"Ich sammle Freunde" - Stacy Bromberg (1956 - 2017)

Heute sage ich zusammen mit Hunderten von anderen, die aus so entfernten Ländern wie England und Japan kommen, im King David Mortuary in Las Vegas, Nevada, Good bye zu einem meiner allerbesten Freunde. Stacy Bromberg wurde nur knapp 60 Jahre alt. Sie hatte seit 2012 gegen den Krebs gekämpft.

So wie der verstorbene, große Sid Waddell oft Phil Taylor als den größten Dartspieler bezeichnet hat, dürfte Stacy Bromberg wohl die größte Dartspielerin aller Zeiten die je gelebt t hat gewesen sein - auf jeden Fall kommt niemand in Nord Amerika auch nur in ihre Nähe oder wird jemals ihre Erfolge wiederholen können. Sie steht in einer Linie mit den Besten - Francis Hoenselaar, Deta Hedman, Trina Gulliver, Tricia Wright, Anastasia Dobromyslova - und hatte ihren Anteil an Siegen.

Sie war eine dreifache Weltmeisterin - sie war tatsächlich bei ihrem Tod am 12. Februar 2017, nicht nur die ehemalige Frauenweltmeisterin der PDC, sie war die einzige und immer noch amtierende Inhaberin dieses namhaften Titels.

Wie so oft in den vergangenen paar Tagen ins Gedächtnis zurückgerufen, war Stacy auch 16 Mal die Nummer 1 der American Darts Organisation(davon 13 Jahre in Folge), 12maliges Mitglied des US National Teams, 11malige nationale Damen 501 Meisterin, 4malige nationale Damen Cricket Meisterin und viermalige Bullshooter Ladies Top Gun Meisterin und MVP. 2009 gewann sie neben den World Cup Einzeln in Charlotte auch die allerersten Shanghai International Darts Open und gab dabei nur ein einziges Leg ab. Es gibt noch so viel mehr...

1999 wurde Stacy von der Sports Illustrated unter die 50 größten Sportler Nevadas des 20. Jahrhunderts gewählt.

Aber weißt du, das alles war nicht das wichtigste für Stacy.

Sie war Lehrerin, Anwältin und Privat Detektivin. In ihren jüngeren Jahren war sie eine hervorragende Schwimmerin und Tennisspielerin. Ohne Zweifel hätte sie auch in anderen Sportarten Hervorragendes leisten können. Aber sie landete beim Dartsport, durch Zufall, nicht beabsichtigt, und obwohl sie in diesem Sport alles erreicht, was eine Frau momentan erreichen kann, habe ich keinen Zweifel daran, dass sie , hätte sie in eine Zeitmaschine kriechen können, eine andere Richtung gewählt hätte, einen anderen Sport, einen anderen Beruf.

Von dem Tag an, an dem sie anfing sich zu profilieren bis zu ihren letzten Stunden bekam sie von der ADO die kalte Schulter und noch schlimmeres gezeigt. Sie wurde von der Organisation beschissen, die eigentlich den Sport und seine Spieler in Amerika repräsentieren sollte und dessen Rekordbücher sie zerschmetterte und für alle Zeiten neu schrieb. Das was bestimmte ADO verbandelte Leute momentan über sie schreiben und das Gespräch über eine offizielle ADO Auszeichnung in ihrem Namen hätten Stacy entrüstet.

Als er die Möglichkeit hatte, hat der ADO Vorstand absolut nichts getan, um für Stacy einzustehen, damals 2011 als sie in unfairer Weise vom WDF ausgeschlossen wurde um am World Cup in Irland teilzunehmen und dort ihren Titel zu verteidigen. Tatsächlich hat sich - noch schlimmer - nach all diesen Jahren herausgestellt, dass tatsächlich mindestens ein ADO Vorstandsmitglied an der Entscheidung beteiligt war, sie als nicht spielberechtigt auszuschließen.

In Stacys eigenen Worten...

Im Januar (2011) ging ich zum vom WDF mit Ranking Punkten versehenen Rae Chesney Turnier in Philadelphia. Ich gewann die 501 Einzel. Im Februar gewann ich die ebenfalls zum WDF Ranking gehörenden 501 Einzel der Las Vegas Open. Dann, im März, nahm ich an den Virginia Beach Classic teil, die ebenfalls zum WDF Ranking zählen und gewann die 501 Einzel. Ich war nicht aufzuhalten. Es war ein tolles Gefühl. Ich konnte es gar nicht erwarten nach Irland zu fahren und meinen Einzel Titel zu verteidigen. Ich würde die Favoritin sein. Die, die man schlagen musste!


Die Chance hat sie aber nie bekommen.

In Connecticut im August bei der Willkommens Party zur jährlichen East-West Challenge, nahm man Stacy zur Seite und ohne Formalitäten von einem ADO Offiziellen darüber informier, dass sie ihren Titel nicht würde verteidigen können.

