PDC Weltmeisterschaft 2017 - 6

Christmas Pudding...und Darts
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die meisten Leser zwischen diesen beiden Themen keine Verbindung sehen. Aber man kann tatsächlich eine herstellen, wenn man unbedingt will. Das beweist euch der folgende Artikel!!! Um diese Zeit des Jahres wird in allen Lebensmittelläden Großbritanniens "Christmas Pudding" angeboten, etwas, was man sonst auf der Welt mit Ausnahme mancher ehemaliger englischer Kolonien kaum findet. Die englische Spezialität ist ein fester Bestandteil des englischen Weihnachtsessens und stammt aus dem Mittelalter. Manchmal wird der Christmas Pudding auch als "Plum Pudding" bezeichnet, obwohl in ihm zwar Trockenfrüchte, aber keine Pflaumen zu finden sind. Der nicht besonders bekömmliche Nachtisch wird aus Trockenfrüchten, Eiern und Rindertalg hergestellt und mit vielen weihnachtlichen Gewürzen gewürzt. Ein weiterer Bestandteil ist Alkohol, der für die lange Haltbarkeit des Puddings ausschlaggebend ist, der bis zu einem Jahr lang "gereift" sein kann. Zum Süßen wird Melasse oder schwarzer Rübensirup hinzugefügt, der für die dunkle Farbe verantwortlich ist. Die Zutaten, vor allem auch die Gewürze, waren zur Zeit der Entstehung der ersten Christmas Puddings Luxusgüter - wer sich einen Christmas Pudding leisten konnte, gehörte also auch der besseren Gesellschaft an. Der Pudding wird stundenlang gekocht oder im Dampf gegart und dann mit einem Stechpalmenzweig in der Mitte serviert. Man kann ihn flambieren, mit Butter oder Eiscreme essen oder einfach nur mit Puderzucker bestreuen.

Um den Pudding ranken sich einige mittelalterliche Mythen - zum Beispiel, dass er 13 Zutaten haben müsse, die Christus und die zwölf Apostel repräsentieren oder dass jedes Familienmitglied ihn von Ost nach West umrühren müsse. Der Christmas Pudding hat verschiedene "Vorfahren", die auch nicht unbedingt an Weihnachten gegessen wurden. Erst im 19. Jahrhundert kam diese enge Verbindung zustande und er wurde im der Kolonialzeit zum Zeichen der Einheit des britischen Empire, auch deshalb, weil das offizielle Rezept Zutaten aus den verschiedensten Kolonien umfasste - australische Johannisbeeren, Rosinen aus Südafrika, Äpfel aus Kanada etc (und???, wird die Verbindung so langsam klar???). Manchmal wurden und werden auch Glücksymbole in den Pudding mit eingearbeitet.

Nicht nur den Christmas Pudding exportierten die Engländer in ihre ehemaligen Kolonien bzw. importierten die Zutaten von dort, mit dem Dartsport war es genauso. Und so stand am sechsten Abend der Weltmeisterschaft mit Simon Whitlock ein Spieler aus diesen ehemaligen Kolonien auf der Bühne. Einen Südafrikaner und einen Kanadier haben wir in diesem Jahr auch schon gesehen. Aber ich fange mit dem ersten Spiel an und dem späteren Gegner des Australiers.

Im Vorrundenspiel des Abends stand der Debütant Dragumir Horvat als erster deutschsprachiger Spieler auf de Bühne. Horvat hatte sich als Sieger der Bulls Super League Germany qualifiziert und sein Gegner war Boris Koltsov, der Sieger der russischen Qualifikation, der bereits Erfahrung im Alexandra Palace hatte. Es war insgesamt eines der schwächeren Vorrundenspiele und die Durchschnitte kamen über 77 nicht hinaus. Horvat war zu Beginn der nervösere Spieler und verlor das erste Set. Dann bekam er seine Nerven aber besser in den Griff und konnte am Ende mit 2:1 gewinnen und das mit einer Trefferquote auf den Doppeln von 22 Prozent. Wenn er gegen Whitlock eine Chance haben wollte, musste er sich also deutlich verbessern.

Als nächstes kamen Brendan Dolan und Christian Kist auf die Bühne. Dolan erschien in einem blau weißen Winter Shirt, aber die Flights waren leuchtend grün! Das Spiel war insofern überraschend, als sich Dolan beim Grand Slam noch ziemlich durchgemogelt hatte, jetzt aber ein wirklich gutes Spiel zeigte. Wie er nach dem Spiel meinte, ist ihm wohl inzwischen klar geworden, wie wichtig der Dartsport für ihn ist - und dass er auch die volle Unterstützung der Familie - Frau, Stiefkinder, Bruder etc - hat. Dolan gewann mit 3:1 und es war genau wie bei den anderen beiden Erstrundenspielen des Abends ein ziemlich einfacher und deutlicher Sieg.

Der in Großbritannien allgemein beliebte Raymond van Barneveld stand als nächster auf dem Programm und er spielte gegen Robbie Green. Das Spiel war aber nicht so langweilig, wie es der 3:0 Sieg van Barnevelds vermuten ließe, da auch Green ein ordentliches Spiel ablieferte, auch wenn er nicht allzu viel Chancen bekam und einige davon noch vergab. Das Spiel war schnell vorüber - und ich stellte fest, dass van Barneveld der bisher einzige Sieger war, der nicht großzügig seine Flights an die Zuschauer verteilte, noch nicht einmal einen einzigen davon. Stattdessen zeigte er seine Siegerpose. Wahrscheinlich wäre manchem ein Flight lieber gewesen...

Noch eindeutiger und noch schneller zu Ende war danach das letzte Spiele des Tages zwischen Simon Whitlock und Dragumir Horvat, der von den Scores her besser war als im Vorrundenspiel, dessen Trefferquote auf die Doppel sich aber auf 14 Prozent verschlechterte. Dazu kam, dass Horvat nicht so einhundertprozentig mit Whitlocks Rhythmus zurechtkam - er hätte gerne schneller gespielt und pendelte bei den eigenen Würfen zwischen schnell und langsam hin und her, was wahrscheinlich für seine Leistung nicht so gut war. Allerdings hätten an diesem Tag auch deutlich bessere Spieler Probleme gegen Whitlock bekommen - ein 98,70er Durchschnitt und eine Trefferquote von 60 Prozent auf die Doppel sind schon ziemlich schwer zu knacken.

Der Abendsession war sehr schnell vorüber und wir kamen alle endlich einmal etwas früher in unsere jeweiligen Unterkünfte. Allerdings hatte ich während dieser kurzen Spiele auch kaum etwas an der Seite arbeiten können und so wurde es zumindest für mich dann doch wieder ein langer Abend.













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