Interview mit Brendan Dolan

Der nordirische Dartspieler Brendan Dolan wurde schlagartig bekannt als er beim World Grand Prix in Dublin 2011 einen Neun-Darter warf - den ersten bei einem im Fernsehen übertragenen Double-In Turnier. Darauf bezieht sich auch sein Spitzname "History Maker".
Bevor Dolan 2002 zur PDC kam, war er bereits ein sehr erfolgreicher Jugendspieler gewesen und hatte auch später in ganz Irland mit Erfolg an Turnieren teilgenommen. Seit 2009 ist er bei jeder PDC Weltmeisterschaft dabei. 2013 konnte er sein erstes Players Championship gewinnen. Er ist zunehmend beständiger geworden und hat sich inzwischen sicher unter den Top 16 der PDC etabliert.
Beim PDC World Cup ist Dolan seit der ersten Auflage Teil des Nord Irischen Teams, meistens ist sein Partner Michael Mansell. 2014 erreichte das Team seine bisher beste Platzierung - sie spielten sich bis in die Halbfinale, wo sie gegen den späteren Sieger Niederlande verloren, obwohl Brendan Dolan sein Einzel gegen Michael van Gerwen gewinnen konnte.






Brendan, du hast dein erstes Turnier im Alter von 12 Jahren gewonnen. Wie populär war der Dartsport damals in Nord Irland?

Lange nicht so populär wie heute. Heute wird sehr viel mehr Dart im Fernsehen übertragen und daher spielen auch sehr viel mehr Menschen Dart.

Wer waren denn deine Darthelden als du anfingst zu spielen?

Ich hatte nur einen: Jocky Wilson. Als ich noch klein war, hatte ich Probleme meine Darts bis zum Dartboard zu werfen und habe mir dann durchs Zuschauen sein charakteristisches "Schnalzen" beigebracht. Als ich größer wurde habe ich nicht mehr so geworfen, es war dann nicht mehr nötig.

Ist es wahr, dass sogar die Dart spielenden Kinder in Katholiken und Protestanten getrennt waren?

Nein, so war das nicht. Und das war auch einer der Gründe, warum ich mit dem Dart spielen angefangen habe - weil einem keiner nach seiner Religion fragte. Die spielte einfach keine Rolle.

Bist du der einzige Dartspieler in der Familie?

Nein, wir sind drei Brüder und wir spielen alle Dart. Mein jüngerer Bruder spielt heute nicht mehr so viel wie früher, aber wir sind alle sehr gut!!!

Du warst ein sehr erfolgreicher Jugendspieler - was passierte zwischen deiner Zeit als Jugendlicher und 2002, als du das erste Mal bei einem PDC Turnier auftauchtest?

Das stimmt - ich war wirklich sehr erfolgreich. Ich habe auch in diesen Jahren weiter gespielt. Ich bin kreuz und quer durch Irland gereist und habe gespielt und Turniere gewonnen. Ich glaube 2000 oder 2001 hat mich dann Peter Evison spielen gesehen - einer meiner Freunde hatte ihn mitgebracht - und Evison sagte zu mir, ich sollte doch zur PDC gehen.

Wie ist denn der Dartsport in Nord Irland organisiert? Ähnlich wie in England?

Es läuft ganz ähnlich wie in England. Der einzige Unterschied ist eigentlich, dass ich in England jeden Abend irgendwo spielen kann und in Irland nicht.

Wurdest du auch für das nordirische National Team nominiert?

Oh ja, ein paar Mal. Ich habe den World Cup in Australien mitgespielt und auch den Six Nations Cup.

In deinen ersten Jahren bei der PDC hast du nie den kompletten Circuit mitgespielt...

Das war für mich einfach zu teuer, das war ein finanzielles Problem.

Vor ein paar Jahren hat es für deine Karriere gar nicht gut ausgesehen aber dann hast du einen Sponsor gefunden?

Ja und außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon genug Geld verdient, um ein paar Jahre zu überbrücken. Alle meine Preisgelder fließen nur in die Finanzierung meiner Dartkarriere.

Wie schwierig ist es denn einen Sponsor zu finden und glaubst du, dass es für einen irischen Spieler noch schwieriger ist?