Wieder in Stacys eigenen Worten...

Ich fragte bei.nach und alles was.sagte war, dass "der Vorstand darüber abgestimmt habe und dass das seine Entscheidung wäre." Ich fragte. wer "der Vorstand" eigentlich sei und . sagte mir, dass er mir das "nicht sagen dürfe". Es war ganz klar, dass ich keine Unterstützung bekommen würde von den ADO Offiziellen meines eigenen Landes - und das, obwohl ich nicht den Platz eines anderen Spielers wegnehmen würde, von dem . nicht wollte, dass er beim World Cup spielte.


Und das - und nicht die Krankheit - war der Grund dafür, dass Stacy danach kaum mehr auf dem ADO Circuit gesehen wurde...

Und dann schrieb ausgerechnet dieses feige Individuum (genau wie ein anderer ADO Offizieller und WDF Repräsentant) letzte Woche glühende Worte über Stacy, ganz so als wären sie alle die besten Freunde gewesen.

Im Anklang an Joseph Welchs berühmte Worte zum Senator Joseph Mc Carthy "Und zu guter Letzt, hast du denn überhaupt kein Anstandsgefühl"?

Nein, das worauf Stacy am meisten stolz war, waren ihre wohltätige Arbeit, ihre Freunde (sie sagte" sie würde sie sammeln") und darauf, anderen zu helfen - auch denen, sie sie kaum kannte. Das war die wahre Stacy Bromberg. Sie wurde "The Wish Granter" genannt, weil sie 100 000 Dollar für die Make A Wish Foundation gesammelt hatte. Das war das wichtigste für Stacy, aber es waren die kleinen Dinge, die sie bestimmten und die tat sie jeden Tag.

Ich bin ziemlich viel mit Stacy herumgereist. Sie wusste, dass ihre Tage gezählt waren - auch wenn wir, zumindest ich, sicher waren, dass sie noch sechs Monate oder mehr vor sich hatte. Sie arbeitete an ihrer Liste von Dinge, die sie noch tun wollte. Sie sagte: "Ich weiß nicht, ob mir noch zwei Wochen, zwei Monate oder zwei Jahre bleiben - aber ich werde jeden Tag zur Gänze leben." In nahezu hektischer Betriebsamkeit hakten wir Sehenswürdigkeiten und Erfahrungen von den Nord Lichtern über Maccu Picchu bis hin zu den Osterinseln von ihrer Liste ab. Mit anderen reiste sie nach Japan (ihrem besonderen Ort) um den Fujijama zu besteigen. Sie fuhr noch ein letztes Mal nach England. Zu den Niagara Fällen. Mit anderen Freunden reist sie an die Costa Brava um Seil zu rutschen und mit Haien zu tauchen.

Während wir auf den Osterinseln waren - zusammen mit ihrer langjährigen Freundin und Sponsorin Terry Maness von Horizon und Laserdarts - trafen wir auf ein pensioniertes Ehepaar aus New Jersey, das um die Welt reiste. Natürlich freundete sich Stacy mit ihnen an. Sie erzählten ihr, dass das senstionellste, was sie je gesehen hatten die Iguazu Wasserfälle an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien seien. Stacy und ich hatten gerade begonnen diese Reise zu planen.

Während wir die Nordlichter in North Pole, Alaska beobachteten sah Stacy, dass ich ein Steinchen aufhob und in meine Tasche steckte. Sie fragte mich, was ich da tat und ich sagte so etwas wie "du sammelst Freunde; ich sammle Steine". Sie antwortete, dass sie das auch tat. Aber es war mehr als das...

Es stellte sich heraus, dass wir beide vor Jahren eine Film gesehen hatten (With Honors - 1994), in dem ein heimatloser Mann, Simon Wilder gespielt von Joe Pesci) gelegentlich einen Stein auf hob und ihn in einem Beutel verstaute, den er in seiner Tasche hatte. Er tat das jedes Mal, wenn er in seinem Leben einen wichtigen Augenblick erlebte. Die Steine waren seine Erinnerungen, gute und schlechte.

Vor lange Zeit hatten sowohl Stacy als auch ich diese Gewohnheit angenommen. Stacy erzählte mir von Stein-Erinnerungen, die sie zu Hause in einer kleinen Schachtel aufbewahrte - an den Tag, an dem sie heiratete, an dem sie geschieden wurde, ihre Weltmeisterschaften und noch mehr. Sie sammelte in Alaska ebenfalls einen Stein. Ich sah auch, wie sie einen am Machu Picchu und einen auf den Oster Inseln fand.

Doch standen auf all meinen Reisen mit Stacy die Besichtigungen und die Erfahrungen nur an zweiter Stelle. Wichtig waren sie schon, sie nahm jede Sekunde in sich auf. Aber es war wenn sie neue Menschen traf, dass sie wirklich auflebte - auf dem Flughafen, in einem Flugzeug, in einer Hotel Lobby, einem Restaurant oder auch auf dem Wanderweg. Genau wie in einer Dart-Halle unterhielt sich Stacy immer und traf andere Leute - "sammelte Freunde".

