Thorn Around the World

Straßenmusik oder Bankrott in Frankreich
An diesem Abend ging mein erster Monat in Europa zu Ende und mit ihm auch mein Traum davon, Straßenmusikant zu werden und auf den Straßen Europas zu musizieren. Mein zeitweiliger Reise-Partner Maxim, ein Gitarre Spieler aus Moskau, hatte seinen Reisepass verloren. Statt dass wir uns eine neue Gitarre und eine Trommel zum Musizieren kauften, hatten wir eine Verabredung in der russischen Botschaft, wo wir seine Reisedokumente hoffentlich würden ersetzen können.

Es war ein weiter Weg vom Hotel Le Ryad, unserer Unterkunft in der Innenstadt, zu den vornehmen Außenbezirken Marseilles, wo die Diplomaten aus der ganzen Welt in ihren ummauerten Residenzen saßen. Das Wetter war wunderschön und unsere Augen sahen jede Menge Schönheiten: Architektur, Kunst, Skulpturen und Kultur dieser berühmten französischen Stadt am Mittelmeer. Schließlich fanden wir auch unser Ziel, ein großes luxuriöses Haus verborgen hinter Stacheldraht , über den Ranken hingen und mit Überwachungskameras, die die Umgebung beobachteten.

Maxim und ich gingen zum Tor und drückten auf den Intercom Knopf. Nach einem kurzen Austausch auf Russisch ging Maxim hinein. Ich wartet inzwischen draußen in einem kleinen Park und hoffte auf zwei Dinge: erstens, dass Maxim seinen Pass ersetzen konnte und da bleiben würde, um auf den Straßen Marseilles zusammen mit mir zu musizieren und zweitens, dass es nicht allzu lange dauern würde. Die meisten von uns wissen ja, wie lange die Wartzeiten in solchen Stätten der Bürokratie sind - ich fürchtete, dass das russische Konsulat die langsamste von allen sein würde.
Ich saß draußen in der Sonne, auf meiner Bank unter den Palmen, Farnwedeln und Blumen und beobachtete das Gebäude und das Tor hinter dem Maxim verschwunden war. Nach einer Stunde tauchte er wieder auf. In seinem gebrochenen Englisch erklärte er mir: "Es tut mir leid, mein Freund. Ich muss zurück nach Paris um einen neuen Pass zu bekommen."

Damit war unsere kurze Freundschaft beendet - Maxim wollte direkt zur Bushaltestelle und ich würde alleine auf den Hügeln Marseilles stehen. Ich fragte mich, wohin ich gehen sollte, was ich tun sollte und wo ich übernachten sollte. Mit einem Händeschütteln und vielen guten Wünschen für Glück und Gesundheit verabschiedete ich mich von Maxim. Er und seine kleine Rolltasche und die akustische Gitarre verschwanden in den sich windenden Straßen. Ich und meine kleine Laptoptasche standen noch einen Augenblick da und ich warf einen Blick auf den inzwischen zerknitterten Stadtplan. Ich würde also kein Geld als Straßenmusikant verdienen. Ich hatte noch zwei Wochen Zeit um nach Palma de Mallorca in Spanien zu kommen, um dort mein Kreuzfahrtschiff nach Panama zu erwischen. "Gut", dachte ich, "jetzt mache ich erst einmal einen Spaziergang zum Meer und schaue, was mir das Leben dieses Mal beschert."

Ich ging den Hügel hinab, durch die verwinkelten Straßen mit Wohnhäusern, die bald monströsen Hotels und Resorts Platz machten je näher man dem schimmernden Mittelmeer kam. Ein emsiger Boulevard schlängelte sich entlang der Küste zwischen betriebsamen Stränden, Häfen und den befestigten Felsen, die am Ufer Marseilles zu finden sind. Auf dem Stadtplan hatte es wie ein kurzer Spaziergang ausgesehen, aber es waren Stunden, die ich in der heißen Sonne mit dem Beobachten der Menschen verbrachte. Ausgetrocknet und hungrig hielt ich an ein paar Internet Cafés am Weg für ein Getränk und einen kurzen Online Check In an. Schließlich erfuhr ich, dass gleich mehrere Kongresse in der Stadt stattfanden, was die belebten Straßen und die mit Touristen gefüllten Strände erklärte. Mir würde auch klar, warum das Ryad mir nur eine Übernachtung anbieten konnte - alle Hotels in der Stadt waren durch Reservierungen gefüllt. Und mir wurde klar, dass es schwierig werden würde, für heute Nacht ein Hotel zu finden. Ich machte mir Sorgen und überlegte mir einen Plan, Frankreich zu entkommen.

Ich ging stundenlang am Strand entlang, genoss den Blick auf das kristall-klare Wasser. Ich kam an Gärten und alten Forts vorbei, aber durch meiner Erschöpfung und die mangelnden Sprachkenntnisse wusste ich kaum, was ich da alles sah und ich zwang mich nur weiter voran um bei meinem enorm kurzen Aufenthalt in Marseille alles zu sehen, was nur möglich war. Mit viel Glück fand ich ein erschwingliches Hotel - Hotel Peron - in spektakulärer Lage am Meer - das noch ein Zimmer frei hatte. Ich wusste, dass ich nicht viele Möglichkeiten hatte und checkte mich ein, nur mich und meine Umhängetasche, mein großes Gepäck war ja sicher für die Nacht im Le Ryad untergebracht. Mein Zimmer war wie eine Szene aus einem französischen Film aus den fünfziger Jahren, gefüllt mit dem Mobiliar der Jungfer Großmutter. Aber es hatte einen Balkon und die Aussicht, die ich am Abend und am Morgen in mich einsog - mit dem aufgehenden Vollmond über dem transparenten Meer und den weißen, felsigen Inseln zwischen denen Segelboote und Fähren unterwegs waren - war episch. Und das Beste - die Dart Bars, die ich am Abend zuvor entdeckt hatte - The Shamrock und O'Malleys - waren nicht weit weg. Zumindest wusste ich, was ich heute Abend machen würde. Morgen würde ich dann nach einem Bus schauen, der nach Spanien fuhr und würde mich von Frankreich verabschieden.

Mein zweiter Abend in Marseille verlief ganz ähnlich wie der erste - nur ohne Maxim und dem Traum ein Straßenmusikant zu werden. Glücklicherweise schließe ich schnell Freundschaft und nach ein paar Drinks in den Dart Pubs, kannte ich schon ein paar Leute, die mit mir spielen wollten. Wieder spielte ich mit dem Barkeeper bevor es voll wurde. Später fand ich vier Engländer, die glücklich darüber waren werfen zu können, während wir etwas tranken und natürlich forderten wir jeden Gast, der vorbei kam auf, auf das Bullseye zu werfen und ich fotografierte sie alle.

Ich beendete den Abend mit einem weiteren Nachspaziergang und türkischem Kebab - und träumte dann vom WDF World Cup in der Türkei. nach meiner ersten World Cup Erfahrung in Irland hatte ich mir geschworen, dass ich keinen mehr verpassen würde. Im Augenblick war ich zufrieden, aber auch etwas ängstlich darüber, was der nächste Tag bringen würde. Hier war ich, wieder alleine, ohne Plan, etwas erschöpft und hatte mein Budget überzogen. Zwei Wochen und ein Dutzend Länder hatte ich zur Verfügung. Wohin würde ich gehen? Lissabon? Madrid? Gibraltar? Marokko? Ich hatte jede Menge Optionen aus denen ich auswählen konnte.aber keine Ahnung, wohin mich das Schicksal morgen führen würde. Over und Double Out.












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