Haben van Gerwens Probleme den Dartsport aufregender gemacht?

Es ist möglicherweise etwas irreführend zu sagen, dass Michael van Gerwen den Profidartsport in den letzten sieben oder acht Jahren dominiert hat. Schließlich war der Niederländer bei weitem nicht so überlegen wie es zum Beispiel Phil Taylor viele Jahre lang war. Nehmen wie beispielsweise die PDC Weltmeisterschaft, bei der MVG drei Titel bei vierzehn Auftritten gewinnen konnte - gut, sogar herausragend. Aber keine totale Dominanz.
Und trotzdem besteht kein Zweifel daran, dass MVG in den letzten fast 10 Jahren (genauer seit 2013) der beste Spieler der Welt gewesen ist. Er war für lange Zeit die Nummer 1 der Welt und er gewann alles, was bei diesem Sport zu gewinnen ist - und stellte dabei auch einige unglaubliche Rekorde auf.

Aber wenn du den Dartsport verfolgst, dürfte dir bewusst sein, dass die letzten 12 Monate nicht so toll für van Gerwen waren. Er ist im Ranking auf den dritten Platz in der Welt abgerutscht und er hat 2021 bisher kein Turnier gewinnen können (klar, das Jahr ist noch lange nicht vorüber). Das fordert geradezu die Frage heraus, ob der Dartsport dank eines weniger dominanten MVG aufregender geworden ist?

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Wir können die Situation vielleicht mit dem Golfsport vergleichen, wo dieselbe Frage gestellt wurde, als 2010 Tiger Woods Niedergang begann. Daneben muss man auch noch die Frage stellen, ob tatsächlich MVGs Leistungen nachgelassen haben oder um die Spieler um ihn herum besser geworden sind. Die meisten Fans würden wohl antworten, dass beides zusammen kommt.

Die Wettquoten auf einen Turniersieg von MVG sind höher geworden
Es gibt aber durchaus Bereiche, in denen der Einfluss von MVGs Niedergang spürbar sind- zum Beispiel bei den Wettquoten vor den Turnieren über die Jahre. Für einen Turniergewinn von van Gerwen war meistens nicht viel zu holen, besonders bei der PDC Weltmeisterschaft. Jetzt sind die Quoten normalerweise viel höher.
Und auch wenn du nicht wettest, kannst du es begrüßen, dass die Turniere sehr viel offener geworden sind - jeder kann gewinnen. Damals 2016 als MVG auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit war, war es unvermeidlich, dass er die Major Turniere gewann - alle neun. Das einzige Finale, das er in jenem Jahr nicht erreichte, war das der PDC Weltmeisterschaft, damals hat er in der dritten Runde gegen Raymond van Barneveld verloren.

Alles in allem fühlt es sich mehr gleichberechtigt an. Es sind nicht nur ein oder zwei Spieler, die in van Gerwens Rüstung Löcher reißen - sondern gleich mehrere. Daneben haben wir auch mit dem Aufstieg von Jose de Sousa und Dimitri van den Bergh gesehen, dass der Dartsport auch außerhalb Großbritanniens und der Niederlande wächst, der beiden Länder, die traditioneller Weise den Sport dominierten.

Neue europäische Stars treten in den Vordergrund während das Interesse am Sport wächst
Dass sich der Dartsport auch in neuen Ländern ausbreitet, hat nichts mit der schwindenden Dominanz von van Gerwen zu tun - es hat Jahre gebraucht, bis es so weit war. Aber wir können natürlich darüber streiten, ob es ,Zufall ist, das beides gleichzeitig geschieht. Man kann sehen, dass die Siege Jose de Sousas und die Tatsache, dass er Spieler wie MVG in Finalen schlägt, dazu beiträgt, dass der Sport in seinem Heimatland Portugal wächst, was man in der Vergangenheit kaum als Brutstätte für Dart Talente betrachtete.

Es kann durchaus geschehen, dass MVG zurück an die Spitze stürmt - nur wenige würden dagegen wetten - und sich den Platz als Nummer 1 zurückholen- Schließlich kann man, wenn man sich die Statistiken ansieht, nicht sagen, dass alle seine Vorstellungen schlecht waren. Aber die Fans können sich darauf freuen, dass sie eine neue Ära sehen, die nicht mehr von einem einzelnen Spieler dominiert ist. MVG hat in der Vergangenheit nicht jedes Turnier gewonnen, aber man hat erwartet, dass er gewinnt. Das ist nicht mehr länger der Fall - und der Dartsport ist dadurch besser geworden.











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