Der Trudel Doktor

Wäre ich ein besonders empfindlicher Mensch wurde ich mir jetzt Sorgen machen, dass das ursprünglich so große Interesse der Dartöffentlichkleit bezüglich des wie ich eingestehen muss manchmal langweiligen Themas "Flug Dynamik" doch nachgelassen hat. Das wäre eine etwas wehmütig der möglichen Erklärungen dafür, dass während ich dies hier schreibe, lediglich ein einziger Kommentar zu meinen letzten Blog angekommen ist.

Glücklicherweise geziemt es aber einem begeisterten Wissenschaftler vollkommen ungerührt trotz der weit verbreiteten Indifferenz gegenüber seinem Thema weiterzumachen. Genauso mache ich es auch und widme mich in diesem Artikel überwiegend einer Antwort auf Lonnie´s Frage bezüglich des "Trudelns" und möchte auch eine seiner Soft-Dart Fragen beantworten (die für meinen letzten Artikel zu spät eingetroffen war). Alle Beute für den Sieger! (Na ja, solltest Du pedantisch sein sage ich wohl besser alle Beute dem Einzigen, der zum Wettkampf angetreten ist!).

Also, ist es nun eine gute Sache, seinem Dart beim Wurf einen Drall zu geben? Vielleicht eher ja. Zunächst einmal deshalb, weil schon ein kleines bisschen Drall im Flug(so eine halbe Drehung) dazu beiträgt, dass die immanente Ausrichtung ("nicht achsensymmetrisch" wäre der wissenschaftliche Ausdruck) in der Aerodynamik der Flights ausgeglichen wird. Ich meine damit, dass auch dann, wenn die Flights perfekt in den Schäften stecken und sämtliche Oberflächen rechtwinklig sind, der erzeugte Auftrieb doch leicht verschieden sein wird, vielleicht rund 10 Prozent, je nach dem ob sie als x oder als + ausgerichtet sind. Würde sich der Dart überhaupt nicht drehen, würde man in der Gierungsbewegung einen deutlichen Unterschied feststellen können je nach dem, wie die Ausrichtung ist und darüber werden sich die wenigsten Spiele den Kopf zerbrechen wollen.

Dieser Ausgleichseffekt ist noch wichtiger, wenn man davon ausgeht, das normalerweise a) die Oberflächen der Flights nicht alle exakt rechtwinklig ausgerichtet sind und b) die Flights nicht immer eine gerade Linie mit dem Schaft bilden und c) der Schaft selbst nicht absolut gerade und in einer Achse mit dem Barrel verläuft.

Natürlich können alle diese Faktoren verringert werden, wenn man wirkliche Qualitätsdarts und Zubehör benutzt, alles sorgfältig behandelt und das Zubehör wechselt, wenn es leicht angeschlagen ist, aber sie werden trotzdem existieren, auch wenn das menschliche Auge das Ausmaß mehr oder weniger gar nicht wahrnehmen kann. Ohne Drall würden diese Asymmetrien immer noch genug Auftrieb hervorrufen, um einen Dart sein Ziel verfehlen zu lassen. Schon ein kleines bisschen Spin könnte die Auswirkungen mildern, das ist etwas, was ohnehin viele Spieler machen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind; aber diese Flight- Auftrieb-Asymmetrien, die die Abweichungen hervorrufen, gleichen sie auch wieder aus, indem sie auch ein aerodynamisches Schlinger-Moment hervorrufen, durch das der Dart (oder der Flight Komplex wenn man einen "Spinner" Schaft benutzt) von sich aus zu trudeln beginnt, sobald er die Hand verlassen hat.

Wenn aber ein Spieler nicht nur die Auftriebs Abweichungen, die zum Beispiel durch leicht verbogene Flights hervorgerufen werden, verringern will, sondern auch den Flug Gierungs-Winkel und den von der geraden Linie abweichenden Aufprall der Spitzen, kann es helfen, wenn man dem Dart beim Abwurf einen Drall mitgibt, besonders hilfreich wird es sein, wenn man Darts mit Flights, die einen großen Auftrieb haben spielt. Und das ist auch der Grund, warum das Unilab diesen Spin berücksichtigt, wenn es ein Dart Setup empfiehlt.

