Was spielen wir???

Es ist Zeit für einen Blog mit zu einem etwas einfacheren Thema, aber irgendwie wurde das durch ein Sperrfeuer an Fragen verhindert, das auf mich in den letzten Wochen einprasselte. Na ja, Sperrfeuer ist etwas übertrieben, eigentlich war es immer die gleiche Frage, die mir von Dutzenden von Leuten gestellt wurde.

Von mir gibt es ein altes Video auf Youtube zu sehen, in dem ich 1993 bei den Lada UK Masters in Norwich gegen Bob Anderson spiele. Eigentlich ist nichts besonderes dran, ausser dass die Amerikaner die ganze Zeit kommen und fragen: "Was um Himmels willen spielt Ihr da eigentlich?". Die Antwort ist einfach: Equal Darts.

Das ist kein allzu verbreitetes Format, aber es wird schon ab und zu gespielt und es wurde gerade vom WDC (dem Vorläufer der PDC) in den frühen 1990er Jahren gerne benutzt. Es gab ja nur sehr wenig Turniere im Fernsehen und die WDC wollte gerne etwas Abwechslung hinein bringen und benutzte deshalb für die verschiedenen Turniere ganz unterschiedliche Formate. Wie auch heute noch wurden während der Weltmeisterschaft Sets gespielt und beim World Matchplay Legs. Dazu gab es noch die Samson Classics in Newcastle (Double in) und die gerade erwähnten UK Masters (Equal Darts), worauf ich gleich näher eingehen werde. Und dann gab es noch das Matchplay in Sheffield.

Das UK Matchplay wurde auf einem Dartboard gespielt, dass man heute kaum noch sieht, dem Harrows "Quadro" Board. Die Größe entsprach dem normalen Standard Board, aber das Quadro hatte noch einen zusätzlichen Quadro Ring (vierfacher Wert)zwischen dem Tripel Ring und dem Bull. Das bedeutete, dass der höchste Score 240 Punkte waren (ich glaube Dennis Priestley warf das als Erster) und das höchste Finish war nicht mehr 170 sondern 210. Das bedeutete auch, dass man 159 und 166 Punkte jetzt mit drei Darts ausmachen konnte.
Logischerweise war der Quadring natürlich viel schmaler als der Trippel-Ring und es wurde nur selten darauf geworfen. Nur der inzwischen verstorbene Tom Kirby benutzte ihn regelmäßig. Die Faustregel war immer: wenn Du als Erster wirfst, wirfst Du auf die Tripel, wenn Du als Zweiter an der Reihe bist, kannst Du in Erwägung ziehen, ob Du nicht auf die Quads werfen möchtest.

Aber zurück zu den Lada UK Masters, die 1994 zu den Greene King UK Masters wurden und die zum letzten Mal in Bury St.Edmunds in Suffolk ausgetragen wurden.
Wir wissen alle, dass es ein Vorteil ist, wenn man beim 501 als Erster werfen kann, weil wir dann drei Darts mehr haben als unser Gegner. Ich weiß nicht, ob es so etwas nur im Dartsport gibt, aber es ist auf jeden Fall im Sport nicht sehr verbreitet. Wenn ich da an Golf, Bogenschießen, Curling, Schiessen und ähnliches denke, bekommt jeder der Gegner die gleiche Anzahl Chancen. "Equal Dart" soll genauso funktionieren. Aber wenn man sich dass übliche 501 abgewöhnt, hat das auch eine negative Auswirkung auf die spontanen Gefühle beim Spiel.

Einfach dargelegt heißt das: Ich werfe als Erster und beende das Leg in 18 Darts. Du sitzt nach 15 Darts auf 60 Punkten Rest und hast jetzt die Chance noch zu gewinnen(wenn Du nur zwei Darts zum Ausmachen brauchst) oder Dir ein Unentschieden zu holen (wenn Du drei brauchst). Die normale emotionale Reaktion ist es, dass man ganz begeistert ist, wenn man ein hohes Finish wirft, ganz besonders dann, wenn der Gegner auch schon auf einem Finish stand. So ist das in diesem Fall nicht. Wenn Du als Erster wirst und ein 170er Finish zustande bringst, hast Du danach keine großen Gefühle, wenn Dein Gegner noch drei Darts auf die Doppel 16 hat und wenn er nur zwei davon braucht das Leg noch gewinnen kann.

