Die Kirche der Journalisten
In diesem Jahr begann meine Weltmeisterschaft mit einem Weihnachtsgottesdienst in der Kirche der Journalisten und der Medien. Die Kirche hatte ich
absichtlich besucht, in den Gottesdienst war ich dabei zufällig geraten.
Eigentlich ganz logisch, dass es so etwas in London auch gibt - auch die Medien brauchen ein spirituelles Zentrum. Und da die Kirche schon einige 100
Jahre auf dem Buckel hat, ist in London ebenfalls klar, dass sie von Christopher Wren erbaut wurde, der nach dem großen Stadtbrand in London 1666 in
der Londoner Innenstadt 51 Kirchen wieder aufbaute.
St. Bride's in der Fleet Street ist eine davon, nicht unbedingt die bekannteste und wahrscheinlich auch eine, die von vielen Touristen oft übersehen
wird, da sie in einer Nebenstraße der Fleet Street versteckt ist.
Zur Zeit des Londoner Stadtbrands 1666 stand schon einige Jahrhunderte ein Vorgänder der Wren'schen St. Bride's Kirche an gleicher Stelle. Wie alt
die Kirche tatsächlich war, fand man allerdings erst bei Ausgrabungen in den 1950er Jahren heraus, als die Kirche, die durch die deutschen Luftangriffe
im zweiten Weltkrieg ziemlich zerstört worden war, wieder aufgebaut werden sollte. Man wusste damals schon, dass die Kirche eine Krypta hatte, die als
Begräbnisort genutzt worden war, aber erst bei den Ausgrabungen stellte sich heraus, dass bereits zu Zeiten der Römer um 43 nach Christus an dieser
Stelle eine Art Andachtstädte zu finden war. Allerdings ist sie erst viel später zur Kirche der Journalisten geworden, bei den Römern und bis viele
Jahrhunderte später ging es um eine heilige Quelle, die auch bei den Krönungsfeierlichkeiten der englischen Könige eine Rolle spielte, bis sie um 1830
versiegte.
St Bride (auch unter dem Namen St. Brigid bekannt) war eine irische Nonne, die zwischen 453 und 525 lebte und in ganz Europa für ihre Frömmigkeit bekannt
war. Schon zu ihrer Lebenszeit wurde sie als Heilige verehrt. Möglicherweise wurde die erste Steinkirche, die im 6. Jahrhundert auf den römischen Ruinen
errichtet wurde, noch von ihr selbst begründet.
Die Kirche wurde in den folgenden Jahrhunderten immer wieder umgebaut. Durch ihre Lage zwischen Westminster,
der königlichen Stadt und gleichzeitig Regierungssitz, und der City of London, dem Handelszentrum, hatte sie einige Vorteile. Rund um die Kirche siedelten
sich im Laufe der Zeit immer mehr Geistliche an, denen die City einfach zu teuer war. Mit den Geistlichen kamen auch Schrift und Buchkunst in die Straßen
um St.Bride. 1501 zog dann einer von William Caxtons Buchdruckerlehrlingen, ebenfalls aus finanziellen Gründen, mit seiner Druckpresse mit beweglichen
Lettern in den Kirchhof von St.Bride. Andere Buchdrucker zogen nach, ebenso wie Schriftsteller und Tagebuchschreiber der damaligen Zeit - damit war das
Londoner Pressezentrums rund um die Fleet Street geboren und die Kirche St.Pride wurde zu "seiner"Kirche. Noch vor dem großen Feuer von London forderte
die Pest auch unter den Gemeindemitgliedern von St.Bride 1665 zahlreiche Opfer, da die ärmeren Leute nicht die Mittel hatten, die Stadt zu verlassen.
Nach dem Pestsommer, bei dem in London über 100 000 Menschen starben, folgte im nächsten Jahr das Große Feuer von London.
St. Bride wurde im Gegensatz
zu St. Pauls komplett zerstört, wurde aber als eine der ersten Kirchen wieder aufgebaut und 1675 wieder eröffnet. Der Turm allerdings wurde erst 1703
fertig gestellt. Er ist einer der höchsten Kirchtürme Wrens und diente, wie man sich bis heute erzählt, als Vorlage, für die allererste mehrstöckige
Hochzeitstorte, die ein Bäcker aus der Fleet Street für seine Hochzeit backte. 1702 wurde die aller erste regelmäßige Tageszeitung in der Fleet
Street gedruckt, viele andere folgten - alle in der Fleet Street oder den umliegenden Straßen hergestellt. Durch die Druckindustrie kamen auch die
Intellektuellen, Schauspieler und Künstler in die Gegend. Alles was Rang und Namen hatte war in den Kaffeehäusern der Gegend zu finden. Im zweiten
Weltkrieg 1940 wurden St Bride und die umliegenden Straßen durch deutsche Bombenangriffe zerstört. Erst 1954 konnte man die Kirche wieder aufbauen
- nach den Originalplänen von Christopher Wren . Die Jahre zuvor hatte man bei Ausgrabungen römische Mauerreste und zahllose menschliche Skelette
gefunden. 1957 konnte war die Kirche fertig und nahm und ihren Dienst als Kirche der Presse und der Journalisten wieder aufnehmen.
Ab den 1970er
Jahren ersetzte so langsam der Computerdruck die alten Druckmethoden und viele der Zeitungen verließen die Fleet Street. Die Kirche ist aber bis
heute die Kirche der Journalisten und der Medien geblieben, wenn auch inzwischen auch viele andere Berufszweige in der Gemeinde vertreten sind.