Und jetzt können wir auch die Frage beantworten, ob die Sigma Darts auch für Spieler geeignet sind, die ihren Dart "andrehen". Die Antwort lautet "Ja", aber mit Vorbehalt.
Der Sigma One hat Flights, die einen verhältnismäßig hohen Auftrieb hervorrufen und könnte daher, wie ich schon erklärt habe, für Spieler mit Spin noch besser fliegen. Auch das Pro Setup mit dem geringeren Auftrieb, könnte davon profitieren, wenn auch nicht so viel, wie ein konventioneller Dart, doch ein Teil seiner Zielsicherheit würde dadurch verringert.

Jetzt noch ein paar wissenschaftliche Anmerkungen zum Dart-Drall. Überspring die beiden nächsten Abschnitte einfach, wenn Du nicht so an technischen Einzelheiten interessiert bist!

Auch wenn man es vielleicht vermutet: die Vorteile die sich ergeben, wenn man einem Dart Spin gibt, bedeuten überhaupt nicht, dass er sich durch Spin stabilisiert. Die Spin - Geschwindigkeit und auch das axiale Trägheitsmoment sind beide viel zu gering, um den Gyroskop-Effekt hervorzurufen, der eine Kugel (ein statisch instabiles, durch Spin stabilisiertes Projektil) auf den rechten Weg bringt. Wenn die Spin-Geschwindigkeit höher wäre, würde sie den Dart sogar instabiler machen, weil sie aerodynamische Kräfte auf die Flights hätte, die die normale Gierungs-Dämpfung in eine Gierungs- Verstärkung verwandeln würden, einen Effekt, der als "dynamische Instabilität" bekannt ist.
Wenn man es ganz esoterisch sieht, ist es aber auch wahr, dass sogar bei einem geringen Spin diese aerodynamischen Kräfte andere dynamische Probleme hervorrufen können, die als Gierungs-Dämpfungs-Resonanz bekannt sind und die auftreten, wenn die Spin- Geschwindigkeit der Gierungsrate zu ähnlich ist. Glücklicherweise ist aber der Flugweg eines Darts zu kurz, als dass wir und darüber den Kopf zerbrechen müssten

So, nach diesem Ausflug in wenig sinnvolle Gelehrsamkeit, zurück zu etwas praktischeren Dart-Angelegenheiten und zu den restlichen Antworten auf Lonnie´s Fragen. Der 19 g Sigma E-Dart ist tatsächlich für manche Ligen besonders in Amerika zu schwer - dafür ist der verdammte Designer verantwortlich(Entschuldigung!) Was den besten Ersatz in 18 g anbelangt- da würde ich sagen, wartet noch ein bisschen - mehr sage ich nicht dazu.
Und zum Abschluss noch einmal zurück zum absichtlichen Spin, eine Warnung: sollten Eure Darts nicht wie Bananen gebogen sein, wird es wirklich kaum einen Unterschied machen und ich würde Euch nicht empfehlen, es auszuprobieren (man erzeugt den Spin indem man den Daumen und die Finger, die den Dart halten beim Abwurf in entgegen gesetzte Richtungen bewegt), es sei denn es ist eine "natürliche" Bewegung von Euch- sonst kann es passieren, dass Euch der so wichtige saubere Abwurf nicht gelingt.

Und wenn ich schon von Darts rede, die wie Bananen gebogen sind, da beende ich doch heute mit einem etwas ungenauen wiedergegebnen Zitat von Groucho Marx:
"Darts fliegen wie Pfeile und eine Banane fliegt wie eine Banane".

Ich hoffe, dass ich nächstes Mal mindestens einen von Euch wieder sehe!







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