Thorn interviewt Adam Smith


T: Wie heißt Du und wo wohnst Du?

A: Ich heiße Adam Smith und ich lebe in Süd Amerika, genauer in Montevideo, Uruguay

T: (erstaunt) Wer hat Dir davon erzählt?!!

A: Wovon erzählt?

T: Entschuldige. Wo ist das denn genau?

A: Ganz nahe bei Buenos Aires in Argentinien, auf der anderen Seite des Rio de la Plata - des breitesten Flusses der Welt. Das Tragflügelboot braucht rund drei Stunden. Und Uruguay liegt südlich von Brasilien am Atlantik. Ich denke, ich bin das einzige SEWA Mitglied auf diesem Kontinent, ganz im Ernst.

T: Mann - das ist ja ziemlich cool. Mmmm... Smith hört sich nicht gerade spanisch an - hier ist doch Spanisch die Landessprache? - woher stammst Du denn?

A: Si, espanol. Ich bin in Portland in Oregon aufgewachsen und letztes Jahr an Weihnachten mit meiner Frau hierher gezogen.

T: Wie lange bist Du denn schon SEWA Mitglied? Und wie gut spielst Du Darts? Hast Du schon Großes geleistet?

A: Also ich habe vor ein paar Jahren angefangen Dart zu spielen, mit einem Freund zusammen. Dann habe ich eine passende Bar gefunden und vor einem Jahr bin ich der PADA Liga beigetreten. Um die Zeit herum bin ich auch zu SEWA gestoßen. Na ja, Großes vielleicht nicht. Ein paar 180ziger, ein 170er Checkout. War in der B-Liga ungeschlagen und auch im Doppel, habe in Portland ein paar kleinere Turniere gewonnen, aber mein Highlights waren, als ich das Blind Draw bei den Oregon Open gewonnen haben und als ich gegen Bob Anderson spielen konnte.

T: Bob Anderson?!?! Den Weltmeister von 1988? Den "Limestone Cowboy?!

A: Genau, das war toll - ich habe ganz knapp das Bullseye für eine 161er Finish verfehlt um ihn zu schlagen. D'oh!

T: Oh - Du bist ein Simpsons Fan???

A: Na klar, ich komme ja aus Portland - ich bin nur ein paar Häuser entfernt von Matt Groening's Haus aufgewachsen und habe die gleichen Schulen wie er besucht. Du kannst Dir kaum vorstellen, wie beliebt die Simpsons hier in Uruguay sind - eine der Gemeinsamkeiten mit meiner Heimat.

T: Tatsächlich? Welche gibt es denn noch?

A: Oregon und Uruguay sind wirklich sehr ähnlich - in beiden leben rund drei Millionen Leute, die Hälfte davon in der jeweils einzigen großen Stadt, in Portland beziehungsweise in Montevideo - der Rest überwiegend auf Farmen. Beide liegen auf mittleren Breitengraden und haben ein ähnliches Wetter - viel Regen, aber tolle Sommer und jede Menge Strand. In beiden Städten hat man dieses Großstadt/kleine Welt Gefühl, überall wo Du hinkommst, triffst Du jemanden, den Du kennst, die Menschen sind freundlich und haben einen ähnlichen kulturellen Pulsschlag. Ich bin ziemlich überrascht, dass nicht mehr Amerikaner wissen, wie toll es hier ist - die reichen Süd-Amerikaner kommen hierher für ihre Sommerferien. Es ist genau wie in Rio bloß viel besser, die Preise sind niedriger, es gibt kaum Kriminalität, keine Malaria oder Dengue-Fieber, ein sehr gutes Gesundheitssystem und die höchste Alphabetisierungsrate von ganz Süd-Amerika.

T: Was gefällt Dir hier am besten?

A: Also das Essen ist wirklich herausragend - italienisch und Barbecues - Pasta, Pizza, Brot, Nachtische und die Steaks, das ist alles toll - viel, billig und unglaublich - ich kann mir gar nicht vorstellen wieder einmal ein amerikanisches Steak zu kaufen. Und die Strände, die sind traumhaft - und die Menschen sind es auch, unglaublich freundlich. Alles in Uruguay ist wirklich so, wie ich schon gesagt habe. Ich bin wirklich erstaunt, dass es so gar nicht im Bewusstsein der Menschen ist. Darüber hinaus liegt es noch ganz zentral im Kontinent, man kann ganz leicht von hier aus zu bekannteren Orten reisen.

T: Was arbeitest Du denn?

A: Ich wollte hier unterrichten - das mache ich jetzt auch, am englischen Institut - ich lerne gerade Spanisch. Aber ob Du es glaubst oder nicht, meine Frau und ich bekamen auch Auftritte als Fußball Kommentatoren angeboten und verschiedene andere Dinge.

T: Wie bitte? Profi Fußball?! So etwas wie: Tooooor!!! Und so???

A: Ja, so ähnlich. Wir arbeiten für eine Firma mit internationalen Klienten, die auch Live Kommentare in englischer Sprache wollen - aber nichts kompliziertes - wir berichten nur über die Bedingungen, wo der Ball ist, wer in gerade hat, wie es steht, solche Dinge.

