World Grand Prix - Die Debütanten

In diesem Jahr nehmen am World Grand Prix, der wegen der Corona Pandemie nicht im City west Hotel in Dublin sondern hinter verschlossenen Türen in der Ricoh Arena in Coventry ausgetragen wird, sechs Debütanten teil, die bis auf Dirk van Duijvenbode im PDC Order of Merit ganz ähnlich platziert sind. Da die äußeren Umstände vollkommen anders sind, ist schwer einzuschätzen, ob und welchen Vorteil Spieler, die bereits am Double-In Double-Out Turnier teilgenommen haben, gegenüber den Debütanten tatsächlich haben. Und fast ebenso schwierig ist einzuschätzen, in welcher Form sich die Teilnehmer des World Grand Prix präsentieren werden - nicht alle haben am letzten PDC Turnier, der German Darts Championship teilgenommen. Ich habe aber trotzdem versucht, auf Grund der Ergebnisse in diesem Jahr einen Überblick über die Chancen der Debütanten zu geben.

Ryan Joyce
Alter: 35
Spitzname: Relentless
Beste Vorstellung im Fernsehen: Viertelfinale PDC Weltmeisterschaft 2019
Gegner in der ersten Runde: Peter Wright
PDC Order of Merit: Platz 40

Der in Newcastle-Upon-Tyne geborene und in Bristol lebende Ryan Joyce spielte zunächst in der BDO und gewann dort 2017 den British Gold Cup. Im gleichen Jahr hatte er auch bei der BDO Weltmeisterschaft seinen ersten und einzigen Auftritt, schied aber gleich in der ersten Runde gegen Martin Adams aus. 2018 nahm er an der PDC Qualifying School teil und holte sich eine Tour Card. Gleich in seinem ersten Players Championship spielte er sich bis ins Halbfinale und hatte auch sonst ein starkes erstes Jahr in der PDC, das seinen Höhepunkt erreichte, als er bei der PDC Weltmeisterschaft 2019 in den Viertelfinalen stand. Dort verlor er gegen Michael van Gerwen. 2019 war kein so gutes Jahr für Joyce, auch wenn er ein zweites Mal in einem Players Championship Halbfinale stand. Aber bei der Weltmeisterschaft 2020 verlor er gleich in der ersten Runde.
Wie Joyce Form 2020 aussieht ist auf Grund der Corona Krise schwer einzuschätzen. Joyce konnte bei der Summer Series eines der Turniere gewinnen und erreichte bei der Autumn Series einmal die Top 32. Beim World Matchplay verlor er in der ersten Runde gegen Simon Whitlock und auch beim World Grand Prix, bei dem er sein Debüt gibt, dürfte Peter Wright in der ersten Runde wohl ein zu starker Gegner sein. Allerdings hat das einzige Double-In Turnier der PDC natürlich seine eigenen Gesetze und in der ersten Runde sind Überraschungen beim sehr kurzen Format an der Tagesordnung. Trotzdem müsste Joyce wohl über sich hinaus wachsen, um Peter Wright - der ja zudem sehr viel mehr Spielpraxis in diesem Jahr hat - schlagen zu können.

Ryan Searle
Alter: 32
Spitzname: Heavy Metal
Beste Vorstellung im Fernsehen: Letzte 16 PDC Weltmeisterschaft 2019
Gegner in der ersten Runde: Danny Noppert
PDC Order of Merit: Platz 39

Auch Ryan Searle begann seine Karriere in der BDO, wo er negative Schlagzeilen schrieb, als er 2013 bei den World Masters nicht abwinkte, als der Caller seinen siegreichen Dart in der Doppel 20 sah, der eigentlich außerhalb gelandet war. Möglicherweise war daran aber auch Searles Augenprobleme schuld, er leidet unter Astigmatismus und sieht wohl sehr schlecht. Ab spielte Searle auch auf der Challenge Tour, wo er so erfolgreich war, dass er sich 2016 über das Ranking eine Tour Card sicherte. Im ersten Jahr bei der PDC erreichte er einige gute Platzierungen - unter anderem stand er unter den letzten 32 der UK Open. 2018 lief es bis auf ein Viertelfinale auf der European Tour nicht so gut. Searle konnte sich aber über den Qualifier für den Grand Slam qualifizieren, überstand aber die Gruppenphase nicht. Bei der Weltmeisterschaft 2019 spielte er sich dann bis in die Viertelfinale, wo er gegen Michael Smith verlor. Ähnlich unspektakulär verlief auch das Jahr 2019 für Searle, der allerdings immer wieder gute Spiele zeigen konnte.
Vor dem Lockdown 2020 kam dann der bisher größte Erfolg für Searle, der das 3. Players Championship des Jahres gewinnen konnte und dazu im Finale Michael van Gerwen schlug. Bei der Autumn Series stand Searle einmal in den Halbfinalen und zwei Mal unter den Top 32, scheint also weiter in guter Form zu sein. In der ersten Runde des World Grand Prix wird er auf den Niederländer Danny Noppert treffen, der aber ebenfalls in guter bis sehr guter Form ist und gerade erst bei der German Darts Championship in den Halbfinalen landete und eindrucksvolle Spiele ablieferte. Es wird also schwer werden für Searle - zumal Noppert bereits Erfahrungen beim World Grand Prix gesammelt hat. Sollte er den Niederländer schlagen, bekäme er es in Runde zwei mit dem Sieger des Spiels zwischen Rob Cross und Gary Anderson zu tun. Bei beiden ist die Form schwer einzuschätzen, aber einfach würden es auch die beiden Searle nicht machen.

