Winmau World Masters 2014 - Teil 3
Ein bisschen Drama muss sein...
Der zweite Tag in der City Hall in Hull lag vor mir. Die Sonne hatte sich nach einer regnerischen Nacht wieder hervorgekämpft als ich mich auf den Weg machte. Es hatten sich dieses Mal auch besonders viele jugendliche Zuschauer eingefunden, schließlich standen die Jugendfinale als erstes auf dem Programm. Zahlreiche Zuschauer waren auch verkleidet oder hatten zumindest eine der Glitzerperrücken oder einen der Hüte aufgesetzt, die es im Foyer am BDO Stand zu kaufen gab.
Als erstes kamen die Mädchen an die Reihe, sicherlich besonders für die erst zehn Jahre alte Beau Greaves, die zudem erst seit ein paar Monaten Dart spielt, eine enorme Herausforderung, die sie aber bewundernswert meisterte. Der sieben Jahre älteren Robyn Byrne war sie aber nicht gewachsen. Bei den Jungen war das Verhältnis ausgeglichener, sie waren 15 und 16 Jahre alt. Der Niederländer Colin Roelofs machte aber auch Callan Rydz nieder, er dominiert einfach momentan die Jugendszene. Es war ein Spiel auf ziemlich hohem Niveau und wegen des raschen Wurfstils beider Spieler in Nullkommanichts auch schon wieder vorbei. Callan Rydz konnte sich nicht so recht über seinen zweiten Platz freuen während Colin Roelofs über das ganze Gesicht stahlte.
Mit den Damen ging es dann nahezu ohne Pause weiter. Das erste Halbfinale war ordentlich, aber nicht auf besonders hohem Niveau. Rachel Brooks wirft eher langsam und nimmt sich immer wieder Zeit um sich zu sammeln. Sie und Fallon Sherrock waren in den Scores etwas unbeständig. Fallon Sherrock gewann am Ende verdient. Im zweiten Halbfinale standen dann mit Anastasia Dobromyslova und Aileen de Graaf zwei absolute Topspielerinnen auf der Bühne, die auch ein wirklich hochklassiges, packendes Spiel ablieferten.
Dann stand das erste Herrenachtelfinale auf dem Programm, in dem mit Mark McGeeney und Seigo Asada zwei der am Vortag beeindruckenden Qualifikanten aufeinander trafen. Asada zog zunächst davon, McGeeney konnte aufholen und ausgleichen. Die Spannung wuchs, es ging ins entscheidende Leg des fünften Sets und plötzlich wurde alles schwarz, kein Licht, kein Fernsehen, kein Internet. Die Stromversorgung in der Civic Hall war komplett zusammengebrochen, dummerweise allerdings nur in der Halle selbst. Das Internet funktionierte schnell wieder, aber in der Halle blieb es dunkel, immer wieder schien das Problem behoben zu sein, aber die Halle versank gleich wieder in Dunkelheit. Es dürfte rund 40 Minuten gedauert haben, bevor die beiden Spieler wieder auf die Bühne kommen konnten, um das entscheidende Leg noch einmal zu beginnen, das dann von Mark McGeeney gewonnen wurde. Anscheinend gab es schon öfters einen Stromausfall hier vor Ort, aber wohl noch nie zuvor in so einem wichtigen Augenblick!
Die folgenden Spiele waren dann alle weit weniger spannend und relativ einseitig. Es kamen drei Spiele, in denen die Qualifikanten mit 0:3 gegen die gesetzten Spieler ausschieden. Glen Durrant spielte dabei besser als am Tag zuvor, Martin Phillips und Scott Mitchell spielten auf dem gleichen Niveau weiter. Dann folgte ein Spiel zwischen zwei gesetzten Spielern - Alan Norris und Remco van Eijden. Norris ließ Remco van Eijden keine Chance, seiner Scoringpower ist einfach kaum standzuhalten.
Auch die nächsten beiden Qualifikanten - Willem Mandigers und Pip Blackwell hatten gegen die wie am Vortag stark spielenden gesetzten Spieler Jamie Hughes und Gary Robson keine Chance und verloren jeweils mit 0:3.
Das abschließende Spiel des Abends kann man zweifelsfrei als Spiel des Tages, möglicherweise sogar als Spiel des Turniers bezeichnen. Mit dem jungen walisischen Qualifikanten Nick Kenny und dem BDO Urgestein Martin Adams trafen zwei Welten aufeinander. Es war schon beinahe unglaublich, wie Nick Kenny seine Nerven im Zaum hielt, er geriet nur einmal kurz ins Wanken, als er im zweiten Leg des vierten Sets einen Matchdart vergab. Das war sicherlich Spiel entscheidend, weil sich Martin Adams das Leg zum Ausgleich sicherte und dann im entscheidenden Leg wirklich alles gab, um als erster über die Ziellinie zu kommen - ein tolles Spiel auf hohem Niveau und unglaublich fesselnd. Respekt vor beiden Spielern!!!
Tatsächlich hatte es wieder angefangen zu regnen, als ich die Civic Hall verließ...
