Dart und grünen Männer

Wie ich in einem früheren Artikel bereits berichtete, wird in England im November immer an die große Pulververschwörung durch Guy Fawkes erinnert. Dieses Jahr habe ich dann erlebt, wie man daran erinnert - sobald es dunkel wird fängt es draußen an zu knallen.
Mein Hotelzimmer war nicht ganz richtig ausgerichtet, aber trotzdem konnte ich erkennen, dass es sich bei der Knallerei um diverse, stundenlange Feuerwerke handelte. In England nennt sich das "Firework Season" und laut Zeitung geht es nie ohne Verletzte ab.

Feuerwerk hat in England schon eine sehr lange Tradition und alles begann mit den Freudenfeuern, die man Ende Februar entzündete, um das Ende des Winters zu feiern. Teil dieser Freudenfeuer war es später dann auch, dass die Kinder einen "Guy" bastelten und Holz für das Feuer sammelten, auf dem er verbrannt werden sollte. Wer den schönsten Guy gebastelt hatte und das meiste Holz gesammelte hatte wurde mit Geld dafür belohnt - früher mit Pennies, denn das Ganze nannte sich "Penny for the Guy" - und für dieses Geld kaufte man sich Feuerwerkskörper. Möglicherweise wurden zur Zeit unserer und der britischen Vorfahren tatsächlich Menschen auf diesen Feuern geopfert, die dann irgendwann durch lebensechten "Guys" ersetzt wurden.
Im 13. Jahrhundert hat ein englischer Mönch das Schießpulver bei seinen Experimenten "entdeckt" (die Chinesen allerdings schon Jahrhunderte früher). Schon bald erkannte man auch in England, dass man es nicht nur zum Schiessen verwenden konnte - 1486 wurde es zum ersten Mal auch für ein Feuerwerk eingesetzt um eine königliche Hochzeit zu feiern. Die englischen Könige liebten Feuerwerk und hatten unter ihren Bediensteten auch einen eigenen "Fire Master". Vielen dürfte die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel bekannt sein, die zu so einem königlichen Feuerwerk komponiert und gespielt wurde. Auch der Dichter Shakespeare erwähnte in einigen Stücken Feuerwerk, mit dem er seine ganz eigene negative Erfahrung gesammelt hat - durch einen verirrten Feuerwerkskörper brannte sein Londoner Globe Theater bis auf die Grundmauern nieder.

Wie aber kommen nun die erwähnten "Grünen Männer" ins Spiel? Bis heute wünscht man in England den Feuerwerkern vor einem Einsatz "Stay Green"! statt "Viel Erfolg" oder "Viel Glück". Das hängt mit der in England bekannten Figur des "Grünen Mannes" zusammen, einer mystischen Frühlingsfigur, die ganz in sprießende grüne Zweige gehüllt war und ein Symbol für die sich erneuernden Kräfte der Natur und die Fruchtbarkeit war. Man glaubte daran, dass ein Pyrotechniker geschützt sei, wenn er grüne Zweige um sich wickelte, bis er wie ein wandelnder Baum aussah. Überwiegend wurden Kopf und Hände so geschützt. Das war nur zum Teil Aberglaube, das feuchte Grünzeug wirkte tatsächlich isolierend gegen Flammen und Funken und verhinderte, dass man durch den Funkenflug zu einer lebenden Fackel wurde. Die grünen Männer führten oft auch Paraden von Feuerwerkern an, die so eine Art Knallfrösche in die Menge warfen. Bis heute hat sich der Bridgwater Carnival erhalten, bei dem Männer Stangen in den Händen halten, an deren Ende sich Feuerwerkskörper befinden, die dann angezündet werden.. Da kann man nur wünschen "Stay Green"!

Allen, die darauf gehofft haben, bei diesem Titel mehr über Michael van Gerwen zu erfahren kann ich schon versprechen, dass er auch noch auftauchen wird.
Glücklicherweise hielt die Knallerei aber nicht die ganze Nacht an, so dass ich am nächsten Vormittag doch einigermaßen ausgeschlafen und bei typischem Grand Slam Wetter (also bei strömendem Regen) in der Civic Hall auftauchte. Dort hatte sich der Presseraum auf Kosten der Spieler Lounge etwas erweitert und es waren deutlich mehr Leute anwesend als im Presseraum der BDO während der Winmau World Masters. Ich konnte sie allerdings nicht alle identifizieren.

