Eine Unterhaltung mit Tommy Cox

Das Telefon läutet. Meine Frau geht ran. Die Stimme am anderen Ende der Leitung ist britisch.

Der Anrufer fragt nach mir. Meine Frau sagt ihm, dass ich in meinem Büro bin und gibt ihm die Nummer.

Ein paar Minuten später läutet mein Telefon, aber nicht, bevor mich meine Frau verständigt hatte. " Ich glaube der GEICO Gecko hat extra für dich angerufen".

Ich liebe den Gecko! So war ich ziemlich enttäuscht, als sich der Anrufer als Tommy Cox herausstellte.

Nun ja, eigentlich nicht. Ich kenne Tommy seit Jahren und war ziemlich beunruhigt, seitdem ich erfahren hatte, dass er kürzlich im Urlaub auf Teneriffa einen Schlaganfall hatte. "Wie geht es dir, Tommy?", fragte ich.

Die gute Neuigkeit ist, dass er auf dem Weg zur Besserung ist.

Ich denke oft an Tommy Cox. Wir hatten unsere Unstimmigkeiten. Einmal hat er mich dazu gezwungen, die Kontrollkabine der PDC zu verlassen und in der Outlet Shopping Mile in Las Vegas eine ordentliche Hose zu kaufen. Anscheinende werden Boxer Shorts als unpassend angesehen.
Ein anderes Mal führten wir eine erhitzte Konversation nachdem er Ricky Villanueva bei den Desert Classics disqualifiziert hatte, weil er zu seinem Bühnenspiel gegen Steve Coote zu spät erschienen war.
Und einmal war Tommy hinter mir her, weil ich nicht schrieb, nachdem ich mein Spiel gewonnen hatte. "Weißt du, Kumpel, ich könnte dich disqualifizieren - ich könnte dich aus dem Turnier werfen." Er ließ es mir aber durchgehen, wahrscheinlich, weil er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemals wieder ein Spiel gewinnen würde quasi nicht existent war. Der Kerl, den ich geschlagen hatte, hatte keine Arme.

Über all den Jahren bekam ich großen Respekt davor, wie Cox auf eine unparteiische Anwendung der Regeln achtet. Er hat keine Lieblinge, zumindest nicht nach meiner Erfahrung. Er ist ein ehrlicher Kerl. Er ist streng. Er ist fair.

Als er mir also vorhielt, ich wäre in meiner Kolumne vom 1. Februar unfair gegenüber Phil Taylor und der PDC gewesen, hörte ich gewissenhaft dem zu, was er mir zu sagen hatte und ich akzeptiere seine Ansicht, wenn ich ihr auch nicht 100 Prozent zustimme.

In den nun fast 20 Jahren, die ich diese Kolumne schon schreibe habe ich noch nie über eine Meinung diskutiert, die ich ausgesprochen habe. Ich habe die Ansichten in den Raum gestellt und ließ der Auseinandersetzung freien Lauf. Aber wenn ich falsch liege, liege ich falsch. Ich gebe es zu. So funktioniere ich. Zum Beispiel habe ich 1998 ein Wort falsch geschrieben. Ich habe es sofort zugegeben.

Cox und anderen, einschließlich Phil Taylor(was mich nicht überraschte) gefiel nicht, was ich letzten Monat zu sagen hatte. Natürlich war mein erster Gedanke, als Cox mir das sagte "Verdammter Mist - Phil Taylor liest meine Kolumne!" Als Cox fortfuhr und mir sagte, ich könne verklagt werden, wenn ich das, was ich geschrieben habe in England veröffentlichen würde, galt mein zweiter Gedanke meinem Trinkkumpan Freddy. Der ist Anwalt für Verleumdungs-Klagen. Ich gebe ihm jede Menge Arbeit.

Ich hörte mir Coxs Anliegen an, eigentlich waren es zwei Anliegen. Auch wenn er sich wie der GEICO Gecko anhört, habe ich doch das meiste was er sagte verstanden.

Sein erster Punkt war, dass meine Verurteilung des 16fachen Weltmeisters dafür, dass er Walk-on Girls gekniffen hatte und sich Raymond van Barneveld gegenüber während der letzten Weltmeisterschaft beschämend verhalten habe, unfair wäre. Cox wiedersprach mir gar nicht darin, dass Taylors Verhalten bei diesen Gelegenheiten unangemessen gewesen wäre - aber er argumentierte - und das in meinen Augen sehr effektiv - das solche Beispiele im Vergleich zu all dem was Taylor an Echtem und Guten geleistet habe, verblassen wurden. Nur ein Beispiel: als Cox Bruder vor ein paar Jahren verstarb, war es Taylor, der als erster in Aktion trat und sich an die Spitze der Bemühungen um Spendengelder stellte - am Ende waren es über 40 000 Pfund - um die Familie zu unterstützen. Das ist nur ein Beispiel für viele großmütige Handlungen, durch die sich Taylor Respekt erworben hat.

