Weiter nach Australien
Thorn: Hallo! Wer bist Du denn???
Warren: Warren Ackary - die meisten kennen mich als "Wazza 180".
Thorn: Verrückt! Und wo genau sind wir hier? Ich bin ja nach Sydney geflogen und dann Richtung Wollongong weiter gefahren und wo bin ich jetzt?
Warren: In Corrimal, New South Wales, Australien.
Thorn: Es ist sehr schön hier - Strände, Boote, Meeresufer und die Temperaturen sind sehr angenehm - ich habe mir Australien immer heißer vorgestellt. Wie bist Du denn hier in diesem kleinen Eckchen Paradies gelandet?
Warren: Das ist eine lange Geschichte. Ich habe mit meiner Frau übers Internet Bekanntschaft geschlossen, sie wohnte beinahe 800 Meilen entfernt von mir, und als wir uns dann trafen, hat es gleich Klick gemacht. Es ging ihr nicht so besonders, dort, wo sie wohnte und als ich sagte: "Lasst uns umziehen" hat sie sofort ja gesagt und so zogen wir Richtung Süden in die Nähe meiner Eltern und so sind wir hierher gekommen.
Thorn: (hält sich an seinem Stift fest und wirkt etwas überrascht) Das ist Deine lange Geschichte? Wahrscheinlich wolltest Du sagen "Es ist eine nette Geschichte". Da haben ja Malbücher längere Geschichten als diese! Kennst Du Art aus Nova Scotia? Ihr könntet zusammen ein Buch schreiben - Ihr müsstet nur zuerst Streichhölzer ziehen!! Auf jeden Fall ist es eine schöne Geschichte. mit Hilfe des Internets passiert heutzutage so einiges. Wirklich erstaunlich. Das ist toll, eine neue Liebe, nahe bei der Familie, idyllisch. Was arbeitest Du?
Warren: Unglücklicherweise nicht allzu viel, ich designe aber ganz verschiedene Webseiten als Hobby, na ja, und für ein bisschen Geld.
Thorn: Hört sich für mich nach einem netten Job an. Also hat Dich das Internet mit Liebe und einem Lebensunterhalt versorgt. Und was kannst Du uns noch erzählen? Was gibt es besonderes an Dir und Deinem Lieblingsspiel? Erzähl mir von Darts.
Warren: Ich versuche den Sport so gut ich kann zu fördern. Entweder über das SEWA Forum, über mein eigenes Dart Forum und die Webseiten und
natürlich auch bei all den Turnieren, die ich spiele. Ich nehme sogar an Luck of the Draw Turnieren teil und weihe dort Neulinge in den Sport
ein! Was an mir etwas Besonderes ist, ist dass ich behindert bin. Ich habe früher unter Epilepsie gelitten, aber das ist seit 11 Jahren vorbei.
Als ich sechs Jahre alt war, habe ich meinen rechten Zeigefinger bei einem Unfall verloren. 
Die Ärzte haben mir die obere Hälfte meines
Ringfingers dorthin transplantiert. Dank dieser Behinderung hatte ich recht harte 42 Jahre, es hat mir aber auch gezeigt, dass eine Behinderung
für mich kein Hinderungsgrund ist. Ich kann Kalligraphie machen, ich spiele Dart und englisches Billard und ich schreibe Blogs für Unicorn.
Dummerweise macht sich das Alter jetzt aber bemerkbar und ich war in einer Handklinik um herauszufinden, ob ich die dauernden Schmerzen loswerden
kann und ob neue Technologien mir vielleicht eine bessere Beweglichkeit und mehr Gefühl in meinem Finger und Teilen der Hand geben können.
Thorn: (tut al ob er schnarcht und spickt dabei aus einem Auge) Hm? Was? Oh, ich muss eingeschlafen sein - diese Geschichte war ja viel länger als die erste lange Geschichte! Aber im Ernst - das ist eindrucksvoll, Warren. Jetzt bin ich beeindruckt, eifersüchtig und erstaunt. Zum einen ist natürlich jeder, der versucht den Sport zu fördern, mein Freund. Dann bin ich eifersüchtig auf die Webseiten und die Unicorn Blogs (flüstert: brauchen sie nicht noch ein paar Autoren?) Und dann auch noch der Kampf gegen Deine Beeinträchtigungen und dass Du so vielen Tätigkeiten nachgehst, die Geschicklichkeit verlangen und das mit einer transplantierten Fingerspitze! Ich hoffe, dass die modernen Methoden Deine Probleme lindern können. Wie lange beteiligst Du Dich denn schon am SEWA Forum?
Warren: Seit Juni 2006.
Thorn: Ich bin im gleichen Monat beigetreten! Und wie gut bist Du?
Warren: Ich würde sagen, ich verfüge über mittelmäßige Fähigkeiten, weil ich ja auch zu spät mit meiner Dartkarriere angefangen habe und eigentlich erst so rund seit 10 Jahren wirklich richtig intensiv den Sport betreibe. In meinem Staat bin ich in der "A" Gruppe.
Thorn: Erzähl mal ein bisschen etwas über die Höhepunkte - besonders liebgewordene Erinnerungen oder herausragende Leistungen über die Du uns etwas berichten möchtest?
