Van Gerwen oder...???


Auch am der letzten Tag der UK Open zeigte sich die Sonne. Der Frühstücksraum des Pubs war um einiges voller als die Tage zuvor und Adrian Lewis hatte sich in eine ruhige Ecke verzogen, wobei sein ein Frühstück ständig durch Fans unterbrochen wurde.

Ich machte auch an diesem Tag noch einen kurzen Spaziergang - am Vortag hatte ich nämlich erfahren, dass nicht nur die UK Open hier im Stadtteil Horwich ausgetragen werden sondern auch seit ein paar Jahren die Rad - und die Laufstrecke des Ironman UK durch Horwich führt. Direkt gegenüber dem Hotel ist dann am Kreisverkehr eine Verpflegungsstelle zu finden. Leider war die im Internet abgedruckte Landkarte nicht so, dass ich die Strecken wirklich identifizieren konnte, aber der Spaziergang machte trotzdem Spaß.

Im Reebok war an diesem Tag alles gespannt, wer wohl das Turnier gewinnen würde. Nach wie vor wurden Michael van Gerwen die besten Chancen eingeräumt, vor allem nachdem Phil Taylor am Vortag solche Schwierigkeiten gegen Brendan Dolan gehabt hatte. Dann waren ja auch noch Raymond van Barneveld, James Wade und Adrian Lewis im Rennen. Hamilton, Baxter und Wright wurden doch eher als Außenseiter gehandelt. Aber die Außenseiter erwiesen sich in den Viertelfinalen durchaus als stark - Raymond van Barneveld hatte gleich im ersten Spiel ziemlich mit Ronnie Baxter zu kämpfen. Der Holländer hatte zu Beginn ziemlich dominiert, aber Baxter wollte nicht so einfach aufgeben und spielte sich mit fünf Leggewinnen in Folge selbst in Führung. Jetzt war Holländer van Barneveld plötzlich unter Zugzwang. Im entscheidenden Leg hatte Baxter dann einen Matchdart und vergab.Raymond van Barneveld stolperte über die Ziellinie und stand in den Halbfinalen.

Dann spielte Andy Hamilton gegen James Wade. Und tatsächlich hatte auch in diesem Spiel der Außenseiter die Nase vorne nachdem er seine Anlaufschwierigkeiten überwunden hatte. Hamilton war einfach sicherer beim Ausmachen als James Wade und so zog Hamilton als zweiter Spieler in die Halbfinale ein.

Michael van Gerwen v Phil Taylor war natürlich das Spiel, auf das alle gewartete hatten. Bis zum 5:5 lagen die Spieler gleich auf, dann aber konnte der junge Holländer trotz eines ähnlich hohen Durchschnitts nicht mehr so recht mithalten und Taylor zog auf 9:6 davon. Es schien, als könne van Gerwen noch einmal ins Geschehen eingreifen, aber Taylor gewann mit einer tollen Leistung 10:7. Damit war der Favorit auf den Turniersieg aus dem Rennen.
Im letzten Viertelfinale gab es noch eine weitere Überraschung - mit Peter Wright setzte sich ebenfalls der Außenseiter durch. Wright, an diesem Tag blendend gelb, ließ dem zweifachen Weltmeister Adrian Lewis nicht wirklich eine Chance und es stand bereits 8:1, bevor Lewis überhaupt einmal richtig ins Spiel kam. Wright ließ zu diesem Zeitpunkt etwas nach und plötzlich stand es nur noch 9:6. Aber Wright behielt die Nerven und gewann mit 10:6.

Dieses Mal lief in der Pause zwischen den Sessions Kricket im Fernsehe. Bei Speedy gab es asiatische Küche. Natürlich wurde darüber gesprochen, wer wohl das Turnier gewinnen würde - Taylor war auf einmal zum Favorit geworden, wobei man sich nicht sicher war, wie gut er durchhalten würde. Daneben erfuhr ich, was ja die PDC bereits bestätigte, dass Sky in diesem Jahr zum letzten Mal die UK Open übertrug. Zunächst einmal für drei Jahre wird ab 2014 ITV übernehmen. Was an dem Gerücht dran ist, dass die UK Open an einen anderen Veranstaltungsort umziehen werden, kann ich nicht sagen. Vor ein paar Jahren gab es bereits ähnliche Gerüchte, aber damals hatte sich nichts geändert. Was auch noch nicht bekannt ist, ist, ob Speedy Hire dann weiter die UK Open sponsern wird.

Im ersten Halbfinale der Abendsession trafen Raymond van Barneveld und Andy Hamilton aufeinander. Das Spiel war ein offener Schlagabtausch, keiner der Spieler konnte sich einen entscheidenden Vorteil erspielen, beide hatten von Zeit zu Zeit Schwierigkeiten die Doppel zu treffen. Das entscheidende Leg war genauso eng, wie das gesamte Spiel zuvor. Als erstes vergab Hamilton einen Matchdart, dann ließ der Niederländer ganze sechs Chancen aus. Hamilton konnte noch einen Anlauf nehmen und traf diesmal die Doppel 16 zum Sieg. Das Spiel hatte nicht nur die Spieler erschöpft, auch die Kommentatoren wirkten ziemlich erledigt, als sie aus der Kommentatoren Kabine kamen. Hamilton stand als erster Finalteilnehmer fest - sicherlich eine Überraschung! Was würde wohl im zweiten Halbfinale zwischen Phil Taylor und Peter Wright geschehen?

Wright gewann das Ausbullen, aber er konnte den Vorteil nicht nutzen - Taylor gewann das erste Leg mit einem Break. Wright hielt aber trotzdem bis zur ersten Pause ganz gut mit, bevor er Taylor dann doch davon ziehen lassen musste - Taylor holte sich einfach zu viele Legs gegen den Wurf, da half Wright sein sicheres Finishing auch nicht weiter. Wright lag am Ende mit einem Durchschnitt von um die 97 ganze 10 Punkte hinter Taylor.

Das eher unerwartete Finale war also Taylor v Hamilton und wenn man sich auch nicht sicher war, wie gut sich Taylor bis zum Finale erholen würde, gingen die meisten jetzt doch von einem Sieg für Taylor aus. Wieder gewann Taylor nicht das Ausbullen und dieses Mal auch nicht das erste Leg, aber bis zur ersten Pause hatte er sich die Führung erspielt, eine Führung die er nicht mehr abgab, sondern beständig weiter ausbaute. Trotz Hamiltons guter Leistung war es für Taylor ein überlegener 11:4 Sieg und ein verdienter UK Open Titel. Hamilton, dessen Dartshirt , so nass geschwitzt war, dass man es hätte auswringen können, wirkte nicht am Boden zerstört als er im Presseraum auftauchte. Er hatte ja auch wirklich ein gutes Turnier gespielt und wieder einmal seinen Kampfgeist bewiesen. Taylor war glücklich, wenn auch müde. Obwohl ich bestimmt nicht der größte aller Taylor Fans bin, sind seine Motivation, seine Entschlossenheit und vor allem auch seine Bereitschaft, bis an die Schmerzgrenze - und wenn nötig darüber hinaus - zu gehen, doch immer wieder beeindruckend. Nicht alle Spieler sind bereit sich so zu quälen.

Kaum war Taylor aus dem Pressraum verschwunden, begann bereits der allgemeine Aufbruch. Es ist immer unglaublich, wie schnell Menschen und Ausrüstung aus den Austragungsorten verschwinden. Auch ich machte mich auf den Heimweg. Am Sonntagabend war der Supermarkt um diese Zeit geschlossen - nur ein einsamer Hase hoppelte über den riesigen Parkplatz.











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