UK Open 2019 - Tag 3

Der dritte Tag der UK Open graute - im wahrsten Sinne des Wortes - und es stürmte und war auch nicht ganz trocken. Nicht so toll zum Wandern, aber als Coleridge im März 1798 unterwegs war, musste er auch in Lynton eine Pause in einem Inn einlegen, weil ein heftiges Gewitter über ihn hereinbrach. Trotzdem wanderten er und seine Freunde - Coleridge war an diesem Tag mit William Hazlitt, einem Schriftsteller Kollegen, und dem Bauernsohn John Chester unterwegs - an diesem Tag noch weiter bis ins Valley of Rocks. Das Valley of Rocks ist heute eine gut erschlossene Touristenattraktion. Damals muss es deutlich wilder und unwegsamer gewesen sein und in der Gewitterstimmung geradezu unheimlich. Die damaligen Wanderer mussten noch den steilen Anstieg von Lynmouth nach Lynton zu Fuß bewältigen. Heutzutage kann sich fahren lassen, denn der kleine Hafen Lynmouth verfügt über eine Attraktion, der ihn mit Lynton verbindet - die weltweit steilste und längste Wasserballastbahn, die bis heute ausschließlich durch Meerwasser bewegt wird. Es gibt sie allerdings erst seit 1890.

Lynmouth hat aber noch aus einem ganz anderen Grund Berühmtheit erlangt, wegen der so genannten Lynmouth Katastrophe, einer Flutkatastrophe, die sich im August 1952 ereignete. Damals hatte es 24 Stunden lang so heftig geregnet, dass die beiden Flüsse, die hier zusammen kommen, eine Geröll - und Schlammlawine in Bewegung setzten, die zwei Drittel der Ortschaft vernichteten und 35 Menschen den Tod brachte. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der Regen deshalb so stark war, weil die Royal Air Force Wolken geimpft hatte, um zu erproben, ob und wie man damit das Wetter zu militärischen Zwecken beeinflussen könnte. Eine offizielle Bestätigung für diese Gerüchte gibt es aber bis heute nicht.



Der Sturm am letzten Tag der UK Open hatte glücklicherweise zumindest in Minehead keine schwerwiegenden Folgen, auch wenn das Dach des Sky Pavillion über der Hauptbühne schon heftig in Bewegung geriet. Auch wirkte eigentlich keiner der Spieler, die an diesem Tag Niederlagen hinnehmen mussten so, als erlebte er eine Katastrophe und in der Abend-Session wirkten alle eigentlich nur noch müde.



Als erster schied in den Viertelfinalen Josh Payne aus, der sein Spiel gegen Rob Cross verlor. Payne spielte einen besseren Durchschnitt und eigentlich überhaupt ein bisschen besser als Cross, aber Cross spielte immer wieder einmal ein paar wirklich gute Legs und das reichte für einen 10:7 Sieg und den Einzug in die Halbfinale. Beide Spieler hatten in diesem Spiel eine hohe Trefferquote auf die Doppel.

Im zweiten Viertelfinale war dann Endstation für Steve Beaton. Smith wirkte im Vergleich zum Vortag erholter und schien auch vorübergehend nicht so unter Schmerzen zu leiden. Beaton hatte von Anfang an keine Chance und konnte sich nur ein einziges Leg holen. Dieses Viertelfinale war sehr schnell vorbei.


Auch Simon Stevenson, der sich ein paar mehr Legs sicherte als Beaton, war seinem Gegner Gerwyn Price nicht gewachsen, wobei Price bis zu diesem Zeitpunkt ohnehin die beständig besten Vorstellungen gezeigt hatte. Stevenson dürfte wahrscheinlich trotzdem nicht allzu enttäuscht gewesen sein - immerhin hatte er die Viertelfinale erreicht und auf dem Weg dorthin Kim Huybrechts, Raymond van Barneveld und Dave Chisnall geschlagen. Und das als die zu diesem Zeitpunkt Nummer 68 der Welt.



Im letzten Viertelfinale trafen dann zwei Spieler aufeinander, die man im Vorfeld des Turniers sicher nicht zu den Favoriten auf den Sieg gerechnet hatte, die aber beide im Verlauf des Turniers überzeugende Leistungen gezeigt hatten - Nathan Aspinall und Ross Smith. Smith wirkte etwas, als wäre bei ihm die Luft draußen und er verlor mit 6:10. Auch in diesem Spiel überzeugten beide Spieler mit ihrer Treffsicherheit auf den Doppeln.

In einer weiteren und letzten Auslosung wurden die Halbfinale ausgelost - es waren noch drei Top Ten Spieler und ein Außenseiter im Rennen.

