PDC Weltmeisterschaft 2017 - 3

Dart...und Darts
Es war sehr neblig, als ich mich am ersten "langen" Darttag auf den Weg zum Alexandra Palace machte. Auch an diesem Tag war die Halle wieder gut besetzt, während weiter der Presseraum eher leer blieb. Das war in den letzten Jahren immer anders, vor allem an Tagen, an denen Spieler wie Michael van Gerwen auf der Bühne standen. Dafür sind in diesem Jahr viele Deutsche hier im Presseraum, ich hatte schon mit Journalisten von Sportbild und der Süddeutschen gesprochen, an diesem Tag tauchten jetzt auch Patrick und Kevin vom dartn Forum auf.

Bereits vor der Nachmittags - Session fand auf der Bühne des Alexandra Palace des JDC Finale statt. Der Sieger des leider ohne Zuschauer und Fernsehkameras stattfindenden Finales war der junge Niederländer Maikel Verberk, der den Sieger der JDC European Championship Jim Moston mit 4:0 besiegte..

Der Weltmeisterschaftstag begann dann erneut mit einem Vorrunden Spiel, dem Spiel zwischen dem Japaner Masumi Chino und dem Malaysier Tengku Sha. Die Japaner waren mit einem Großaufgebot an Fähnchen und Unterstützern dabei, aber der sehr schlanke und große Chino machten von Anfang an den etwas schwächeren Eindruck, obwohl er von den Zuschauern lautstark unterstützt wurde. Das erste Set schien keiner der Spieler wirklich gewinnen zu wollen, bis dann Chino endlich das Doppel traf. In den anderen beiden Sets war dann eindeutig Sha, der in diesem Jahr auch eines der World E-Dart Turniere gewinnen konnte, im Vorteil und er gewann mit 2:1. Er wird dann im abschließenden Spiel des Nachmittags auf Benito van de Pas treffen. Je nachdem wie Pas spielt, könnte er auch eine Chance haben. Es ist ja in den letzten Jahren ohnehin festzustellen, dass die so genannten "Exoten" nicht mehr unbedingt nur Kanonenfutter für die gesetzten Spieler sind.

Als nächstes standen Terry Jenkins und Josh Payne auf der Bühne, für Payne war es das Debüt im Ally Pally, was man ihm aber nun wirklich nicht anmerkte, er hielt zumindest im ersten Set problemlos mit und konnte das Set sogar gewinnen, nachdem beide Spieler eine ganze Reihe von Doppeln verfehlt hatten. Aber es war deutlich zu merken, dass Jenkins einfach mehr Erfahrung hat und auch schwer aus der Ruhe zu bringen ist, wenn nicht immer alles sofort klappt. Auch hohe Scores des Gegners beeindrucken ihn nicht wirklich, er spielt einfach weiter sein Spiel und das meist sehr effektiv. Im vierten Set wäre Payne freilich beinahe der Ausgleich gelungen nachdem Jenkins ein Problem hatte, sein Finish auszumachen. Aber da ließen den jungen Spieler dann wohl doch die Nerven im Stich und Jenkins konnte das Spiel 3:1 gewinnen.

Im dritten Spiel kamen zwei Schwergewichte auf die Bühne - John Henderson und Andrew Gilding - von beiden hat man in diesem Jahr noch nicht allzu viel gehört und auch im ersten Set des Spiels lagen sie ziemlich gleichauf, wobei Henderson einen etwas höheren durchschnitt hatte und auch die etwas bessere Trefferquote auf die Doppel und so das erste Set gewinnen konnte. Wie immer faszinierte mich Gildings doch sehr eigenwilliger Wurfstil - er stellt sich zunächst seitlich, holt einmal tief Luft und dreht dann den Oberkörper zum Board, manchmal wippt er bevor er sich dreht auch noch. Dazu steht er ganz links außen an der Ochelinie, wirklich ungewöhnlich. Ausgerechnet dieses Spiel, dass nun wirklich nicht unbedingt fesselnd war, da beide Spieler wenig Bühnenpräsenz haben, entwickelte sich zu einem Spiel, dass erst in einem Sudden Death Leg entschieden wurde.

