Interview mit Mensur Suljovic

Mensur Suljovic, geboren 1972 im ehemaligen Jugoslawien, begann in Wien Dart zu spielen. Zunächst konzentrierte er sich auf E-Dart, gewann mehrere Weltmeisterschaften und auch Europameisterschaften und galt viele Jahre als einer der besten E-Dart Spieler der Welt. Ab 1999 spielte er auch Steel-Dart auf dem BDO/WDF Circuit, qualifizierte sich einmal für die BDO Weltmeisterschaft und nahm auch an den Winmau World Masters teil.
Als mit der Gründung der PDC Europe immer mehr PDC Turniere in Deutschland stattfanden, entschied er sich endgültig für Steel-Dart und qualifizierte sich 2008, 2009, 2010, 2011 und 2012 für die PDC Weltmeisterschaft. 2011 spielte er sich dabei bis in die Achtelfinale. Nach zwei Jahren Unterbrechung qualifizierte sich Suljovic 2015 und 2016 erneut und stand 2016 wieder in den Achtelfinalen. Im Jahr 2016 gelang Suljovic der Durchbruch bei der PDC und er kletterte dank guter Ergebnisse auf der Pro Tour und bei European Tour Events im Ranking immer weiter nach oben. Im September gewann er sein erstes PDC Turnier, die International Darts Open, und spielte sich auch ins Finale der European Championship. Inzwischen steht er auf Platz 7 des PDC Order of Merit und wird als gesetzter Spieler in die PDC Weltmeisterschaft 2017 gehen.
Während des Grand Slam konnte ich mich mit ihm unterhalten.






Wie fühlt es sich an, wenn man als gesetzter Spieler zum Grand Slam eingeladen wird? Und ist der Druck da höher?

Das ist schon ein unglaubliches Gefühl. Aber ich habe dadurch nicht mehr Druck. Ich denke, der Druck liegt auf den nicht gesetzten Spielern, die gegen mich etwas beweisen müssen.

Wie gefällt dir das doch eher unübliche Round Robin Format?

Mir gefällt es ganz gut. Da hat man drei Spiele und nicht nur eines und dadurch ist der Druck nicht ganz so hoch wie sonst.

Was hast du dir für das Turnier vorgenommen?

Eigentlich habe ich mir für dieses Turnier gar nichts vorgenommen. Ich wollte immer so gerne dieses Turnier einmal mitspielen, das war ein Traum von mir. Jetzt genieße ich einfach nur jede Minute.

Du bist ja in diesem Jahr so erfolgreich gewesen wie noch nie - hast du das überhaupt schon alles verarbeitet oder muss sich das jetzt erst einmal setzen?

Also ich brauch da wirklich noch eine Weile, bis sich das richtig gesetzt hat.

Und worauf führst du es zurück, dass es in diesem Jahr endlich geklappt hat?

Ich habe überhaupt nichts anders gemacht oder verändert, also ist es wohl wirklich nur eine "ganz normale" Weiterentwicklung.

Du warst ja auch schon ein sehr erfolgreicher E-Dart Spieler - hilft dir das jetzt, dass du dort auch schon ganz oben gestanden bist?

Vielleicht ein bisschen. Aber im E-Dart ist ja eh alles ganz anders, da sitzen ja höchstens einmal 50 Zuschauer. Also wirklich vorbereitet hat es mich auf diese Situation und diese großen Zuschauerzahlen nicht. Außer dass ich beim E-Dart wirklich alles gewonnen habe, was man gewinnen kann.

Hast du E-Dart inzwischen ganz aufgegeben?

Ich konzentriere mich schon auf Steel-Dart, aber so ganz aufgegeben habe ich E-Dart nicht und E-Dart wird auch immer einen Platz in meinem Herzen haben, schließlich bin ich da her gekommen und das vergesse ich nicht.

Wie schätzt du denn E-Dart heute ein? Ist Steel-Dart für dich quasi etwas "besseres"?

So kann man es nicht sagen. Aber ich spiele eben überwiegend Steel-Dart und ich will es so sagen - auch wenn es sehr gute E-Darter gibt, sind die guten Steel-Darter vom Können her einfach eine Stufe höher.

Inwieweit ist die PDC Europe daran "schuld" dass du zum Steel-Darter geworden bist?

Man kann auf jeden Fall sagen, dass die PDC Europe daran schuld ist bzw. Werner von Moltke. Diese Turniere, die er auf den Kontinent gebracht hat, haben dazu geführt, dass ich mich für Steel-Dart entschieden habe.