Ich will damit sagen, dass es die Outshot Strategie und die Setups verändert. Zum Beispiel ist Dein Gegner als Erster am Wurf und hat noch 60 Punkte Rest. Du hast schon zwei Deiner Darts geworfen und hast noch 70 Punkte da stehen. Wenn Du das Leg gerne gewinnen möchtest, versuchst Du am Besten auf die Tripel 20 zu werfen, weil dann auch bei einem Treffer in der Single 20 noch ein Ein-Dart Finish möglich wäre (Bullseye). Und das wäre natürlich toll, weil Dein Gegner ja für seine 60 Punkte auf jeden Fall zwei Darts brauchen würde.

Ursprünglich wurde ein Leg, dass unentschieden ausging, als totes Leg gewertet, aber das hieß, dass ein Spiel ewig weiter gehen konnte. Dann beschloss man, dass bei einem Unentschieden jeder Spieler einen halben Punkt bekommen würde. Dadurch kam man, egal was geschah, wenigsten näher an ein Ende heran. Wen die ersten beiden Legs unentschieden ausgingen, stand es dann also 1:1, genau wie in dem Fall, wenn jeder der Spieler mit seinem Wurf gewonnen hätte.

Ich muss sagen, dass es schon Spaß macht, ab und zu so zu spielen, aber als reguläres Spiel wäre es mit nicht recht.

Meine Art Stadt...
Jetzt komme ich zu einem Format, dass den Amerikaner wohl bekannt ist - selbst wenn sie nicht wissen, wie es gespielt wird. Ich rede von Chicago - richtiges Chicago!

Wie das Spiel entstanden ist, weiß ich nicht, aber es ist in der Stadt gleichen Namens weit verbreitet. Auch in anderen Gegenden ist es populär, auch in St.Louis, aber niemand außerhalb von Chicago spielt es richtig. Es gibt ein paar Varianten, aber hier zunächst die Original Version.

Für alle, die es nicht kennen - im Prinzip ist es 501, Cricket und 301(Double-In). Aber viele scheinen zu glauben, dass die Spielregelen Spielraum für Interpretationen lassen. Manche spielen tatsächlich in dieser Reihenfolge. Manche losen vor jedem Leg neu aus und der Gewinner darf wählen, was er spielen will und auch anfangen. In St. Louis wird vor jedem Leg ausgelost, aber der Verlierer des ersten Legs entscheidet, was im nächsten Leg gespielt wird und zwar bevor ausgelost wird. Ich habe auch erlebt, das der Sieger beim Auslosen wählen kann, ob er lieber anfangen möchte oder bestimmen, was im nächsten Leg gespielt wird.

In der originalen Form schaut es so aus: Der, der beim Auslosen gewinnt beginnt das erste Leg und bestimmt, was gespielt wird.
Der Verlierer des ersten Legs beginnt das zweite Leg (bekannt als "Mugs Away" oder "Mugs") und bestimmt, was gespielt wird.
Vor dem dritten Leg wird neu ausgelost,(es wird dann gespielt, was noch übrig ist) und der Sieger beginnt
Eines der ersten Dinge die ich gelernt habe, war eine vernünftige Strategie; es ist nicht dumm, wenn man für das erste Leg 301 wählt. Das ist wirklich ein Spiel, wo man im Vorteil ist, wenn man anfangen darf und es kann sehr entmutigend sein, wenn man beim dritten Leg ankommt, weiß, dass man noch 301 spielen muss und dann beim Auslosen verliert!

Das war's für heute, nächstes Mal werde ich über weitere Formate sprechen, die man in der Liga und bei Turnieren spielen kann.







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