Interview mit Pär Riihonen

Pär Riihonen ist einer der "Exoten" auf der PDC Pro Tour, einer der wenigen nicht aus Großbritannien oder Holland stammenden Spieler, die den kompletten Circuit mitspielen.
Er ist der erste schwedische Spieler, der den Circuit mitspielt und im Interview erfährt man, dass das nicht unbedingt ganz leicht ist und zu dem noch ziemlich teuer.
Trotzdem würde er sich jeder Zeit wieder zu diesem Schritt entscheiden...




Pär - Schweden war einmal eine bedeutende Dartnation und unter den Gründungsmitgliedern der WDF, Stefan Lord war wirklich einer der Großen des Dartsports. Wie ist das denn heute?

Heute ist Schweden bezüglich des Dartsports nur noch ein Schatten seiner selbst. Der nationale Dartverband hat immer weniger Mitglieder und tut überhaupt nichts dagegen. Die eine große Ausnahme ist der Frauendartsport, die Frauen sind wirklich sehr gut. Unsere Top Frauen erzielen eigentlich immer gute Ergebnisse, aber die Männer enttäuschen im Allgemeinen. Manchmal hat einer ein gutes Ergebnis, aber das kommt sehr selten vor.

Wie schätzt Du denn die anderen schwedischen Dartspieler ein - wer ist der Beste?

Das kann ich nicht einschätzen.

Ist Dart spielen ein verbreitetes Hobby in Schweden?

Nicht mehr. Wir hatten früher in nahezu jedem Pub Dartboards und jede Menge Leute, die dort spielten und es gab auch zahlreiche Neueinsteiger. Aber die Zeiten sind vorbei.

Kann man Darts in Schweden im Fernsehen sehen?

Nur ganz selten - meistens wird Darts über das Internet verfolgt.

Bist Du der erste schwedische Spieler, der sein Glück beim PDC Circuit versucht?

Ja, vor mit hat das noch keiner gemacht.

Spielst Du dann im Augenblick nur PDC?

Nein, wenn ich zuhause bin und Zeit habe spiele ich auch lokale Turniere in Schweden.

Was ist für Dich der größte Unterschied zwischen dem BDO Circuit und dem PDC Circuit?

Der PDC Circuit ist sehr viel professioneller und die Spieler sind wesentlich besser.

Was war der Grund aus dem Du Dich entschieden hast den PDC Circuit zu spielen?

Ich wollte sehen, wie gut ich werden kann und da ist es am besten, wenn man gegen die allerbesten Spieler spielt.

Wie teuer kommt Dich das denn - was kostet Dich so ein Pro Tour Wochenende?

Das ist schon sehr teuer, so ein normales Wochenende kostet mich rund 700 Euro. Ich denke besser nicht darüber nach, was ich für das ganze Jahr hinlegen muss.

Hast Du irgendeine Art von Sponsor?

Ja, in geringem Umfang. Zum Beispiel unterstützt mich A 180 Darts ein bisschen. Und dann habe ich noch ein paar private Sponsoren - das hilft auch etwas weiter. Aber im Großen und Ganzen zahle ich alles selber. Das ist am Anfang wirklich nicht leicht. Sollten das also irgendwelche Leute lesen, die daran interessiert sind, einen schwedischen Spieler zu sponsern - lasst es mich wissen....

Würde sich denn ein Sponsor im Hintergrund positiv auswirken?

Auf jeden Fall! Mit einem guten Sponsor im Hintergrund könnte ich mich ganz aufs Dart spielen konzentrieren und müsste nicht immer Sorgen machen, wo ich Geld für den nächsten Monat herbekommen soll, um Rechnungen und Essen zu bezahlen. Und ob ich überhaupt zu den nächsten Turnieren fahren kann.

Wie finanzierst Du denn dann die Pro Tour? Arbeitest Du unter der Woche?

