Der WDF World Cup 2013

Thorns World Cup 2013 - Teil 8
Nun, ich kenne leider nicht die gesamte Geschichte des WDF World Cups. Aber ich hatte das Glück, ich einen Teil davon mitzuerleben.

Bevor ich diesen Artikel geschrieben habe, habe ich kurz nach geforscht. In den neunzehn World Cups seit 1977 hat das englische Team 13 Mal den Gesamtsieg geholt und je drei Mal gegen Wales und die Niederlande verloren. England geht immer als haushoher Favorit ins Turnier - mit Weltklasse Profis wie Tony O'Shea und Glen Durant und ehemaligen und gegenwärtigen BDO Weltmeistern wie Scott Waites und Stephen Bunting. Das war dieses Mal nicht anders.
Im Herren Team Wettbewerb haben die Engländer elf Mal gewonnen, die anderen Sieger waren die Niederlande, Kanada, Finnland und Schottland sowie je zwei Mal Wales und die Vereinigten Staaten von Amerika. Aber nur ein einziges Mal hat Amerika dabei die Engländer geschlagen. Das war 1985 in Australien als ein Team angeführt von Eric Bristow und John Lowe gegen John Kramer und seine Kollegen verlor. Und das im Finale. Mit 9:0.
Das ist einer der stolzesten Momente in der amerikanischen Dart Geschichte, Und es war etwas, was nie wieder erreicht werden konnte. Oder vielleicht doch?

Und das bringt mich zurück zum World Cup 2013: Tag drei der Wettkämpfe des 19. World Cups in Neufundland. Als das Teilnehmerfeld immer mehr schrumpfte nahm der Druck der Play-offs genauso zu, wie die Leistung der Spieler.

Ich stand gerade bei den Damen, als der Team Manager der amerikanischen Teams auftauchte und mir mit seinem englischen Akzent zuflüsterte "Wir führen mit 3:0 gegen England". Meine Augen wurden größer und wir schlüpften beide hinüber zu den Herren.
Steve zwängte sich durch die wachsende Zuschauermenge zurück zu seinem Team, in der Hand ein Klemmbrett, auf dem er jeden Wurf verzeichnete. Vor ihm stand der World Cup Veteran Larry "The Eagle" Butler mit den World Cup Neulingen Robbie Phillips, Tom Sawyer und Gordon Dixon - eine Mischung aus perfekter Chemie, Ruhe und Selbstvertrauen. Links von ihnen waren die vier Engländer - O'Shea, Durant, Bunting und Waites - und versuchten nicht den Kopf zu verlieren.

Immer mehr Zuschauer versammelten sich, aus der wachsenden Menge hörte man gedämpfte Oohs und anfeuernde Rufe. England gab alles und holte sich zwei enge Legs zum 2:3. Das war er, der spielentscheidende Augenblick in einem Spiel, in dem noch alles möglich war.

Die Geschichte und die Logik sagten mir, das England zurückkommen würde, langsam, nicht unbedingt dominant, aber mein Bauch sagte mir etwas anderes. Team USA wirkte unbeeindruckt, unerschütterlich und in einer Zen Zone vereint. Während die Spieler durch ihre Mannschaftsaufstellung durchwechselten entstand Geschichte. Leg sechs, Leg sieben - Amerika holt sich cool die 5:2 Führung und schlägt ruhig die Fäuste zusammen, während die erfahrenen Engländer versuchen nicht ins Schwitzen zu geraten und die Köpfe zu schütteln. Leg acht, Leg neun - USA 7, England 2. Die Menge wuchs weiter durch Spieler und Zuschauer, eine bunte Mischung aus kanadischen Fans und Ausländern gefangen von der Atmosphäre und der Intensität, von der Spannung, die mit jedem Leg anwuchs. Leg 10 und Amerika führt mit 8:2, nur noch ein Leg entfernt von einem Platz im Finale, aber - eigentlich noch erstaunlicher - von einem historischen und überlegenen Sieg über das mächtige englische Team. Ich war vollkommen überwältigt von Hoffnung.