Ich glaube, in der gegenwärtigen finanziellen Situation ist es für Jeden sehr schwierig. Nicht allzu viele Menschen wollen da in einen Dartspieler investieren. Vielleicht ist es für einen Spieler aus Irland sogar ein bisschen einfacher, weil ein englischer Sponsor denkt, das könne ihm helfen, den irischen Markt zu erschließen.

Gibt es in Irland auch so eine Art Exhibition Circuit und spielst du selbst Exhibitions?

Ich spiele schon Exhibitions wenn man mich fragt. Aber nicht allzu viele, weil ich ja nur wenige Wochenenden im Jahr zuhause bin. Ich spiele auch nicht so gerne Exhibitions - da fühle ich mich so "ausgestellt".

Arbeitest du nebenher noch und was ist dein Beruf?

Nein, inzwischen bin ich Vollzeit Profi. Ich habe aber früher mit meinen Brüder zusammen gearbeitet und dadurch war es immer einfach für mich frei zu nehmen. Ich bin Schreiner und Maler.

Du musst eine Menge reisen wenn du den Circuit spielst, mehr als die englischen Spieler. Ist das ein Nachteil?

Ja, das kann man schon sagen. Es kostet sowohl mehr Zeit als auch mehr Geld. Während die englischen Spieler bei den kleineren Turnieren erst am Morgen anreisen können und direkt nach dem Ende wieder abfahren, muss ich immer einen Tag vorher anreisen und kann auch erst am folgenden Tag abreisen.

Es gibt ja nicht wirklich viele irische Spieler auf dem Circuit und auch nicht bei der Youth Tour. Warum?

Ich glaube schon, dass das in erster Linie finanzielle Gründe hat. Dabei gibt es tatsächlich jede Menge guter Spieler in Nord Irland und wir haben ja auch einige aufstrebende junge Spieler - wie zum Beispiel Daryl Gurney.

Wieviel trainierst du und was trainierst du?

Ich trainiere jeden Tag 1,5 Stunden und einmal in der Woche mit zwei Freunden 4 -5 Stunden. Ich trainiere nicht gerne, ich finde immer, das ist langweilig. Aber das Training mit meinen Freunden ist okay.

Was meinst du - ist es eher vom Talent oder von der harten Arbeit abhängig, ob man ein guter Dartspieler ist?

Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, dass es beide Arten von Spielern gibt. Ich bin mehr der Arbeiter während zum Beispiel Adrian Lewis oder Gary Anderson die Talente sind. Ich muss vor jedem Turnierspiel eine Weile trainieren, Gary kann fünf Minuten vor dem Spiel auftauchen und gewinnen. Aber ich glaube, dass man durch Training beständiger wird.

Hast du denn so etwas wie einen Trainingsplan?

Nein, nicht direkt. Ich wechsle beim Training ab - wie ich schon sagte, finde ich das Training sonst langweilig. Da sind immer nur das Board und ich. Eigentlich trainiere ich während eines laufenden Turniers am meisten.

Du scheinst sowohl ein guter Floor - als auch ein guter Bühnenspieler zu sein.

Zunächst hatte ich schon Probleme bei Floor Turnieren. Da gab es häufig vereinzelte, sehr laute Geräusche, die es mir schwer machten, mich zu konzentrieren. Seitdem keine Zuschauer mehr zugelassen sind, ist das für mich viel besser geworden.

Spielst du gerne auf der Bühne?

Oh ja, das liebe ich!!! Je mehr Zuschauer, umso mehr kann ich aufdrehen. Und der Lärm - damit habe ich kein Problem, wenn der Lärmpegel gleich hoch ist. Sonst gibt es schon manchmal Probleme..

War es ausschlaggebend für deinen Erfolg, dass du deinen Wurf verlangsamt hast?

Ich glaube, dass das auf jeden Fall den Ausschlag gegeben hat. Irgendwann fiel mir im Training auf, dass es besser läuft wenn ich langsamer werfe - und es funktioniert wirklich!

War der Wechsel schwierig?

Es war sehr schwierig...

Und fällst du manchmal noch in ein schnelleres Tempo zurück?

Das kommt schon noch manchmal vor - vor allem, wenn ich gegen schnelle Werfer spiele.

Hast du denn außerhalb des Dartsports noch Hobbies und Interessen?

Eigentlich nicht - zumindest im Augenblick nicht. Früher habe ich ja Fussball und gälischen Fußball gespielt, aber dafür bin ich nicht mehr fit genug. Aber ich will wenigstens bald wieder mit dem Laufen anfangen!














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