Einmal durch die Sponsoren, dann mit Hilfe meiner Ersparnisse und mit geliehenem Geld. Die letzten beiden Jahre konnte ich wegen Schulterproblemen nicht arbeiten; ich hatte fünf Operationen in den letzten zwei Jahren. Drei an meinen Schultern und zwei an einem Finger, die glücklicherweise an der linken Hand. Jetzt suche ich wieder nach Arbeit, aber es ist nicht einfach zur Zeit einen neuen Job zu finden. Hoffentlich kann ich bald ein Vollzeit Profi werden.

Hängt Deine Schulter -Verletzung irgendwie mit dem Dart spielen zusammen - ist es so eine Art Überanstrengung?

Nein, das hat mit dem Dartsport nichts zu tun. Wenn man körperlich schwer arbeitet und auch viel trainiert, und das habe ich seit meiner Kindheit getan, bekommt man einfach irgendwann körperliche Probleme.

Was ist denn Dein Beruf?

Während der letzten Jahre hatte ich meine eigene Elektriker - und Baufirma, ich musste sie ja dann wegen meiner Schulterprobleme aufgeben. Und vorher war ich IT Berater.

Ist es schwierig unter der Woche zu arbeiten und am Wochenende zu spielen?

Jetzt arbeite ich ja nicht, aber ich glaube es ist schon schwierig im Dartsport einen Vollzeitjob und das Dartspielen unter einen Hut zu bekommen. Deshalb suche ich auch nach einem Teilzeit-Job, aber da verdient man eigentlich nicht genug Geld. Deshalb denke ich auch, dass man, wenn man wirklich im Dartsport groß herauskommen möchte, einen guten Sponsor braucht.

Wie lange dauert eine Reise nach England für Dich?

Wenn man direkt nach England fliegen kann, dauert der Flug zwei Stunden. Meistens muss ich aber unterwegs umsteigen und dann dauert es vier bis sechs Stunden und dann noch ein paar Stunden mit dem Zug bis zum Austragungsort.

Wie sind denn die Flugverbindungen von Schweden nach England und gibt es da auch Billigflieger?

Manchmal kann ich Billigangebote nutzen, das sind dann fast immer auch Direkt Flüge. Das spart dann Geld und Zeit.

Und bist Du meistens alleine unterwegs oder triffst Du Dich mit anderen Spielern irgendwo unterwegs?

Meistens bin ich alleine unterwegs, weil ich der einzige Schwede auf der Tour bin. Meine Freundin begleitet mich so oft wie möglich, aber sie kann nicht immer mitkommen, das wäre ja auch zu teuer. Ab und zu teile ich mir die Hotelzimmer mit anderen Spielern um Kosten zu sparen. Und manchmal ist es ja auch nett, wenn man Gesellschaft hat!

Ist England verglichen mit Schweden teuer, wenn man die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Reise vergleicht?

Ich glaube nicht, es scheint heutzutage mehr oder weniger gleich zu sein, es hängt davon ab, aber die Pint Bier ist in England meistens billiger - das gefällt mir!

Wie schwer ist es im Pro Circuit zu bestehen? Wie gut sind denn all die Spieler?

Die Spieler sind sehr gut. Ich mag es, dass alle Spiele die Du spielst, gegen gute Spieler sind und dass Du wirklich eigentlich gegen jeden und immer fokussiert sein musst.

Bisher ist Dir der große Durchbruch noch nicht gelungen - was denkst Du, woran das liegt?

Meine ersten fünf Monate 2009 liefen eigentlich gut, ich habe ein paar Board Finals gewonnen und mich für das UK Open Finale qualifizieren können. Aber dann fing meine rechte Schulter wieder an Probleme zu bereiten und ich musste mich im August 2009 noch einmal operieren lassen. Ich bin immer noch dabei mich zurückzukämpfen. Aber ich habe es jetzt beinahe geschafft, ich brauche nur mehr Selbstvertrauen, ich spiele wieder gut und denke, dass es bald soweit sein wird. Also hatte ich gleich zu Beginn in der PDC Pech und es wäre auch ohne alle diese Problem schwer genug gewesen. So gesehen hatte ich eigentlich, wenn ich alle Fakten berücksichtige, keine so schlechte Zeit und es kann jetzt nur noch aufwärts gehen.

