Sigmas auf ein Neues

Wie Du weißt, gibt es inzwischen den neuen Unicorn 2009 Katalog (nicht viel Handlung, aber viele gute Ideen) und er enthält auch meinen neusten Ausflug in die Kunst der Dartherstellung, den Sigma 950. Für alle engagierten Leser (also die, die nicht bei dem Wort Trägheit inzwischen sofort einschlafen!) dürfte das keine allzu große Überraschung sein, sie haben meine Andeutungen über den "Sigma Sohn" sicherlich verstanden.

Lonnie zum Beispiel hat wahrscheinlich erraten, warum ich ihm sagte, er solle noch ein bisschen warten, bevor er sich E-Darts zuleget, die den 19 g schweren Sigma ähneln, weil die amerikanische Liga vorschreibt, dass die Darts nicht mehr als 18 g wiegen dürfen. Ich denke auch, dass Clarence, John P, Chris R, Bob und Warren nicht über die neuen Sigmas überrascht waren, nachdem wir über aggressiveren Grip, spitzere Nasen und größere Gewichtsauswahl geredet haben, auch wenn ich ihre Bitten um solche Dinge ziemlich unverbindlich behandelt habe.

All diese Veränderungen wurden schon lange geplant, es gibt aber noch eine, über die erst kürzlich entschieden wurde - nämlich für den Barrel statt 97 Prozent Tungsten 95 Prozent Tungsten zu benutzen. Zynische Leser werden jetzt vielleicht denken, dass das nur geschehen ist, um Kosten einzusparen, aber der Grund dafür war mehr oder weniger das Gegenteil. Wir mussten das nämlich ändern, weil wir ein Produkt der besten Qualität anbieten wollen ohne dafür durch zu hohen Kosten zu bestrafen.

Zum besseren Verständnis: 97 Prozent Tungsten ist sehr brüchig und man hat darauf beim Design des ursprünglichen Sigmas Rücksicht genommen indem man die Oberfläche an der Barrelnase abgeflacht hatte, damit man die Dartspitzen mit den Präzisionsmaschinen einfügen konnte. Diese Brüchigkeit hatte auch zur Folge, dass immer ein gewisser Prozentsatz der Barrels die strengen Qualitätskontrollen bei Unicorn nicht überstand. Natürlich müssen die Kosten für eine solch hohe Qualität auch irgendwie an die Kunden weitergegeben werden, die darüber nicht besonders glücklich sein dürften.
Für die neuen Sigmas schwebte mir eine spitzere Nase vor damit bei engen Gruppierungen die Flights weniger beschädigt würden. Wenn wir wieder 97 Prozent Tungsten verwendet hätten, hätten wir noch mehr Probleme mit den Maschinen und noch mehr Ausfälle bei der Qualitätskontrolle gehabt. Da die Rohstoff Preise auf der Welt enorm gestiegen sind und immer noch ansteigen, hätte das auch entsprechende Auswirkungen auf den Einzelhandelspreis gehabt, so haben wir uns für die 95 Prozent entschieden, die sich in der Dichte kaum unterscheiden, aber mit den Maschinen sehr viel besser zu bearbeiten sind.

Meine Aufgabe war dann, dafür zu sorgen, dass sich die minimal geringere Dichte nicht negativ auf die Aerodynamik auswirken würde - das ist ja nun einmal das Wesentliche an den Sigmas. Die Aerodynamik gegenüber den ursprünglichen Sigmas zu verbessern war ja gar nicht möglich (das ist so, auch wenn ich das sage!), also war es mein Ziel diese Aerodynamik wieder zu erreichen und dabei die gleichen Pro und One Schaft und Flight Kombinationen zu verwenden.
Das bedeutete, dass ich Barrels herstellen musste, die ein vergleichbares Trägheitsmoment aufwiesen(nicht schlafen dahinten!). Andrerseits sollten aber auch enge Gruppierungen möglich sein, also konnte ich den Durchmesser der schwersten Darts nicht vergrößern und das zusammen mit meiner Vorstellung, dass der Grip aggressiver werden sollte(wie jedem klar sein dürfte, muss man dafür mehr Material abtragen), brachten es mit sich, dass die 95er bei gleichem Gewicht länger als die 97er werden würden.

Ich gehe davon aus, dass die meisten Spieler mit der größeren Länge keine Probleme haben werden, es bedeutete aber auch dass wir, um das gleiche Trägheitsmoment beizubehalten, mit unserem Gewicht nicht ganz so weit hoch gehen durften, wie bei den ursprünglichen Sigmas.
Glücklicherweise(ich entschuldige mich hiermit bei allem Spielern, die auf Darts hofften, die schwerer als 28 g sind) habe ich das nicht als allzu großes Hindernis betrachtet, weil ich ohnehin nur vorhatte die Lücken zwischen dem ursprünglichen Angebot von 21, 23, 25 oder 27 g zu füllen, indem ich zusätzlich je ein Gramm leichtere Darts anbieten wollte. Unicorn wollte darüber hinaus noch einen 18 g Steel-Dart als Gegenstück zum 18 g E-Dart, wobei man wissen sollte, dass der E-Dart eigentlich leichter ist, da bei Steel-Darts nur der Barrel gewogen wird und bei E-Darts Barrels mit Schäften und Flights.

Und so wurde also der Sohn des Sigma Darts geboren. Trotz aller meiner Berechnungen, dass er aerodynamische genauso ausgereift wären, wie die ursprünglichen Sigmas musste er freilich noch einen entscheidenden Test durchlaufen. Glücklicherweise überstand er diesen mit Auszeichnung, nach einigen "richterlichen" Würfen erklärte der große Boss er hätte ebenfalls "dieses charakteristische Sigma feeling".

Also hatten wir jetzt nur noch ein einziges Problem zu lösen - wie sollten wir sie bloß nennen? Sigma 2 war langweilig, obwohl ich mir nicht verkneifen konnte zu erwähnen, dass "Sigma im Quadrat" doch mit der Statik übereinstimmen würde und auch etwas über die Genauigkeit aussagen würde. Dieser Vorschlag, der einem traurigen Wissenschaftler wie mir zugesagt hätte, wurde aber von allen mit eisigen Blicken erwidert und auch mein zweiter verzweifelter Versuch, "Sigma Übereinstimmungen" fiel durch. Der große Boss schlug dann geschickter weise das weniger esoterische Sigma 950 vor und gab den originalen Sigmas gleichzeitig den neuen Namen Sigmas 970.

Ich weiß schon, wenn ich auf dem Marketing-Feld geschlagen bin, der neue Name ist wirklich unschlagbar.







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