PDC Weltmeisterschaft 2017 - 4

Dart und noch mehr Dart oder Platt und Platt
Der vierte Tag der Weltmeisterschaft dämmerte trüb heran, es war allerdings nicht mehr so neblig wie am Tag zuvor. Am Muswell Hill war schon einiges los und die Leute hier in England scheinen genauso in Hektik zu geraten wenn Weihnachten näher rückt, wie das bei uns in Deutschland der Fall ist. Der Presseraum hingegen blieb auch an diesem Tag ruhig, dabei würde doch am Abend Phil Taylor auf der Bühne stehen. Aber vielleicht würde es ja noch voller. John Gwynne gesellte sich für den Tag zum Kommentatoren Team, er wird auch am 23. Dezember noch einmal dabei sein. Mark Dudbridge, Neukommentator, wirkte am zweiten Tag seiner neuen Laufbahn schon deutlich weniger aufgeregt.
Das Photographen Podest direkt neben den Fernsehkameras an der Bühne hatte ich auf jeden Fall erst einmal für mich, das habe ich bisher bei keiner Weltmeisterschaft erlebt. Auch am Sonntag war die Halle gut gefüllt, nur wenige Plätze ganz außen an den Seitentribünen waren frei.

Wieder begann der Tag mit einem Vorrundenspiel, das aber ziemlich belanglos war. Der englische Debütant Kevin Simm gewann gegen den philippinischen Debütanten Gilbert Ulang und trifft im letzten Spiel des Nachmittags auf Ian White. Er dürfte keine echte Herausforderung für White darstellen.

Zum zweiten Spiel kamen Chris Dobey und Justin Pipe auf die Bühne. Dobey ist ein viel versprechender Nachwuchsspieler und er hat mit seiner Leistung beim Grand Slam beeindruckt. Von Justin Pipe hingegen hat man im letzten Jahr nicht viel gehört, außer, dass er wie er selbst sagte, familiäre Probleme gehabt habe, jetzt aber an seiner Rückkehr arbeite. Bei der Weltmeisterschaft ist ihm das noch nicht ganz gelungen, obwohl er ein ordentliches Spiel zeigte, aber in einigen Situationen hat ihn das Glück in Stich gelassen. Er wirkte schon ziemlich bedrückt, als er von der Bühne ging, obwohl er eigentlich keinen Grund dazu hatte. Dobey aber beeindruckte erneut, sein Weg führt weiter nach oben.

Mark Webster im dritten Spiel hatte auf jeden Fall Grund zur Freude, denn er schlug seinen Gegner mit Joe Murnan mit 3:0, ein deutliches Ergebnis, das Webster selbst auch darauf zurückführte, dass er einfach auch deutlich mehr Erfahrung auf der Weltmeisterschaftsbühne hat als Murnan. Webster war mit einem neuen Walk-on auf die Bühne gekommen und meinte, er hätte demnächst auch ein neues Shirt, bei dem die Spinne dann am Rücken in der Mitte sitzen würde. Wie Webster einräumte, hat er in diesem Jahr nicht immer viel trainiert, sondern sich stattdessen oft der Familie gewidmet. Auf die Weltmeisterschaft hat er sich dann aber intensiv vorbereitet und er hofft natürlich, dass er noch etwas weiter kommt. Dass sein nächster Gegner Mensur Suljovic ist beeindruckt ihn nicht so besonders. Eher schon, dass er dann in den Viertelfinalen auf Michael van Gerwen treffen würde.

Der Nachmittag ging mit Ian White und Kevin Simm zu Ende, die auf eine gemeinsame Vergangenheit bei der BDO zurückblicken können. Die größte Überraschung bei diesem abschließenden Spiel war, dass auch Ian White auf einmal mit Brille spielt, aber er versicherte, dass er es nicht nur macht, weil Anderson und Whitlock jetzt Brille tragen, sondern weil er damit besser sieht. Gestern Abend hat er wohl beim Training mit Brille einen Neun-Darter geworfen. Simm spielte gegen White eindeutig besser als in seinem Vorrundenspiel, vielleicht lag es mit daran, dass er seinen Gegner kannte. Dass er verlor lag auf jeden Fall nicht an den 180ern, er traf zwei mehr als Ian White, nämlich vier. Aber seine Doppelquote war in seinen beiden Spielen nicht besonders, 25 Prozent können einen Profi wie White nicht wirklich gefährden.


