Kein Interview mit dem Sieger... - Der erste Abend



Dieses Jahr stehen am ersten Abend der Weltmeisterschaft gleich vier Weltmeister auf der Bühne des Ally Pally - drei ehemaligen und der gegenwärtige PDC Weltmeister. Eigentlich sind es sogar fünf - Keegan Brown ist ja auch Weltmeister, allerdings "nur" der aktuelle Jugendweltmeister.

Im weiteren Verlauf des Turniers werden noch fünf weitere Weltmeister, ein ehemaliger Jugendweltmeister und ein vielfacher E-Dart Weltmeister in das Geschehen eingreifen. Ob es das schon einmal gegeben hat, dass so viele Weltmeister während einer Weltmeisterschaft der PDC auf der Bühne standen?
Natürlich liegt es auch daran, dass viele der BDO Weltmeister der jüngeren Vergangenheit zur PDC gewechselt haben. Das fing mit Raymond van Barneveld 2006 an, ihm folgten Jelle Klaasen, Christian Kist und - erst in diesem Jahr - Stephen Bunting. Alle haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie sich durchaus in der PDC behaupten können.
Daneben liegt es daran, dass die PDC die Jugendweltmeisterschaft eingeführt hat, zwei der bisherigen drei Jugendweltmeister sind bei dieser Weltmeisterschaft dabei, James Hubbard hat sich bisher noch nicht auf der Pro Tour etablieren können.
Das auch ein E-Dart Weltmeister auf der Bühne steht, liegt an der Zusammenarbeit der PDC mit Dartslive, die in diesem Jahr nicht den Sieger ihrer Turnierserie, Boris Krcmar nach London geschickt hat, sondern den Amerikaner Scott Kirchner.

Das sich all diese Spieler in diesem Jahr für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnten, zeigt aber auch, dass es selten Zufall ist, wenn ein Spieler sich den Weltmeistertitel holt. Selbst Christian Kist, der immer gerne als "Eintagsfliege" betrachtet wurde, hat inzwischen bewiesen, dass er ein wirklich guter Dartspieler ist. Bei allen anderen hatte ohnehin nie jemand wirklich gezweifelt, sie spielen seit vielen Jahren beständig unter den Topspielern mit. Allerdings muss man sagen, dass John Part, zumindest momentan, keine wirklich guten Leistungen mehr zeigt. Woran das liegt, wird wahrscheinlich nur er selbst wissen.

Lassen wir uns also überraschen, wer in diesem Jahr den Weltmeistertitel holen wird. Wird es einen ganz neuen Weltmeister geben oder wird sich einer der bisherigen Champions erneut durchsetzen? Sowohl Titelverteidiger Michael van Gerwen als auch der 16fache Weltmeister Phil Taylor gehen als Favoriten ins Rennen.

Der erste Abend brachte gleich mehrer Überraschungen mit sich. John Part schied gegen den Debütanten Keegan Brown aus - zumindest eine kleine Überraschung, auch wenn Brown bereits beim Grand Slam eine starke Leistung gezeigt hatte. Wäre der Kanadier früher ins Spiel gekommen und hätte nicht die ersten beiden Sets quasi "verschlafen", hätte er wohl schon eine reelle Chance gehabt. Aber so stärkte der Gewinn der ersten beiden Sets schon einmal das Selbstbewusstsein des Jugendweltmeisters und als Part im entscheidenden Set erneut schwächelte, war er wieder zur Stelle. Schwer zu sagen, mit was für einer Einstellung Part in das Spiel gegangen war, hinterher war er auf jeden Fall stinksauer.

Auch eine kleine Überraschung war, dass Christian Perez so gar nichts zustande brachte, ich hatte ihn eigentlich in guter Erinnerung. Oder war Reyes wirklich einfach so gut?

Auch wenn das Ergebnis es nicht widerspiegelt war der Kampf der beiden niederländischen ehemaligen BDO Weltmeister eine durchaus ausgegliche Sache. Vielleicht war Klaasen ein kleines bisschen besser, aber vielleicht hatte Kist am Ende auch ein bisschen resigniert, weil das Glück eindeutig nicht auf seiner Seite war an diesem Abend.. Vielleicht war Kist auch etwas unsicherer, so viel Erfahrung hat er ja noch nicht auf der großen PDC Bühne und so eine Weltmeisterschaft ist auf jeden Fall etwas ganz besonderes.

Michael van Gerwen war ganz eindeutig davon überrascht, wie gut Joe Cullen aufspielte. Aber Cullen ist keiner, der sich durch einen Weltmeistertitel beeindrucken lässt und er kann, wenn auch bei weitem nicht immer, schon sehr gut spielen. Auch in diesem Spiel gibt das eindeutige Ergebnis den Spielverlauf nicht wieder - es war viel knapper. Wobei man jetzt nicht sagen kann, dass van Gerwen "Glück" hatte, wie Klaasen im vorherigen Spiel. Es ist einfach so, dass Cullen wahrscheinlich eine für ihn echte Spitzenleistung ablieferte, während van Gerwen eben durchaus in der Lage ist, noch einen drauf zu setzen. Das ist wahrscheinlich ohnehin das, was einen guten Spieler von einem Spitzenspieler unterscheidet - während für einen Spieler wie Cullen die Leistung in diesem Spiel wirklich an der Grenze war, kann ein Spitzenspieler über diese Grenze noch ein Stückchen hinaus gehen und damit das Spiel für sich entscheiden.

Das letzte Spiel - na das entwickelte sich vollkommen anders als man es erwartet hatte. Natürlich gibt es in jedem Jahr Qualifikanten, denen einer der Topspieler zum Opfer fällt, aber Wes Newton ist doch eigentlich ein solider Spieler und wie gut Reyes ist, wusste man ja wirklich nicht. Aber Reyes ging mit viel Selbstvertrauen auf die Bühne und Newton verschlief, ganz ähnlich wie John Part, die ersten beiden Sets. Für ihn ganz ungewohnt traf er einfach seine Doppel nicht so richtig. Das führte bei ihm zu Unsicherheit und bei Reyes noch größerem Selbstvertrauen - und so kam Newton zwar immer wieder heran, musste aber dann gleich wieder hinterherlaufen. Das hätte wahrscheinlich noch lange so weiter gehen können, aber deswegen gibt es ja das Sudden Death Leg. Reyes ging zunächst davon aus, dass erneut ausgebullt würde, was der Schiedsrichter Paul Hincks aber verhinderte, während Newton lediglich mit den Schultern zuckte. So lief das Spiel zunächst einmal weiter, bis jemand von Sky Sports und Russ Bray auftauchten. Das Leg wurde unterbrochen, es wurde erneut ausgebullt oder zumindest etwas ähnliches und dann noch einmal neu gestartet. Die spanische Fraktion erschien auch nach dem gewonnenen Spiel noch deutlich erregt im Presseraum, was Wes Newton von der Situation davon gehalten hat, weiß ich nicht, er tauchte sofort nach Spielende ab.

Eigentlich hätte der Sieger des Spiels ja noch interviewt werden sollen und die Sky Reporterin, die, weil ihr Flugzeug Verspätung hatte, erst verspätet zur Arbeit erschienen war, war mit dem Mikrophon schon bereit gestanden. Allerdings stellte sich heraus, dass Reyes kein Wort englisch spricht. Und so wurde auf das Interview vor laufender Kamera verzichtet...











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