Phil Taylor hat nicht gegen die Regeln verstoßen

Die neueste Dart Kolumne des Old Dart Coach Howie Reed über den Sturm, den Phil Taylors Schwindel während der Gibraltar Darts Trophy ausgelöst hat, erinnerte mich an den Abend, an dem ich mich selbst einer enormen Regelverletzung schuldig gemacht hatte - und damit meine ich nicht, dass ich meine Darts warf, ohne in der linken Hand ein Bier zu halten. Damit habe ich zumindest vorübergehend aufgehört, nachdem ich vor 10 Jahren Dick Allix Kolumne zum Thema Gesundheit und Darts in den Bulls Eye News gelesen hatte.

Ja, ich habe tatsächlich die Atkins Diät ausprobiert. Ich habe mehr als neunzig Tage kein Bier angerührt und keinen Crouton verspeist. Ich habe zwanzig Pfund verloren. 25 Pfund habe ich wieder zugenommen (so ist das mit den Schwindelleien).

Wie auch immer - ich habe mich sofort schuldig gefühlt, als es geschah. Ich war im Recht, hatte aber Unrecht. Also genau so, wie sich jeder Mann fühlt, wenn er mit einer Frau diskutiert.

Ich habe 501 Doppel gespielt, Best of Two von drei Legs, zusammen mit meinem Liga Partner Ritchie Dantine. Unser Team war nahe dem Ende in einem Spiel gegen das führende Team der Liga und es ging hin und her. Das Team hatte uns rund einen Monat vorher mit einem überlegenen 39:9 Sieg einen Tritt ins Hinterteil versetzt. Das Ergebnis aus unserem Spiel war ausschlaggebend dafür, ob wir uns für die Niederlage rächen konnten.

Es stand 1:1 und wir hatten noch 74 Punkte Rest, als ich ans Oche trat. Unsere Gegner hatten noch 32 Punkte auf dem Konto. Der Sieg hing also von meinen nächsten drei Darts ab oder vielleicht auch von meinen letzten zwei, sollte ich die Tripel 14 und dann die Doppel 16 treffen. Nichts Besonderes also. Aber ich traf nicht. Stattdessen traf ich in die Single 14, ganz knapp neben dem Draht zur Neun.

Sofort warf ich oben aufs Board und traf perfekt genau unter der Doppel 20. Und dann, wieder anvisieren, zurückziehen, loslassen, BAM! Mein letzter Dart rutschte sauber über meinen zweiten direkt in die Doppel 20.

Leg. Set. Match!!!

Als ich mich auf den Weg zum Board machte hörte ich, wie Ritchie etwas Glückwünschendes sagte. Auch einer unserer Gegner würdigte das Finish. Ich fühlte mich toll. Die Rache war gelungen.

Genau da geschah es.

Ich zog meinen ersten Dart aus der Doppel 14. Ich wandte etwas Druck an, um meinen zweiten Dart Richtung Süden zu schieben, damit man meinen letzten Dart besser sehen konnte einfach um sicher zu stellen, dass seine Position nicht fragwürdig war

Dann zog ich auch die beiden anderen Darts aus dem Board. Und dann - wie soll ich sagen - begann die Meinungsverschiedenheit.

Es zeigte sich, dass unser anderer Gegner, Stevie Wonder, die Dinge etwas anders sah. Er zweifelte unseren Sieg an, argumentierte, dass die 14 eigentlich eine Neun gewesen sei, so dass Ritchie, nachdem ich 69 Punkte geworfen hatte, noch hätte 5 Punkte ausmachen müssen.

Was sagt man in so einer Situation? Ich wusste, dass der Dart in der 14 gesteckt war - jeder wusste, dass er in der 14 stak.

Aber dort war er nicht bzw. nicht mehr. Ich hielt ihn in der Hand.

Ich blieb ruhig und argumentierte entsprechend. "Nein, nein", sagte ich. "Der erste Dart war in der 14. Warum hätte ich sonst auf die 20 gehen sollen? Hätte ich die 9 getroffen, hätte ich meinen nächsten Dart auf das Bull geworfen.

