Darts in Ulaanbaatar, Mongolei

Darts in Ulaanbaatar, Mongolei Als ich anfing mit dem Gedanken zu spielen, mir einmal die Dartszene in der Mongolei näher zu betrachten, habe ich einigen Freunden E-Mails geschickt, in der Hoffnung, dass sich mir jemand bei diesem Abenteuer anschließen würde. Die Antworten waren klassisch, die von Karl Hartmann aus Korea übertraf aber alle anderen..!

Wo, bitte, ist denn Ulaannaatar? Jetzt muss ich mich wieder mit Google Earth herumärgern... Ah..Mongolei! Mongolei Anfang Dezember! Ha! Ich hoffe doch, Du nimmst Deine Curling Ausrüstung mit. Wenn man in der Mongolei einen Dart auf ein gefrorenes Dartboard wirft, muss man dann die Luft vor einem Dart in der Lust mit dem Besen wischen, damit er nicht im Flug einfriert?
Jetzt wäre ich gerne der Reisebüro-Angestellte, der dir Dein Reisepaket für die Mongolei im Winter schnürt. Ich höre das förmlich. "Mein Name ist Dartoid und ich würde gern zu einem Ziel reisen, an dem Darts spielen etwas ganz besonderes ist, so dass ich darüber in meinem Online Dart Magazin berichten kann."
"Da habe ich genau das richtige für Sie," sagt der Angestellte: "Den Mars!"
"Den Mars!" ruft Dartoid aus. "Das hört sich interessant an".
"Ja! Sie könnten der erste Bewohner der Erde sein, der das cydonische Gesicht, die Pyramiden und die riesigen Wannen besichtigt. Sie könnten an einem der Marsbäume ein Dartboard aufhängen und mit einem Video Feed live auf Ihrer Webseite berichten!"
"Das hört sich gut an!" ruft Dartoid. "Das buche ich!"
"Okay, die Kosten der Reise belaufen sich auf 76 Billionen Dollar. Möchten Sie bar zahlen oder in Gold?"
"Oh! Verdammt! Mir ist gerade eingefallen, dass ich meine letzten 76 Billionen meiner Nachbarin geliehen habe, damit sie sich die Brust richten lässt. Ich kann es nicht mehr ertragen, dass sie in ihrem Hinterhof herumstolziert um sich zu sonnen und dabei hängen ihre Titten durch. Ich denke, wenn ich das schon mit ansehen muss, dann sollte es das auch wert sein. Haben Sie nicht etwas im Angebot, dass wie Cydonia auf dem Mars ist, aber nur ein paar Tausend kostet?"
"Hmmm - na ja, da gäbe es noch die Mongolei im Dezember!"



Und so bin ich jetzt in der Hauptstadt der Mongolei, in Ulaanbaatar. Ich muss zugeben, dass Hartmann in einem Punkt recht hatte. Ulaanbaatar hat von allen Haupstädten der Welt die niedrigste Durchschnittstemperatur, der Durchschnitt für Dezember liegt bei - 15 Grad.
Im Norden wird das Land von Russland begrenzt, im Süden von China, nach Osten und Westen erreicht es eine enorme Ausdehnung, ungefähr doppelt so groß wie ganz Osteuropa, - "eine riesige Leere, in der sich Himmel und Erde verbinden und eines der letzten Gebiete der Erde, wo es tatsächlich noch Nomadentume als Lebensstil gibt". Dreißig Prozent der Bevölkerung sind noch Nomaden oder Halbnomaden und leben mit Schafen, Ziegen, Vieh, Pferden und Kamelen. Im Landesdurchschnitt leben rund 1,7 Personen pro Quadratkilometer (in New York sind das rund 27, 5). Ein Fünftel der Bevölkerung lebt von einem Dollar pro Tag.

