Heiße Luft

Ich habe schon einmal erwähnt, dass einige der argwöhnischen Menschen da draußen (natürlich nicht du, du bist viel zu scharfsinnig) tatsächlich vermuten, dass diese Blogs lediglich pseudo-wissenschaftlich von irgendjemand geschäftstüchtigen aus dem Unicorn Marketing verfasst werden. Und über einen solchen Skeptizismus braucht man sich gar nicht wundern, hat doch tatsächlich erst kürzlich ein neuer Rekrut im Unicave zugegeben, dass er noch eher an die Existenz des Weihnachtsmann glaubt, als an den Uniboffin (Dazu fällt mir außer ho, ho, ho wirklich nichts ein).

Ich bin also in einem Dilemma: Soll ich in einem verzweifelten Versuch meine Existenz zu beweisen eine Sturzflut esoterischer Mathematik über euch hereinbrechen lassen und riskieren, dass mehr als 99 Prozent meiner Leser (was natürlich auch nur möglich ist, wenn es mehr als Hundert davon gibt, aber ich war ja schon immer ein Optimist) verliere, oder bin ich weniger wissenschaftlich, dafür aber verständlicher und riskiere , dass ich (der reine Horror) für jemanden vom Marketing gehalten werde?

Nun, als Kompromiss habe ich mich entschieden bei diesem Blog einen Mittelweg einzuschlagen("Media via tutissima est", wie schon meine Mutter immer zu sagen pflegte, wenn mir auch nie klar wurde, warum sie nicht eine 2000 Jahre alte Römerin war) Also beginne ich mit ein paar Abschnitten voller Small Talk heißer Luft (drei Abschnitte sind es jetzt schon) und vertiefe mich dann in etwas echte Dart Flug Dynamik. Wenn das bedeutet, dass die meisten von euch sich dann ausloggen um GTA5 weiter zu spielen, hoffe ich, dass ich euch nächstes Mal wieder sehe!

Eine Möglichkeit künstliche Bedeutung in dieses Geschwätz zu bringen, wäre es "Heiße Luft" zum Thema der heutigen Abhandlung zu machen, und das tue ich auch. Ich habe ja schon früher erwähnt, dass eine geringere Dichte die effektive Stabilität eines Darts reduziert - jetzt werde ich versuchen, diesen Effekt zu bemessen.
Wir gehen also jetzt einmal davon aus, dass du zuhause in einem Raum trainierst, der für meine Zwecke gut geeignet ist, auf Meereshöhe (vielleicht für dich jetzt angesichts der kürzlichen Überschwemmungen in Großbritannien nicht so günstig). Wir gehen außerdem davon aus, dass es ein netter trockener Raum ist, in dem die Temperatur beständig bei 20 Grad liegt, was fünf Grad mehr sind als der Standard Wert, der bei Flug-Berechnungen benutzt wird, wenn die Luftdichte bei 1225 Kilogramm pro Kubik Meter liegt (bisher ist es mir noch nie gelungen, dass bei diesen Blogs Hochstellungen abgedruckt werden, also schreibe ich kg/m3).

Nebenbei bemerkt ist wegen des Wasserstoffs im Wasser, das zwei "H" hat und nur ein "O" und das leichter ist als der Wasserstoff in der Luft(78 Prozent oder so), feuchte Luft tatsächlich weniger dicht als trockene Luft. Das mag sich seltsam anhören, aber so ist eben die Chemie. Ich konnte sie nie leiden!

Nun aber zurück zum Thema, die Dichte der Luft ist umgekehrt proportional zur Temperatur in Grad Kelvin, ein Grad K hat den gleichen Abstand wie ein Grad C, aber 0 Grad K sind minus 273.15 Grad C(das ist die niedrigste mögliche Temperatur, deshalb nennt man diese Grad Zahl auch absolut). Also beträgt die Luftdichte in deinem angenommenen Trainingsraum 1.225 x 288.15/293.15 = 1.204kg/m3.

