Im Bullseye eines Hurrikan - Teil 5

Wir ließen Barbados hinter uns und machten uns vier Tage lang - immer noch auf den Fersen eines Hurrikan - auf einen westlichen Kurs in Richtung auf Kingstown, unseren nächsten Hafen.

Die Insel am nächsten Tag, St. Vincent, ist meine Art Schatz: Wasserfälle stürzen über einen mit Dschungel bedeckten Vulkan herab in zahllose Buchten mit schwarzem Sand. Die Geschichte ist ähnlich reichhaltig. Sie reicht von den Arawaks bis ins Zeitalter der Entdeckungen und führt dann über die Kolonisation in die Unabhängigkeit. Der Film "Fluch der Karibik" wurde dort gedreht, ganz sicher dort, wo auch echte Piraten ihr Unwesen trieben. Und ich hatte die Insel auch auf meiner Liste.

Auch an diesem Abend war das laue Wetter trügerisch melancholisch. Ein rosiger Halbmond blinkte zwischen den Wolken eines unsichtbaren Nachthimmels hindurch. Wir schlenderten über das Deck, aßen Hummer zu Abend und tanzten dann bis in den frühen Morgen. Einmal fühlten wir selbst die Ironie und ich witzelte mit meinen neuen Freunden: "Wäre das nicht lustig, wenn Hurrikan Tomas enorme Verwüstungen anrichten würde und als einer der schlimmsten in die Geschichte eingehen würde und wir könnten alle sagen, was für einen tollen Urlaub wir gehabt hätten?" Die ganze Situation - das man hinter einem Hurrikan durch ein Paradies in Luxus und beim Dart spielen hinter her jagte brachte mich vor Aufregung ganz aus dem Häuschen und ich ging nach unten zu Snookers und versuchte mich wieder einmal ein paar 180ern auf See.

Bald holte uns die Realität wieder ein. Ich war gerade am, Wurf, als der Kapitän seine nächste ominöse Durchsage machte: " Guten Abend, Passagiere, Hurrikan Tomas hat jetzt St.Vincent überquert und einigen Schaden angerichtet. Nach ersten Berichten sind mehr als 300 Wohnhäuser und andere Gebäude zerstört worden und leider sind auch sechs Tote zu beklagen. Andere wurden verletzt oder werden noch vermisst. Wir können aber trotzdem wie geplant morgen früh den Hafen erreichen, wenn auch wegen der Trümmer und möglicher Schließungen einige Landausflüge und sonstige Pläne verändert werden müssen."
Sofort veränderte sich meine egoistische Einstellung. Wie konnte ich in smaragdgrünen Wasserfällen baden oder an Korallen Riffen schnorcheln oder Film-Sets besuchen oder nach Dart Bars suchen, wenn Menschen Leiden, ihnen das Dach über dem Kopf entrissen wurde oder ihre Wände einfielen?. Ich entschloss mich sofort, was ich morgen tun würde. Ich und jeder, den ich überzeugen konnte, würden den ersten Hafenfahrer schnappen und uns zu einem betroffenen Haus fahren lassen. Ich wollte viel lieber Ziegelsteine, verbogenes Blech, Äste und Trümmer entfernen die in ein Leben eingedrungen waren. Ganz offensichtlich war ich nicht der einzige Passagier, der über sein Ego hinausschaute und lieber diese seltene Gelegenheit ergreifen wollte, menschenfreundlich zu handeln. Viele boten ihre Hilfe an und zusammen mit Princess Cruises, wurde auch eine größere Spende von Nahrung und Dollars ausgeliefert. Aber diese Nacht schlief ich mit dem Gedanken für jemand anderen ein hilfreicher Fremder zu sein.

Der neue Tag brachte gute Neuigkeiten, wirklich gute. Der Bevölkerung von St Vincent ging es viel besser als erwartet. Die dringendsten Notfälle waren bereits bearbeitet und einheimische Renovierungsbemühungen kümmerten sich um die oberflächlichen Schäden. Das Leben - und der so lebenswichtige Tourismus . konnten den gewohnten Gang gehen. Es gab Schäden, einschließlich geschlossener Straßen und defekter Leitungen, zusammengebrochener Gebäude und verwüsteter Felder, aber heute waren wir glücklicherweise doch als Besucher wertvoller als freiwillige Helfer.

Nach einem Frühstücks-Buffet und dem üblichen "Bing" machen wir uns mit einem Fahrer auf den Weg, hinaus aus dem geschäftigen Kingstown, entlang einer kurvenreichen Küstenstraße, vorbei an den Spuren von Tomas und mit einem Halt an einem Laden in einer Hütte, um Getränke und Eis zu besorgen. Zuerst fuhren wir nach Walliabou Anchorage, um dort auf den Docks zu tanzen, wo Disney und Johnny Depp Goldfunde gemacht hatten. Ganz in der Nähe tauchten wir kurz in einen pittoresken Wasserfall ein. Am Nachmittag waren wir im botanischen Garten, wo ein von Kapitän Bligh mitgebrachter Brotfruchtbaum, die Orchideen weit überragt. Dem Dartsport noch am nächsten kam ein Junge, der ein dickes Stück Bambus die Straße entlang trug, der Fahrer schmunzelte, weil es ihm Erinnerungen an die eigene Kindheit wach rief und er erklärte, dass der junge vorhatte seine eigene "Kanone" zu bauen um damit auf die Häuser seiner Freunde zu schießen - ein beliebter Zeitvertreib für Kinder in dieser Nachbarschaft.

Zurück an Board gab es noch etwas ganz Besonderes. Wieder einmal legten wir unter einem Regenbogen ab und dann war es schon Zeit zum Abendessen. Zufällig feierten gleich drei meiner neuen Freunde an diesem Tag ihren Geburtstag: einen 18., einen 52. Und einen 92.! Wie bekamen das beste Steak und den besten Champagner, den die Grand Princess aufzuweisen hatte. Und aus all diesen Gründen war es wirklich ein herausragender Tag gewesen.

Hoffentlich würde ich auf Antigua und St. Thomas genauso viel Glück haben.

Over und Double Out










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