Vor zehn Jahren - Teil 1

Es ist jetzt zehn Jahre her, dass die PDC mit der Weltmeisterschaft von der Circus Tavern in den Alexandra Palace umzog. Es war sicherlich eine denkwürdige erste Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. Für mich war es die erste Weltmeisterschaft, die ich live selbst erlebte, damals noch als Teil des Darts 1 Teams, das quasi eine "Einladung" der PDC zu diesem Turnier bekam.

Ich erinnere mich immer noch, dass es im ganzen Palace ziemlich kalt war. Der Presseraum war in einem kleine Pavillonzelt in der großen Halle des Alexandra Palace untergebracht - auch dort war es kalt und allzu viel Presse war auch nicht vor Ort, was allerdings auch heute in der ersten Runde des Turniers ähnlich ist. Wenn man aus dem Zelt kam, war man mehr oder weniger hinter der Bühne und vor dem Walk-on bzw. in den Spielpausen hielten sich auch Spieler und Offizielle dort auf. So dicht ist man heute nicht mehr an den Spielern dran, was ich schade finde. Dass die Kälte auch für die Spieler negative Auswirkungen hatte, sah man daran, dass eine wahre Erkältungs-Epidemie unter ihnen ausbreitete. Die Weltmeisterschaft war in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich - mit Kirk Shepherd spielte sich ein vollkommen unbekannter Qualifikant bis ins Finale, wo er auf John Part traf, der von der Erkältungswelle nicht getroffen worden war und sicherlich, auch wenn er keine herausragenden Leistungen zeigte, als beständigster Spieler den Titel verdient gewann.

Phil Taylor, der in diesem Jahr seine letzte Weltmeisterschaft spielen wird, stand zum ersten Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaft nicht im Finale. Er schied in den Viertelfinalen gegen Wayne Mardle mit 4:5 aus. Auch Taylor war ein Opfer der Erkältungswelle, Mardle aber wusste die Chance, die sich ihm bot nicht zu nutzen. Nachdem er tränenreich und hoch emotional seinen Sieg gefeiert hatte - Taylor hatte ihm noch: "Du hast eine gute Chance zu gewinnen. Jetzt geh hin und tu es" mit auf den Weg gegeben, verspielte er leichtfertig alles und verlor in den Halbfinalen gegen Kirk Shepherd. Es war Mardles letzte große Chance, ein Weltmeisterschaft Finale zu erreichen - wer weiß, wie ein Finale Mardle v Part ausgegangen wäre. Fast vergessen ist inzwischen die Tatsache, dass Taylor in der ersten Runde des Turniers einen gewissen Michael van Gerwen mit 3:2 schlagen konnte, ein knappes Ergebnis bei dem van Gerwen seinen Matchdart auf die Doppel 12 verwarf. Taylor gab hinterher zu, dass van Gerwen ein starker Gegner gewesen sei, vor dem er vielleicht zu viel Respekt gehabt hatte. Auch die nächsten beiden Siege Taylors gegen Mark Walsh und Alan Tabern waren denkbar knapp und Taylor war überhaupt nicht zufrieden mit sich.

Wayne Mardle hatte in der ersten Runde den Amerikaner Ray Carver geschlagen und traf in Runde zwei auf Jamie Caven. In beiden Spielen hatte er einen langsamen Start, den er aber wieder wettmachen konnte. Er fühlte sich gut und war voller Selbstvertrauen. In der dritten Runde wartete Roland Scholten auf ihn, ein guter Freund, der heute, wie viele andere Teilnehmer der Weltmeisterschaft 2018, vom PDC Circuit verschwunden ist. Das Spiel zwischen Mardle und Scholten war eine ganz enge Angelegenheit. Scholten hatte die besseren Scores, machte aber Fehler, die Mardle gekonnt zu seinen Gunsten nutzte, so dass er am Ende mit 4:3 gewinnen konnte. Im Viertelfinalspiel gegen Phil Taylor holte ihn das Problem mit dem langsamen Start ins Spiel erneut ein. Aber er startete ein Comeback und drehte einen 0:3 Rückstand noch in einen 5:4 Sieg, den er hinterher als "den besten Sieg seiner Karriere" bezeichnete, seinen ersten Sieg über Taylor bei einem im Fernsehen übertragenen Turnier. Auch gegen Kirk Shepherd musste Mardle einen Rückstand wettmachen, konnte das Spiel aber trotzdem am Ende nicht gewinnen. Möglicherweise scheiterte er daran, dass er Shepherd nach seinem Sieg über Taylor nicht als wirklich ernsthaften Gegner betrachtet hatte.



Raymond van Barneveld, der im Jahr zuvor seinen einzigen PDC Weltmeistertitel in eindrucksvoller Weise gegen Phil Taylor geholt hatte, schied früh aus dem Turnier aus. Nach Siegen über Anthony Forde und Jason Clark unterlag er in der dritten Runde gegen Kevin Painter. Auch Raymond van Barneveld war ein Opfer der Erkältungswelle und Kevin Painter war in diesem Jahr einfach zu stark für ihn und sehr sicher auf seinen Doppeln.


Kevin Painter, der sich in diesem Jahr denkbar knapp über den Pro Tour Order für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnte, war vor 10 Jahren in Top Form ins Turnier gegangen. Er schlug Gary Mawson, Chris Mason, Raymond van Barneveld und Adrian Lewis, bevor er in den Halbfinalen gegen John Part verlor. In seinem Erstrundenspiel gegen Mawson spielte er mit 96.45 den höchsten aller Erstrunden Durchschnitte, gegen Chris Mason gab er kein einziges Set ab, meinte aber hinterher, es wäre für ihn nur ein durchschnittliches Spiel gewesen und er müsse noch einiges verbessern. Auch nach seinem Sieg über Raymond van Barneveld fand er sich "zu unbeständig" und nach dem Sieg über Adrian Lewis gab er zu, die Nacht zuvor nicht wirklich gut geschlafen zu haben und war nicht wirklich zufrieden mit sich. Painter war sehr enttäuscht, dass er das Halbfinale gegen Part verlor, räumte aber ein, dass es sein eigener Fehler gewesen sei, da er einfach zu viele Doppel verpasst hatte. Ein Halbfinale einer Weltmeisterschaft hat Painter seither nicht mehr erreicht, spätestens in den Achtelfinalen war seither Schluss für ihn. Auch in diesem Jahr wird es für ihn sicherlich schwer werden, zumal sein Erstrunden-Gegner Mensur Suljovic sein wird, der in diesem Jahr in deutlich besserer Form war als Painter und auch als 2008, als er sich als Nummer 1 der GDC für die Weltmeisterschaft hatte qualifizieren können...











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