In diesem Jahr ist das Wetter eigentlich kein Thema, wenn auch am Vorabend des Turniers ein stürmischer Wind meine Fenster zum klappern brachte. Ansonsten ist es frühlingshaft mild und die Osterglocken blühen mit den ersten Kamelien um die Wette. Eigentlich wäre es das richtige Wetter für eine Wanderung. Schließlich führen durch bzw. beginnen in Minehead gleich zwei englische Fernwanderwege - der South West Coast Path und der Coleridge Way. Der South West Coast Path führt entlang der englischen Küste mit fantastischen Ausblicken rund um Land's End bis fast nach Bournemouth.
Der Coleridge Way hat mit der Landschaft nur indirekt etwas zu tun - er führt von Nether Stowey nach Lynmouth durch den Exmoor National Park und verbindet Orte, die für den englischen Dichter Samuel Taylor Coleridge von Bedeutung waren. Coleridge, 1772 - 1834, ist heute vor allem wegen seiner Gedichte berühmt, allerdings in Deutschland eher unbekannt. Er selbst
hat sich sehr für deutsche Literatur und Philosophie interessiert und bei einem ausgedehnten Besuch in Deutschland 1799 an der Universität in Göttingen Vorlesungen besucht. Sogar die deutsche Sprache hat er extra erlernt, Schillers Wallenstein und möglicherweise auch Goethes Faust ins englische übersetzt. In den Jahren 1797 und 1798 hat er in Nether Stowey gelebt. Der kleine Ort am Rande der
Quantock Hills, Englands erster "Area of Outstanding Natural Beauty", hat Reste eines eisenzeitlichen Forts aufzuweisen und war im Mittelalter eine Markstadt, in der vor allem mit Textilien und Töpferwaren gehandelt wurde. Auch die Normannen hatten dort ein Schloss errichtet, von dem allerdings so gut wie nichts
mehr übrig geblieben ist. Wenn man von Nether Stowey Richtung Lynmouth wandert, könnte man Minehead am dritten Tag der Stecken -Wanderung mit einem kleinen Umweg erreichen.
Ich wanderte am ersten Tag der UK Open allerdings nicht auf den Spuren des Schriftstellers sondern auf den Spuren
der Dartspieler und mein kleiner Umweg führte mich innerhalb von Minehead lediglich zum Supermarkt, da ein sehr
langer Darttag vor mir lag. Verglichen mit dem vergangenen Jahr war es dann im Butlin's mehr als voll und mehr
als warm und wir kamen nicht nur wegen des sicherlich aufregenden Turnierverlaufs sondern auch wegen der Hitze
ins Schwitzen. Meine gelegentlichen Frischluft Passagen zwischen den verschiedenen Bühnen waren in diesem Jahr
die reinste Erholung.Wie immer am ersten Tag war es mehr oder weniger unmöglich den Überblick zu behalten zumal
es weder im Reds mit der zweiten Bühne noch im Centre Stage mit den Bühnen 3 - 8 irgendwelche Informationen über
Spielstände gibt. Ich beschränkte mich also im wesentlichen darauf, ein paar der mir unbekannten Spieler zu
fotografieren, wobei ich sagen muss, dass Dartconnect für die Schreiber und auch zum Erfassen der Daten eine
feine Sache ist, aber für die Zuschauer denkbar ungeeignet, da man die Spielstände aus den hinteren
Zuschauerreihen unmöglich erkennen kann. Das war mit den alten Scoreboards etwas einfacher gewesen -
zumindest wenn die Schreiber leserlich schrieben...
Die drei verschiedenen Räume waren jedenfalls alle bestens besucht und die Stimmung war prächtig. Die erste
wirkliche Überraschung war das frühe Ausscheiden von Glen Durrant, aber ihm kommt glaube ich so ein Turnier,
bei dem die Zuschauer so dicht gedrängt und präsent an seinem Oche stehen, nicht gerade entgegen. Noch früher
freilich schied Rowby-John Rodriguez aus, nämlich gleich in der ersten Runde und es gab wohl auch ein paar
unschöne Szenen, die sein Ausscheiden begleiteten. Cameron Menzies schied ebenfalls nach der ersten Runde aus,
weil er zu spät den Weg an sein Board für sein zweites Spiel fand. so ist er aber einfach. Ich hatte mich noch
gewundert, dass ich ihm nach seinem Sieg über Wes Newton in der großen Arena über dem Weg lief, vielleicht hätte
ich ihn fragen sollen, was er da machte, aber da wäre es schon zu spät gewesen.