Einige werden sich vielleicht aus dem lange zurückliegenden Geschichtsunterricht daran erinnern, dass es in biblischen Zeiten einen Zusammenschluss von Nomaden gab, die Xiongnu (Hunnen) genannt wurden, deren ständige Überfälle die Qin Dynastie dazu brachten, die ersten Teile der Großen Mauer zu errichten. Tausend Jahre später gründete Tschingis Khan das große mongolische Kaiserreich - eines der größten in der Geschichte überhaupt - das schließlich über rund ein Viertel der Welt regierte. Mehr unter Euch kennen die Mongolei vielleicht aus den "Reisen des Marco Polo" durch die die Europäer einen ersten Blick in den Fernen Osten werfen konnten. Es heißt immer, dass Marco Polos Buch Christopher Columbus inspiriert habe.

Seit diesen Tagen hat sich viel ereignet - 1921 kam die Unanhängigkeit, 1961 die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen. 1987 nahm man diplomatische Beziehungen zu den USA auf, 1990 fanden die ersten demokratischen Wahlen statt und 2005 reiste zum ersten Mal ein amerikanischer Präsident an - George "The Mineral" Bush. Die Mongolen sind keine Dummköpfe. Sie schickten ihn nach einem Tag wieder zurück. Dann ruinierte er unsere Wirtschaft.

Wenn es auch unklar ist, wann genau der Dartsport in der Mongolei Fuss fasste (wo die drei "männlichen" Sportarten Wrestling, Pferderennen und Bogenschießen dominieren) ist doch bekannt, das zwei britische Unternehmer, Dr. Eddie und Pete Norman, die ehemaligen Besitzer des House of Darts in Bristol, daran beteiligt waren, dass in Gang zu bringen, was man heute in diesem Land findet, und das hat erstaunlich viel Substanz. In den 1990er Jahren arbeiteten die Normans zusammen mit einem Mann aus Ulaanbaatar namens Danzan Boldbaatar um die erste mongolische Darts Federation ins Leben zu rufen. Später trat die Mongolei der World Darts Federation bei und 1996 schickte man den ersten Spieler zu den Winmau World Masters. Leider starb Boldbaatar 1998, aber er hinterließ ein beträchtliches Erbe. Genau wie die Normans, die sich 2003 zurückzogen.
Ganz zu Beginn übersetzten die Normans den Produktkatalog des House of Darts in Khalkha Mongol. Sie verteilten ihn bei den ersten Mogolian Open, die Boldbaatar organisierte zusammen mit speziell angefertigten Flight mit mongolischer Flagge. Der Rest ist Geschichte. Das Geschäft blühte zuhause in Bristol und das Dart Fieber griff in der Mongolei um sich.

Während die Jahre vergingen und nach dem Tod von Boldbaatar verlangsamte sich die Entwicklung des Sports etwas. Dann wurde 2009 von Odbileg Khayenkhyarvaa eine neue Organisation gegründet. Sie nennt sich die "Mongolian Darts Amateurs Federation" und ist heute der offizielle Dachverband des Dartsports in der Mongolei. Sie hat eine ausführliche Internetseite, die mit Unterbrechungen arbeitet, aber ich habe keine Ahnung was darauf steht. Klicke sie mal an, dann wirst Du verstehen, was ich meine. Vielleicht verbindet sie Dich aber auch mit einem Ort irgendwo in Minnesota. Odbileg und ich wurden freundlicherweise vom Webmaster der WDF mit einander bekannt gemacht - mit John Armstrong.

Und hier habe ich Euch noch ein paar topaktuelle Neuigkeiten mitzuteilen - die Art von Insiderinformationen, die man wirklich nur auf "Dartoids World" finden kann. Es ist die Art von Information die wie ein Bud Light an einem heissen Sommerabend Dich unschuldig umschmeichelt und dann Deinen Darts-liebenden Arsch in Schwung bringt - Armstrong ist Amerikaner.
Ja, das ist wirklich wahr.
Ursprünglich ein erfolgreicher Jazzmusiker aus New Orleans, dessen Gerüchte über seinen Tod stark übertrieben wurden - wie das auch bei Mark Twain der Fall gewesen war - wanderte Armstrong 1965 nach England aus, veränderte seinen Namen und lebte viele Jahre ruhig als Einsiedler mit acht Katzen und einem Wellensittich namens Satchmo. Er war glücklich, langweilte sich aber und er war dartverrückt schon seit der Zeit, als er eine Vorliebe für Annette Funicello hatte - so hat er in den letzten Jahren angefangen als "Avalon" in verschiedene Dart Forum zu posten. In einem dieser Foren wurden Armstrong und ich miteinander bekannt. Ich schätze seine Hilfe sehr.