Am Ende gewann Gilding und mit ihm verließen auch die ersten Zuschauer die Halle und versäumten so dass letzte Spiel der Nachmittagsession, bei dem Benito van de Pas tatsächlich gegen den Malaysier Tengku Sha etwas ins Schwimmen geriet. Sha schien keine Nerven zu haben, während van de Pas ziemlich nervös war, wie er nach dem Spiel einräumte. Er hatte das Gefühl, dass alle von ihm erwarteten, dass er das Spiel gewinnen müsste, dabei sei er doch eigentlich immer noch ein junger, nicht so erfahrener Spieler, der immer noch dazu lernte. Anscheinend hatte ihn auch die Überlänge des vorhergehenden Spiels etwas aus der Bahn geworfen. So war der junge Niederländer am Ende froh, dass ihn wenigstens seine Doppel an diesem Nachmittag nicht im Stich ließen und er so am Ende mit 3:1 gewinnen konnte. Aber auch sein Gegner wirkte nicht unglücklich, als er die Bühne verließ - er hatte zwei ordentliche Spiele bei seiner ersten PDC Weltmeisterschaft abgeliefert und kann hocherhobenen Hauptes nach Hause fahren.



Da die Nachmittags-Session deutlich länger gedauert hatte, als geplant, war unsere Pause bis zum Beginn der Abend-Session ziemlich kurz, es reichte tatsächlich nur dazu, schnell ein paar Bissen zu essen, bevor es schon wieder weiter ging.
Der Abend begann mit einem weiteren Vorrundenspiel, dass das bisher schwächste war, zumindest was die Leistung des Kanadiers Ross Snook anging. Ich denke aber, dass er durchaus in der Lage ist besser zu spielen, sonst hätte er bei der amerikanischen Qualifikation nicht alles geschlagen, was in Nordamerika Rang und Namen hat. Für Viljanen war es bereits seine dritte Weltmeisterschaft, sicher ein eindeutiger Vorteil. Im zweiten Set gelang es Snook sich etwas zu steigern, aber Viljanen blieb der stärkere Spieler und darf jetzt im letzten Spiel des Abends gegen Michael van Gerwen spielen. Nach dem, was ich bisher von ihm gesehen habe, ist er aber einfach nicht gut genug, um gegen van Gerwen eine Chance zu haben.
Im zweiten Spiel des Abends war mit Dimitri van den Bergh wieder ein Tänzer auf der Bühne und beherrschte das Spiel gegen Cristo Reyes zunächst. Nachdem van den Bergh das erste Set gewonnen hatte wendete sich das Blatt allerdings und Reyes kam immer besser ins Spiel. Van den Bergh wehrte sich nach Kräften und konnte zum 2:2 ausgleichen. Auch im entscheidenden Set leistete van den Bergh noch Widerstand, verlor aber doch am Ende mit 2:3 gegen Reyes. Er schien den Tränen nahe zu sein.

Dann folgte das zweite Spiel des Tages, das beinahe in einem Sudden Death Leg entschieden worden wäre und dieses Mal war es auch wirklich ein spannendes Spiel, ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Stephen Bunting und Darren Webster, indem Webster wieder einmal seine Terrier Qualitäten bewies, in dem er sich auch in diesem Spiel förmlich festbiss. Sein Sieg ging durchaus in Ordnung, er hatte die bessere Trefferquote auf die Doppel, den besseren Durchschnitt und er warf mehr 180er als Bunting. Trotzdem war sein Sieg doch eher überraschend und Bunting wird durch die Niederlage weiter im PDC Ranking zurückfallen - er hatte wirklich kein gutes Jahr.

Über das letzte Spiel des Tages braucht man nicht allzu viele Worte zu verlieren - van Gerwen zeigte eine hochklaasige Leistung mit dem bisher besten Durchschnitt des Turniers und gewann es mit 3:0. In diesem Fall war der Vorrundensieger Viljanen wie ich bereits geahnt hatte tatsächlich nur Kanonenfutter.

Draußen hatte der Nebel etwas nachgelassen, dafür war die Polizei angerückt. Es war nicht so genau zu erkennen, was eigentlich los war, aber es befanden sich zahlreiche, offensichtlich betrunkene Dartfans mitten auf der Straße unterwegs und der Verkehr war vollständig zusammen gebrochen. Ich komme ja bereits seit 2008 hierher zur Weltmeisterschaft, aber das war das erst Mal, dass ich dabei einen Polizeieinsatz erlebte. Und das ausgerechnet an einem Abend, an dem die niederländische Gesundheitsministerin und der niederländische Botschafter im Alexandra Palace waren, um Michael van Gerwen und Benito van de Pas zu unterstützen..













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