Hast du von der PDC Europe profitiert?

Auf jeden Fall. Sie hat mich entscheidend voran gebracht

Du hast ja früher auch schon an Turnieren der BDO/WDF teilgenommen...

Das stimmt. Ich habe mich sogar einmal für die BDO Weltmeisterschaft qualifizieren können. Und war zwei Mal bei den Winmau World Masters dabei. Aber irgendwie haben mich diese Turniere nie wirklich überzeugt. Es war alles doch sehr wenig professionell.

Da gab es doch 2007 einmal so einen denkwürdigen Auftritt bei den German Open, als dein Gegner Gary Robson dich im Achtelfinale einfach stehen ließ..

Daran erinnere ich mich noch, aber ich habe nie eine Erklärung oder eine Entschuldigung bekommen. Weißt du, die BDO Top Spieler hatten bei diesen Turnieren immer eine Ausnahmestellung, die mussten nichts erklären oder sich gar entschuldigen.

Wie sind denn deine Kontakte zu den Spielern auf der Pro Tour - du sprichst ja nicht so viel englisch?

Das stimmt schon, dass ich nur wenig englisch spreche, aber das ist eh kein Problem. Wir sind alle da, um Dart zu spielen. Wir verstehen uns eigentlich auch so ganz gut. Ich denke, wir sind schon alle so etwas wie Freunde.

Wie populär ist der Dartsport in Österreich und wie bekannt sind du und Rowby-John Rodriguez in der Öffentlichkeit?

Es wird in Österreich sehr viel Dart gespielt, aber in der Presse oder den Medien taucht der Sport so gut wie nicht auf. Es ist dann schon manchmal so, dass die Kronenzeitung oder der Kurier im Nachhinein einen Bericht bringen, wenn wir irgendwo erfolgreich waren. Es ist aber ganz bestimmt nicht so, dass der Rowby und ich in Österreich auf der Straße erkannt oder angesprochen werden, dass passiert uns viel eher einmal im Ausland.

Und wie schaut es mit dem Dartsport außerhalb von Wien aus?

Es wird überall in Österreich gespielt und es gibt auch sehr viele junge, talentierte Nachwuchsspieler.

Wird in Österreich viel E-Dart gespielt oder doch mehr Steel-Dart?

Ich denke, dass wahrscheinlich doch insgesamt mehr E-Dart gespielt wird.

Hast du denn in deiner Kneipe einen E-Dart Automaten oder ein Bristle Board hängen?

Dort findet man vier E-Dart Automaten und zwei Steel-Dart Boards.

Die PDC Europe hatte ja viele Jahre lang nur ein - zwei Events in Österreich ausgerichtet - nächstes Jahr sollte es erst gar keines geben. Dadurch müssen sich die österreichischen Dartspieler immer über den European Qualifier für die Events qualifizieren, wo die Konkurrenz doch sehr stark ist - ist das nicht ein Nachteil für euch?

Über dieses Thema haben wir in letzter Zeit viel gesprochen. Natürlich ist das für uns in Österreich ein Nachteil. Aber es ist einfach so, dass wenn das Event in Wien stattfindet, da nur vielleicht so 1500 - 1600 Leute kommen, wie das in einer Großstadt eben so ist. Ich habe immer wieder zu Werner gesagt, sie sollten es einmal mit Graz versuchen, da gibt es wirklich sehr viele Dartspieler und das Interesse ist riesig. Bei den geringen Zuschauerzahlen sind halt die Kosten für die PDC Europe einfach zu hoch. Dass es jetzt doch wieder ein Turnier geben wird, ist wahrscheinlich schon auf mich und meine Erfolge zurück zu führen.

Was hältst du von der Bulls Superleague - hat sie dir weiter geholfen?

Ich kann sie wirklich nur empfehlen. Das ist eine tolle Sache. Und sie hat uns allen - auch mir - sehr dabei geholfen uns zu verbessern.

Wie schwierig ist es denn einen Sponsor zu finden?

Das ist wirklich nicht einfach. Aber ich habe mit Bulls wirklich Glück. Wir sind ständig im Gespräch mit einander, auf meine Wünsche wird eingegangen und es wird auch immer wieder an meinen Darts gearbeitet. Das Sponsoring beschränkt sich aber nicht nur auf die Ausrüstung, ich werde auch finanziell unterstützt.