Denkst Du, Du bist trotz allem in dieser Zeit besser geworden?

Ich habe mich auf jeden Fall als Dartspieler weiter entwickelt. Ich bin viel beständiger geworden und spiele meistens auf einem höheren Niveau.

Würdest Du es also als positive Erfahrung werten?

Ganz bestimmt, das Beste, was ich in Darts jemals getan habe war, der PDC beizutreten und ich hoffe, dass ich lange Zeit dabei sein werde.

Und würdest Du Dich wieder so entscheiden?

Ja und ich hoffe, dass ich lange dort bleiben kann, dass mein Körper mitmacht!

Ist nach Deiner Erfahrung bisher die regelmäßige Teilnahme am Circuit eher etwas für britische Spieler? Ist es schwieriger, wenn Du nicht in Großbritannien lebst?

Es ist auf jeden Fall viel einfacher wenn man in Großbritannien lebt und ich glaube, wenn Du keinen guten Sponsor hast, musst Du dorthin umziehen. Einmal weil es wesentlich billiger ist und dann auch, weil Du einfach viel mehr Gelegenheit zum spielen hast und auch um mit anderen guten Spielern zu trainieren. Es wäre schon einfacher, wenn Du in Holland wohnen würdest, auch dort würdest Du Geld sparen und es wäre leichten ein guter Spieler zu werden. Für uns alle, die in anderen Ländern und weit weg wohnen, ist das viel schwieriger.

Was glaubst Du denn, was passieren wird, wenn die Tour Card eingeführt wird? Wird es dann noch schwieriger für die nicht britischen Spieler?

Ich glaube schon. Das liegt schon daran, dass sich der Dartsport so sehr auf die britischen Spieler konzentriert, sie sind die Besten und sie sind ja auch bei weitem in der Überzahl. Sie haben die meisten Austragungsorte und die besten Möglichkeiten.

Solltest Du Dich nicht über das Ranking für die Tour Card qualifizieren wirst Du dann an der Qualifying School teilnehmen?

Ich bin davon überzeugt, dass ich das über das Ranking schaffe, ich habe überhaupt noch nicht über die Qualifying School nachgedacht.

Was könnte wohl die PDC tun, dass die nicht britischen Spieler bessere Chancen haben?

Ich denke, es müsste ganz oben mehr internationalen Einfluss geben. Heutzutage dreht sich ja alles nur um die britischen Spieler und alle Verträge werden überwiegend für sie abgeschlossen. Ich denke, sie sollten jemanden einstellen, der sich um die internationalen Spieler kümmert und für sie die besten Flüge herausfindet oder auch mit den Hotels verhandelt und solche Dinge.

Wie steht es mit der Kameradschaft zwischen den Spielern - spielt sie eine wichtige Rolle oder erledigt man seinen Job und geht dann getrennte Wege?

Ich denke, das ist so wie an anderen Arbeitsplätzen auch. Mit den meisten kommt man aus, dann gibt es die, mit denen Du richtig befreundet bist und auch solche, die Du einfach links liegen lässt.

Was denken denn die Profis über Phil Taylors Dominanz? Ist das frustrierend oder motivierend?

Phil Taylor ist einfach der allerbeste. Er war gut für den Dartsport und hat eine wichtige Rolle gespielt, darin, dass sich das alles bis heute so entwickelt hat. Aber das ist wie in jedem anderen Sport nicht so positiv, wenn ein einzelner Sportler eine Sportart zu lange dominiert. Ich denke, damit das Interesse sowohl der anderen Spieler als auch der Zuschauer auf Dauer aufrecht erhalten werden kann, sollten die Turniere offener und weniger vorhersehbar sein.

Glaubst Du, man kann von ihm etwas lernen?