Tatsächlich wurde der Presseraum während der Pause etwas voller - rund 5, bis 6 Leute kamen neu dazu, darunter auch einige Fotografen. Und zumindest beim Walk-on war das Podest auf einmal voll. Allerdings stoßen die Spieler der Vorrunde nie auf großes Interesse und so waren die meisten Fotografen auch gleich wieder verschwunden. Auf der VIP Seite im Publikum hatte sich inzwischen auch Dragumir Horvat niedergelassen. Auch Jugendweltmeister Corey Cadby war wieder da, um seinen Landsmann Platt zu unterstützen. Neben ihm saß jemand, der wie ein Double von Platt aussah, das dürfte wohl Platts Bruder sein.
Der Australier Platt spielte gegen den Engländer John Bowles und wenn auch die Durchschnitte der beiden und auch die Doppelquoten sehr ähnlich waren, so wirkte Platt doch irgendwie stärker und konnte auch das erste Set gewinnen. Bowles hatte dann im zweiten Set die Nase vorne und steigerte seinen Durchschnitt auf knapp über 90, legte aber bei seiner Trefferquote auf die Doppel nicht zu. Und das entschied das Spiel auch am Ende, denn Bowles konnte nicht Schluss machen und David Platt traf ein 156er Finish zum Sieg. Auf jeden Fall war es aber eines der guten Vorrundenspiele!

Auch das Spiel zwischen Daryl Gurney und Jermaine Wattimena entwickelte sich überwiegend durch Daryl Gurney zu einem guten Spiel, wobei Gurney allerdings an seiner Trefferquote auf die Doppel noch etwas arbeiten muss. Gegen stärkere Spieler als Wattimena sind 30 Prozent etwas niedrig. Gurney sicherte sich ohne Probleme die ersten beiden Sets. Im dritten Set war dann auf einmal Jermaine Wattimena aufgewacht und spielte ein Set lang wirklich gut. Aber schon das nächste Set ging wieder an den weiter auf hohem Niveau spielenden Gurney, der mit einem verdienten 3:1 Sieg in die nächste Runde einzog.

Der Walk-on des dritten Spiels brachte überraschendes zum Vorschein: nicht nur die Tanzmädchen auf der Bühne, auch John Michael kann Sirtaki tanzen. Da wollte sich auch Alan Norris nicht lumpen lassen. Zunächst schaute es danach aus, als hätte die körperliche Anstrengung vor allem Alan Norris erschöpft, der in den ersten beiden Sets gegen John Michael keine gute Figur machte. Dann aber hatte der Grieche eine Schwächephase und warf reihenweise Scores von um die 50, 60 Punkte und Norris machte wieder Boden gut und konnte zum 2:2 ausgleichen. Inzwischen drehte das Publikum so langsam durch - es wurde so laut, dass ich Zweifel hatte, ob irgendjemand im Saal den Caller noch verstehen konnte. Aber viele schienen ohnehin eher daran interessiert ihre Gesänge zu grölen und warfen keinen Blick mehr auf die Bühne. Im letzten Set rappelte sich Michael noch einmal auf, aber es reichte nicht mehr, um Norris noch zu gefährden, der das Spiel mit 3:2 gewinnen konnte.

Die ganze Halle schien sich zum Spiel zwischen Phil Taylor und David Platt am Walk-on versammelt zu haben, so dass es zu Drängeleien und auch ersten körperlichen Auseinandersetzungen kam. Im VIP Bereich hatten wieder Corey Cadby und Platts Bruder Platz genommen. Bei Taylors Walk-on waren sämtliche Handys im Einsatz um wenigstens ein Zipfelchen von Taylor abzubekommen, der von Anfang an klar machte, wie der Hase zu laufen hatte und die ersten beiden Sets problemlos gewinnen konnte, obwohl Platt ordentlich spielte. Die Sicherheitskräfte hatten inzwischen alle Hände voll zu tun Besucher aus der Halle zu entfernen - es ist wirklich erschreckend, welche Ausmaße das in diesem Jahr angenommen hat. Die Spieler auf der Bühne spielten davon unbeeindruckt das Spiel zu Ende, das ein souveräner Taylor ohne größere Probleme mit 3:0 und einem Durchschnitt von fast 102 gewinnen konnte.

Alles in allem war es ein sehr guter Dart - Tag gewesen mit mit unterhaltsamen und interessanten Spielen. Es wäre noch erfreulicher gewesen, wenn mehr Zuschauer den Spielern auf der Bühne Respekt und Aufmerksamkeit entgegen bringen würden, schließlich handelt es sich hier um eine Sportveranstaltung, sogar eine Weltmeisterschaft, und für die Teilnehmer ist das wie bei anderen Sportarten auch ein sehr wichtiges Ereignis...













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