UK Open 2017 - Tag 3

Rebellen
Wenn man schon Rebellen und Rebellionen spricht, kommt einem im Zusammenhang mit den Dartsport natürlich der Split in Darts, aus dem die PDC hervorgegangen ist in den Sinn. Tatsächlich stammen gleich mehrer der daran beteiligten Rebellen aus der Gegend von Minehead. Einer davon wird bis heute von seinen Dart Kollegen als eine Art "Verräter" betrachtet - Mike Gregory.
Gregory, 1956 in Bath geboren, spielte seit 1983 bei der BDO. 1984 war er zum ersten Mal bei einer BDO Weltmeisterschaft dabei.1990 stand er zum ersten Mal im Halbfinale, 1992 gar im Finale und verlor gegen Phil Taylor, ein von vielen immer noch als bestes Dartspiel aller Zeiten angesehenes Match. Gregory hatte sogar Darts auf das Doppel zum Sieg. Den Weltmeistertitel konnte er nie gewinnen, aber diverse andere im Fernsehen übertragene Turniere der 1980er und frühen 1990er Jahre. Auch die News of the World Championship konnte er zwei Mal gewinnen.

Als sich 1992/93 eine Reihe von Dartspielern von der BDO trennten, weil die Anzahl der im Fernsehen übertragenen Turniere wegen des Imageproblems des Sport immer mehr zurückging und es für die Spieler immer schwieriger wurde sich mit dem Dart spielen ihren Lebensunterhalt zu verdienen, spalteten sich 16 der Top Spieler von der BDO ab, gründeten eine eigene Organisation (die PDC) und versuchten neue Turnier im Fernsehen unterzubringen. Einer dieser Spieler war auch Mike Gregory, der das erste der Turniere, die Lada UK Masters, gewinnen konnte. Chris Johns kehrte als erster der Spieler zur BDO zurück, Gregory folgte bald darauf, eine Entscheidung, von der er seine Kameraden nicht in Kenntnis gesetzt hatte, was diese ihm nie verziehen haben. Bis 1995 war Gregary noch recht erfolgreich bei der BDO, dann wurde seine Form immer schlechter und er zog sich vom Circuit zurück. Er spielt auch heute noch County Darts und Exhibitions, wirklich ausgesöhnt hat er sich aber mit seinen früheren Freunden, die der PDC treu geblieben sind, nicht.

Die Viertelfinale der UK Open stellten sich als genauso eng heraus, wie ich es erwartet hatte, da alle acht Spieler sich auf ungefähr dem gleichen spielerischen Niveau bewegen können.
Alan Norris hatte es im ersten Spiel mit Kim Huybrechts zu tun und erspielte sich zwei Mal einen Vorsprung von zwei Legs. Aber Huybrechts ließ nicht locker und glich immer wieder aus, bevor er auf 9:8 davon zog. Dann hatte der Belgier einen Matchdart auf die Doppel 16, den er aber vergab. Norris konnte ausgleichen und war auch zu Beginn des entscheidenden Legs der Stärkere. Erst dann hatte Huybrechts seinen Fehlwurf überwunden und er hatte noch einmal einen Matchdart, dieses Mal auf das Bullseye, aber sein Wurf landete knapp in der einfachen fünf. Norris stand bereits auf 60 Punkten Rest, die er sicher ausmachte. Der Sieg von Norris entsprach sicherlich dem Spielverlauf und Huybrechts nahm die Niederlage ziemlich gefasst hin.

Es folgte Gerwyn Price gegen Ian White, ein Spiel das ähnlich dramatisch verlief. White war zwei Mal im Spiel einem Rückstand hinterher gelaufen und hatte sich schließlich aber einen 9:8 Vorsprung holen können. Price gelang es mit einer Doppel 18 auszugleichen. Im entscheidenden Leg hatte eigentlich White wieder die Oberhand und stand auf 20 Punkten Rest. Dann ließen ihn aber seine Nerven in Stich und er traf statt der Doppel 10 die Doppel 15, hatte sich damit also überworfen. Price hatte zu dem Zeitpunkt noch 160 Punkte auf seinem Konto, es war ihm aber klar, dass es seine einzige Chance auf den Sieg sein würde. Seine Nerven hielten dem Druck stand - er machte die 160 Punkte aus. Am Boden zerstört verließ White die Bühne, während Price feierte.

Dann stand Whitlock gegen Gurney auf dem Programm und vollkommen unerwartet geriet auch dieses Spiel zu einem Thriller, der ebenfalls erst in einem 19. Leg entschieden wurde. Von allen vier Viertelfinalen war es das einzige das zunächst von einem einzigen Spieler dominiert wurde - Whitlock führte bis zum 7:4 die meiste Zeit. Erst dann kam Gurney wirklich in Schwung und holte sich vier Legs in Folge. Whitlock gelang es noch zum 9:9 auszugleichen. Im entscheidenden Leg hatte Whitlock dann aber keine Chance mehr und Gurney holte sich in einem 12-Darter den Sieg. Gurney zeigte sich hoch emotional und brach in Tränen aus, er klammerte sich förmlich an einen verdatterten Whitlock. Wie Gurney nach dem Spiel erzählte, widmete er den Sieg einem erst vor kurzen verstorbenen Freund.

