Unverhofft...

Mein letzter Abend im Pressezelt der PDC im Alexandra Palace nahm einen unerwarteten Verlauf und am Ende war Titelverteidiger Phil Taylor aus dem Turnier ausgeschieden.

Begonnen hatte der Abend - der erste Abend mit Zweitrundenspielen - eigentlich ganz "normal": Peter Wright schlug Per Laursen, Raymond van Barneveld gewann gegen Jamie Caven, musste sich allerdings dabei ziemlich anstrengen. Vielleicht war es Caven nicht bekommen, dass er beim Walk-On nicht nur seine Frau sondern auch eine sichtlich überraschte Frau Barneveld küsste.

Ich hatte mich bereits auf einen Sieg Phil Taylors vorbereitet und vor mir lagen drei Programmhefte der Weltmeisterschaft, die ich den drei Siegern des Gewinnspiels mit Autogrammen von Raymond van Barneveld und Phil Taylor versehen zukommen lassen wollte. Barney hatte bereits unterschrieben und da Wayne Mardle und John Part eine Weile tatenlos herumgesessen hatten, hatte ich mir ihre Autogramme auch geholt.

Dann hatte ich ein paar Bilder vom Walk-on von Phil Taylor und Michael Smith gemacht und beobachtete jetzt das Spiel mit den anderen Insassen des Pressezelts, zu denen sich auch Gary Anderson und Raymond van Barneveld, der unzählige Interviews absolviert hatte, gesellt hatten, mit zunehmender Fassungslosigkeit auf dem großen Bildschirm. Das konnte doch alles gar nicht wahr sein. Schon richtig, Phil Taylor hatte in der ersten Runde nicht gerade eine tolle Leistung gezeigt, aber dass er jetzt so ins Schleudern geraten würde, dass hatte niemand erwartet. Begeistert war auf jeden Fall Gary Anderson. Als ich ihn fragte, was er denn mit Michael Smith gemacht habe, dass er eine solche Leistung zeigen würde, meinte er, er würde ihn eben ständig treten.

Phil Taylor verschwand im Übrigen nach seiner Niederlage sang-und klanglos und seither hat man nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Und ein Autogramm von ihm konnte ich natürlich auch nicht bekommen, stattdessen gibt es eben noch die Autogramme von Michael Smith und Gary Anderson dazu.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass bei einer Weltmeisterschaft der Favorit ausscheidet. Bei der am vierten Januar beginnenden BDO Weltmeisterschaft, die auf Eurosport übertragen wird, kommt das regelmäßig vor und der See in Lakeside, der dem Austragungsort seinen Namen gibt, ist voll von Darts enttäuschter Spieler. Alleine Gary Anderson soll vier oder fünf Sets darin versenkt haben. Auch Phil Taylor hat ja nicht jede der bisher 20 PDC Weltmeisterschaften gewonnen, auch wenn er bei jeder angetreten ist. Drei Mal hat er im Finale verloren, ein paar Mal ist er in den Viertelfinalen ausgeschieden und einmal in der ersten Runde von Dave Chisnall geschlagen worden. Aber dieses Jahr hatte man nach all seinen Turniersiegen schon fest mit ihm gerechnet.

Diese Weltmeisterschaft brachte ohnehin einige Überraschungen mit sich. Terry Jenkins schied gegen einen Qualifikanten aus und warf dabei einen Neun-Darter. Gleich danach gab es noch einen Neun-Darter - und zwar nicht von einem der Top Spieler sondern vom Australier Kyle Anderson, der allerdings auch ausschied. Außer Taylor schieden in der zweiten Runde auch noch Kim Huybrechts, Andy Hamilton und Justin Pipe aus - das hatte man auch nicht erwartet. Dafür erreichte einer der Qualifikanten - der Südafrikaner Devon Peterson, die dritte Runde. Andere Name als sonst werden einem wegen herausragender Leistungen in Erinnerung bleiben: Michael Smith, Peter Wright und Ian White - Spieler die man nicht unbedingt auf der Rechnung hatte. Mark Webster ist auf einmal wieder da, Gary Anderson präsentierte sich stark, wenn er auch gegen Michael van Gerwen ausgeschieden ist.
Wer letztendlich gewinnen wird, ist immer noch ziemlich offen. Peter Wright hat sicherlich gute Chancen gegen Whitlock ins Finale einzuziehen. Im anderen Halbfinale sind die Chancen ziemlich ausgeglichen - Lewis oder van Gerwen? Beide hatten herausragende Momente während der Weltmeisterschaft, spielten aber nicht immer "weltmeisterschaftlich".

Was aber problemlos vorhersehbar war, war das englische Wetter während meines Aufenthalts in London - selbst wenn es tagsüber trocken und sonnig gewesen war hatte bis ich den Alexandra Palace spät am Abend wieder verließ, der Regen eingesetzt. Das war auch an meinem letzten Abend nicht anders...









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