich arbeite sogar, wenn ich unterwegs bin! Ich habe eine eigene IT Firma - was auch bedeutet, dass ich mir jeder Zeit frei nehmen kann und auch von überall, wo ich gerade bin, arbeiten kann.

Während doch eine Menge Spieler immer größere Schwierigkeiten haben sich zu motivieren, wenn sie schon viele Jahre spielen und es ihnen auch oft nicht mehr gelingt, Bestleistungen zu erbringen, hast du damit anscheinend gar kein Problem. Wie machst du das?

Es stimmt schon, dass nicht mehr allzu viele dabei sind, die ich von früher her kenne. Einige haben einfach aufgehört, einige sitzen heutzutage lieber in der Kommentatoren Box...
Ich denke, was mir am meisten hilft ist, dass ich es einfach sehr viel Spaß daran habe zu spielen.

Glaubst du, dass du besser gespielt hast, als du jünger warst?

Ich glaube, dass ich als ich jünger war ein stärkerer Spieler gewesen bin - bevor ich diese lange Pause genommen habe, nachdem mein Vater gestorben war. Aber andererseits spiele ich heute eigentlich wirklich nur, weil es mir Spaß macht, während ich früher schon wegen des Geldes gespielt habe. Und natürlich habe ich auch sehr viel mehr Erfahrung und das hilft auch.
Aber ich denke schon, dass meine beste Zeit die 1990er Jahre waren, als ich sehr viele Turniere in Amerika spielte und gewann. Da habe ich bis zu 30 Turnier im Jahr gespielt, war also 30 Wochenenden im Jahr nicht zuhause.

Hast du während dieser Pause gar nicht gespielt?

Nein, da habe ich tatsächlich vollständig mit dem Spielen aufgehört. Ich bin erst wieder zurückgekommen, als die PDC mit ihren neuen Turnieren nach Amerika kam. Da dachte ich, bei solchen Preisgeldern würde es sich vielleicht doch wieder lohnen wenigstens zu versuchen mitzuspielen.

Bis du denn heute noch nervös, wenn du auf der Bühne spielst?

Nein, überhaupt nicht mehr. Das ist sicher für mich heute auch ein Vorteil. Früher hatte ich immer mit meinen Nerven zu kämpfen... vielleicht ist das auch ein Grund, warum es mir heute so viel Spaß macht. Dafür habe ich auf der Bühne manchmal mit anderen Problemen zu kämpfen - mein Arm scheint doch schneller müde zu werden.

Wie schaffst du es fit zu bleiben?

Ich tue eigentlich nicht viel dafür. Aber ich laufe sehr gerne und ich laufe sehr viel. Ich habe auch immer einen Schrittzähler in der Tasche.

Hast du es jemals in Erwägung gezogen, noch einmal auf dem PDC Circuit zu spielen?

Nein, ich habe ihn vor sehr vielen Jahren schon einmal gespielt. Aber heute käme das nicht mehr für mich in Frage. Da müsste ich ja hier her ziehen und das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich würde meine Familie viel zu sehr vermissen.

War der Grand Slam dein letztes Turnier in Europa in diesem Jahr?

Nein - ich komme ja noch einmal zur Weltmeisterschaft nach Lakeside zurück. Als ich noch jünger war hätte ich immer sehr gerne bei der Weltmeisterschaft mitgespielt. Sie hätten auch immer zwei amerikanische Spieler dazu einladen können. Aber in all den Jahren wurde ich nur ein einziges Mal eingeladen...

Du bist ja der einzige amerikanische Spieler, der jemals ein PDC Turnier in England gewonnen hat.

Ja, ich habe 1994 das World Matchplay gewonnen. Damals habe ich Dennis Priestley im Finale geschlagen. Und 1997 stand ich tatsächlich in den Viertelfinalen der PDC Weltmeisterschaft.

Trainierst du heute immer noch?

Oh ja, ich versuche jeden Tag zu trainieren, auch wenn das auf Reisen nicht immer einfach ist. Oft trainiere ich Doppel und Tripel rund ums Board.

Glaubst du, dass die Spieler heute besser spielen als zu der Zeit, zu der du mit dem Spielen angefangen hast?

Nein - das glaube ich eigentlich nicht. Aber heute gibt es einfach sehr viel mehr gute Spieler als früher!














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