Viertelfinale Nummer vier zwischen Peter Wright und Raymond van Barneveld war das hochklassigste der Spiele und genauso eng wie die drei vorhergehenden. Gleich im ersten Leg warf jeder der beiden Spieler eine 180 und in den ersten sechs Legs lieferten sie sich ein Kopf-an-Kopf Rennen. Dann erspielte sich Wright zwei Legs Vorsprung, aber van Barneveld konnte wieder ausgleichen und selbst 8:7 in Führung gehen. In diesem Moment wurde in der Halle auf einmal alles schlagartig dunkel und die Fernsehübertragung brach zusammen. Anscheinend war ein Generator "explodiert". Den dazu gehörigen Knall hatte man lediglich in der Halle gehört, im Presseraum war nur auf einmal das Fernsehbild weg. Überraschend schnell war das Problem behoben und Spieler und Offizielle wurden aus der Zwangspause des Spiels zurückgeholt. In wie weit die Angelegenheit die Spieler beeinträchtigte kann ich nicht sagen, van Barneveld schien aber etwas den Faden verloren zu haben, während es Wright gelang noch einen Zahn zuzulegen und die nächsten drei Legs zum Sieg zu holen. Wright war ähnlich wie Gurney zu Tränen, gerührt es war aber keiner mehr da, an den er sich hätte klammern können, weil van Barneveld sofort von der Bühne verschwand und gleich noch in einem Tweet seinen Rücktritt vom Dartsport erklärte...Glücklicherweise hat er es aber nicht so ernst gemeint, sondern stand bei der Premier League in Glasgow wieder am Oche.

Nach dieser spannenden und emotionalen Nachmittag Session brauchten alle einschließlich der Spieler erst einmal eine Pause. Einige der noch im Turnier befindlichen Spieler verließen das Gelände, Peter "Snakebite" Wright holte sich ein Snakebite an der Bar, an manchen Stellen begann man schon mit dem Abbau. Das Wetter draußen hatte sich wieder einmal von Sonnenschein auf Regen verändert und man wurde auf dem Weg zwischen Presseraum und der großen Zelthalle, in der das Turnier stattfand, beinahe weggeblasen. Der Wind hatte im Laufe des Nachmittags auch die große Halle immer mehr ausgekühlt und die Zuschauer hatten sich zunehmend in ihre warmen Anoraks geflüchtet. Es war daher eine angenehme Überraschung, dass es nach der Pause auf einmal wieder wärmer und richtig angenehm war.

Die Abend Session begann mit dem ersten Halbfinale zwischen Alan Norris und Gerwyn Price. Es war ein sehr enges Spiel und keiner der beiden Spieler konnte sich einen deutlichen Vorsprung sichern - am Ende gewann Gerwyn Price und zog in das Finale ein - ein großer Erfolg für ihn, schließlich spielt er erst seit ein paar Jahren Dart.
Im zweiten Halbfinale hatte Gurney zu Beginn doch wohl Probleme mit seinen Nerven und spielte lange nicht mehr so stark wie gegen Simon Whitlock. Peter Wright hingegen war zumindest keine Nervosität an zu merken. Er spielte genauso souverän wie in den Spielen zuvor und zog mit einem 11:5 Sieg in sein drittes UK Open Finale ein. Gurney's Comeback kam einfach zu spät. Nach Ende des Spiels überredete Gurney Wright noch zu einem gemeinsamen Tänzchen über die Bühne.

Nach einer kurzen Unterbrechung ging es gleich mit dem Finale weiter. Price wirkte deutlich unsicherer als Wright, was sich vor allem auf sein Finishing auswirkte. Als er sich schließlich doch wieder im Griff hatte, war es zu spät - er konnte Peter Wright nicht mehr aufhalten, der sich als beständigster und bester Spieler des Turniers verdient seinen ersten TV Major Titel holte. Peter Wright kamen zum zweiten Mal an diesem Tag die Tränen.

Die UK Open waren in diesem Jahr ein Turnier mit vielen Überraschungen - die gleich am ersten Tag mit dem Nichtantreten von Michael van Gerwen begannen - wenn auch nicht unbedingt mit einem überraschenden Sieger. Durch das frühe Ausscheiden von Spielern wie James Wade, Adrian Lewis und Gary Anderson standen in den Viertelfinalen einige Spieler, die man nicht wirklich dort erwartet hatte, die aber zeigten, dass auch sie gute Darts spielen können. Wieder wurde mit Paul Hogan einer der Amateurqualifikanten zum Publikumsliebling und auch zum Favoriten-Schreck. Allerdings ist Hogan zwar ein Amateur aber eben auch ein sehr erfahrener und ziemlich erfolgreicher BDO Spieler. Wenig überzeugend waren in diesem Jahr die jungen Nachwuchsspieler, keinem gelang es sich bis in die Viertelfinale zu spielen. Auch die paar wenigen, nicht britischen oder niederländischen Spieler waren spätestens nach der vierten Runde alle ausgeschieden. Ein neuer Phil Taylor oder ein weiterer Michael van Gerwen scheinen nicht in Sicht zu sein. Ohne diese beiden entwickeln sich weitaus spannender Turniere, bei denen man sich nicht nur fragt, wer denn dieses Mal wohl der Finalgegner sein wird...












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