World Matchplay 2017 - 2

Nichts als Dart
Der zweite World Matchplay Tag war der erste wirklich sonnige und warme Tag, den ich dieses Jahr in Blackpool erlebte. Am Freitag, als ich ankam, regnete es in Strömen und ich war klatschnass in meiner Unterkunft angekommen. Am Samstag Vormittag war es immer noch bedeckt und ziemlich windig, was mir erst auffiel, als ich von einem langen Spaziergang Richtung Fleetwood entlang der Promenade zurück kam, da hatte ich nämlich auf einmal kräftigen Gegenwind. Und ich hatte es schon auf meine gute Kondition geschoben, als ich auf dem Hinweg so gut vorangekommen war. Am Sonntagvormittag wachte ich bereits bei Sonnenschein auf und die Sonne schien auch noch nach dem Frühstück, als ich in den Katakomben der Winter Gardens verschwand. Schade!!! Hoffentlich würde am Montag auch wieder die Sonne scheinen, da hätte ich wenigstens etwas davon, während ich den ganzen Sonntag im künstlichen Licht des Winter Gardens zubringen würde.

In die Nachmittags Session des Sonntags hatte man solche Spiele gepackt, die nicht so interessant zu werden versprachen bzw. an denen keine absoluten Topspieler teilnehmen würden und tatsächlich waren nach der Nachmittagssession drei von vier gesetzten Spielern aus dem Turnier ausgeschieden. Als ersten traf es Jelle Klaasen. Möglicherweise ist seine Verletzung noch nicht vollständig ausgeheilt, auf jeden Fall zeigte er lange keine so gute Leistung wie vor seiner Operation und ein langsam wieder in Form kommender Justin Pipe nahm das Geschenk gerne an. Es war von beiden Spielern keine herausragende Vorstellung - weder von den Durchschnitten noch von der Trefferquote auf die Doppel, aber Pipe gewann verdient mit 10:5.

Es folgte das Spiel zwischen Cristo Reyes und Robert Thornton - Thornton rackerte sich ab, aber Cristo Reyes ist im Augenblick einfach zu stark, nahezu brillant und so war das Spiel ausgesprochen einseitig und Reyes Sieg vollkommen ungefährdet. Immerhin konnten wir bei der Gelegenheit wieder einmal John Gwynne kommentieren hören, der für den Nachmittag aus Manchester herüber gekommen war. Wenn Reyes weiter so spielt, wird er noch einigen Spielern Kopfzerbrechen bereiten.

Dann stand das heiß umkämpfte Spiel zwischen Benito van de Pas und Daryl Gurney auf dem Programm. Die beiden Nachwuchsspieler machten es spannend. Erst war Gurney der bessere Spieler, dann hatte van de Pas einen Lauf, konnte aber nichts dagegen machen, dass Gurney ein Comeback startete, zum 9:9 ausglich und schließlich mit den nötigen zwei Legs Vorsprung 11:9 gewinnen konnte. Wenn man die Durchschnitte anschaut war der Sieg absolut verdient, während die Doppelquote beider Spieler doch sehr viel Luft nach oben ließ. Da wird sich Gurney steigern müssen, wenn er noch weiter kommen möchte.

Den Abschluss der Nachmittags Session machte das Spiel zwischen Mensur Suljovic und John Henderson - ebenfalls kommentiert von John Gwynne - das wieder eine einseitige Angelegenheit war. Henderson spielte am Anfang so schwach, dass man sich wirklich fragte, wie er sich denn für das Turnier hatte qualifizieren können. Suljovic musste sich nicht besonders anstrengen, um am Ende mit 10:4 zu gewinnen. Er selbst spielte ordentlich, aber keinesfalls überragend.

John Gwynne verabschiedete sich in der Pause in Richtung auf ein Cricket Dinner, zu dem er eingeladen war und der Presseraum leerte sich, während die Sky Sport Mitarbeiter in der Halle daneben ihr Abendessen bekamen. Es schien Lachs zu geben. allgemein stieg aber die Spannung und die Frage, ob Phil Taylor bei seinem letzten World Matchplay überhaupt die erste Runde überstehen würdet, wurde diskutiert, ohne dass man zu einem abschließenden Ergebnis kam. Es wurde immer wieder erwähnt, dass es für Taylor doch sehr gefühlsbetont sein und man überlegte, wie Price wohl auf die zu erwartenden Geräuschkulisse reagieren würde. Natürlich war der Veranstaltungsraum ausverkauft.

