UK Open Qualifikation 8

Am Sonntagmorgen taten mir die Füße weh, aber nach einem Frühstück aus Pancakes, Bacon und Ahornsirup, fühlte ich mich gestärkt genug für den Fußmarsch. Das Wetter war nicht ganz so gut wie am Tag zuvor, es nieselte ab und zu und war sehr windig. Während am Samstag in der Innenstadt die Hölle los gewesen war, war sie jetzt wie ausgestorben, die Läden machten erst um 11 Uhr auf. Lediglich der in der Shopping Mile gelegene Asta hatte schon geöffnet und ich stürzte mich kurz in das Gewühl von Wochenendgroßeinkäufern, bevor mich der Wind weiter ins Robin Park Centre wehte.

Die Auslosung hatte gerade stattgefunden und die Spieler hatten sich vor der Anzeigentafel versammelt. Daneben wurden die Schreiber eingewiesen und an die Boards verteilt. Bei den UK Open Qualifikationen ist das auch kein einfacher Job, da steht man noch länger als sonst an seinem Board und muss die ganze Zeit konzentriert bleiben. Trotzdem unterläuft den Schreibern kaum einmal ein Fehler. Außer den Schreibern gibt es noch ein paar Leute mit Computern, die an ausgewählten Boards die Live Scoreboards übernehmen.
Ich suchte mir ein paar Erstrundenpaarungen aus und versuchte sie alle im Auge zu behalten, was bei 24 Boards nicht einfach war. Aber immerhin bekam ich mit, wer sein Spiel gewinnen konnte und wer nicht. Dieses Mal schaute ich mir auch Max Hopp an. Für einen so jungen und zumindest auf der Pro Tour unerfahrenen Spieler ist es schon besonders schwierig Fuss zu fassen Er spielte aber gut, auch owohl es für den Sieg nicht ganz reichte. Natürlich muss er noch einiges an Erfahrung sammeln - er ist ja noch nicht einmal 17 - bei diesen UK Open Qualifiern gibt es einfach keine schwachen Spieler, auch wenn nicht alle so bekannt sind wie die der Top 10 der PDC. Selbst so ein Talent wie Michael van Gerwen hat viele Jahre lang Lehrgeld bezahlt, bevor ihm endlich der Durchbruch gelang.

Von Max Hopp wechselte ich zu Jyhan Artut, der mit Scott Rand einen unangenehmen Gegner zugelost bekommen hatte. Das Spiel war sehr ausgeglichen und im letzten Leg schaute es für Jyhan eigentlich recht gut aus. Es gelang ihm aber nicht, den Sack zu zumachen - er vergab seine drei Matchdarts und Scott Rand nutzte diese unerwartete Chance. Sicherlich eine von diesen blöden Niederlagen, die einen Spieler besonders ärgern. Bernd Roith hatte in der ersten Runde ein Freilos gehabt und ich kam daher gerade rechtzeitig an sein Board, um das Spiel zwischen ihm und Andrew Gilding zu verfolgen. Gilding ist auch einer der weniger bekannten Spieler, aber er war mir schon letztes Jahr aufgefallen, er spielt unglaublich effektiv. Bernd gelang es gerade mal so mit 6:5 zu gewinnen - ein gutes Spiel von beiden Spielern. Am Board daneben warf der Kanadier Kenny MacNeil (wirklich Kenny, er verbesserte jedes Mal die Schreiber) Kevin Painter aus dem Turnier - ein wirklich spannendes Spiel mit vielen hohen Scores und zwei Spielern, von denen einfach keiner nachgeben wollte.

Ich zog zu den nächsten Boards und sah noch das Ende von Mark Dudbridge v Stuart Millar - ein Spiel das mich überraschte. Dudbridge hatte ja wegen einer Verletzung am Wurfarm einige Jahre nicht so besonders gespielt, in den Spielen am Sonntag hinterließ er aber einen guten Eindruck. Anschließend konnte ich feststellen, dass John Part besser spielte als am Tag zuvor, dieses Mal klappte es auch mit dem Scoren ganz gut, es waren viel mehr Trippel dabei!
Dann war es schon wieder Zeit für Bernds nächstes Spiel gegen Mark Jones, der ein relativ kleiner, ganz unauffälliger älterer Spieler ist, aber ein ganz "gemeiner" Gegner. Jedes Mal, wenn Bernd dachte, er hätte ihn gepackt, kam wieder eine 100 oder eine 140 von ihm und gleich im ersten Leg machte er 126 Punkte aus. Aber Bernd gab selbst auch nicht nach und reagierte entsprechend. Vor allem seine letzten beiden Legs mit einem 15 - und einem 13-Darter waren gut und brachten ihm den verdienten 6:2 Sieg. Allerdings hatte ihn die Konzentration auch einiges an Kraft gekostete , sich einen ganzen langen Pro Tour Turniertag so zu konzentrieren, ist beinahe nicht möglich.
Am Board nebenan gab es einen erbitterten Kampf zwischen Kenny MacNeil und Ronny Huybrechts, den schließlich der Kandier mit 6:4 für sich entschied - aber Roith v Jones hatte sich auf dem gleichen Level bewegt. Ich warf noch einen kurzen Blick auf Matthew Edgar v Gino Vos. Edgar hatte in der ersten Runde den immer noch angeschlagenen Denis Ovens besiegt, der aber mit einem 11- und einem 13-Darter zeigte, dass er das Dart spielen nicht verlernt hat. Edgar setzte sich eindrucksvoll gegen Gino Vos durch.