Du bist ja inzwischen dauernd unterwegs - bleibt da noch Zeit für die Familie?

Das ist oft schwierig. Dabei ist meine Familie für mich wirklich sehr wichtig. Deshalb sind ja auch meine Frau und mein Sohn wenn immer möglich dabei. Aber mein Sohn ist jetzt acht, geht also in die Schule und da ist das nicht mehr so einfach.

Du betonst immer wieder, dass du sehr viel trainieren musst, um deinen Standard zu halten. Wieviel trainierst du denn?

Das ist richtig und wenn ich zuhause bin trainiere ich tatsächlich sehr viel. Auch vor dem Grand Slam bin ich früher angereist, damit ich in Schottland noch trainieren kann. Da war es kalt, richtig kalt und ich war nicht entsprechend ausgerüstet und habe mich erkältet. Wenn ich unterwegs bin, trainiere ich natürlich nicht so viel.

Hast du einen Trainingspartner?

Da habe ich wirklich sehr viel Glück. Da sind einmal die drei Rodriguez Brüder und dann auch noch Michael Rasztovits. Der wohnt auch ganz in der Nähe und wenn ich trainieren will, brauch ich nur anzurufen und in 20 Minuten ist er da wenn er Zeit hat. Sobald ich wieder zuhause bin werde ich ihn anrufen!!!

Man hört ja heute so viel von Dart Coaching und auch von Sportpsychologen, die Spieler unterstützen, was hältst du denn davon?

Also ich habe mir mein Training selbst zusammengestellt und ich denke, dass jeder Spieler wohl auch etwas anderes trainieren muss, je nach dem wo er seine Schwächen hat. Deshalb halte ich von Trainern oder Coaches nicht so viel. Aber ich habe viele Jahre mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet. Er hat mir entsprechende Kassetten besprochen, die ich mir auch jetzt noch immer wieder anhöre.

Wie ist das denn bei dir, wo du doch inzwischen sehr erfahren bist - ist es dir inzwischen egal, gegen wen du spielst oder möchtest du jemanden wie Michael van Gerwen doch lieber vermeiden?

Also ganz ehrlich - ich bin dann schon ziemlich nervös. Da hab ich schon etwas Herzklopfen vor und bei solchen Spielen.

Spielst du gerne auf der Bühne?

Ich muss leider zugeben, dass ich das gar nicht gerne mache. Das liegt mir nicht besonders.

Du bist ja ein eher langsamer Werfer - wie schwierig ist es denn gegen einen schnellen Werfer sein eigenes Tempo weiter zu spielen?

Das macht mir nicht so viel aus. Wobei ich schon sagen muss, dass mein Wurf an sich ein Problem ist. Ich hatte ja einen wirklich schönen, geschmeidigen Wurf, aber dann kam die Dartitis. Die bin ich glücklicher Weise wieder losgeworden, aber der Wurfstil ist leider geblieben und ich schaffe es einfach nicht, den zu verändern.

Und wie gehst du mit dem Lärm und dem zum Teil auch unfairen Verhalten der Zuschauer um?

Da kann ich Gottseidank gut abschalten und bekomme so etwas überhaupt nicht wirklich mit.

Wie würdest du dich selbst beschreiben - was sind denn deine Schwächen und Stärken?

Also meine größte Schwäche ist sicherlich das Bühnenspiel. Meine Stärke ist, dass ich tatsächlich alles um mich herum komplett ausblenden kann und dann wirklich gar nichts von dem mitbekomme, was um mich herum geschieht.

Setzt du dir selbst Ziele und was sind momentan deine Ziele?

Ich habe tatsächlich inzwischen alles erreicht, was ich erreichen wollte. Und daher habe ich mir gar keine weiteren Ziele gesetzt.

Hast du ein Lieblingsturnier?

Mein Lieblingsturnier ist auf jeden Fall die Weltmeisterschaft. Auch wenn ich dort bisher immer schlecht gespielt habe.

Was machst du, um dich nach einem Spiel zu zu entspannen?

Ich setze mich immer erst einmal in Ruhe hin und lass mir alles noch einmal durch den Kopf gehen.

Und wenn du Urlaub machst? Bleiben da die Darts schon auch einmal im Schrank oder hast du sie immer dabei?

Ich bin noch nie ohne meine Darts weggefahren, die sind auch im Urlaub immer mit dabei.







Leider schied Suljovic nach der Gruppenphase aus dem Grand Slam aus.






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