Jose de Sousa
Alter: 46
Spitzname: The Special One
Beste Vorstellung im Fernsehen: Letzte 32 World Matchplay 2020
Gegner in der ersten Runde: Devon Petersen
PDC Order of Merit: Platz 45

Der Portugiese Jose de Sousa konnte sich für die PDC Weltmeisterschaft 2012 qualifizieren, verlor dort aber in der Vorrunde gegen Devon Petersen und trat anschließend einige Jahr bei der PDC nicht mehr in Erscheinung auch wenn er auf lokaler Ebene sowohl im E-Dart als auch im Steel-Dart Bereich erfolgreich war. 2017 versuchte er sich an der PDC Qualifying School, konnte sich aber keine Tour Card holen. 2019 war er wieder bei der PDC Weltmeisterschaft dabei und nahm anschließend an der European Qualifying School teil. Dieses Mal klappte es mit der Tour Card und seither ist de Sousa als erster und bisher einziger portugiesischer Spieler auf der Pro Tour unterwegs. Er verbesserte sich nach und nach und konnte eines der Players Championships gewinnen.
Das Jahr 2020 begann er nicht besonders erfolgreich, qualifizierte sich aber für zwei European Tour Events. Auf der ersten PDC Home Tour beeindruckte er und er erreichte auf der PDC Summer Series das Finale des dritten Events. Dadurch qualifizierte er sich für das World Matchplay, verlor dort aber in der ersten Runde. Auch auf der Autumn Series spielte de Sousa stark, stand zwei Mal unter den Top 32, einmal unter den Top 16, einmal in den Viertelfinalen und einmal im Halbfinale - scheint also im Corona Lockdown seine Form verbessert zu haben. Bei seinem World Grand Prix Debüt bekommt er es wie bei seinem Weltmeisterschafts-Debüt wieder mit Devon Petersen zu tun. So gut wie Petersen momentan spielt, könnte das Erstrundenspiel der Beiden zu einem Höhepunkt des Turniers werden. Ich denke, dass Petersen im Vorteil sein wird, aber letztendlich kommt es beim World Grand Prix noch mehr als bei allen anderen Turnieren auf die Doppel an und an den Eingangs-Doppeln ist schon mancher Top Spieler verzweifelt. An Nervenstärke und Kampfgeist dürften die beiden Spieler sich ziemlich auf Augenhöhe bewegen.

Devon Petersen
Alter: 34
Spitzname: The African Warrior
Beste Vorstellung im Fernsehen: Letzte 16 PDC Weltmeisterschaft 2019
Gegner in der ersten Runde: Jose de Sousa
PDC Order of Merit: Platz 42

Devon Petersen hat inzwischen sein Heimat Land Südafrika bereits sieben Mal bei der PDC Weltmeisterschaft vertreten und dabei 2014 und 2019 die letzten 16 erreicht. Seit 2012 ist er auch immer wieder beim PDC World Cup dabei. In diesem Jahr stand das Team Südafrika in den Viertelfinalen, die bisher beste Platzierung. 2011 holte sich Petersen zum ersten Mal eine Tour Card, musste seine Karriere aber 2013 wegen einer Verletzung auf Eis legen. 2015 holte er sich die Tour Card zurück, wohnte aber weiter in Südafrika und reiste zu den Turnieren jedes Mal an. 2016 erreichte er zum ersten Mal ein Viertelfinale auf der Pro Tour und wurde der erste Südafrikaner, der bei der PDC einen Neun-Darter warf. Petersen spielte in den folgenden Jahren mit eher wechselnden Leistungen und ohne größere Höhepunkte auf der Pro Tour, wurde zu einem Mitglied des Sky Sports Kommentatoren Teams und erfreute die Zuschauer immer wieder mit seinem Bühnentanz. Ab Mitte 2019 schien sich seine Form zu verbessern, er spielte immer wieder herausragende Durchschnitte, ohne dass sich wirklich Erfolge einstellten.
Erst im Februar 2020 stand er zum ersten Mal in den Halbfinalen eines Pro Tour Events und erreichte im März dann auch bei der Belgian Darts Championship die Halbfinale, bevor der Lockdown seinen Aufstieg abrupt unterbrach. Bei der Summer Series stand er einmal im Halbfinale, bei der Autumn Series erreichte er sein erstes Finale. Beim zweiten European Tour Event, der German Darts Championship war er nicht zu stoppen und holte sich auf beeindruckende Weise gegen Jonny Clayton den Sieg. Er hatte wohl während des Lockdowns sowohl mit Wayne Mardle als auch mit Colin Lloyd trainiert. Peterson trifft bei seinem Debüt in der ersten Runde auf Ryan Searle -- ebenfalls einen Debütant und ebenfalls in guter Form, aber wohl doch nicht so gut wie Petersen. In Runde zwei könnte es gegen Michael van Gerwen oder Krzysztof Ratajski gehen - wirklich keine leicht Aufgabe und auch der weitere Weg Richtung Finale ist nur so mit großen Namen gepflastert. Mark Webster hält aber auch einen Sieg von Petersen für möglich, auch wenn er eher auf Gerwyn Price oder Peter Wright setzen würde.

