Nach den Ausflügen in die Welt des Fußballs jetzt zurück zum dritten Tag der UK Open.
Sicherlich leistet auch der Dartsport einen Beitrag zur Völkerverständigung. Selbst wenn es manchmal nicht so einfach ist in anderen Ländern ein
Dartboard zu finden gibt es, wenn es einem gelungen ist keinerlei Berührungsängste, gleichgültig, welche Nationalitäten miteinander am Board
stehen.
Auch bei den UK Open gab es Teilnehmer unterschiedlichster Nationalitäten. Neben den Spielern aus Großbritannien waren zumindest in den ersten
Runden auch Teilnehmer aus den Niederlanden, Kanada, Belgien, Deutschland, Australien, Spanien und Gibraltar am Board gestanden. In anderen Jahren
waren auch Teilnehmer aus den USA dabei. Ganz am Ende freilich, waren die Briten wieder einmal unter sich.
Als ich mich am Samstag auf den Weg zum Reebok Stadion machte, war das Wetter noch schlechter geworden. Ich musste mir erst noch etwas Verpflegung
für den langen Darttag besorgen, aber gleich neben dem Reebok Stadion befindet sich ein Supermarkt, in dem am diesem Samstagvormittag Großeinkauf
angesagt war. Auch einige Offizielle mischten sich unter die Einkäufer, die Leute von Sky Sport hatten das nicht nötig. Für sie gab es wie in
Wolverhampton ein mobiles Restaurant direkt vor dem Eingang zum Veranstaltungsort. Mein Schirm hatte auf dem Weg dorthin seinen Geist endgültig
aufgegeben - für Sturm sind unsere Regenschirme einfach nicht geeignet. Da die Presse erst eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn in den Presseraum
darf, stand ich wie einige andere durch das Wetter , dass einem dazu trieb, so schnell wie möglich wieder ins Trockene zu kommen, erst einmal eine
Zeitlang im Spieler Eingangsbereich herum und schaute diversen Profis beim Rauchen zu.
Über Nacht war wieder umgebaut worden, aus den acht Boards waren vier geworden, dafür standen jetzt ein paar mehr Tische im Saal. Wie ich dann
feststellen konnte, war aber der ganze Samstag nicht wirklich ausverkauft - es blieben doch zahlreiche Stühle unbesetzt.
In der vierten Runde waren immer noch 1,5 Australier, ein Belgier und drei Niederländer unter den Teilnehmern. Der Belgier schaltete einen der
Niederländer aus, die anderen beiden Niederländer und die 1,5 Australier gewannen ihre Spiele. In einer nicht sehr spannenden Wiederauflege des
Finales von 2009 setzte sich Phil Taylor klar mit 9:1 gegen Colin Osborne durch, im Finale 2009 hatte Osborne ein paar mehr Legs gewinnen können.
Auch der Weltmeister Adrian Lewis wurde in dieser Runde aus dem Turnier geworfen, Wes Newton schlug ihn 9:7. Mit dem gleichen Ergebnis setzte
sich im Kampf der Schotten Robert Thornton gegen Gary Anderson durch. Es gab mehrere knappe 9:8 Ergebnisse. Eines davon erzielte auch Denis
Ovens, der dieses Mal aus seinem anscheinend unerschöpflichen Fundus von Hemden ein dezentes Streifenmuster gewählt hatte, gegen den Nordiren
Brendan Dolan. Ich hatte die Boards immer wieder gewechselt und schon angenommen, Denis würde ausscheiden, als er mit 1:5
zurücklag. Als ich das nächste Mal vorbeikam hatte er aber ausgeglichen und das Spiel war so spannend geworden, dass ich an Board 4
hängenblieb.
Im letzten Spiel des Nachmittags besiegte Michael van Gerwen eindrucksvoll Mervyn King auf der Hauptbühne.
In der Pause zwischen den beiden Sessions wurden zwei weitere Boards abgebaut - es wurde am Abend nur noch auf der Hauptbühne und der kleineren
und niedrigeren Nebenbühne gespielt. Die Musikberieselung wurde durch Hämmern und Klopfen ersetzt. Wir im Presseraum machten auch Pause, im
Fernsehen lief das Fußballspiel zwischen Dänemark und den Niederlanden, ich konnte nicht herausfinden, welche Mannschaft im Presseraum bevorzugt
wurde, jedenfalls wurde das Tor der Dänen mit Begeisterung aufgenommen.
Rund eine dreiviertel Stunde vor Beginn der Abend Session setzte die Musik wieder ein. Zuschauer füllten so langsam wieder den Saal, wobei auch
der Abend nicht komplett ausverkauft war. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, an der Nebenbühne noch einen Platz mit Sicht zu finden oder mich
Richtung Hauptbühne durch die Menschen zu drängeln. Die Stimmung war allerdings toll - kein Vergleich mit der Premier League, wo die Zuschauer
sehr oft nur sich selbst feiern. Hier war es tatsächlich so, dass in entscheidenden Momenten atemlose Stille herrschte, bevor dann begeisterter
Jubel aufbrandete. Und es gab an diesem Abend jede Menge Jubel.
Alle Spiele auf der Hauptbühne waren spannend und eindrucksvoll. Toll, wie Terry Jenkins gegen Michael van Gerwen gewann. Eindrucksvoll war
Dave Chisnall. Phil Taylor und Ronnie Baxter sorgten mit einem Leg für Spannung, in dem jeder der beiden Spieler sechs perfekte Darts warf -
einen Neun-Darter gab es aber leider nicht. Die beiden letzten Spiele zwischen Raymond van Barneveld und Peter Wright bzw. Wes Newton und Kim
Huybrechts gingen bis in ein Entscheidungsleg. Vor allem im letzten Spiel, das ich unten in der Halle miterlebte, war die Stimmung unglaublich,
wobei das Publikum immer abwechselnd Huybrechts und Newton anfeuerte. Die Spannung bevor Wes Newton seine letzten Darts zum 9:8 Sieg warf, war
wirklich mit Händen zu greifen. Dabei gingen die Spiele auf der Nebenbühne fast ein wenig unter, obwohl auch die Partien zwischen Joe Cullen und
Jamie Caven sowie Paul Nicholson und Denis Ovens an Dramatik fast nicht zu überbieten waren und beide Sieger, sowohl Caven als auch Ovens sich
von Rückständen zum Sieg kämpften.
Am Ende des Abends war es mit der Nationalitäten Vielfalt dann vorbei, lediglich ein Niederländer war noch dabei. Und mit dabei war auch noch Denis
Ovens, der bei der letzten Weltmeisterschaft vor Schmerzen kaum hatte auf die Bühne gehen können und der mir vor ein paar Wochen in Birmingham
noch erzählt hatte, dass die Schmerzen zwar besser wären, er aber jetzt dafür im Kopf irgendwie blockiert wäre. Bei der Auslosung an diesem
Abend hatte er dann auch noch Losglück - mit Jamie Caven bekam er keinen der Top Favoriten zugelost.
Als ich nach diesem langen Dart Tag das Reebok verließ, erwartete mich eine Überraschung: Es regnete nicht mehr!!! Die nächste Überraschung
erlebte ich vor dem Hotel - da fuhr gerade ein Taxi vor, dem ein älteres Ehepaar so um die Ende 60 in Katzenkostümen entstieg....