Winmau World Masters 2014 - Teil 4

Die besten sollen gewinnen...
Auch der letzte Tag der Winmau World Masters begann mit Sonne, allerdings auch mit so dichtem Nebel, dass ich das Hotel auf der anderen Straßenseite nicht erkennen konnte...

Ich machte mich früh auf den Weg zur City Hall, da ich dort mit Patrick Chaplin verabredet war. Wir hatten zwar schon sehr viele E-Mails gewechselt, aber noch nie persönlich mit einander gesprochen. Daher waren wir noch längst nicht fertig mit unterhalten, als das Finale der WDDA Weltmeisterschaft begann - dass erste Mal, dass ein derartiges Spiel auf einer großen Bühne stattfand. Die Zuschauer verfolgten es mit Spannung und Begeisterung. Der Sieger Ricky Chilton spielte dann auf der Bühne noch ein Exhibition Spiel gegen Andy Fordham - auch hier kam der eigens für Spieler im Rollstuhl von Russ Strobel entwickelte Wildfire Rahmen zum Einsatz.

Anschließend war Andy Fordham noch ein weiteres Mal im Einsatz - bei der Ziehung der Spielpaarungen der BDO Weltmeisterschaft 2015.

Nach einer kurzen Unterbrechung begannen dann die Viertelfinale der Herren. Lediglich das erste dieser Spiele war eine eindeutige Angelegenheit - Martin Phillips schlug den Qualifikanten Mark McGeeney, den letzten ungesetzten Spieler, der noch im Turnier war, mit 3:0. Die anderen drei Viertelfinale gingen alle bis in ein heiß umkämpftes letztes Leg. Zwei der drei Spiele wurde zunächst vom späteren Verlierer dominiert, der sich jedes Mal rasch einen 2:0 Vorsprung nach Sets sicherte. Aus unbekannten Gründen kam dann der bisher unterlegene Spieler stark auf und glich zum 2:2 aus. Das letzte Set war in allen drei Spielen ganz eng . Jamie Hughes, Martin Adams und Glen Durrant waren es, die neben Martin Phillips die Halbfinale erreichten.

Viel Zeit blieb den Spielern nicht, sich von den Viertelfinalen zu erholen - genauso wenig wie den Zuschauern und den Offiziellen, es ging fast nahtlos mit den Halbfinalen weiter.
Das Format war in diesen Halbfinalen länger geworden, aber die beiden Spiele waren genauso umkämpft wie die Viertelfinale.
Zuerst standen Martin Phillips und Glen Durrant auf der Bühne. Das Spiel ging hin und her, Martin Phillips warf zwei sauberer 121er Bullseye Finishs, ein drittes verfehlte er knapp. Durrant hatte seinerseits immerhin ein 102 er Finish aufzuweisen. Dank seiner siebten 180 verschaffte sich Phillips im allerletzten Leg einen kleine Vorteil und zog dann auch ins Finale ein, weil es Durrant nicht gelang seine 128 Punkte Rest auszumachen.
Dann kamen Martin Adams und Jamie Hughes auf die Bühne und zunächst schien das Spiel eine klare Sache für Martin Adams zu werden, der beim Stand von 5:3 sogar Matchdarts hatte. Aber Hughes erwies sich als Spieler, der nicht bereit ist, klein beizugeben. Von einem 2:5 Rückstand kämpfte er sich Schritt für Schritt zum 5:5 Ausgleich. Auch im Sudden Death Leg hatte Adams noch einmal die Chance auf den Sieg, traf aber wieder nicht und Jamie Hughes zog ins Finale ein.

Damit sich die Herren wenigstens ein bisschen erholen konnten, folgte zunächst einmal das Finale der Damen. Beiden Damen war eine gewisse Nervosität anzumerken, Anastasia Dobromyslova bekam ihre Nerven aber früher in den Griff als Fallon Sherrock und zog auf 3:0 davon. Erst dann gelang es auch Fallon Sherrock sich ein Leg zu holen. Aber es war zur spät und Anastasia Dobromyslova sicherte sich zum ersten Mal den World Masters Titel.

Zu Beginn des Herrenfinales wirkte Martin Phillips etwas müde und Jamie Hughes konnte auf 2:0 davonziehen. Dann hatte sich Phillips aber wieder gefangen und glich noch vor der ersten Pause zum 2:2 aus. Aus der Pause kam Phillips deutlich frischer zurück und übernahm wieder das Kommando. Er scorte gut, überzeugte aber auch mit einer unglaublichen Sicherheit beim Ausmachen. Hughes konnte nur noch ein einziges Set gewinnen, bevor Phillips mit der Doppel 10 das Spiel beendete. Dabei ärgerte er sich sichtlich, dass es ihm nicht gelungen war, seine ursprünglich 160 Punkte Rest im ersten Anlauf auszumachen.

Martin Phillips war sicher ein verdienter Sieger des Turniers, er hatte in allen seinen Spielen überzeugend gewonnen - und das mit 54 Jahren. Auch Anastasia Dobromyslova gewann verdient, wenn sie auch im Finale nicht ganz an die Leistung ihres Halbfinalspiels gegen Aileen de Graaf heran kam.

Für mich war es mein erster Besuch bei einem großen BDO Turnier und es hat mir sehr gut gefallen. Es war wirklich gut organisiert, sicherlich besonders beeindruckend bei den Qualifikationen mit den vielen Teilnehmern, die Stimmung war gut, wobei das Turnier eindeutig mehr Zuschauer verdienen würde und wohl nur wenig beworben wurde. Die City Hall ist ein sehr schöner Austragungsort, Richard Ashdown ein guter MC und auch die Referees waren nahezu fehlerlos. Nettes Detail am Rande - jeder Spieler auf der Bühne bekommt außer dem obligatorischen Wasser auch noch ein weißes Gästehandtuch zur Verfügung gestellt.
So etwas wie Security gab es gar nicht - viele der BDO Spieler sind zwar bekannt, aber keine "Prominenten" in dem Sinne, dass man sie irgendwie vor den Fans beschützen müsste. Das es auf der Bühne keine Schreiber gibt, ist gewöhnungsbedürftig und wenn das elektronische Scoreboard ausfällt, was ein oder zwei Mal der Fall war, wird es schwierig. Ich habe ja selbst das Turnier im Fernsehen nicht verfolgt, aber ich denke die Aufarbeitung fürs Fernsehen war gut, obwohl die gesamte Fernsehcrew lediglich aus sieben Personen besteht. Ich habe noch nie gezählt, wie viele Personen es bei Sky Sports sind, aber es sind auf jeden Fall mindestens vier bis fünf Mal so viel. John Gwynne als Kommentator zu verpflichten, war sicherlich eine gute Idee.

Vielleicht hatte ich dieses Jahr Glück mit der Qualität der Spiele - es gab eigentlich nur am ersten Tag ein paar Spiele, die man als "schwach" bezeichnen könnte. Es gab sehr viele gute Spiele und es gab auch sehr viele sehr enge Spiele, die wirklich spannend waren. Die Durchschnitte lagen selten über 100, aber doch bei sehr vielen Spielen um die 95 - der Standard war also durchaus hoch. Viele Spieler zeigten sich kämpferisch und drehten ihre Spiele. Es war stand eine recht gute Mischung von älteren und jüngeren Spielern am Oche, dazu gab es noch ein paar internationale Spieler wie den Japaner Seigo Asada, die beeindruckten.

Prognosen, wer die nächste BDO Weltmeisterschaft gewinnen wird, möchte ich aber lieber keine abgeben. Mit Martin Phillips hat der beste Spieler dieses Turnier gewonnen und mit Anastasia Dobromyslova die beste Spielerin. Ob das in Lakeside ähnlich sein wird, kann man nicht vorhersagen. Bei den Damen gibt es sicherlich starke Konkurrenten für Anastasia, bei den Herren sicherlich auch - Martin Adams zum Beispiel oder auch Jamie Hughes, Alan Norris oder Gary Robson.

Von Hull selbst habe ich leider nicht allzu viel gesehen - ich hatte einfach keine Zeit!










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