Während also Cox und ich darin übereinstimmten, dass Taylor sich (wie es Mike Tyson in "The Hangover" umschreibt) " "einige dumme Scheiße" geleistet hatte und Cox darüber hinaus erklärte, dass Taylor für die Verstöße , die ich in meiner Kolumne erwähnte, auch gemaßregelt worden war oder noch gemaßregelt würdet ( und dass es tatsächlich nur einen anderen Spieler geben würde, der noch öfter bestraft worden war als Taylor - etwas, was mir nicht bekannt war), konnten wir für meine Anklage, dass Taylors Verhalten ihn als Vorbild disqualifizieren Würde und , wie ich es ausdrückte, diese ihm einen "guten Platz auf der Liste derjenigen einbrachten, die sich selbst, ihre Fans, Freunde, Familien und ihren Sport in Misskredit gebracht haben, keinen gemeinsamen Nenner finden. Das ist einfach die unselige Realität wenn man ein Top Profi Sportler ist oder ein Star - diese "dumme Scheiße" die einem unterläuft, brandmarkt einem und alles Übrige, oft auch alles Gute, was man tut, geht in der schlechten Presse einfach unter. Ich bin bei weitem nicht der Erste, der Taylor anprangert.

Ich find mehr als einen Grund um gegenüber Cox einzugestehen, dass die Behauptung, Taylor wäre gemessen an den Standards herausragender Sportler wie "Ali; Jordan und Ruth." und so vielen anderen die Erwartungen an ein Vorbild nicht erfüllt.
In genau diesem Punkt hatte mir jemand namens RP Bill auf der Webseite "die nicht genannt werden soll" in einem herausregenden Beitrag eine Lektion erteilt. Der Kerl hatte mir den Zahn gezogen und er hatte vollkommen Recht.

Ali - der Größte aller Großen. So einen wie ihn wird es nie wieder geben. Er übertraf alles im Boxsport und wurde ein weltweites Phänomen wie es nie wieder eines geben wird. Er war aber auch ein verurteilter Wehrdienstverweigerer, der seinem Land in Kriegszeiten den Militärdienst verweigerte. Deshalb wurde ihm sein Weltmeister Titel im Schwergewicht aberkannt und seine Box Lizenz wurde ausgesetzt. Vier Jahr lang pausierte er mit dem Boxen, dann wurde er wieder eingesetzt und wurde noch einmal Weltmeister. Paul redet von dem Respekt, den man gegenüber seinem Gegner haben sollte. Ali hat wohl nicht die Beleidigung und das Vorführen des Gegners erfunden, aber perfektioniert hat er es. Ist das etwas, was wir unseren Kindern beibringen sollen? Das man ein beleidigender Wehrdienstverweigerer sein soll?


Jordan - wow, war der gut. Ich sage das noch einmal - wow, war der gut. Und bei gut meine ich der Größte. Der Größte im Basketball-Geschäft, beim Vermarkten und Herumfliegen, beim Gewinnen von Meisterschaften. Er übertraf alles in seinem Sport, auch er. Im entferntesten, tiefsten Winkel der Erde konntest du Jordan erwähnen und die Person, mit der du sprachst, trug wahrscheinlich ein Paar Air Jordans und wollte sein wie Mike. Um aber wirklich genauso zu sein wie Mike, hätte man dich in einem Casino finden müssen oder beim Spielen auf einem Golf Platz oder beim Beleidigen deines Gegnes (einer der größten Beleidiger die es jemals gab) und auch als Frauenheld. Aus diesem Grund hat er wahrscheinlich auch einer Frau 5 Millionen Dollar bezahlt, damit sie ihre Affäre geheim hielt und auch die Einzelheiten über ihr Kind verschwieg (von dem man dann schließlich fest stellte, dass es gar nicht seines war). Das ist doch etwas, dem dein kleiner Johnny nacheifern sollte!


Ruth...der Bambino, der Sultan des Ball Schmetterns. Auch er übertraf alle in seinem Sport und wurde zu einem Phänomen. , aber er hatte "emsige" Hände. Das ist zumindest meine Theorie. Ob er einen Schläger schwang, oder zum Aufschlagpunkt zeigte und dabei seine Gegner mit Nichtachtung strafte und noch einen weiteren legendären Home Run erzielte - seine Hände waren beschäftigt. Wenn er nicht auf dem Spielfeld war, hielten seine Hände eine Zigarre oder einen Drink an der Bar oder sein Arm war um welches Mädchen auch immer geschlungen, mit dem er an diesem Tag unterwegs war, nicht mit seiner Frau, die sein Verhalten jahrelang erduldete. Schau nur Johnny. da ist dein Vorbild.


Und nachdem er mir diesen Zahn gezogen hatte, tischte er mir noch etwas Neues auf.

Vergleicht Paul (Dartoid) tatsächlich Taylor mit solchen Leuten wie: OJ (Doppelmörder), Armstrong (Doper, Betrüger, pathologischer Lügner, der Leben und Verbände zerstört hat), Shoeless Joe (World Series Spiel Skandal), Harding (Betrüger, Komplize bei schwerer Körperverletzung mit tödlicher Waffe), Tyson(Raub, schwere Körperverletzung, Vergewaltiger) und Vick(Illegales Glückspiel, Hundekampf, unmenschliche Behandlung von Tieren) und anderen ähnlichen? Sag bloß, wirklich?