Anmerkung: Im Interesse der journalistischen Genauigkeit - die für mich sehr wichtig ist - möchte ich klarstellen, dass trotz der gegenteiligen Meinung vieler (eigentlich nur eines einzigen und lediglich Armstrong weiß, um welchen Idioten es sich dabei handelt) sich Armstrong nie als Tony Martin ausgegeben hat. Wahr ist allerdings, dass The Old Dart Coach, Howie Read, exotische Träume von Martins Frau hat.

Aber zurück in die Mongolei.

Odlibeg und einige seiner Kumpel haben in Shanghai am E-Dart World Cup der IDF teilgenommen und er war sehr entgegenkommend und hat es arrangiert, dass eines seiner Vorstands Mitglieder mit alles zeigt.

Ich hatte ein paar Wochen Zeit mich vorzubereiten, also habe ich trainiert, gelesen und mir einen Ski Anorak gekauft, etwas, was wir hier in Florida nicht haben - und ich war bereit sowohl der Kälte als auch Gegnern am Dartboard zu trotzen. Mein Lesen führte dazu, dass ich freundlich alle Einladungen zum National-Getränk Airag ablehnte, einer fermentierten Stutenmilch. Ausserdem liess ich Yak nicht auf meinem Teller zu. Und dass Boodog, eine Art gegrilltes Murmeltierfleisch so populär ist, bestärkte mich in meinem Entschluss während meines dreitägigen Aufenthalts auf jegliches Essen zu verzichten. Darüber hinaus lernte ich auch, dass Hepatitis und Tuberkulose weit verbreitet sind und dass Gangs der mongolischen Neo-Nazis, Ultra Nationale, ihr Unwesen treiben und manchmal Ausländer angreifen, besonders solche, die sich mit einheimischen Frauen einlassen.

Dartoid hatte ein Problem!

Fast hätte ich die Reise noch abgesagt. Ich bin dann aber doch gefahren - habe aber gesehen, dass ich auf der sicheren Seite bin - ich habe nicht gegessen, nicht geatmet und meine Augen nicht auf gemacht, wenn Frauen anwesend waren. Statt Wasser habe ich 72 Stunden lang ununterbrochen Fusion Bier getrunken. Ich wollte ja überleben. Bei einem Preis von 1800 Turgut (rund 1.50 $) war das nicht so schwierig.

Nachdem ich zwei Stunden lang über ein schneebedecktes Terrain geflogen war, landete ich auf dem internationalen Dschingis Khan Flughafen und checkte ins Kempinski Khan Palace Hotel ein. Dann traute ich mich nach draußen. Während das Taxi auf dem Weg in die Stadt verlassene Gebiete durchfährt, herrscht im Stadtzentrum dichter Verkehr. Die paar Meilen lange Fahrt vom Hotel zum Axis Grill Pub, der zu meiner zweiten Heimat wurde, dauerte mehr als eine Stunde. Den Grill findet Ihr gegenüber vom Central Palace of Sport und in der Nähe des Regierungspalasts und des Shukhbaatar Squares in der Bagatoiruu Strasse. Axis ist die wichtigste Bar in Ulaanbaatar und früher im Jahr hatte dort der Borgio Cup stattgefunden.

Axis ist ein netter Laden. Ganz bestimmt. Es ist relativ groß und steht unter einem Fussball Motto, die Lampen, die über den glänzenden Holz-Tischen hängen sind wie Fussbälle geformt. Das Speisen Angebot ist abwechslungsreich und dass Bier ist erschwinglich. Auch der Dartbereich ist in Ordung, er könnte toll sein, aber alles von den Unicorn Striker Boards über die Scoreboards bis hin zu den Matten am Fussboden - hat schon bessere Tage gesehen. Unicorn Produkte werden im Land verkauft also sollten sich Richard und Edward Lowy in ein Flugzeug setzten und hier mal ein bisschen nachhelfen.

