Abschied

Am Sonntagmorgen wurde ich durch Sonnenschein geweckt. Ja, wirklich!!! Ich konnte es selbst kaum glauben. So konnte ich den kurzen Weg vom Premier Inn zum danebenliegenden Pub, indem es das Frühstück gibt, tatsächlich ohne Regenjacke zurücklegen!!!. Während sonst beim Frühstück eher wenig los war, war der Pub an diesem Morgen mehr als gut gefüllt. Ich habe keine Ahnung woher die Gäste auf einmal alle kamen. Seltsamerweise sah ich aber während der ganzen Tage nie einen Dartspieler beim Frühstück, obwohl einige im Hotel übernachteten.
Nach dem Frühstück machte ich noch einen kurzen Spaziergang. Gleich hinter dem Hotel fängt nämlich schon die "freie" Natur an - da gibt es mehrere Bauernhöfe mit Pferdeweiden - es ist richtig idyllisch.
Dann folgte noch der obligatorische Einkauf und schon begann der letzte Tag der UK Open mit den Viertelfinalen.

Über Nacht war auch die Nebenbühne verschwunden. Alle Spiele wurden jetzt auf der Hauptbühne gespielt. Es standen noch mehr Tische und Stühle im Saal, der aber auch im Final Tag nicht komplett ausverkauft war. Man sah mehr kostümierte Leute als an den vorangegangenen Tagen, da hatte es kaum Verkleidungen gegeben. Jetzt, wo nur noch auf der Hauptbühne gespielt wurde, durfte man während der Spiele nicht mehr irgendwo in der Nähe der Bühne stehen. Sobald der Walk-on vorbei war wurde man aufgefordert, sich hinzusetzte. Heute am letzten Tag gab es dann auch einen richtigen Walk-on, mit Musik und Walk-on Girls (Sarah Tunnicliffe und Nicola Cowell). Die Stimmung war allgemein gut. Viele hofften auf ein Finale zwischen Dave Chisnall und Phil Taylor, wobei die Meinung darüber, ob Chisnall oder Taylor gewinnen würde, geteilt war.

Aber zunächst einmal standen am Nachmittag die vier Viertelfinale auf dem Programm und die ersten Überraschungen ließen nicht auf sich warten.
Als erstes bezwang der in diesen Tagen nicht aufzuhaltende Robert Thornton Wes Newton, der sich schon Hoffnungen gemacht hatte, auch dieses Jahr ins Finale einziehen zu können. Dann warf Dave Chisnall den letzten Niederländer, Raymond van Barneveld, aus dem Turnier, der einfach seine Doppel nicht treffen konnte und auf der Bühne fast verzweifelte. Phil Taylor schlug souverän Terry Jenkins, obwohl Jenkins die bessere Doppelquote hatte. Und Denis Ovens setzte sich problemlos gegen Jamie Caven durch und stand wie in den zwei vorangegangenen Jahren in den Halbfinalen der UK Open. Allerdings war ziemlich klar, dass er im Halbfinale gegen Phil Taylor krasser Außenseiter sein würde.

Noch einmal war Pause, auch im Presseraum. Ich unterhielt mich mit John Gwynne, übersetzte Spielberichte, stärkte mich und schaute Wrestling im Fernsehen. Ja Sky Sport zeigte tatsächlich Wrestling. Erst zur zweiten Halbzeit wurde dann auf das Fußballspiel zwischen Italien und Spanien umgeschaltet. Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand Wrestling mit Begeisterung verfolgte, hatte aber den Eindruck, dass die Erleichterung groß war, als auf Fußball gezeigt wurde.

Schließlich setzte die Musik wieder ein und mit ihr die Hektik im Presseraum, wo inzwischen auch der Speedy Hire Chef eingetroffen war, der ja am Ende dem Sieger die Trophäe überreichen sollte.

Das erste der Halbfinale wurde deutlich von Phil Taylor gewonnen, Denis Ovens, dessen Rückenproblemen, mit denen er seit Ende letzten Jahres am zu kämpfen hat, sich als Thoracic-outlet-Syndrom heraustellten, hatte wie erwartet keine Chance. Das zweite Halbfinale hingegen verlief vollkommen überraschend - Robert Thornton ließ sich auch von Dave Chisnall nicht aufhalten und zog ins Finale der UK Open ein.
Es folgte eine kurze Erholungspause, auch für Robert Thornton. Dann begann das Finale zwischen Thornton und Taylor - ein Finale, das wohl keiner vorhergesehen hatte. Noch weniger freilich hatte man das Ergebnis des Finales vorhersehen können. Zunächst schien alles nach Plan zu verlaufen. Dann aber tauchte plötzlich ein gestörter Fan auf der Bühne auf, der aber umgehend von den Sicherheitskräften, die ansonsten eher wenig zu tun gehabt hatten, aus dem Saal entfernt wurde. Phil Taylor zeigte sich deutlich mehr beeindruckt, als Robert Thornton und traf auf einmal seine Doppel nicht mehr, während Thornton ungerührt weiter sein Spiel durchzog und seinen Vorsprung immer weiter vergrößern konnte. Nach jeder Pause dachte man, Taylor würde wieder zurückfinden ins Spiel, aber der Faden war beim ihm gerissen und sein schottischer Gegner hatte keine allzu große Mühe das Spiel für sich zu entscheiden.

Allzu lange hielt ich mich nach dem Finale nicht mehr im Presseraum auf, in dem sich doch inzwischen allgemeine Ermüdung breit machte. Während in der großen Halle bereits die Bühne abgebaut wurde, machte ich mich ausgepowert auf den Weg ins Hotel. Es war ein wirklich tolles Turnier gewesen. Ich hatte sehr viele gute Spiele gesehen und einen vollkommen unerwarteten Sieger sowie einen "menschliche Schwäche" zeigenden Phil Taylor. Ich freue mich, dass Denis Ovens wieder in den Halbfinalen stand und dass es ihm wieder besser geht. Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel wichtiger es doch ist, sauber auszumachen als nur einen hohen Durchschnitt zu erzielen. Und seine Trefferquote auf die Doppel war durchaus beeindruckend - sie lag auf das ganze Turnier umgerechnet auf über 40 Prozent und es waren durchaus auch einige High Finishs dabei.

Am nächsten Morgen konnte ich vollkommen unerwartet noch einen letzten Blick auf den Sieger werfen. Ich stand bereits am Bahnhof und wartete auf meinen Zug zum Flughafen, als ein Taxi angefahren kam, aus dem Robert Thornton mit seiner Frau stieg. Sie gingen mit ihrem Gepäck über die Überführung auf den gegenüberliegenden Bahnsteig, bestiegen den gerade anhaltenden Zug und fuhren Richtung Glasgow davon..











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