Okay, okay, in Ordnung, Tommy und RP Bill, ich habe es begriffen. Da lag ich falsch. Es gibt auch bei Fehltritten verschiedene Levels. Phil Taylor mag ja meiner Ansicht nach kein Vorbild sein - einiges von dem, was er sich geleitet hat ist für mich einfach nicht akzeptabel. Aber ich gebe zu, dass ich ihn für Dinge verurteilt habe, die viel unbedeutender sind, als das, was sich einige der Sportler, von denen ich sagte, sie wären der Inbegriff eines Vorbild, weil sie "sich selbst und ihren Sport respektieren", geleistet haben.

Aber Tommy Cox hatte noch einen weiteren Punkt vorzubringen und der war bei weitem der wichtigste...

Cox und andere hatten den Eindruck, dass ich Taylor und - damit verbunden oder durch eine geheime Absprache ebenfalls betroffen - die PDC und Michael van Gerwen der Spielmanipulation bezichtigte - das die ungewöhnliche Entwicklung des Weltmeisterschaftsfinales nicht einfach nur reines Drama war. Cox -und das zu recht - ließ mich an seiner Einstellung teilhaben(und das ist eine Einstellung, die auch ich von ganzem Herzen teile), dass, sollte so eine Behauptung zutreffen, all der unglaubliche Einsatz vieler Menschen, die den Sport dorthin gebracht haben, dass er so respektiert wird, wie das heute der Fall ist, vollkommen umsonst gewesen wäre. Nichts - und wirklich überhaupt nichts - könnte dem Dartsport mehr schaden, als wenn das Weltmeisterschafts-Finale manipuliert worden wäre. Und um das ganz deutlich zu machen: die PDC hat gegenwärtig das ausgeklügeltste aller Systeme um Anomalien in Sportwetten feststellen zu können und sofort darauf reagieren zu können, wenn es auch nur den leisesten Hinweis darauf gibt, das etwas nicht stimmt.

Worauf ich dann Cox hinwies und was ich auch hier noch einmaldeutlich machen muss: Ich habe keine derartige Anklage erhoben. Hier noch einmal, was ich geschrieben habe:

War das Spiel manipuliert? Lasst mich das klar stellen: ich meinerseits glaube keine Sekunde daran, dass van Gerwen das Spiel absichtlich weg geworfen hat.


Die" Choreographie" des Ganzen - von der erhitzen Taylor-Barney Auseinandersetzung bis zum Verrückten Taylor-van Gerwen Finale, das waren nicht meine Worte. Das waren die Worte anderer.

Manche glauben, dass es wirklich so war: die Hälfte derer, die an der Dartoids World Umfrage teilgenommen hat. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit war es nur eine weitere unglaubliche Vorstellung in der unglaublichen Karriere Phil Taylors .Aber da gibt eben es noch die Anhänger von Verschwörungstheorien. diejenigen, die glauben, dass das Ganze merkwürdig war. Es ist eine Schande, dass es solche Spekulationen gibt. Aber so ist die Wirklichkeit nun einmal.


Da habt ihr sie also nun, meine Unterhaltung mit Tommy Cox...

Er ist ein sehr loyaler Freund. Er hat dafür gesorgt, dass mir in einigen Punkten ein Licht aufgegangen ist und ich glaube, er hat meine Einstellung in manchen Dingen verstanden. Ich wünschte mir nur, ich hätte mir die Zeit genommen, ihn anzurufen, bevor ich meine letzte Kolumne veröffentlichte - in Zukunft werde ich das machen. Ohne Zweifel wäre die Kolumne dann sachkundiger und ausgewogener ausgefallen.

Und was Phil Taylor und Vorbilder anbelangt, ich denke RP Bill hat das hervorragenden zusammengefasst, als er schrieb:

... niemand ist perfekt, noch nicht einmal die Größten. Bringt euren Kindern bei, richtig von falsch zu unterscheiden und bringt ihnen durch euer eigenes Beispiel die richtigen Werte bei. Sollte das Vorbild des eigenen Kindes oder sein/ihr Held Fehler haben, nutze die Gelegenheit und mach es darauf aufmerksam, warum er/sie fehlerhaft ist und was der richtige Weg zu handeln wäre. So können sie sich selbst entscheiden und eines Tages ihren Kindern Vorbilder sein.



Und noch ein letztes Wort an die unter euch da draußen, die weiblichen Geschlechts sind und manchmal meine Wortwahl unpassend finden: solltet ihr in meiner Kolumne bis hierhergekommen sein, habt ihr bis hier her das Wort "Cox" neunzehn Mal gelesen ohne daran Anstoß zu nehmen.

Das wollte ich bloß mal loswerden.

Vor Ort

Dartoid







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