World Matchplay 2017 - Vorschau Teil 2

Die Favoriten
Bei den Wettfirmen schaut die Liste der Favoriten auf den Sieg beim World Matchplay in diesem Jahr folgendermaßen aus:
Michael van Gerwen
Gary Anderson
Peter Wright
Phil Taylor
Dave Chisnall

Ja, Dave Chisnall folgt tatsächlich bereits auf dem fünften Platz der Favoritenliste. Das hat mich ziemlich überrascht - bis ich mir die Auslosung etwas näher angesehen habe.
Dass Phil Taylor, der das World Matchplay so oft gewinnen konnte, auf dem vierten Platz liegt, ist zum Teil sicher ebenfalls durch seine Auslosung begründet.

Aber fangen wir einfach mit Dave Chisnall an. Dave Chisnalls Bilanz in diesem Jahr ist nicht direkt überragend. Bei der PDC Weltmeisterschaft schied er in den Viertelfinalen aus, bei den Masters kam er über die erste Runde nicht hinaus, bei den UK Open war unter den letzten 32 Schluss und in der Premier League verpasste er die Play-Offs und landete auf dem fünften Platz. Das Highlight bei den im Fernsehen übertragenen Turnieren war das Finale der Shanghai Darts Masters in diesem Monat - vielleicht ein Zeichen dafür, das seine Form so langsam wieder besser wird? Dazu kommen ein paar Viertelfinale und ein Halbfinale bei den European Tour Events, ein paar ordentliche Platzierungen auf der Pro Tour, darunter auch ein Finale bei einem Players Championship und ein Neun-Darter bei einem Players Championship in Milton Keynes. Immer wieder einmal gelingt Chisnall ein wirklich tolles Spiel, aber ihm fehlt es wirklich an Konstanz.
Trotzdem ist er beim World Matchplay nicht chancenlos. Sollte er sein erstes Spiel gegen Mervyn King gewinnen, was bei der Form in der sich King momentan befindet, nicht ganz einfach sein dürfte, warten als nächstes Kim Huybrechts oder Alan Norris auf ihn - sicher keine unlösbaren Aufgaben. Dann kämen Lewis, Beaton, White und Cross als mögliche Gegner in den Viertelfinalen in Frage - ebenfalls nicht unüberwindbar. Richtig schwer würde es erst in den Halbfinalen - da könnte es zum Aufeinandertreffen mit van Gerwen, Taylor oder van Barneveld kommen. Wer sich von diesem dreien tatsächlich in die Halbfinale spielen wird, weiß man ja nicht, aber natürlich könnte es auch van Gerwen sein, der auf der Strecke bleibt. Dann könnte Chisnall durchaus bis ins Finale kommen.

