Eine kurze Geschichte des Frauen Dartsports

von Patrick Chaplin



Dart zu spielen wurde in den 1930er Jahren in England eine Art Kult und erregte so auch die Aufmerksamkeit der Frauen.
Im Dezember 1937 besuchten der englische König George VI und die Königin (später die heißgeliebte Königin-Mutter von Elizabeth II) ein neues Gemeindezentrum in Slough in der Grafschaft Buckinghamshire und spielten während ihres Rundgangs durch die Einrichtung auch ein kurzes Spiel Dart. Am folgenden Tag erschien in einigen Tageszeitungen ein Bild der dartspielenden Königin mit folgendem Zitat: "Lasst es mich einmal versuchen. Ich habe so viel über das Spiel gehört."
In dem kurzen Spiel das folgte musste sich der König der Königin mit 19 zu 21 Punkten geschlagen geben, aber sie stand auch einen Fuß näher am Dartboard. Der Dartsport war anschließend nicht mehr länger nur Kult, er kam in Mode, vor allem auch bei den Frauen. Folgende Schlagzeile fand sich kurz darauf in einer überregionalen Tageszeitung: "Frauen kommen in Scharen um der Königin beim Dart zu folgen" - die Königin hatte die Frauen "Dart bewusst" gemacht. Man erzählt, dass das Büro einer nationalen Dart Organisation mit Anfragen von Frauen, wo sie denn das Dart spielen lernen könnten, überschwemmt wurde. Für kurze Zeit schien der Dartsport alle Klassenunterschiede zu überwinden, es ist allerdings unwahrscheinlich, dass diese Wirkung lange angehalten hätte. Wie dem auch sei, der Zweite Weltkrieg, der zwei Jahre später begann, setzte dem Ganzen ein Ende.

Während und nach dem zweiten Weltkrieg verbreitete sich der Dartsport in der ganze Welt. Zurückkehrende amerikanische Militärangehörige brachten das Spiel aus England mit nach Hause. Vor dem Krieg war es in Amerika mehr als Kinderspiel betrachtet worden, nicht als Sport oder Zeitvertreib für Erwachsene. Ehemalige Militärangehörige, die in den Ländern bleiben wollten, in denen sie stationiert waren, Holland und Spanien zum Beispiel, richteten in Europa Dart-Klubs ein. In erstaunlicher Geschwindigkeit wurden Dart-Ligen gegründet, vor allen Dingen in Großbritannien, es gab aber überwiegend männliche Teilnehmer und jedes Eindringen in diese männliche Domäne brachte weibliche Dartspieler in den 1940, 1950 und 1960ger Jahren in die Schlagzeilen. Noch 1963 zum Beispiel erklärte man einer Hausfrau aus Lancaster, die der örtlichen Dart-Liga beitreten wollte, dass hier "nur für Männer" galt. Trotz solcher Rückschläge gab es immer mehr Frauen-Teams, auch der individuelle Enthusiasmus für das Spiel wuchs weiter und in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts gab es immer mehr Möglichkeiten für Frauen.

1958 veranstaltete die 1954 gegründete National Darts Association of Great Britain (NDAGB) die erste Frauen-Doppel Meisterschaft, die im Workers Club in Kings Lynn in Norfolk von Joan Adams und Rose Branham gewonnen wurde. Die NGAGB veranstaltete auch Meisterschaften für gemischte Doppel und rief 1967 eine Frauen Einzel Meisterschaft ins Leben die in ihrem ersten Jahr von Marjorie Drabbel vom Marston Moor Club in der Nähe von Chesterfield gewonnen wurde.

Erst in den 1970er Jahren freilich wurde der Frauendartsport so langsam ernster genommen, aber immer noch nicht ernst genug um ins Fernsehen zu kommen und damit Sponsoren zu finden. 1973, im Jahr der Gründung der British Darts Orgaisation (BDO) wurde der Frauen-Dartsport endlich anerkannt und die Teilnahme-Bedingungen für Frauen denen der Männer angeglichen. Die BDO veranstaltete ihren ersten Frauen Single Wettkampf beim British Open 1979, er wurde von der Engländerin Judy Campbell gewonnen. Von Anfang an umfasste das County League System der BDO auch Frauendarts. Frauen nehmen auch am World Cup der World Darts Federation teil, der alle zwei Jahre stattfindet. 1997 waren insgesamt 29 Länder dabei vertreten, darunter auch die Bermudas, Malaysia, Kenia, Brasilien und Japan. Und jedes der Länder hatte auch eine Damen-Mannschaft. Die Top Five der Damen waren in diesem Jahr beim Turnier: Amerika (1), Neuseeland (2), Philippinen (3), Nord Irland (4) und Wales (5).

Die News of the World Individual Darts Championship, die bis in die späten 1970ger Jahre das wichtigste Dartturnier war, fand 1927/28 zum ersten Mal statt. Es gibt Hinweise darauf, dass in den 70 Jahren in denen das Turnier ausgetragen wurde, auch Frauen in den frühen Runden teilgenommen haben, aber erst im letzten Jahr 1989/90, gab es auch ein separates Frauenturnier. Das wurde von Lynne Ormond gewonnen, die für "The George" in Alford ans Oche trat. Sie schlug Jane Stubbs(Roebuck Hotel, Northwich).

Die News of the World pausierten dann, wurden aber in der Saison 1996 noch einmal aufgelegt. Die letzten Acht der Frauen kamen dabei alle aus Großbritannien, Siegerin war Linda Jones (Seven Stars, Chorley) die im Finale Melanie Saunders (Railway Inn, Abergavenny) schlug und ein Preisgeld von 6000 Pfund kassierte. Verglichen mit anderen Frauenturnieren war es ein hohes Preisgeld, aber der Sieg bei den Männern, der an Phil Taylor ging, war 42 000 Pfund wert. Nach diesem Turnier wurde die News of the World Individual Darts Championship erneut eingestellt, dieses Mal für immer.

Ende 1995 kam die British Darts Organisation (BDO) überein, dass Frauen an den Vorrunden des Turniers teilnehmen könne, dass von der Mehrheit der Dart Liebhaber als das wichtigste der Welt betrachtet wurde - der Embassy Dart World Championship. Aber bis zur Wende zum 21.Jahrhundert hatte es keine Frau geschafft, über die Qualifikationen hinaus zu kommen.

Im Mai 1978 sagte ein ehemaliger Profi-Weltmeister, Leighton Rees aus Wales, folgendes: "Ich denke, wir werden es bald erleben, dass der Herren Weltmeister gegen eine Frau verlieren wird. Auf dem Cicuit gibt es jetzt einige sehr gute weibliche Spieler .". Wenn auch weibliche Dart Spieler immer weniger Gelegenheit hatten und noch haben Meisterschaften zu spielen, in dieser Hinsicht fehlt es ihnen verglichen mit den Männern an Erfahrung, gibt es keinen physischen Grund, warum ihre Fähigkeiten im Dartsport nicht genauso gut sein sollen, wie die der Männer.

Obwohl es in den 1970ger und 1980ger Jahren immer mehr Turniere für Frauen gab, hat das Fernsehen nie großes Interesse gezeigt genauso wenig wie Sponsoren und so sind die Verdienstmöglichkeiten für die Frauen sehr gering. So hatte zum Beispiel die laut Darts World im Februar 1999 an der Spitze des Rankings stehende Engländerin Trina Gulliver 1998, Exhibitions nicht eingeschlossen, rund 4555 Pfund verdient. (Im Vergleich dazu hatten die drei männlichen Top Spieler ebenfalls ohne Exhibitions im gleichen Zeitraum je 25 000 Pfund erspielt). Auch im World Darts Federation Ranking, einem Punkte Ranking, stand Trina Gulliver in diesem Monat and der Spitze gefolgt von Francis Hoenselaar. Die ranghöchste Amerikanerin war Stacy Bromberg auf dem elften Platz.

2001 führte die BDO die Embassy (später Lakeside) Women´s World Championship ein, die von Trina Gulliver gewonnen wurde und die zu dem Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, den Titel ungeschlagen sieben Mal in Folge erringen konnte. Wenn auch diese Weltmeisterschaft ein Durchbruch für den Frauen Dartsport war, gibt es für weibliche Dartspieler doch immer noch sehr wenige Möglichkeiten sich beim Profi Circuit einen ausreichenden Lebensunterhalt zu verdienen. Auch das ist bis zu einem gewissen Grad der Grund dafür, dass in den Finalen der Major Turniere immer wieder die gleichen, altbekannten "Gesichter" zu finden sind. Weibliche Spieler wie Trina Gulliver und Francis Hoenselaar mussten hart arbeiten, um Sponsoren zu finden und noch härter arbeiten sie an ihrer Kunst. Es gibt aber heute auch einige neue Spielerinnen, die eine Herausforderung für ihre Vorherrschaft darstellen, besonders zu erwähnen ist da die Russin Anastasia Dobromyslova.







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