T: Wer sind denn diese Kunden?

A: Das sind Buchmacher in Kasinos, die Live-Wetten annehmen. Überwiegend irgendwo in Asien - auf den Philippinen oder in Singapur.

T: Das ist ja cool. Und dafür wird man gut bezahlt?

A: Ja - das ist schon ein toller Teilzeit Job - und wenn die Einheimischen es herausfinden gibt es schon eifersüchtige Blicke. Es ist auch deshalb toll, weil wir so einen Einblick in die echte Kultur des Lebens hier bekommen. Die Leute sind ganz verrückt auf Futbol.

T: Schön. Deine Frau macht das auch? Habt Ihr auch schon Krawalle oder Auseinandersetzungen gesehen? Kann es gefährlich werden?

A: Also ich habe nur einen Kampf miterlebt, aber sie haben auch tonnenweise Polizisten als Krawallabwehr in Bereitschaft stehen und die Fans stehen je nach Team in verschiedenen Blöcken. Und auch wenn sie ganz verrückt auf Fußball sind und es schon Auseinandersetzungen geben kann - vor allem bei internationalen Begegnungen mit Argentinien oder wichtigen nationalen Liga Spielen -richtige Gewalt ist hier verpönt. Es gibt hier kaum Morde und wenn, dann ist man beschämt. Aber oft bringen die Fans ihre eigenen Leuchtgeschosse und Feuerwerk mit zu den Spielen, spielen auf Trommeln, schwenken Fahnen und singen ununterbrochen und so was, das macht wirklich Spaß.

T: Und, Pele, und wie schaut es mit Darts aus - wie läuft es im Wettkampf.

A: Welcher Wettkampf? Hier gibt es kein Darts, keine Pubs oder Bars mit Boards - nur Kinder spielen Darts mit Papier-Boards und Plastik-Darts aus China.

T: Ja was machst Du dann? Nur im Forum lesen?

A: In Buenos Aires, Argentina und Sao Paulo gibt es schon Ligen, das sind ja Städte mit 12 bis 20 Millionen Einwohnern...Aber hier existiert es einfach nicht. Aber ich habe gedacht, ich versuch es mal und führe es hier ein. Also habe ich vier Boards gekauft - da gibt es jeweils sechs Darts dazu - und habe über die letzten Wochen kleine Turniere abgehalten. Es ist interessant zu sehen, wie die Leute Feuer fangen, wenn man ihnen zeigt, wie man es richtig spielt. Beim ersten Turnier kamen 10 Leute mich eingeschlossen und das Preisgeld lag bei 20 Dollar, was hier ganz schön viel ist. Ganz wichtig auch, dass die Jugendlichen, ein paar waren 14, manche 18 - ihren Spaß daran hatten. Ich habe ihnen die Bilder auf SEWA gezeigt und auch die Kommentare dort, da waren sie begeistert.

T: Aber - wie kann man denn mit Plastik Darts überhaupt spielen???

A: Das ist gar nicht so schlimm - ich habe auch Leute zuhause mit den krummen gelben Bar Darts heruntergeputzt. Aber meine Frau war nach Amerika gefahren und überraschte mich mit einem NODOR Board, dass sie eingeschmuggelt hatte - sie ist einfach die Beste!!! Und dann habe ich einen Laden entdeckt, der Pool- und Tischtennis Ausrüstung verkauft und auch ein paar richtige Darts - Halex semipros mit Kunststoff Schäften. Ich bemühe mich nichts kaputt zu machen, Flights und Schäften kann man nicht einzeln nachkaufen, es gibt nur komplette Dart-Sets - auch ein Zeichen dafür, dass hier nicht ernsthaft Dart gespielt wird. Und ein paar SEWA Mitglieder haben angeboten mir Darts, Flights und Schäfte zu schicken. So nett sind die Leute dort und sie helfen wirklich.

T: Tatsächlich? Also bist Du jetzt mehr oder weniger dabei im Alleingang in Uruguay eine Dartszene aufzubauen?

A: Im Prinzip ja. Willst Du mir nicht helfen, Thorn? Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig. Ich liebe das Spiel und hier haben sie keine Ahnung. Das ist besser als immer alleine zu spielen. Und dazu ist es spannend, das zu versuchen - wenn man dann sieht, wie ihre Augen aufleuchten, wenn sie ein Bullseye treffen. Ich denke, wenn ich ein paar mehr jungen Spielern die Grundlagen bei bringe und sie noch ihre Freunde mitbringen, kann ich vielleicht in ein bis zwei Monaten eine kleine Liga aufbauen. Einige von ihnen habe ich schon am Haken...Man muss in eine Kultur nur etwas Neues einbringen.Es ist schon etwas besonderes hier, wo sonst kann man Dart spielen und draußen findet live ein Tango Konzert statt?

T: Das ist schon cool, ich bin sicher Alle wünschen Dir Erfolg.

Adam: Danke, Thorn.

Thorn: Danke Adam! Adios Uruguay! Meine nächste Reise wird mich nach...uh...nach...uhhh - na auf jeden Fall woanders hinführen! Also bleibt dran! Das war's und Double out.










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