Daneben kaufte sie ständig ein - Fake Rolex, Laser Stift Taschenlampen und Raubkopien DVDS in Shanghai.kleine Perlenarmbänder, Schlüsselketten, Kühlschrank Magnete, Hüte in Alaska, Peru und Chile, einfach irgendetwas, aber Tonnen weise. Als ich sie fragte, was sie denn mit diesem oder jenem Einkauf vorhatte, hatte sie immer eine Antwort darauf. "Ich habe dem Parkplatz Aufseher gesagt, ich würde ihm etwas mitbringen. Ich habe da neulich jemandem im Laden getroffen.Ich weiß noch nicht, ich werde es für meinen nächsten Freund aufheben. Da, nimm etwas".

Ich habe mein Gehirn strapaziert um mich daran zu erinnern, wann ich Stacy das erste Mal getroffen habe und ich kann mich einfach nicht daran erinnern. Ich glaube fast, es war als ich Mitglied der Tidewater Area Darts Association (TADA) in Virginia Beach war. Die Turniere der TADA waren Stacys Lieblingsturnier. Ein alter Freund von mir, der auch bereits verstorben ist, "Thumper" Galloway, organisierte immer einen Rolls Royce, der Stacy am Flughafen abholte...

Stacy würde es gefallen, dass jetzt Bemühungen angeführt von Paula Duritza Bushey in Gang gekommen sind, um Geld zu sammeln, damit das Preisgeld für die Damen bei den bevorstehenden 31. Virginia Beach Classic erhöht werden kann. Stacy hat sich viele Jahre hörbar für faire Preisgelder ausgesprochen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass durch Busheys Anstrengungen die Damen dieses Jahr letztendlich mehr Geld mit nach Hause nehmen werden als die Männer. Stacy hätte das geliebt! Das was Bushey und andere machen, ist das, was respektvolle Menschen machen.

Wo auch immer Stacy und ich uns zuerst getroffen haben mögen - ich bin sicher, dass es ohne Zweifel mit einer Auseinandersetzung begonnen hat. Stacy liebte es zu diskutieren, genau wie ich auch, und sie war gut darin. Wenn auch gute Darts nicht etwas waren, was wir gemeinsam hatten, so war doch der verbale (und schriftliche) Schlagabtausch etwas, wo wir uns gemeinsam im Ruderhaus befanden. Stacy war gewieft und von rascher Auffassungsgabe und geistreich und zäh und verdammt schwer zu überzeugen, dass sie ihre Position verändern sollte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich je eine Diskussion mit ihr gewonnen hätte. Wahrscheinlich ist das nie jemandem gelungen.

Manche werden wissen, dass Stacy ein Buch verfasste. Lady Darts: The World of Women's Darts Through the Life of World Champion Stacy Bromberg (2011). Als sie zu ihrem Platz am himmlischen Oche aufbrach, arbeitete sie an einem anderen. Life is a gift.Open it slowly. Memories of the 3-time World Champion and Cancer Fighter. Wie schon der Titel sagt, geht es darin um sehr viel mehr als nur Stacys außergewöhnlich Karriere im Dartsport.

Obwohl sie durch ihre zahlreichen Chemotherapien wenig Gefühl in ihren Fingern hatte, nahm Stacy weiter an Wettkämpfen teil und gewann auf der höchsten Eben während sie an ihrem Manuskript arbeitete. Ihr Buch wird veröffentlicht werden. Als Tribut an ihre geliebte Katze Knothead hat sie eine wohltätige Tier Einrichtung ausgewählt, an die die Einnahmen gehen werden. Das Buch wird sicherlich eine fesselnde Geschichte von Entschlossenheit und Widerstand sein, aus der wir alle Kraft gewinnen können - reine Stacy Bromberg eben. Und wie sie mir mehrmals sagte "ich werde alles erzählen und keine Gefangenen machen."

Für kurzem habe ich ein Päckchen von Stacy mit der Post bekommen. Es war eine kleine Schachtel mit einem kurzen Brief. In der Schachtel waren ein paar Dutzend Steine unterschiedlicher Farbe und Größe. In dem Brief stand "Bitte bewahre meine Erinnerungen."

Vor langer Zeit hat mir einmal jemand gesagt: "Wenn du stirbst und du kannst an einer Hand die Anzahl der echten Freunde abzählen, die du hast, die für die du alles tun würdest und die, bei denen du dich darauf verlassen kannst, dass sie für dich alles tun würden, dann hast du im Leben Glück gehabt."

Stacy war einer von meinen fünf.

Aber sie hat in der Welt Tausende von ihren zurückgelassen.

Ruhe in Frieden, Stacy.

Dartoid







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