Doch nicht unfehlbar...

Doch nicht unfehlbar?? Ich bezweifle, dass irgendjemand in Nord Korea meinen letzten Blog gelesen hat, aber sollte es doch der Fall sein, werden sie sicher mit meinem Kommentar übereinstimmen, dass Raketen- Wissenschaftler ziemlich dumm aussehen, wenn es nicht so läuft wie geplant. Ich bezweifle auch, dass sie vollkommen mit meiner Aussage übereingestimmt hätten, dass es noch riskanter sein könnte ähnliches Fachwissen im Dartsport anzuwenden.

Aber für dieses etwas dubiose Statement gibt es einen guten Grund - das menschliche Element bringt sehr viel zusätzliche Unsicherheit in die Wissenschaft und kann dazu führen, dass auch das nach bestem Wissen und Gewissen entwickelte Dart Projektil abstürzen und ausbrennen kann.
Daher und auch wegen der enormen Nachfrage (ich gebe es zu - es ist ein Leser namens Eddie) glaube ich, dass es an der Zeit ist aus meiner gemütlichen aerodynamischen Nische herauszukommen und einen Blick auf dieses Dominierende menschliche Element zu werfen, obwohl es ein Thema ist das mich zwingt tapfer in Bereiche vorzudringen, in denen bisher wenige Mathematiker vorher gewesen sind (und möglicherweise sogar darüber hinaus.)

Und eines der speziell menschlichen Elemente, von denen Eddie wollte, dass ich sie untersuche, ist die Technik der Top Spieler. Auch wenn ich dieses Thema schon früher behandelt habe, habe ich doch beschlossen dass es so aufschlussreich ist, dass ich in einige meiner Blogs eine "Technik Spotlight" einfügen könnte und über das zu diskutieren, was ich als die wichtigsten technischen Aspekte im Wurf Stil bestimmter Spieler betrachte.

Nachdem ich diese Entscheidung gefällt habe - und nicht nur deshalb, weil er auch ein gutes Beispiel ist für etwas anderes, nachdem Eddie gefragt hatte - nämlich rechtshändig und mit dominantem linken Auge - wäre es mit Sicherheit widernatürlich, die Serie nicht mit einem anderen Spieler als Phil Taylor zu beginnen.


Technik Spotlight - Phil Taylor
Als erstes wollen wir einen Blick auf Kreuzdominanz Taylors werfen, was nicht so seltsam ist, wie es sich anhört sondern lediglich bedeutet, dass sich das stärkere Auge auf der anderen Seite befindet als die Wurf Hand. Wie ich schon in meiner Antwort auf diese Frage in einem anderen Blog gesagt habe, werden die meisten Technik Experten dazu sagen, dass diese Kreuzdominanz nicht ideal ist, aber Phil hat ganz offensichtlich bewiesen, dass sie keinen daran hindert, ein Spitzen Spieler zu werden.

Ein Hinweis auf diese Kreuzdominanz in Phils Wurf ist, dass er zunächst seinen Dart in einem leichten Winkel hält, so dass der Flight vor seinem stärkeren linken Auge ist, obwohl er ihn dann in die Mitte seines Gesichts "begradigt" und dann beinahe wie ein Zielfernrohr ein einer klassischen rechtwinkligen - den Unterarm in der Vertikalen - zielenden Position einsetzt ( wie in der fertig, zielen, los Beschreibung, die ichverfasst habe). Wenn er den Dart zurück zieht, geht sein Daumen auf eine Position in einer Linie mit seiner Nase zurück und dann nach unten, sein angewinkeltes Handgelenk bringt den Flight auf Höhe seiner rechten Wange genau gegenüber vom Ausgangspunkt seiner Bewegung.

Wegen dieser wangenberührenden Rückzugsbewegung bevorzugt er die abgerundeten Ecken der Slims und seine momentanen DXM Flights gegenüber der scharfkantigeren Sigma Pros, die er 2008 zuerst benutzt hatte, nachdem er nach einem Formtief von den 24 g Purists zu den viel kürzeren 25 g Phase 4 Sigma 970 gewechselt hatte.

Ich habe ja über die Details dieses Wechsel schon auführlich berichtet, also will ich auch damit nicht langweilen und nur noch einmal auf den wichtigsten Punkt hinweisen, nämlich, dass sein Purist Setup eine geringe aerodynamische Stabilität hatte, es war fast so wie ein Tennisschläger mit ganz kleinem optimalen Schlagbereich - gut, wenn man in Topform ist, aber nichts verzeihend, wenn das nicht der Fall ist. Meiner Meinung nach haben ihm die stabileren Sigmas möglicherweise dabei geholfen, sein Selbstvertrauen wieder zu finden. Anschließend konnte ihn nichts mehr aufhalten und seine ständige Verbesserung erlaubt ihm dann zur Phase 5 überzugehen deren kleine DXM Flights beinahe (aber eben nur beinahe) so wenig verzeihen wie die Purists zuvor.

/ Aber zurück zur Wurftechnik. Wegen seines Grips im hinteren Teil des Barrels liegt sein Zeigefinger wie üblich gegenüber dem Daumen, aber mehr seitlich, nicht in einem entgegengesetzten Winkel, was weiter verbreitet ist. Ich glaube, dass ihm das hilft den Dart in einer lineareren Bewegung zu "stoßen" als das den meisten Spielern möglich ist, was zwei Dinge zur Folge hat - eine bessere seitliche Genauigkeit und einen deutlichen Abwurf mit der Spitze nach unten, was zusammen mit seine wenig stabilen Darts zu der charakteristischen Landung der Darts mit der Spitze nach oben in das Board führt, an die wir, und natürlich viel wichtiger, auch er gewöhnt sind.

Trotz dieses individuellen Grips ist Phils Follow Through genauso klassisch wie seine Ziel - Haltung, mit einer guten Streckung und einem Zeigefinger, der am Ende auf das Ziel zeigt. Das heißt auch, dass der Zeigefinger im Vergleich zu seinem Daumen nach oben gegangen ist, was zu einem Spin gegen den Uhrzeiger führt, den er seinen Darts mitgibt.

Ich könnte jetzt noch seitenweise weiter über Phils Wurf schreiben, aber ich werde doch von diesem Thema abweichen, um noch auf einen anderen wesentlichen Faktor einzugehen - seinen Stand. Auch dieser ist klassisch mit dem vorderen Fuß seitlich und auf dem hinteren ausbalancierend, was Stabilität bringt und dem Körper und Kopf nur eine minimale Bewegungfreiheit zugesteht, was (wenn man davon ausgeht, dass ein Spieler seine Rhythmus - sollte er einen haben - nicht durch hin- und herlaufen am Oche, um direkt vor der Zahl auf die er zielt zu stehen ruinieren möchte!) theoretisch ein Vorteil ist. Auch wenn in diesem Punkt Theorie und Praxis oft sehr verschieden sind - fragt nur einmal die Herren Hankey und van Barneveld!

Und damit hoffe ich, dass ich, wenn auch nur kurz, auf alle Fragen Eddies eingegangen bin und in meinen Antworten auch ein warnendes Wort habe einfließen lassen. Wie ich schon zu Beginn sagte, macht sich das menschliche Element im Dartsport oft über die wissenschaftlichen Theorien lustig. Sogar Mathematiker sind nicht unfehlbar. In diesem Punkt könnte ich mich aber auch irren...










Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum