Ich würde gerne meine Erfahrungen mit Euch teilen, in der Hoffnung, dass das was ich zu sagen habe, denen unter Euch, die mit Dartitis zu
kämpfen haben, helfen wird mit dem Problem fertig zu werden. Dies ist meine persönliche Geschichte darüber, wie sich bei mir Dartitis entwickelt
hat und wie ich sie überwand. Ich wünsche Euch viel Glück und dass es Euch auch gelingen wird.
Wie alles begann
Als ich Anfang 20 war spielte ich rund vier Jahre lang in einer Dorfliga in der Gegend von Haverhill in Suffolk in England Dart. Ich hatte in der
Gegend den Ruf ein guter Club-Spieler zu sein. In einer Märznacht war der Abend heiß umkämpft und ich stand auf, um mein Spiel zu spielen. Beim
Stand von 1:1 ging es in ein entscheidendes drittes Leg. Man hätte eine Nadel fallen hören können, alles konzentrierte sich auf das Spiel.
Sowohl mein Gegner als auch ich verfehlten im ersten Anlauf unsere Doppel und ich trat für meinen nächsten Wurf ans Oche. Meine ersten beiden
Darts waren nahe dran, aber eben nicht drin. Ich war für meinen treffsicheren letzten Dart bekannt. Ich machte eine kurze Pause um mich neu zu
fokussieren und zog dann meinen Arm zum Wurf zurück.
Genau in diesem Augenblick hörte ich wie mein Gegner hinter mir einige Wort vor sich hinmurmelte: "Ihr werdet sehen, jetzt trifft er." Ich
unterbrach und warf ihm einen Blick zu der bedeutete: "Na und?"
Ich sammelte mich wieder und zog erneut meinen Wurf-Arm zurück. Und wieder hörte ich im kritischen Augenblick die Stimme meines Gegners:
"Diesmal trifft er." Ich konnte es fast nicht glauben, dieses Mal schaute ich ihn an und sagte: "Na und?" und er entschuldigte sich mit
"entschuldige, Kumpel."
Und wieder sammelte ich mich für meinen dritten Dart und zog erneut meinen Arm zum Wurf zurück. In der Zehntelsekunde vor dem Abwurf zögerte ich,
und warf dann den Dart mit einer ruckartigen und unbeholfenen Bewegung ab.
Natürlich traf ich nicht und das Spiel ging an meinen Gegner und der ganze Abend war für uns verloren. Ich wusste damals noch nicht, dass das nur
der Anfang eines Problems war, das mich viele Jahre verfolgen würde.
Seit diesem Spiel konnte ich immer, wenn eines meiner Spiele ein kritisches Stadium erreichte, den Dart nicht mehr abwerfen. Ich musste immer eine
ruckartige Bewegung machen, um den Dart loszuwerden. Bald war mein Zustand hoffnungslos. Es kam mir vor, als würde ich manchmal stundenlang
brauchen, nur um einen Dart aufs Board zu werfen.
Ich wurde ins Ausland versetzt und hoffte, eine Dartpause würde mir gut tun: zweieinhalb Jahre spielte ich fast gar nicht mehr. Aber als ich
versuchte wieder zu spielen, hatte sich nichts verändert. Das Verlangen Darts zu spielen war auch noch da, nachdem ich die Royal Air Force
verlassen hatte und nach Havant in Hampshire gezogen war. Gleich um die Ecke gab es günstiger Weise einen Pub mit einem Dart Team, das in der
Gegend von Portsmouth spielte und trotz der Dartitis trat ich bei.
Ich war immer noch in der Lage ganz gute Darts zu werfen, nur wenn ich unter Druck stand kam das Problem des "nicht loslassen können" wieder. Bald
musste ich feststellen, dass jeder Wurf betroffen war. Ich hängte bei mir zuhause ein Board auf. Ich war fest entschlossen mich nicht unterkriegen
zu lassen.
Ich erinnere mich noch gut an meine totale Frustration, nur ich, mein Board und ein leerer Raum und ich war nicht in der Lage auch nur den ersten
von drei Darts in Richtung auf das Board zu werfen. Mein Selbstvertrauen war am Boden zerstört, aber ich war entschlossen, mich nicht geschlagen
zu geben.
Ich war ganz unten, ohne Selbstvertrauen und unfähig einen Dart zu werfen.
Wer weiß schon, warum manche Spieler dieses Stadium erreichen? Vielen passiert es, auch wenn ihre Vorgeschichten ganz anders sind als meine. Aus
welchem Grund auch immer entwickelt es sich. Wenn Euer Verstand Euch sagt "Wirf!" und Eure Hand wirft den Dart nicht - dann habt Ihr ein Problem.
Glaubt mir, es gibt keine Wunderheilung über Nacht. Ich wünschte, die gäbe es. Aber wenn ihr dem folgt, was ich weiter unten beschreibe, wird es
nur auf Euch selbst ankommen, wie schnell Ihr Euch davon erholt. Wenn Ihr wirklich wollt, ist es möglich!
Du musst akzeptieren, dass Dein Selbstvertrauen gering ist und wieder aufgebaut werden muss. Wenn Du noch an Wettkämpfen teilnimmst, musst Du
bereit sein zu den Grundlagen zurückzukehren. Letztendlich geht es darum den Wurfstil wieder herzustellen oder aufrecht zu erhalten, mit dem
Du am meisten zufrieden bist, und dazu fähig zu sein, alle Deine Darts loszulassen, auch wenn Du unter Druck stehst. Du solltest Dir einen Ort zum Trainieren suchen, wo es ruhig ist, besonders wenn Du an einem absoluten Tiefpunkt bist. Häng Dir zuhause ein Dartboard auf. Falls das nicht möglich ist, suche Dir einen Pub oder Club mit einem Dartboard und trainiere nur dann, wenn wenige Kunden da sind und damit nur eine geringe Anzahl möglicher Zuschauer.
Vorhin habe ich berichtet, dass ich an einem Punkt anlangte, an dem ich keinen Dart mehr werfen konnte. Ich hörte schon, wie Du mich fragst:
"Was hast Du dann getan"? Ich sag es Dir.
Stell Dich einfach mit Deinen Darts in der Hand vor das Dartboard und mache folgendes:
Vergiss, dass es auf dem Dartboard bestimmte Felder gibt, auf die Du zielst
Betrachte das Board einfach als etwas, was die Wand schützt
Denke wie ein Höhlenmensch einfach, dass Du irgendetwas auf dieses Objekt da an der Wand schleuderst
Mach Dir keine Sorgen, dass Du nicht treffen könntest oder über Deine Wurftechnik
Tu so als wäre Dein Dart ein Dolch, den Du Dir über die Schulter wirfst
Werfe einfach ohne Dich um ein mögliches Ziel zu kümmern
Probier es aus.
Ich erinnere mich, dass mein erster Versuch sehr ungeschickt war. Mach Dir keine Sorgen, wenn es bei Dir auch so ist. Es ist auf jeden Fall ein
Anfang. Wenn es Dir leicht gefallen ist, bist Du nicht so am Boden, wie ich es war. Ich erinnere mich, dass ich ganz begeistert war, als ich
wirklich warf und das solltest Du auch sein, ganz besonders, wenn Du ganz unten bist.
Wahrscheinlich wirst Du feststellen, dass es Dir leichter fällt, Deinen zweiten Dart zu werfen und dann den dritten.
Du hast es gerade wieder gelernt zu werfen.
Natürlich bist Du weit von Deinen früheren Fähigkeiten, an denen Du so hängst, entfernt, aber Du kannst werfen und hast es gerade bewiesen. Jetzt
musst Du versuchen, Dich nicht vollkommen unnötig unter Druck zu setzen. Genieße es einfach zu werfen. Beschränke zu diesem frühen Zeitpunkt
Deiner Genesung Dein Training auf ein paar Würfe oder ein paar Minuten. Geh weg und komm später wieder, mach das vielleicht mehrmals, damit es
in Deinem Kopf den Gedanken "Du kannst werfen" verstärkt.
Wenn es in Deinen Gedanken fest verankert ist, dass Du werfen kannst, wird Dir das eine große Last von Deiner Schulter nehmen und dann kannst Du
Dich auf den nächsten Schritt konzentrieren.
Entwicklung eines "Behelfs-Wurfs"
Du hast gerade wieder entdeckt, dass Du auf einen, wenn auch recht großen Bereich an Deiner Wand, werfen kannst. Du möchtest aber sicher wieder
dahin kommen bestimmte Bereiche auf Deinem Dartboard mit einer bestimmten Genauigkeit zu treffen. Vermeide aber in diesem Stadium ernsthaftes
Training, Du könntest Deine Leistung zu kritisch betrachten.
Du wirst herausfinden, dass Du Deine Darts relativ eng gruppieren kannst, auch ohne dass Du Dich darum bemühst. Das liegt daran, dass Du Deinem
Körper beigebracht hast sich beim Werfen zu entspannen und vielleicht auch ein bisschen daran, dass Du nicht bewusst versuchst, einen kleinen
Bereich zu treffen.
Du kannst es noch besser! Du wirst es natürlich auch versuchen, aber denke immer daran, warum Du das hier eigentlich machst. Versuche Dich nicht
allzu sehr zu konzentrieren und achte auch darauf, dass keine anderen Faktoren Deinen neuen Wurfstil stören, wie beispielsweise beim Spiel gegen
andere, darauf zu achten, was Dein Gegner macht. Wenn der Druck zu hoch wird, versuche Dich zu entspannen und in den Zustand des "einfach nur
Werfens" zurückzufinden und entwickle sie weiter als eine Art "Standby-Wurf" oder eben Behelfs-Technik.
Einfach nur den Dart zu werfen - das ist für jeden, der unter Dartitis leidet ein wichtiger mentaler Schritt, von allen übrigen Spielern wird
dieser Grundsatz nur selten geschätzt.
Dann kommt das Stadium, an dem man nicht mehr einfach nur werfen möchte. Mir ging es zumindest so. Ich wollte zu meiner früheren Wurftechnik
und zu meiner alten Leistung zurück. Vor allem wenn Du gerne Wettkämpfe spielst oder wenn Du Dein Spiel verbessern willst ist es wichtig, dass
Du Dir klar machst, dass Du damit Druck auf Dich ausübst, genau den Druck, der der Grund für Das Problem war. Damit wird Deine Lage gefährlich,
weil die Gefahr besteht, dass die Dartitis zurückkommt. Wenn Du nicht die Symptome erkennst und sofort beseitigst, wird das auch geschehen.
Wenn Du wieder zu Deinem ursprünglichen Wurfstil zurück willst, ist es wirklich notwendig, dass Du Dich genug entspannst und Dir keine Sorgen
machst, während Du spielst und zwar vor allem dann, wenn Du nicht dort triffst, wo Du willst.
Genau darauf läuft das ja alles hinaus. Es ist die Angst in Deinem Kopf, die Angst nicht zu treffen, was Du treffen möchtest. In genau dem einen
Augenblick, in dem Du den Arm zum Wurf zurückziehst, stoppt Dein Gehirn den Wurf aus der Angst heraus nicht zu treffen. Also musst Du wieder
Zutrauen in Deine Fähigkeiten gewinnen. Das Training wird Dein Selbstvertrauen hoffentlich stärken und Dir einen Behelf-Stil entwickeln.
Wie oft kannst Du sehen, dass eine Person, die in einer Wettkampfsituation unter Druck gerät, plötzlich zusammenbricht und unter geht? Das ist die
Natur, die dann sagt, jetzt ist es aber genug. Ich kann dieses Niveau nicht aufrechterhalten. Bei einem Perfektionisten, der nicht zusammenbrechen
und untergehen möchte, kann leicht Dartitis enstehen, weil eigentlich jeder gespielte Dart perfekt sein muss - obwohl wir alle wissen, dass es
noch keinen perfekten Dartspieler gibt, lediglich verflixt gute.
Du musst also darauf vorbereitet sein, dass Du nicht das triffst, was Du treffen möchtest, obwohl Du Dein Bestes gibst. Du musst Balance halten
zwischen Anstrengung, Konzentration und Entspannung und musst Deine Form und Deinen Behelfs-Wurf aufrechterhalten, genauso wie im Training. Das
ist etwas, was nur sehr schwer zu erreichen ist, wenn Du unter Druck stehst. Und es wird eine Reihe verirrter Darts brauchen um wieder dorthin
zu kommen, aber es wird sich verbessern, wenn Du Dich entwickelst. Halte Dich an Deinen natürlichen Stil.
Vergiss ihn nicht. Möglicherweise wird sich Dein Behelfs-Stil mit Deinem ursprünglichen Stil vermischen und genau dann hast Du den Punkt erreicht,
an dem Du sagen kannst, dass Du die gefürchtete Dartitis bezwungen hast.
Als ich meine Geschichte aufschrieb, kamen all die bitteren Erinnerungen wieder zurück, aber ich spiele trotzdem immer noch!!!
Seit der Zeit, zu der ich bei mir zuhause das Board aufgehängt hatte, um das Problem in Angriff zu nehmen, habe ich zehn Jahre lang für zwei gute
Teams in der Gegend von Portsmouth gespielt. Während der Zeit dachte ich ein paar Mal, ich wäre mit dem Problem fertig geworden, aber in
Stress-Situationen tauchte es immer wieder einmal auf.
Dann spielte ich vier Jahre in Gosport und stellte dabei schnell fest, dass ich das Problem tatsächlich überwunden hatte. Ich spielte mehrere
Super-League Spielzeiten mit, gewann das Einzel der South East Area RAFA und stand, kurz bevor ich vor zwölf Jahren nach Zypern ging, im Halbfinale
der Gosport Einzel.
Im Jahr 2000 habe ich die Larnaca Friendly Darts League ins Leben gerufen, damals nahmen fünf Teams teil, heute sind es 12.
Wenn ich heute über das Problem nachdenke, wird mir klar, dass der Zeitpunkt, an dem ich mich entschloss bei mir zuhause ein Board aufzuhängen und
der Dartitis entgegen zu treten nicht das Ende meiner Dart Karriere war; es war der Anfang!!!
Ich hoffe, dass meine Geschichte einigen helfen wird, das Vertrauen in ihre Fähigkeit Dart spielen zu können, wiederzugewinnen, auch wenn sie unter
einem Anfall von Dartitis leiden. Wenn irgendjemand mit mir Kontakt aufnehmen möchte, um mehr zu erfahren - hier meine E-Mail Adresse:
robertjohns@cytanet.com.cy
Euch allen viel Glück!
Dr. Patrick Chaplin hat es freundlicherweise erlaubt, diesen Artikel zu benutzen