Warren: Meine liebsten Erinnerungen sind es, neue Freunde gefunden zu haben. Du kannst ja so oft gewinnen wie Du möchtest, aber Du musst Dir den Respekt verdienen, damit Du Dir Freunde machen kannst. Meine bisher beste Leistung war es, bei den Oceanic Masters 2005 unter die letzten 32 zu kommen, hätte ich das Turnier gewonnen, hätte ich einen Platz bei der PDC Weltmeisterschaft sicher gehabt, aber Russell Stewart hielt mich auf (sein Tag wird schon noch kommen).
Thorn (gibt vor den Schweiß von der Stirn zu wischen) Whew! Ich dachte schon, ich müsste Dich noch weiter necken, weil Du so wohlüberlegt und vernünftig bist. Aber Du bist von selbst prahlerisch geworden und hast gleich auch noch eine nach Rache dürstende Drohung ins Spiel gebracht! Aber ich glaube auch wirklich, dass Freundschaften ein wichtiger Bestandteil sind..und da habe ich beinahe Bob Anderson geschlagen und dann das Bullseye für meine 161er Finish verfehlte. Aber ich krieg Dich noch Bob! Ich werde mich rächen.!!! Jetzt geht es mir wieder besser. Aber zurück zu Dir. Wenn Du so zurück schaust, was sind denn in Deinem Leben Deine "Bullseyes"?
Warren: Ich würde sagen natürlich meine Familie und meine großartige Frau. Und meine größte Leistung ist, dass ich das Handicap mit meiner Hand, dass ich schon das ganze Leben mit mir herum trage, überwunden habe und zu dem Spieler wurde, der ich heute bin.
Thorn: Jetzt hatte ich schon befürchtet, dass Du mit den üblichen Klischees daherkommen würdest, aber Du hast Dich noch einmal hervorragend aus der Schlinge gerettet. Das gefällt mir, Wazza 180. In diesen Interviews geht es ja um Darts rund um die Welt - wie schaut es mit dem Sport hier aus?
Warren: Sehr gut - es ist allerdings ganz ähnlich wie in Großbritannien mit der Gegnerschaft zwischen der BDO und der PDC - wir haben hier unsere eigene Version davon. Das wollte ich nur einmal erwähnen - wenn die Spieler alle aufeinander treffen, ist das aber schnell vergessen. Wir haben jeden Monat Grand Prixs und der Sieger bekommt eine Wildcard für die PDC Weltmeisterschaft genauso wie auch der Sieger der Oceanic Masters. Aber unsere Turniere finden verteilt über ganz Australien statt, damit man an allen teilnehmen kann, muß man Opfer bezüglich der Finanzen und des Familienlebens in Kauf nehmen, was es aber wert ist.
Thorn: Hört sich an als wäre es eine gute Gegend um Turniere zu spielen und ganz offensichtlich ist der britische Einfluss groß. Und jetzt, Warren, möchte ich auf etwas zurückkommen. Du bist ein Autor, richtig? Wie wäre es, wenn Du Dir die fünf Fragen stellen würdest, die Du gerne im Interview wiederfinden würdest, und sie dann auch beantwortest? Bereit? Dann mal los!
Warren: Eins: Wenn es möglich wäre, dass ein anderer Spieler für mich spielen würde, wer sollte das denn sein? Simon "The Wizard" Whitlock.
Zwei: Wenn ich eine Wahl haben würde, von wem ich gesponsert werden möchte, wer wäre das dann? Unicorn.
Drei: Wenn ich einen Wunsch frei hätte, etwas in meinem Leben zu verändern, und wirklich nur eine Veränderung, was wäre das? Ich würde mir eine
ganz normale rechte Hand wünschen für alle alltäglichen Dinge.
Viertens: Möchte ich woanders leben und wenn ja, wo? Ich würde nach Großbritannien ziehen, meine Frau ist aus England und Großbritannien ist die
Heimat von Dart und Billard (lediglich die Kälte wäre ein Problem).
Fünftens: Halte ich mich für reich? Ja, ich habe eine passende Frau und eine positive Lebenseinstellung - das ist für mich mehr Wert als
Geld.
Thorn: (empört, wirft den Stift weg) Jetzt musst Du wieder mit dem rührseligen Zeugs kommen. Das lief gerade so gut! Na ja, ich verzeih Dir das noch mal - Thorn hat selbst ja auch eine sentimentale Seite - aber verrate das niemandem. Versprochen? Und jetzt lass mich mal Deine erstaunliche talentierte rechte Hand schütteln! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast und mir Deine Geschichten erzählt hast, Warren.
Warren: Da hast Du meine vier-ein-halb Finger! Jetzt hoffe ich nur, dass alle, die das hier lesen nicht denken, in Australien hätte jeder in seinem Hinterhof ein Känguru herum hoppeln - das gibt es wirklich nicht in jedem Hinterhof. Es war mir ein Vergnügen, dieses Interview zu führen, ich würde es jeder Zeit wieder tun, weil es wirklich Spaß gemacht hat.
Thorn: Das beruht auf Gegenseitigkeit, Warren! Weiter so und vielen Dank für die Einladung.
Warrens Internet-Seite findet man hier:
Wazza's World of Darts