Bis dann die Internetverbindung stand und ich einigermaßen eingerichtet war, ging das Turnier auch schon los. Kim Huybrechts und Terry Jenkins gewannen wenig überraschend ihre Spiele, etwas überraschender fand ich dann schon den problemlosen Sieg von Vincent van der Voort gegen Robert Thornton, der nicht ins Spiel fand und auch seine Doppel nicht traf, was seinem Gegner doch einige Chancen eröffnete. Im folgenden Spiel fing Ronny Huybrechts gut an und Alan Norris zeigte sehr viel Nerven. Als er 2:0 hinten lag, hatte er sich dann gefangen und drehte das Spiel. Allerdings hatte er sich noch nicht so zurecht gefunden, dass er seine üblichen 180er Salven abschießen konnte. Vielleicht werden wir das in seinen weiteren Spielen noch erleben können.
Dann kam mit Keegan Brown der amtierende Jugendweltmeister der PDC auf die Bühne, der sehr unsicher wirkte und auch sehr unsicher spielte, während sein Gegner Dave Chisnall einen wirklich großen Auftritt hatte. Es folgte der Auftritt des "Grünen Mannes" Michael van Gerwen, der gegen den unbeeindruckt aufspielenden Wildcard Qualifikanten Darren Webster in große Schwierigkeiten geriet. Möglicherweise hatte er ihn als Gegner einfach nicht ernst genug genommen. Aber der Qualifikant übernahm zunächst einmal die Führung und der Grüne Mann musste ziemlich Gas geben, um ihn doch noch abzufangen und das Spiel gewinnen zu können.
Raymond van Barneveld spielte lange nicht so gut, gewann aber eindeutig gegen Robbie Green. Den Abschluss des Nachmittags bildete dann auch die größte Überraschung des ersten Tages: Adrian Lewis, der einmal mehr unkonzentriert und sicher auch irgendwie zu lässig spielte, verlor gegen den Debütanten Rowby John Rodriguez. Rodriguez hatte am Anfang reichlich unsicher gewirkt, fasste aber immer mehr Zutrauen zu seinem können, weil Lewis einfach zu viele Fehler machte, zu unbeständig spielte und einfach seine Doppel nicht auf Anhieb traf. Dadurch hatte Rodriguez ziemlich viele Chancen. Zunächst wirkte er so, als könne er das gar nicht recht glauben, aber er wurde im Verlauf des Spiels immer mutiger und gewann verdient.

Der Abend begann dann mit dem Spiel zwischen Andy Hamilton und Christian Kist, die sich zunächst beide ins Spiel hinein tasteten, bevor sich dann Kist als eindeutig überlegen zeigte. Stephen Bunting hatte dann gegen seinen ehemaligen BDO Kollegen Wesley Harms keinerlei Probleme, der junge Niederländer ist momentan einfach nicht in Form, dass hatte man schon bei den World Masters sehen können. Dann wurde es spannend - das Spiel zwischen Mervyn King und Tony O'Shea war extrem eng. Am Ende setzte sich Mervyn King mit 5:4 durch. Peter Wright hatte deutlich weniger Probleme - Brendan Dolan konnte in diesem Spiel einfach nicht aufdrehen. Möglicherweise hatte der Ire aber auch einiges an Konzentration verloren, bis das Dartboard endlich richtig hing und das Spiel losgehen konnte.
Gary Anderson war zwar nicht bombensicher auf seinen Doppeln, aber doch sicher genug um Dean Winstanley zu überrollen. Richie George hatte gegen einen bestens aufgelegten Phil Taylor überhaupt keine Chance - mal sehen wie sich Taylor in den nächsten Spielen präsentiert. Simon Whitlock begann recht stark und ließ dann ebenso stark nach oder wurde einfach Michael Smith im Laufe des Spiels immer stärker? Auf jeden Fall war es eine recht einseitige Angelegenheit und Smith dominierte. James Wade war ebenfalls richtig gut drauf und Jamie Caven konnte nicht wirklich mithalten.

Es war ein richtig guter Tag mit einigen wirklich sehr starken Leistungen gewesen - ich bin schon auf die zweiten Gruppenspiele gespannt!






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