Auch die ersten beiden Deutschen Christian Bunse und Robert
Marijanovic, schieden gleich mit ihren ersten Spielen wieder aus. Gabriel Clemens
habe ich dann länger verfolgt gesehen, er hatte in Runde drei gar keine Probleme mit Zoran Lerchbacher. Eine Zeitlang
verfolgte ich auch das Spiel zwischen Kirk Shepherd und Bradley Brooks auf der Nebenbühne und das spannende Spiel
zwischen Michael Rasztovits und Conan Whitehead. Das erste Spiel auf der großen Bühne, von dem ich wirklich
viel mitbekam, war das Spiel zwischen Ricky Evans und Jose Justicia - das war eine ganz enge Angelegenheit und
ein wirklich gutes Spiel.
In der Abendsession war dann alles etwas übersichtlicher, da nur eine Runde gespielt wurde. Gerade bei den Centre
Stage Bühnen hatte man am Nachmittag überhaupt keinen Überblick, das wievielte Spiel welcher Runde wer gerade
spielte und wer möglicherweise bereits aus dem Turnier ausgeschieden war, zumal die Zuschauer so dicht standen,
dass man nur mit ein bisschen Glück wenigstens gerade noch ab und zu den Kopf eines der spielenden Spieler
erkennen konnte. Die Spiele der vierten Runde waren auch insgesamt länger und so konnte ich sehen, wie ein
unmotivierte van Barneveld gegen Simon Stevenson verlor und nach dem Spiel sofort von der Bühne verschwand,
ohne seinen Anhänger ein Abschieds -Selfie oder Abschieds-Autogramm zu gönnen. Gerwyn Price v Joe Cullen habe
ich ein bisschen verfolgt und den Anfang von Van Gerwen v King.
Wie immer war es auffällig, das van Gerwen nicht
unbedingt ein Publikumsliebling ist. Van Gerwen hatte von Anfang an Probleme, schien sich aber gerade wieder
etwas berappelt zu haben, als ich wieder einmal in die Centre Stages eintauchte. Es brauchte sehr lange, bis
ich wieder auftauchen konnte, da es auf der Ausgangstreppe einen Sturz mit anschließendem Sanitäter Einsatz gab
und niemand mehr hinein oder hinausgelassen wurde.Immerhin bekam ich so etwas mehr von den Spielen der Boards
3 - 8 mit. Es gab in dieser Zeit einige einseitige Spiele mit souveränen Siegen von Madars Razma, James Wade,
Kim Huybrechts, Jermaine Wattimena, Josh Payne und Jonny Clayton. Dann war die Treppe wieder frei und ich konnte
noch den Anfang des Lewis Spiels auf Bühne zwei sehen - das tatsächlich auch von einem Lewis, nämlich Jamie
Lewis, gewonnen wurde. Die letzten Centre Stage Spiele habe ich dann verpasst und damit auch Max Hopp und Gabriel
Clemens zweites Spiel. Vor dem letzten Spiel des Abends zwischen Mensur Suljovic und Peter Wright drängte sich
alles um die Hauptbühne, da alle anderen Spiele beendet waren. Inzwischen war auch Gary Anderson gegen Steve
Beaton ausgeschieden. Beaton habe ich schon lange nicht mehr so gut spielen sehen wie in dieser Partie und
Anderson war nach der Zwangspause vielleicht doch ein bisschen eingerostet, hat aber eigentlich auch selbst
gut gespielt. Peter Wright tat gegen Suljovic alles, aber es war an diesem Abend einfach zu wenig.
So ist
von den ganzen ehemaligen UK Open Siegern nach dem ersten Tag nur noch James Wade im Rennen. Alle Amateur
Qualifikanten sind bereits ausgeschieden. Die beständig beste Leistung des ersten Tages lieferte Jamie Hughes ab,
aber das will bei diesem verrückten Turnier, in dem wirklich die Auslosung zu einem wichtigen Faktor werden kann,
noch gar nichts heißen.
Zum Abschluss kam dann für mich dann doch noch einmal das Wetter ins Spiel - es regnete kräftig! Und so kam ich
tropfnass in meinem glücklicherweise nicht allzu weit entfernten Bed and Breakfast an. Aber wie überall in England
gibt es auch in dieser Unterkunft ein Tablett mit Tee, Kaffe, Milch, Zucker, ein paar Keksen und einem
Wasserkocher!!!