Wie das Schicksal es wollte, spielte Tom Sawyer das letzte Leg - Ich kann mich an seinen Gegner noch nicht einmal mehr erinnern. Spielt das eine Rolle? Woran ich mich erinnere war die versammelte Energie des Austragungsorts, die gelähmte und mitfiebernde Menge und die Spieler anderer Nationen vereint in Erstaunen, die die seltene Spannung einer englischen Niederlage miteinander teilten.
Nachdem Tom mit einem 58er Finish das Leg zum 9:2 Sieg geholt hatte war mir klar, dass ich Geschichte erlebt hatte, wir wussten es alle. Bescheiden und respektvoll schüttelte das US Team Hände wie das der Sportsgeist erfordert. Den gleichen Sportsgeist legte auch Team England trotz der Niederlage an den Tag. Die Zuschauer zerstreuten sich nicht ohne Umarmungen, Rücken klopfen und abklatschen - egal ob Spieler, Teamkollegen, Angehörige, Unterstützer und Personal, Freunde und Fremde. Es war ein euphorischer Moment.

Kurz danach fotografierte ich bereits das Team USA, das seinen Sieg genauso genoss wie ich. Ich meinte zu Tom, dass in wohl in Zukunft jede 58 an diesen Augenblick erinnern wird und er strahlte über das ganze Gesicht. Robbie und ich lachten über das grüne Sodawasser, dass er den ganzen Tag lang getrunken hatte und er sagte: "Ich hab es dir doch gesagt, das Zeug ist magisch." Gordon strahlte noch mehr als sonst, als wir uns glücklich die Hände schüttelten. Aber keiner schaute begeisterter drein als der normalerweise so stoische Larry - es war ihm bewusst, dass da gerade etwas ganz Besonderes geschehen war.

In zwei Tagen würde das Finale der Herren Teams zwischen Team USA und Team Schottland stattfinden, die einen ebenso historischen Sieg über das mächtige walisische Team feiern konnten. Ich bin ziemlich sicher, dass sich die Schotten auch für die Amerikaner freuten. und dass sie glücklich darüber waren, nicht gegen die Engländer antreten zu müssen.

Dass ich das hatte miterleben dürfen, hatte mich beschwingt. Und ich wusste genau, was ich tun wollte - ganz groß feiern, mit meinem amerikanischen Landsleuten in der George Street eine große Party feiern!
Für den heutigen Tag war das Turnier beendete und PowerPley leerte sic h schnell. Gordon, Tom, Robbie und ich warteten etwas benommen davor auf den Schulbus Shuttle zurück ins Hotel - um uns umzuziehen, für einen Drink oder auch zwei und um uns danach auf den Weg in die berühmte Party Meile von St. Johns zu machen zum Abendessen und zum Feiern. Während wir warteten, sang das ebenfalls freudetaumelnde schottische Team uns Siegeslieder. Meine Kumpels und ich waren so begeistert, dass wir tatsächlich in den falschen Bus einstiegen und eine besonders lange Fahrt durch die Stadt absolvierten, bevor wir den dann schon ganz brummigen Fahrer dazu brachten uns am richtigen Hotel abzusetzen. Wir entschuldigten uns für unsere Dummheit mit unserer überwältigenden Freude, was er, wie das die meisten Neufundländer tun würden, schließlich als ausreichenden Grund akzeptierte.
Als wir fast da waren, sagte Robbie "Robot" Phillips in seiner schnellen und eigentümlichen Sprechweise: "Weißt du, was ich heute Abend machen möchte? Ich möchte mich mit Screech voll laufen lassen, du nicht auch? Also machen wir es, du willst es, ich will es und ich werde es machen."

Gordon, der eigentlich ohnehin immer kichert, kicheret bereits und Tom kicherte auch. Sie stimmten nicht zu - sie wussten, dass das Volllaufen mit Screech auch bedeutet, dass man einen kalten toten Fisch küssen muss.
"Ich mach es, Robbie, " antwortete ich mit meinem eigenen Kichern und ohne zu zögern.
"Schön, Thorn! Dann machen wir es beide, ich will das, lasst es uns machen, " sagte Robbie noch schneller.

Zuerst Lunch mit Trina, jetzt auf dem Weg zu einer Party mit dem Team USA - das würde einer der bemerkenswerten Darts Tage meines Lebens werden.

Over und Double Out








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