Phil Taylor, der so viele Jahre das World Matchplay dominierte und es 15 Mal gewinnen konnte, wird in diesem Jahr das letzte Mal teilnehmen und hat sich sicherlich sehr viel vorgenommen. Allerdings weiß man nicht so recht, wie es um seine Gesundheit bestellt ist. Er hatte die U.S. Darts Masters abgesagt, weil es ihm in Shanghai schlecht ging. Was ihm fehlt ist nicht bekannt und ob er sich bis zum World Matchplay wieder wirklich erholt hat, weiß man natürlich auch nicht. Sehr oft ist es in seiner langen Karriere nicht vorgekommen, dass er krankheitshalber ein Turnier abgesagt hat. Sollte er aber fit sein, wird er sicherlich alles daran setzen, dieses Turnier noch einmal zu gewinnen.
Wie seine Form aussieht, darüber kann man in diesem Jahr nur spekulieren. Er hat ja nicht allzu viele Turniere mitgespielt. Bei der Weltmeisterschaft stand er lediglich in den Viertelfinalen, beim Masters und der Premier League in den Halbfinalen, bei den beiden World Series Turnieren, an denen er teilgenommen hat, erreichte er ebenfalls "nur" die Viertelfinale. Er spielt immer noch oft Durchschnitte von über 100, aber seine Doppel lassen ihn viel öfter in Stich als das früher der Fall gewesen ist und die restlichen Spieler lassen sich lange nicht mehr so von ihm einschüchtern wie früher. Statt ihm ist inzwischen Michael van Gerwen zum "Angstgegner" vieler Spieler geworden.
Phil Taylors Erstrundenspiel beim World Matchplay ist nicht ganz einfach - er muss gegen Gerwyn Price antreten, wobei ich Taylor schon stärker einschätze als Price. Als nächstes wären Taylors Dauerrivale van Barneveld oder Joe Cullen an der Reihe. Van Barneveld spielt momentan nicht schlecht, ist aber auch starken Formschwankungen unterworfen. Cullen wäre wahrscheinlich der gefährlichere Gegner, vor allem, weil er sich überhaupt nicht beeindrucken lässt. Bereits in den Viertelfinalen wird es dann richtig schwer - da dürfte der Gegner Michael van Gerwen heißen. Die Spiele zwischen Taylor und van Gerwen sind immer interessant, weil es Taylor immer wieder einmal gelingt, van Gerwen durcheinanderzubringen und dann hat er eine reale Chance das Spiel zu gewinnen. Wahrscheinlich wären viele Spieler Taylor dankbar, wenn er den Niederländer für sie aus dem Turnier werfen würde. Im Halbfinale wäre es dann gegen Spieler wie Lewis, King oder Chisnall für Taylor zwar auch nicht einfach, aber durchaus machbar. Dann könnte es ein Finale gegen Anderson, Gurney, Wright oder Smith geben. Anderson hat immer sehr viel Respekt vor Taylor, Smith hat sein Sieg über Taylor bei der Weltmeisterschaft vor einigen Jahren eher verunsichert. Wie Gurney auf Taylor als Gegner reagiert oder wenn Wright in einem Finale auf Taylor trifft, konnte ich noch nicht beobachten. Ich würde sagen für Taylor ist es - wenn er gesund antreten - kann schwierig, aber die Aufgabe ist nicht unlösbar, dazu ist er immer noch zu gut.

Peter Wright zählt ebenfalls zum engeren Kreis der Favoriten auf den Sieg - wie ja bei allen Turnieren, zu denen er antritt. Für Peter Wright lief es 2017 eigentlich bisher ganz gut. Bei der Weltmeisterschaft stand er im Halbfinale, beim Masters im Viertelfinale, die UK Open konnte er gewinnen - allerdings in Abwesenheit von Michael van Gerwen - und bei der Premier League erreichte er das Finale. Dazu kommen einige Pro Tour Siege, einige Siege auf der European Tour und viele gute Platzierungen. Aber Wright spielt nicht immer überzeugend, er hat immer wieder schwächere Spiele. Vielleicht fehlt es ihm an Selbstbewusstsein, schwer zu sagen. Und dann hat Wright natürlich wie viele andere Spieler ein Problem mit Michael van Gerwen. Auch wenn er ihn inzwischen ein paar Mal schlagen konnte, ist die Wahrscheinlichkeit immer noch hoch, dass Wright gegen van Gerwen verliert.
Wright hat beim World Matchplay eine beinahe schon komfortable Auslosung erwischt. In der ersten Runde spielt er gegen James Wilson - das sollte kein allzu großes Problem sein. In Runde zwei geht es gegen Thornton oder Reyes - schon etwas schwieriger, aber kein riesiges Problem. In den Viertelfinalen könnte der Gegner Wade, Webster, Smith oder West heißen - für Peter Wright in guter Form durchaus machbar. Smith könnte am gefährlichsten sein, weil er so langsam wieder in Form kommt. Erst in den Halbfinalen warten mit Anderson, Gurney, möglicherweise auch Suljovic und Klaasen wirklich schwere Gegner. Und erst im Finale könnte es zu einem möglichen erneuten Show Down gegen Michael van Gerwen gehen. Sollte es Taylor bis ins Finale geschafft haben, dürfte er von Wright ebenfalls nur sehr schwer zu schlagen sein. Mit allen anderen möglichen Gegner sollte Wright eigentlich fertig werden.