Werfen wir einmal einen Blick auf die "toastenden" Premier League Scheinwerfern, wo locker 30 Grad C auf der Bühne erreicht werden können. Wenn man die gleiche Berechnung anstellt, ergibt sich eine Luft-Dichte von 1.164kg/m3, das wäre um die 3,3 Prozent weniger als in deinem Trainingsraum. Wie bedeutsam könnten diese 3,3 Prozent sein?

Wir nehmen einmal an, dass du deinen Dart gerade, aber mit dem ziemlich verbreiteten Schnalzer loslässt, so dass sie einen Gierungswinkel entwickeln von vielleicht so um die 20 Grad, dann aber schließlich doch gerade auf das Board treffen- zumindest in deinem Trainingsraum. Du denkst vielleicht, das wäre perfekt, aber in Wirklichkeit sind deine Darts sehr instabil. Das liegt daran, dass Darts mit dem durchschnittlichen Stabilitätslevel, wie ein Pendel "überworfen" werden müssten, damit sie das Board entgegengesetzt gierend zu deinem "Schnalzer" treffen. Sehr stabile Darts müssen möglicherweise sogar so stark überworfen werden, dass sie aus der entgegengesetzten Richtung gerade zurückkommen.
Ich habe den Pendel Vergleich bereits früher schon benutzt um zu erklären, warum sehr stabile Darts eine Wurf-Geschwindigkeit haben die unabhängig ist von der Gierungs-Phase oder Wellenlänge, die genau der Flug Distanz von rund zwei Metern entspricht. Im Gegensatz dazu haben deine Darts mit niedriger Stabilität, zumindest in deinem Trainingsraum, eine Gierungswellen -Länge, die rund doppelt so lange ist, also rund 4 Meter.

Wenn man nun etwas weiter in die mathematische Finsternis einer einfachen harmonischen Bewegung eintaucht, ist die Gierungs-Wellenlänge umgekehrt proportional zur Quadrat-Wurzel der Luft-Dichte, also verlängert sich die Gierungs-Wellenlänge bei einer 3,3 Prozent höheren Luftdichte um 1, 7 Prozent, Keine besonders große Veränderung , ganz bestimmt nicht bei der sehr stabilen, kurzen Wellenlänge, aber doch genug , deine sehr instabilen Darts, die in deinem Trainingsboard das Board immer vollkommen gerade treffen, jetzt in einem Gierungswinkel von so um die 2 Grad einschlagen zu lassen.

Nicht so wichtig? Nun wenn die meisten Darts einen Gierungswinkel von 2 Grad ausweisen, sind das rund 2 mm Ablenkung der Spitzen, wahrscheinlich nicht unbedingt eine Katastrophe für den durchschnittlichen Spieler, aber für einen Profi kann jede Abweichung von rund 1 mm den Drei-Dart-Durchschnitt von 100 auf rund 95 drücken, und das ist durchaus genug um über Sieg oder Niederlage zu entscheiden.
So sollte also die niedrigere Luft-Dicht in einem heißen Veranstaltungsraum keinen wirklich sichtbaren Unterschied im Flug des Darts machen, aber auf das Scoring mit einem wenig stabilen Dart kann es sich deutlich auswirken.
Aber die Luft-Dichte könnte nicht der einzige Faktor sein, den man in so einem Fall berücksichtigen muss. In heißen Austragungsräumen können die Darts auch noch unter verstärkter Gierung durch schweißnasse Hände beim Abwurf leiden und - obwohl es der Intuition widerspricht , das kleine Flights bei Seitenwind empfindlicher sind als die großen(siehe auch Werfen gegen die Brise vom Januar 2012) - unter den Auswirkungen thermaler und anderer Luftströmungen in großen Arenen.

Nach all diesen Erwähnungen von Quadratwurzeln, Graden, kg/m3, einfachen harmonischen Bewegungen und sogar der Chemie, wer liest das hier überhaupt noch? Zumindest solltest du jetzt davon überzeugt sein, dass der Uniboffin real ist, schon deshalb, weil kein Mensch aus dem Marketing so etwas Langweiliges geschrieben hätte.

Quod erat demonstrantum - wie schon ein 2000 Jahre alter Römer gesagt hat!







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