Es weihnachtet...

Nicht nur während des Grand Slam wurde im Saal immer wieder auf darauf hingewiesen, dass Weihnachten vor der Türe steht (und damit natürlich auch die PDC Weltmeisterschaft).

Als ich an meinem letzten Tag noch einmal vor dem Turnier von Wolverhampton nach Birmingham fuhr, war es auch dort nicht zu übersehen. Überall war bereits die Weihnachtsdekoration aufgehängt und auch der Birminghamer Weihnachtsmarkt war schon weitgehend aufgebaut und die Beschicker dabei, ihr Stände entsprechend herzurichten. Da die Standbesitzer alle aus dem deutschen Sprachraum kommen, kann ich mit Berechtigung sagen, soviel Deutsch habe ich sonst in Birmingham nicht gehört.


Manche Stände hatten auch schon geöffnet und verkauften Glühwein oder gebrannte Mandeln und es roch sehr vertraut. Einer der Helfer war gerade dabei, Berge von Negerküssen aufzubauen, wobei der ein oder andere Bruch in seinen Magen wanderte. An einer Ecke war in einem Schaukasten auch eine noch nicht geordnete Krippe zu sehen, mit allem was dazugehört, auch den Schafen.

Warum ich hier die Schafe erwähne? Das hängt mit einer netten Geschichte bzw. einer wahren Begebenheit zusammen, die eine ältere Frau in der Kathedrale einem jungen Paar aus Spanien und mir erzählte. Birmingham hat tatsächlich eine Kathedrale, die noch dazu im Barockzeitalter errichtet wurde, durchaus ungewöhnlich, und der Bau ist auch zumindest von innen etwas merkwürdig, weist aber eine bedeutende Orgel und außerdem vier berühmte Glasfenster des Präraffaeliten Edward Burne-Jones auf, der 1833 in Birmingham geboren wurde, später allerdings in London lebte.
Die Präraffeliten waren eine Gruppe von englischen Malern des 19. Jahrhunderts, die sozusagen eine moderne Form der italienischen Malerei des 13. und 14. Jahrhunderts schufen und Burne-Jones gilt allgemein als der bedeutendste englische Maler der 19. Jahrhunderts.


Im 19. Jahrhundert war Birmingham Dank der Industrie eine ausgesprochen reiche Stadt, allerdings floss von diesem Reichtum, wie die ältere Dame bedauerte, nur allzu wenig in die Kunst.
Die Glasfenster von Burne-Jones waren eine Ausnahme. Die vier Glasfenster zeigen unterschiedliche Szenen aus dem Leben Jesu - unter anderem auch eine Weihnachtsszene.
Wie die freundliche Einwohnerin von Birmingham berichtete, gab es in dieser Szene zunächst keine Schafe und die Bevölkerung regte sich so darüber auf, dass Burne-Jones das Fenster wieder ausbauen und auseinandernehmen musste, um Platz für ein paar Schafe zu machen. Erst dann war die Kirchengemeinde zufrieden.



Mein letzter Abend beim Grand Slam begann nicht allzu überraschend mit einem Sieg von Scott Waites über Mark Webster. Überraschender war dann schon, dass Tony O'Shea Andy Hamilton schlug. Das dritte Spiel war dann ein ausgesprochen spannendes Duell zwischen Robert Thornton und Mervyn King, dass sich noch dazu spielerisch auf einem hohen Niveau bewegte. Falls es einem aufgefallen sein sollte, dass Thornton sehr oft - nach beinahe jedem Wurf - längere Zeit nach links schaute - dort stand seine Frau. Ich habe immer noch nicht herausgefunden, ob die beiden über irgendeinen Code miteinander kommunizieren. Auch andere Spieler schauen immer wieder einmal dorthin, wo ihre Frauen sitzen, aber lange nicht so häufig wie Thornton. Thorntons Frau steht immer dort, wo er sie gut sehen kann, ganz alleine in einer Ecke.

Nach diesem spannenden Spiel wurde es dann in Wolverhampton zwar weniger hochklassig, aber auf jeden Fall noch spannender als Simon Whitlock und Ted Hankey auf die Bühne kamen. Hankey erntete die üblichen Buhrufe, an die er wohl gewöhnt sein dürfte, Whitlock wurde freundlich, aber nicht so begeistert empfangen wie bei uns in Deutschland.
Es war von Anfang an klar, dass Whitlock ein Problem hatte. Er schien überhaupt nicht mit der Situation zurecht zu kommen, gegen Hankey spielen zu müssen und wirkte merkwürdig verunsichert, was sich zunächst aber nicht auswirkte, weil Hankey einfach zu schwach scorte und entweder noch gar nicht im Finish Bereich war oder bis auf einmal sein Doppel verfehlte. So stand es 6:1 und das Spiel schien gelaufen zu sein. Im achten Leg änderte sich das plötzlich. Dieses Mal traf der Australier sein Doppel nicht und Hankey kam mit einem 64er Finish richtig in Fahrt. Ruck-zuck hatte er ausglichen und auf einmal stand auch das Publikum hinter ihm. Whitlock versuchte zu retten, was noch zu retten war und aus dem Spiel wurde ein offener Schlagabtausch, in dem die Führung mehrmals wechselte. Im letzten Leg hatte dann Hankey eindeutig die besseren Nerven, möglicherweise auch einfach mehr Selbstvertrauen, und holte sich einen denkbar knappen Sieg.

Was für ein Abschluss meines Ausflugs nach England!!











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