Vor der Abendsession gab es eine längere Pause, aber dann ging es mit den Halbfinalen weiter und als erstes kamen Nathan Aspinall und Gerwyn Price auf die Bühne. Sicherlich ging Gerwyn Price als Favorit ins Spiel - schließlich hatte er das ganze Turnier über gut gespielt und er war auch erfahrener in dieser Situation, aber Nathan Aspinall wirkte eigentlich gar nicht nervös oder unsicher und fand sehr schnell ins Spiel. Er vergrößerte seinen Vorsprung ständig. Erst als ihm nur noch zwei Legs zum Sieg fehlten, geriet er etwas ins Schwimmen und Price kam immer näher heran. Seine ersten beiden Matchdarts verwarf Aspinall und es ging beim Stand von 10:9 für Aspinall in ein Entscheidungsleg. Price traf das Bullseye zum 10:10 nicht und Aspinall behielt überraschenderweise die Nerven. Er nutzte die Chance um mit der Doppel 14 alles klar zu machen und in sein erstes Fernsehfinale einzuziehen. Trotz seiner Niederlage schien sich Price aber mit Aspinall zu freuen und war ein sehr fairer Verlierer. Dadurch hat er sich sicher wieder viel an Sympathie zurückgewonnen. Die Pfiffe gegen ihn hatten ohnehin im Verlauf des Turniers immer mehr nachgelassen.

Das zweite Halbfinale war dann lange nicht so spannend. Für mich schaute es so aus, als hätte Michael Smith jetzt doch vor seinen Schmerzen kapituliert und wollte eigentlich nur noch, dass das Spiel schnell vorüber war. So hatte Cross keine allzu großen Probleme, ihn mit 11:7 zu schlagen. Smith hatte zwar immer wieder einmal einen guten Wurf, war aber lange nicht mehr so überzeugend und treffsicher wie in seinen vorherigen Spielen und humpelte noch stärker. Schade für Smith, wäre er nicht durch seine Verletzung so behindert gewesen, hätte er durchaus das Turnier auch gewinnen können. So aber war er im Halbfinale für Cross kein wirklich ernst zu nehmender Gegner mehr. Cross zeigte sich nach dem Spiel doch recht betroffen über Smith' Probleme, ganz einfach ist es ja nicht, wenn man genau weiß, wie beeinträchtigt der Gegner ist.

Und so hieß dann das überraschende Finale der diesjährigen UK Open Nathan Aspinall v Rob Cross - und das ganz ohne eine weitere Auslosung...

Viel Zeit hatten die Spieler nicht, um sich zwischen den Halbfinalen und dem Finale zu erholen. Vor allem Rob Cross nicht, der ja erst im zweiten Halbfinale gespielt hatte. Andrerseits war es aber auch ohnehin schon recht spät, man konnte also auch keine ewig lange Pause mehr einlegen.

Rob Cross kam im Finale nicht mehr so recht in Schwung und gab hinterher auch zu, dass er einfach ausgepowert war nach all den Spielen am Wochenende. Auch Aspinall war nicht mehr so gut, wie in den vorangegangenen Spielen, wobei es für ihn ja auch noch das allererste Major Finale war. So war dann das Finale nicht unbedingt der Höhepunkt des Turniers oder ein hochklassiges Spiel und darüber hinaus auch noch ziemlich einseitig. Cross kam immerhin noch einmal auf 4:5 heran, aber dann gelang ihm der Ausgleich nicht, obwohl er sechs Darts dafür Zeit hatte, und Aspinall konnte seinen Vorsprung mit einer Doppel 10 wieder vergrößern. Danach gewann Cross nur noch ein weiteres Leg und Aspinall konnte ohne große Mühe davon ziehen. Ganz am Ende gelang Aspinall dann aber doch noch ein magischer Augenblick - er warf ein 170er Finish zum Sieg und zum Titelgewinn. Allzu oft ist es in der Geschichte des Dartsports noch nicht vorgekommen, dass sich ein Spieler mit einem 170er Finish einen Turniersieg holte, Aspinall hat also auf jeden Fall verdient gewonnen! Und Cross schien sich genauso mit ihm zu freuen wie die ganzen Zuschauer und Aspinalls Großvater, der inzwischen bekannt war wie ein bunter Hund.
Nachdem Lawrence Lustig seine offiziellen PDC Bilder vom Sieger und Finalisten geschossen hatte, durften auch wir drei anderen Fotografen auf die Bühne und es wurde noch einmal für uns posiert.

Und schon waren die UK Open wieder Geschichte und die PDC war bereits wieder am Abbauen als ich mich auf den Heimweg machte. Immerhin stürmte es nur noch, war aber trocken. Mir ging es ähnlich wie den Spielern - ich war müde. Fast so müde als ob ich den in den letzten drei Tagen den gesamten Coleridge Way zurückgelegt hätte.











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