Gabriel Clemens
Alter: 37
Spitzname: German Giant
Beste Vorstellung im Fernsehen: Letzte 16 UK Open und World Matchplay 2020
Gegner in der ersten Runde: Nathan Aspinall
PDC Order of Merit: Platz 37

Gabriel Clemens größter Erfolg ist weiter das Erreichen des Halbfinales bei den World Masters 2017. Seit 2018 ist er aber ausschließlich und mit Tour Card auf dem PDC Circuit unterwegs und erreichte im gleichen Jahr auch sein erstes Pro Tour Finale. Auf der Pro Tour war Clemens auch in den folgenden Jahre immer wieder der erfolgreichste deutsche Teilnehmer, auch bei den European Tour Events überzeugte er. 2019 qualifizierte er sich über den Qualifier für den Grand Slam of Darts und erreichte die Achtelfinale, wo er ganz knapp gegen Glen Durrant ausschied.
Auch Anfang 2020 blieb Clemens stark und stand als erster Deutscher überhaupt bei den UK Open in den Achtelfinalen. Bei der Summer Series stand er ein weiteres Mal in den Halbfinalen eines Players Championships und qualifizierte sich für das World Matchplay, wo er in Runde zwei gegen Krzysztof Ratajski ausschied. Danach war es aber mit Clemens guter Form aus unbekannten Gründen vorbei, bei der Autumn Series kam er nicht sehr weit, bei der German Darts Championship schied er in Runde 2 aus - alles auch mit für ihn schwachen Durchschnitten. Natürlich kann es sein, dass er beim seinem World Grand Prix Auftritt wieder zu seiner guten Form zurückfindet, aber er hat mit Nathan Aspinall einen hochkarätigen ersten Gegner. Sollte er trotzdem gewinnen, wäre es in Runde zwei nicht ganz so schwer für ihn - die möglichen Gegner Jamie Hughes und Stephen Bunting sind ebenfalls weit von ihrer Bestform entfernt. In Runde drei würde Gerwyn Price (wahrscheinlich) auf ihn warten - im Moment wohl doch eine Nummer zu groß für den German Giant.

Dirk van Duijvenbode
Alter: 28
Spitzname: Titan
Beste Vorstellung im Fernsehen: Letzte 32 UK Open 2020
Gegner in der ersten Runde: Mensur Suljovic
PDC Order of Merit: Platz 73
Der niederländische Nachwuchsspieler Dirk van Duijvenbode ist der jüngste und im Order of Merit am schlechtesten platzierte Debütant beim World Grand Prix. Er spielte seit 2011 immer wieder auf der Development Tour, später dann auch auf der Challenge Tour, wo er 2014 sein erfolgreichstes Jahr hatte mit vier Halbfinalen und einem Finale. 2015 nahm er erfolglos an der Qualifying School teil, spielte anschließend ein paar Mal als Nachrücker auf der Pro Tour und warf auf der Development Tour einen Neun-Darter. Dank seiner Position im Order of Merit erhielt er 2016 eine Tour Card, die er Ende 2017 aber wieder abgeben musste. Also nahm er 2018 mit Erfolg an der European Qualifying School teil, musste die Tour Card aber Ende 2019 wieder zurückgeben und holte sie sich 2020 erneut.
Beim ersten European Tour Event 2020 stand van Duijvenbode überraschend im Halbfinale und kurz darauf unter den letzten 32 der UK Open. Er scheint im Augenblick in ordentlicher Form zu sein - bei der Autumn Series erreichte er zwei Mal die Top 32. Ob das genug ist, um das Erstrundenspiel beim World Grand Prix gegen Mensur Suljovic zu überstehen, ist fraglich, auch wenn Suljovic in diesem Jahr selbst bisher wenig brillante Spiele zeigen konnte. Van Duijvenbode müsste schon sehr sicher auf den Eingangs-Doppeln sein und Suljovic ziemlich schwach, damit der Niederländer die erste Runde übersteht. In Runde zwei ging es dann gegen Michael Smith oder Dimitri van den Bergh, spätestens da dürfte dann für ihn Schluss sein.







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