Als ich dann den Presseraum verließ, um ein paar Bilder von Beginn des Spiels zwischen King und chisnall zu machen, eilte King an mir vorbei in den Presseraum, keine Ahnung, was er vergessen hatte, aber es war ihm reichlich spät eingefallen. Draußen auf der VIP Empore unterhielt sich Gerwyn Price in aller Seelenruhe freundschaftlich mit Kyle Anderson - sonderlich angespannt wirkte er vor seinem Spiel gegen Taylor nicht.

Dann begann die Abend-Session mit einem abwechslungsreichen Spiel zwischen Dave Chisnall und Mervyn King, dass von King nicht unbedingt hochklassig war, auch wenn er ziemlich lange mithalten konnte. Irgendwann im 18. Leg fiel King dann ein Dart auf den Boden und als er sich bückte, fuhr es ihm ins Kreuz hatte man den Eindruck. Als er sich wieder aufrichtete, war sein Gesicht Schmerz verzogen - und das war es dann für ihn. Aber da stand es ohnehin schon 9:7 für Chisnall, für King wäre es schwer geworden, das Spiel noch für sich zu entscheiden.

Und dann war es endlich soweit - für Phil Taylor begann sein letztes World Matchplay, allerdings sollte das Spiel gegen Price noch nicht sein letztes Spiel bei diesem Turnier werden. Taylor hatte es eilig und begann bereits auf der Bühne seine Practice Darts zu werfen, während noch seine Walk-On Musik lief - er hatte auch keine Zeit für Smalltalk oder um mit den Zuschauern zu schäkern. Bis zum 5:5 lagen die beiden Spieler ständig gleichauf und keiner der beiden konnte sich absetzen. Price spielte gut und warf sogar ein 170er Finish als Antwort auf ein 151er Finish von Taylor. Dann war auf einmal für ihn der Wurm drin und Taylor gelang es immer weiter davon zu ziehen auch Dank seiner recht guten Trefferquote auf die Doppel. Am Ende gewann Taylor mit 10:5. Ob er wirklich ganz zufrieden mit sich war glaube ich nicht, aber wenigstens hatte er die erste Klippe aus dem Weg geräumt.

Gleich im Anschluss - im Spiel zwischen Joe Cullen und Raymond van Barneveld ging es dann um Taylors Gegner in der zweiten Runde. Der Niederländer erwischte den besseren Start ins Spiel und konnte seine Führung immer weiter ausbauen. Dann wachte Cullen auf einmal auf und konnte seinen Rückstand etwas abbauen, aber nie ausgleichen oder gar selbst in Führung gehen. Van Barneveld konnte das Comeback abwehren und gewann mit 10:8.

Bereits während des Spiel van Barneveld v Cullen hatte ich den Eindruck, dass der Emperess Ballroom etwas leerer geworden war, beim letzten Spiel waren dann bereits viele Zuschauer nach Hause gegangen und während beim Walk-on von Taylor um die Bühne drangvolle Enge herrschte, hatten sich die Reihen beim Walk-on von Huybrechts und Norris deutlich gelichtet- Taylor war eindeutig die Hauptattraktion der Abendsession gewesen. Kim Huybrechts machte seinem Spitznamen Hurricane alle Ehre und ließ in den ersten drei Legs Norris überhaupt nicht zum Zug kommen. Dann aber war der Hurricane bereits vorbei - Norris konnte ausgleichen und selbst in Führung gehen während Huybrechts gar nichts mehr gelang. Erst als es schon zu spät war, konnte er noch ein paar Legs gewinnen, aber eine Sieg von Norris nicht mehr verhindern und schied auch bei seinem sechsten World Matchplay bereits in der ersten Runde aus. Für mich schaute es stark danach aus, als würden sich Norris und Huybrechts nicht besonders gut verstehen. Auch kurz bevor Huybrechts von der Bühne verschwand, musste er Norris noch etwas mit auf den Weg geben - freundliche Worte waren das eher nicht.

Es war ein langer Darttag gewesen und Presseraum und Winter Gardens leerten sich ziemlich schnell. Draußen war es immer noch trocken und verhältnismäßig warm und ein bunter Blackpool Tower blinkte über der ruhigen Innenstadt.











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