Schwankende Wahl

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Wir haben also den guten alten Nigel zurückgelassen, nachdem er sich ein Set Peter Manley Maestro Tungsten Steel Darts gekauft hatte und sie nach seinen Vorstellungen mit XL+Schäften und Big Wing Flights "frisiert" hatte. Er tat das, um ihre statische Toleranz zu erhöhen, damit sie trotz seiner unbeständigen Würfe gerade fliegen. Wie ich schon sagte, hat er tatsächlich eine gute Wahl getroffen, aber da kam ihm das Glück zur Hilfe . Und zwar deshalb, weil es nicht nur eine Frage der statischen Toleranz ist, den für einen Anfänger geeigneten Dart zu finden, beziehungsweise für jeden Spieler den geeigneten Dart zu finden.

Ich habe schon früher erwähnt, dass man den Winkel zwischen der Richtung, in die der Dart zeigt und seiner Flugrichtung als Einfallswinkel bezeichnet. Bei Flugzeugen und anderen fliegenden Objekten, für die es einen "richtigen" Weg nach oben gibt, besteht der Einfallswinkel aus zwei Komponenten-der aufwärts gerichteten Steigung und dem seitlichen Schwanken. Aber bei Gegenständen wie einem Dart, für die es keinen "richtigen" Weg nach oben gibt, sind wir Flugdynamiker zu faul, diese Unterscheidung zu treffen (vielleicht ist uns auch das Wort "Einfallswinkel zu lang) und wir nennen beides "Schwanken".
Durch die stabilisierende Wirkung der Flights wird nun nicht nur der schwankende Dart gerade ausgerichtet, sondern fängt auch an die Gegenrichtung zu schwanken. Man kann sich das wie eine Pendelbewegung vorstellen (technisch als "einfache Ausgleichsbewegung" bezeichnet), denn jeder Dart benötigt eine bestimmte, für ihn typische Zeit um hin und her zu schwingen. Und, was jeder Uhrenhersteller weiß, diese Zeit wird durch die Amplitude des Pendelschwungs günstigerweise kaum beeinträchtigt.

Wenn man jetzt ein Dart Produzent ist, gibt es noch einen weiteren günstigen Faktor. Dadurch dass der Auftrieb der auf die Flights wirkt, zunimmt, wenn der Dart schneller durch die Luft fliegt (fast im Quadrat) nimmt die für einen Dart charakteristische "Schwankzeit" umso schneller der Dart geworfen wird ab.
Aber ein schnellerer Dart fliegt in einer vorgegebenen Zeit auch weiter und diese beiden Faktoren heben sich mehr oder weniger gegenseitig auf, so das jeder Dart, gleichgültig mit welcher Geschwindigkeit er geworfen wird , eine mehr oder weniger exakte, individuelle Hin- und Her-Distanz hat. Diese Distanz nennt man Schwankungsbreite. Wenn Du Dir einmal Zeitlupenaufnahmen von Dartwürfen im Fernsehen ansiehst, kannst Du diese Schwankungsbreite tatsächlich sehen.

Sollten wir unseren Nigel beim Dartspielen im Fernsehen beobachten können, was unwahrscheinlich ist, würden wir sehen, dass er, wie viele Anfänger, einen ungleichmäßigen, abgehackten Wurf hat. Sein Dart verlässt seine Hand fast in Richtung seines Wurfs, aber dann sind die Hin-und Herschwankungen sehr unterschiedlich. Wenn bei ihm die Wurfdistanz und die Schwankungsbreite trotzdem zusammen passen, werden sich seine Darts, wenn sie auf das Board treffen, ausrichten. Wenn es nicht der Fall ist, werden sie das Board in einem von der Flugrichtung abweichenden Winkel treffen.

Die statische Toleranz ist wichtig für die Schwankungsbreite(je größer die Toleranz, um so geringer die Schwankungsbreite), aber sie ist nicht der einzige entscheidende Faktor. Auch die tatsächliche Größe des Auftriebs muss in die Gleichung einbezogen werden genauso wie das gegenläufige Moment der Trägheit. Und deshalb hatte Nigel wirklich Glück, als er sein verändertes Set Peter Manley Darts nur auf Grund der statischen Toleranz auswählte, zufälligerweise hatten sie auch gerade das richtige Verhältnis von Auftrieb und Trägheit.

Wenn Ihr, genau wie Nigel, nicht ganz sicher seid, was Ihr Euch unter "gegenläufigem Trägheitsmoment" vorstellen sollt, sollte Ihr nächstes Mal wieder dabei sein!







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