Er entgegnete nicht ganz so ruhig: "Du hast den Dart herausgezogen, Mann. Ich habe gesehen, dass er in der 9 steckte. Ich habe sogar zu meinem Partner gesagt, du hättest uns ein Break geschenkt. Du kannst doch nicht einfach die Darts herausziehen, Mann. Du solltest erst einmal die Regeln lernen"

"Ganz ruhig", erwiderte ich und zeigte auf seinen Kumpel. "Er hat gesehen, dass ich die 14 getroffen habe! Frage ihn doch!" Und dann forderte ich ihn heraus: "Was habe ich denn deiner Ansicht nach getan, betrogen?"

Er ließ nicht nach: "Ich beschuldige dich ja gar nicht", sagte er anklagend. "Ich habe es nur anders gesehen. Du solltest es lernen nicht so einfach deine Darts herauszuziehen!"

Ich dachte also nach und war mir gegenüber ganz aufrichtig: "Mist, eigentlich ist es egal, was jemand gesehen oder nicht gesehen hat, der Kerl hat Recht, ich hätte meine Darts nicht herausziehen sollen."

Aber dann überlegte ich weiter: "Was bildet er sich ein mir über die Regeln beibringen zu können?" Und verschärfte die Situation etwas. Nicht absichtlich, natürlich. Aber so ähnlich lautete meine Antwort: "Man kann ja alles übertreiben. Das war ein freundschaftliches Spiel. Es war die 14. Sogar dein Partner hat es anerkannt. Ich spiele schon seit 25 Jahren Dart. Sei so gut und versuche jemand anderem die Regeln beizubringen!"

Und dann wagte ich mich noch weiter vor. Ich schaute ihm direkt in die Augen und gab meinen Fehler zu. "Du hast Recht", sagte ich. "Ich hätte den Dart nicht herausziehen sollen. Ich hätte das blöde Ding herausreißen sollen und dir in den Arsch stecken sollen."

Nein - das habe ich natürlich nicht gesagt. Obwohl ich daran dachte. Machen wir das nicht alle manchmal.

Ich entschuldigte mich. Ich sagte ihm, dass ich ganz absichtlich besonders vorsichtig gewesen sei und allen "gezeigt" hatte, dass mein letzter Dart, der, den man meiner Ansicht nach hätte anzweifeln können, sein Ziel getroffen hatte. Deshalb hatte ich den zweiten Dart etwas aus der "Sichtlinie" verschoben.

Und ich sagte ihm, dass er Recht hatte. So war es ja auch.

Ich hatte Unrecht. Ich hatte meine Darts zu früh herausgezogen.

Wir vier einigten uns darauf, dass das Leg und das Set beendet waren.

Kurz danach kippten meine Teamkollegen und ich unsere letzten Drinks herunter und gingen hinaus zu unseren Autos. Wir hatten 25 zu 23 gewonnen, aber ich glaube, keiner von uns war so richtig glücklich darüber.

Das fiel mir wieder ein, als ich darüber nachdachte, was ich an Phil Taylors Stelle gemacht hätte. Ich habe ihn schon öfters verurteilt, vielleicht zu oft. Aber ich habe versucht fair zu sein. Ich bin sicher er fühlt sich wegen seiner Entscheidung etwas nicht gesehen zu haben, was während der Gibraltar Darts Trophy deutlich zu sehen war, reichlich scheußlich. Er hat seinen Gegner Dean Winstanley fehlgeleitet. Ob nun in oder außerhalb der berüchtigten Doppel 12 - auf das Ergebnis des Spiels hätte das keinen Einfluss gehabt.

Natürlich war Taylors Dart nicht in der Doppel 12.

Aber der Caller hatte den Dart als Treffer gesehen. Schluss, Ende.

Ein ethischer Fehler. Wirklich.

Keiner kann sagen, Taylor hatte die Regeln überschritten.

Er hat es nicht getan. Ich habe es getan.

Vor Ort

Dartoid







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