Neben Van Gerwen werden Gary Anderson die größten Chancen auf einen Sieg eingeräumt. Anderson ist in diesem Jahr eine ziemlich unbekannte Größe. Bei der Weltmeisterschaft stand er im Finale genau wie auch beim Masters. Bei den UK Open ist er früh ausgeschieden, bei der Premier League erreichte er die Halbfinale. Dazu kommen der Sieg bei den Dubai Darts Masters und ein paar Siege auf der Pro Tour sowie einige gute Platzierungen und Finale. Die European Tour hat sich Anderson in diesem Jahr bisher komplett geschenkt, Schwer zu sagen, wie gut seine Form tatsächlich im Augenblick ist. Eigentlich ist es wie immer bei Gary Anderson - entweder er ist bei einem Turnier richtig gut drauf und trifft mehr oder weniger alles oder er verheddert sich wieder in seinen Doppel-Problemen, das wird beim World Matchplay auch nicht anders sein.
Ist Anderson gut drauf, wird er problemlos bis ins Halbfinale kommen. Gegner wie Christian Kist in Runde 1 oder Benito van de Pas oder Daryl Gurney in Runde zwei werden ihn dann nicht aufhalten können. Im Viertelfinale hätte er es mit Pipe, Henderson und Klaasen auch nicht allzu schwer. Da könnte er höchstens wieder einmal ein Problem mit Mensur Suljovic bekommen, da es Anderson meistens nicht gelingt bei Suljovics langsamem Wurf Stil die Ruhe zu bewahren. Im Halbfinale könnte er dann auf Peter Wright treffen - das wäre sicherlich ein spannendes Spiel, aber wenn Anderson in Fahrt ist, könnte Wright ihn wohl nicht aufhalten. Im Finale könnten van Gerwen oder Taylor auf ihn warten. Anderson hat beide schon geschlagen, obwohl er vor Taylor fast so etwas wie Ehrfurcht empfindet. Bei einem Finale van Gerwen v Anderson oder Taylor v Anderson wäre der Ausgang ziemlich offen und ein solches Spiel könnte ein Highlight für uns Fans werden.

Wieder einmal ist natürlich Michael van Gerwen der Topfavorit auf den Sieg, wie eigentlich im Augenblick bei jedem Turnier, an dem er teilnimmt. Er hat die Weltmeisterschaft gewonnen, das Masters und die Premier League. Dazu kommen Siege bei den Shanghai Darts Masters und den U:S. Darts Masters und einige Siege bei den Pro Tour und European Tour Events. Seine Rückenverletzung, unter der er Anfang des Jahres litt und die ihn ein bisschen behinderte, ist inzwischen wohl endgültig überwunden, so dass ihn wohl während des World Matchplays höchstens die bevorstehende Geburt seines Kindes beschäftigen könnte. Van Gerwen hat sich in Blackpool im letzten Jahr den Titel geholt und den möchte er auch verteidigen. Van Gerwen ist in einem Turnier fast immer der Spieler mit den höchsten Durchschnitte, seine größte Fehlerquelle liegt bei manchmal schlampigen oder überhasteten Würfen auf die Doppel und daneben dauert es manchmal auch ein bisschen, bis er wirklich im Spiel ist.
Man kann davon ausgehen, dass van Gerwen sein Erstrundenspiel gegen Stephen Bunting genauso gewinnen wird wie sein Zweitrundenspiel gegen Simon Whitlock oder Kyle Anderson. In den Viertelfinalen hat er vier mögliche Gegner, die alle nichts unversucht lassen werden, um ihn zu schlagen: Taylor, van Barneveld, Price und Cullen. Wenn sie den richtigen Einstieg ins Spiel finden, könnten zumindest Taylor und van Barneveld van Gerwen auch schlagen, wobei eine Distanz von 31 Legs schon relativ lang ist und es nicht so einfach macht. In den Halbfinalen wären die Gegner alle machbar für den Niederländer - Chisnall, King, Huybrechts, Norris, Lewis, Beaton, White und Cross könnten ihn wohl kaum aufhalten, obwohl van Gerwen auch schon von Rob Cross geschlagen wurde. Und im Finale könnte es dann gegen Anderson oder wieder einmal gegen Wright gehen.







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