John Part, Mark Dudbridge und Kevin McDine gewannen ebenfalls sicher ihre nächsten Spiele während Phil Taylor gegen Ian White verlor und daher seine Position im UK Open Order of Merit nicht verbessern konnte. So muss er bereits in Runde zwei in die UK Open einsteigen, also am ersten Turniertag. Bei meiner Runde durch den Saal fiel mir dieses Mal der Schotte Jason Hogg auf. Er stammt aus Aberdeen und spielt wie John Henderson und Brain Woods für die Masada Darts Bar. Er hatte auch an der Qualifying School 2013 teilgenommen, konnte sich aber keine Tour Card erspielen. Bei diesem UK Open Qualifier war er auf jeden Fall gut in Form, schlug unter anderen auch Kim Huybrechts und Brendan Dolan, bevor er im Halbfinale von Mervyn King besiegt wurde.

Inzwischen war bereits das Spiel zwischen Bernd Roith und Michael van Gerwen in vollem Gange. Wie ja bekannt, war Michael van Gerwen an diesem Tag wieder einmal nicht aufzuhalten - auch Bernds so 94 - 95er Durchschnitt beeindruckte ihn überhaupt nicht. Lag van Gerwen wirklich einmal wegen nicht so hoher Scores hinten, warf er eben ein High Finish.
Kenny MacNeil ließ am Board daneben auch Andy Jenkins alt aussehen, dass sein nächster Gegner Mighty Mike hieß, freute ihn wahrscheinlich nicht besonders. Mark Dudbrige beendete John Parts Run und qualifizierte sich damit noch für die UK Open. Und ich legte eine kurze Pause ein und unterhielt mich ein bisschen mit Bernd und Max, weil ich inzwischen so langsam Plattfüße bekam und auch mein Kopf eine Pause brauchte.
Als ich wieder an die Boards ging hatten sich die Reihen merklich gelichtet - van Gerwen hatte Kenny MacNeil geschlagen, Mark Dudbridge war gegen Adrian Lewis ausgeschieden, der richtig gut spielte und sehr fokussiert war. Matthew Edgar und Jason Hogg waren immer noch dabei. In den Viertelfinalen schlug Mervyn King Robert Thornton - ein fesselndes Spiel - und Jason Hogg schaltete auch noch Brendan Dolan aus. Adrian Lewis setzte sich im Halbfinale gegen Michael van Gerwen heftig zur Wehr, aber van Gerwen gewann am Ende doch. Mervyn King hatte es gegen Jason Hogg leichter, dem Schotten ging etwas die Luft aus.

Während der Pause vor dem Finale wurden überall schon Boards und Zubehör abgeräumt, allerdings unglaublich leise. Auch die Putzkolonne war bereits im Einsatz, stapelte Stühle und räumte den Müll weg, es waren ja kaum mehr Leute da. Das Finale sah ich mir dann zusammen mit Max Hopp an. Da Jerry Hendriks bereits abgereist war, war er mit Michael van Gerwen unterwegs, und der war ja noch entsprechend beschäftig. Im Finale schaute es ganz so aus, als sei Mervyn King einfach fix und fertig - er konnte auf jeden Fall kein einziges Leg gewinnen und das Spiel war ziemlich schnell vorbei. Ich machte noch ein Bild vom Sieger, wechselte ein paar Wort mit Dave Allen und "schleppte" mich dann zurück ins Hotel.
Auch an diesem Abend hatte sich meine Magnetkarte entladen und die Zimmertür ließ sich wieder nicht öffnen, aber das Problem kannte ich ja inzwischen.

Dieses Mal blieb meine Nachtruhe ungestört. Da bis zum Abflug noch ein langer Tag vor mir lag gönnte ich mir ein full English breakfast, bevor ich mich noch für etwas Sightseeing und Shoppen auf den Weg nach Manchester machte.

Am späten Nachmittag nahm ich den Zug zum Flughafen und landete nach einem ruhigen und ereignislosen Flug in einem ziemlich leeren Flugzeug sogar "verfrüht" wieder in Stuttgart.














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