Die Boards sind hart und pulverisiert und der Sisal wölbt sich an vielen Stellen was darauf hinweist, dass die Boards schon oft gedreht wurden. Die Matten sind in Fetzen und verschieben sich unter den Füssen. Die Scoreboards kann man schon lange nicht mehr auswischen. Aber das macht nichts. Ich warf und warf, wahrscheinlich aus unterschiedlichen Entfernungen, handelte mir zahllose Bouncer ein (und Biere) und, weil die Scoreboards ja Mist sind und ohnehin nie jemand wissen wird, ob es die Wahrheit ist, traf die Tripel 20 nach belieben und warf in der ersten Stunde 16 Maxima. Noch erstaunlicher ist, dass ich das alles mit geschlossenen Augen machte, weil die Bedienung, die mir das Bier brachte, weiblich war.

Irgendwie hatten sich meine Wege mit denen Binderiyas gekreuzt (es stellte sich heraus, dass er mit Odbileg in Shanghai war) und er konnte sich erste an meinem letzten Abend mit mir treffen. Also waren es andere, die mir über Darts in der Mongolei erzählten. Das am Fusse der Bogd Berge und am Ufer des Tuul Flusses gelegene Ulaanbaatar (das in früheren Zeiten Urga hiess) ist das Zentrum des Dartsports - überhaupt das Zentrum der Mongolei und das Tor zu entfernteren Orten. Die berühmte Transsibirische Eisenbahn , die von Norden nach Süden das Land durchquert, hält in Ulaanbaatar, sie verbindet Moskau und Peking.

Die Mongolische Darts Amateur Federation baute auf den Erfolgen von Boldbaatar auf und wurde durch die Vorstellung von Khayankhyarvaa Batbayar beim Asia Cup 1996 in Singapur weiter gestärkt - er hält bis heute den Rekord mit einem 12-Darter. Sie ist eine nicht nach Gewinn strebende Organisation, deren Ziel es ist durch den Dartsport die Mongolei in der Welt bekannt zu machen. Sie versucht auch die Jugend einzubeziehen und ermuntert sie ihre Freizeit sinnvoll zu verbringen, damit sie vielleicht eines Tages ihr Land auf der Weltbühne vertreten kann.

Zum Zeitpunkt meiner Kolumne gab es in Ulaanbaatar ein Dutzend oder mehr organisierte Dart Klubs, die - wie in Axis Grill Pub - den Ligen die aus ein paar hundert regelmäßigen Spielern bestehen und auch mehr als 2000 gelegentlich spielende Dartern und ihren Anhängern entsprechende Spielstätten anbieten.

In der dortigen Dartszene haben sie so eine Art Gedicht. Vielleicht könnte ja John Armstrong dazu eine Melodie komponieren. Es geht ungefähr so:
Vater, Mutter und Kinder
Stellen sich zusammen an
Darts - fair
Darts - Test der Entschlossenheit
Darts ist immer ein Fest, ja!
Ich, Du, alle
Wir werden Freunde
Die, die scharfsinnig und schnall im Denken sind
Die, die trainieren
Werden sicher gewinnen
Darts - fair
Darts - Test der Entschlossenheit
Familie und Team
Hand in Hand
Wer herausragend ist, genau
Wird siegen
Darts - fair
Darts - Test der Entschlossenheit
Darts ist immer ein Fest, ja!

Der Dartsport ist im Land des Dschingis Khan quicklebendig und auf dem Vormarsch.
Die Norman Brüder können stolz auf das sein, was sie da angefacht haben.
Danzan Boldbaatar wäre sicher stolz darauf, wie sich die Organisation, die er gegründet hat, entwickelt.

Und Odbileg Khayankhyarvaa sollte stolz darauf sein, die Verantwortung für die Organisation, die er geerbt und umgeformt hat zu übernehmen und darauf, dass er eines Tages einen der jungen Sportler, die er unter der mongolischen Flagge entwickelt, auf der Welt Bühne sehen wird.

Ich muss mich jetzt auf den Heimweg machen und mal wieder einen Blick über den Zaun auf meine Nachbarin riskieren.

Vor Ort

Dartoid






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