Es kann ganz bestimmt Jeder etwas von ihm lernen.

Kannst Du Dir vorstellen, wie er das fertigbringt? Arbeitet er härter, ist er perfektionistischer als andere, hat es etwas mit psychologischer Kriegsführung zu tun oder ist er eben einfach ein Phänomen?

Ich denke schon, dass er ein Phänomen ist, das gibt es ja in anderen Sportarten auch, dass einer eben besser als alle anderen ist. Es ist wohl eine Kombination aus Training, all der Unterstützung, die Du bekommst und Deinen eigenen Fähigkeiten. Und am wichtigsten sind schon die Fähigkeiten - einige haben eben gerade das Quäntchen mehr, das sie zu den Besten der Besten macht. Es ist vollkommen egal was Du alles unternimmst - sie oder er wird immer besser als der Rest sein. Wenn Du Dir andere Sportarten anschaust wirst Du sehen, dass es das dort auch gibt, auch wenn die Dominanz nicht so groß ist, wie die von Phil, aber auch sie haben dominiert und sind eben gerade das kleine bisschen besser gewesen.

Hast Du denn überhaupt Zeit zum trainieren?

Im Augenblick habe ich genug Zeit dafür.

Und was und wie viel trainierst Du?

Heute trainiere ich mindestens zwei Stunden am Tag. Ich versuche so viel wie möglich zu trainieren, aber ich muss dabei wirklich konzentriert sein, sonst bringt es gar nichts. Besonders viel trainiere ich Finishing und spiele auch gegen den Computer, das macht den wesentlichen Teil meines Trainings aus. Daneben versuche ich einfach beständiger zu werden.

Wie schätzt Du Deine Fähigkeiten ein und glaubst Du, dass Du immer besser und besser werden kannst?

Ich glaube, dass ich an meinen guten Tagen schon auf einem sehr hohen Niveau spiele. Und natürlich kann ich noch ein viel besserer Spieler werden und daran arbeite ich. Hartes Training, Konzentration und Glauben an Dich selbst - das ist der Schlüssel.

Wann hast Du den mit dem Dart spielen angefangen und wie kam es dazu?

So zu Beginn der 90er Jahre. Ich bin mit einem Arbeitskollegen in Stockholm mitgegangen und war sofort davon angetan.

Wird in Schweden mehr Steel-Dart oder mehr E-Dart gespielt?

Ich habe gehört, dass im südlichen Schweden sehr viel E-Dart gespielt wird, aber ich weiß nicht wie viele Spieler es gibt oder wie groß die Organisation ist.

Hast Du selber auch schon E-Dart gespielt?

Ich habe es ein paar Mal in San Francisco ausprobiert, aber in Stockholm gibt es das überhaupt nicht. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es wahrscheinlich auch spielen.

Was waren bisher Deine größten Erfolge?

Dass ich mich zwei Mal für das UK Open Finale qualifizieren konnte und dass ich die schwedische Meisterschaft gewonnen habe.

Tust Du etwas für Deine körperliche Fitness?

Bevor meine Schulterprobleme anfingen habe ich Tischtennis gespielt. Im Augenblick mache ich gar nichts.

Was fasziniert Dich denn am Dartsport?

Wie bei allen Sportarten: dass man versucht so gut wie möglich zu werden. Daneben noch, dass eigentlich Jeder Dart spielen kann. Und dass man rund im die Welt nette Leute treffen kann.

Wofür interessierst Du Dich neben Darts noch?

Reisen, Kunst, kreativ zu sein in jeder möglichen Art und Weise. Ich mache gerne Homepages, ich fotografiere gerne - alles Künstlerische und kreative!

Wie würdest Du Dich selber charakterisieren?

Engagiert, dickköpfig, jede Menge starker Wille, mit einem Temperament wie ein Blitz - erst ist alles ruhig und plötzlich explodiert es. Für meine Freunde tue ich alles und alle anderen kümmern mich nicht.










Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum