Atemberaubend!

Nachdem ich bei meinem letzten Blog in den trüben Pool der Preisgestaltung getaucht war, ist es Zeit wieder an die Oberfläche zu kommen und tief Luft zu holen! Aber bevor ich mich in eine weniger "atemberaubendes" Thema als den Preis des Ruhmes stürze, möchte ich noch einmal einen meiner eigenen Kommentare wiederholen, die dem letzten Blog folgten, und mich für all die Kommentare die bereits dazu eintrafen bedanken, die ihn zu einem der am lebhaftesten diskutierten Blog überhaupt machten.

In Anerkennung dessen, und weil ich auch meine Versprechungen halten möchte, möchte ich auf einige der angemerkten Punkte antworten. Schließlich hilft es mir auch zu verhindern, meine ständig sich erweiterten Hirnzellen zu zwingen, ein neues Thema zu finden!

Also beginne ich damit, auf die reichlich ironische Anfrage des Amerikaners Mad John zu antworten, der darüber spekuliert, ob wohl die Sigma XL Darts meines Wissens nach schon einmal vom Zoll aufgehalten wurden, weil ich die britische nationale Sicherheit verletzte, in dem ich "sensible Technologie" exportierte. Da bin ich mir nicht ganz sicher, John, aber ich habe schon einmal für einen Badminton Hersteller gearbeitet, dessen "Shuttlecocks" vom amerikanischen Zoll aufgehalten wurden, weil vermutet wurde, das wären irgendwelche sexuelle Hilfsmittel. Möglicherweise könnte es mit den "XL" Zusatz ähnliche linguistische Probleme geben!

Aber jetzt zu anständigeren Angelegenheiten. Ein weiterer John, John Khong aus Singapur, mag ja ein - wie er selbst bekennt - "Trottel bezüglich Unicorn" sein, meint aber Unicorn sollte trotzdem doch bezüglich Forschung und Entwicklung einen etwas abenteuerlichen, östlicheren Weg einschlagen. Für ihn ist die Sigma Auswahl kein radikaler Design-Wechsel, er würde uns gerne mutiger sehen und hätte es gerne, wenn wir wirklich etwas "fantastisches" herausbringen würden, etwas was innovatives und atemberaubender ist als dieser Blog!

Na ja, das versuchen wir schon und ich hoffe, dass der doch ziemlich radikale und innovative Sigma XL sich als fantastisch und atemberaubend herausstellt! Aber ein Design nur um der Veränderungen willen zu ändern könnte mit Gimmicks enden statt mit echten Innovationen.

Ausschlaggebend ist, wie ich ja immer schon betont habe, dass die aerodynamische Effizienz eines Darts weniger wichtig ist als seine ergonomischen Qualitäten - das heißt, er muss sich in der Hand des Spielers "richtig" anfühlen. Und, da ja das "Design" der Spieler selbst immer noch ähnlich ist wie 1937, als der Unicornbegründer Frank Lowy seinen ersten "Silver Comet" herausbrachte, ist es verständlich, dass das Design der Darts sich im Grunde auch nicht wesentlich verändert hat.

Und es ist nicht nur die Anatomie der Spieler, die sich nicht verändert hat (wenn auch im Gegensatz zu den mit Vorurteilen behaftete Erklärungen schlecht informierte Medien-Kritiker, seit den Zeiten der Neandertaler tatsächlich Fortschritte zu verzeichnen sind) sondern auch die physikalischen Gesetzt, denen der Flug des Darts unterworfen ist. Daher ähneln nicht nur die Silver Comet Barrels dem modernen Design sondern das gesamte Angebot.

Ähnliche Überlegungen treffen auf viele Produkte aus dem Sportbereich und auch außerhalb zu. W. G. Grace, 1848 geboren, hätte kein Problem sich mit dem neusten, mit Hilfe des Computers hergestellten DXM Cricket Schläger der Unicorn Schwestern- Firma Gunn & Moore anzufreunden (der immer noch aus seinem Lieblingsholz hergestellt wird). Und um ein aerodynamischeres Beispiel zu nennen, die Gestaltung des Bleriot XI Mono-Flugzeugs, dass 1909 den Kanal überflogen hat, hat sehr viel Gemeinsamkeiten mit der einer modernen Cessna Skycatcher, die fast ein Jahrhundert später konstruiert wurde.

Aber, anders als die Anatomie des Menschen und die Gesetze der Physik, haben sich die Ingenieur Techniken und die wissenschaftlichen Kenntnisse schnell weiter entwickelt. Verbesserungen im Herstellungs-Prozess gestatten es jetzt, dass für die Skycratcher Aluminium benutzt wird (das für die Herstellung von Cricket Schlägern zufälligerweise seit 1980 verboten ist) an Stelle von Holz und Leinwand wie für die Bleriot, so dass die Form, wenn auch sehr ähnlich, viel bessere aerodynamische Eigenschaften aufweist.

Und das bringt mich jetzt schön zum Ausgangspunkt zurück, zu John Khongs Anschuldigung, dass die Sigma Darts sich nicht so besonders unterscheiden. Sie schauen vielleicht nicht so aus, aber das liegt daran, dass sie natürlich den gleichen Fluggesetzen unterworfen sind, wie andere Darts auch und dass sie vom Grip her so vielen Spielern wie möglich liegen sollten, also nicht zu unkonventionell sein dürfen. Deshalb wurden Sigma Darts auch nicht so entworfen, dass sie ein bisschen anders aussehen, sondern nur so, dass sie aerodynamisch ein bisschen besser sind.

Und dieses Ziel diktierte kleine, aber wichtige Details des Designs, zum Beispiel, dass die schwereren Sigmas kürzer sind als die leichteren, was ungewöhnlich ist, es aber ermöglicht, quer durch die Gewichtsklassen die gleichen Flugcharakteristika aufrecht zu erhalten. Auch die genaue Rundung der Barrels ist wichtig, was an etwas anknüpft, das David Hartley meinte, als er sagte die Sigma Prototypen wären aus den 1980er Jahren. Das stimmt auch, David, aber diese Details des Designs bedeuteten auch, dass man Fortschritte im Dart Herstellungsprozeß brauchte, die erst kürzlich stattfanden, damit man mit ihnen in Massenproduktion zu einem erschwinglichen Preis gehen konnte (wobei man über das "erschwinglich", wie wir gerade erst gesehen haben, durchaus streiten kann).

Weiter also zu Mark Heggies Frage warum, wenn sie doch aerodynamisch besser sind, nur Andy Hamilton von allen Unicorn Profis Darts des Sigma Typs benutzt und warum Phil Taylor wieder damit aufhörte. Ich habe ja bereits erklärt, wie Phil uns alle überraschte, als er seine vollkommen anderen Purists gegen die überlegene Aerodynamik der Stigmas eintauschte und wie er dann danach heraus fand, dass ihm ein Grip ähnlich dessen der John Lowe Darts (was diese Ähnlichkeit ausmacht, habe ich ebenfalls schon erklärt) besser lag, was zu den von ihm momentan gespielten Phase 5 führte

Und damit kann ich auch an etwas anknüpfen, das ich schon früher sagte, dass nämlich die Ergonomie eines Darts wichtiger ist als seine Aerodynamik. Unicorn Profis können auf Darts zurückgreifen, die nach ihren persönlichen Angaben hergestellt werden, einschließlich Grip und Form. Die Chancen, dass diese persönlichen Vorlieben mit irgend einem bestimmten Dart Design zusammenfallen sind relativ klein. Gerade bei den Sigmas ist die Wahrscheinlichkeit eher noch geringer, weil diese leicht gerundeten Barrel (man spürt es bei den schwereren mehr) , die für die optimale Aerodynamik wesentlich sind, vielleicht nicht so vielen Spielern liegt wie parallele Barrels.

Jetzt wird Mark vielleicht fragen, warum wenn die Unicorn Profis die Sigmas nicht spielen, er das dann tun sollte? Und meine Antwort besteht aus zwei Teilen. Zum Ersten - wenn ein Unicorn Profi einen Dart nach seinen Vorstellung hergestellt bekommt und er ihm nicht liegt, versucht er es einfach noch einmal, ohne dass es ihn etwas kostet. Für einen Amateur würde so etwas sehr teuer werden (und ja, bevor irgendjemand sonst das sagt, das wäre noch teurer als die Sigmas)

Und zum Zweiten: Die Profis haben genügend Trainingszeit (und kostenlose Ausrüstung!) um einen vernünftigen Anlauf zu unternehmen ihr Dart Setup durch Versuch und Irrtum zu optimieren (wenn Du sehr gut bist ist das einfacher). Darüber hinaus können die, die von Unicorn gesponsert werden sogar Hilfe bei dieser Aufgabe bekommen und einige haben das auch in Ansrpuch. Auch wenn Unicorn sein Bestes gegeben hat, um allen seinen Kunden eine automatisierte Version dieser Möglichkeit mit Hilfe des "UniLab Optimisers" an die Hand zu geben, geht doch nichts über einen persönlichen Touch!

Aber wenn Dir der Grip und die Form der Sigmas nicht liegen, liegen sie Dir eben nicht und da hilft auch die verbesserte Aerodynamik nicht weiter. Immerhin gibt es ja jetzt mit den Sigma XL noch eine weitere Chance, dass wenigstens ein Dart des Angebots zu Dir passen wird!

Und das wäre es im Augenblick von mir. Ich entschuldige mich bei denen, deren Fragen ich hier nicht aufgegriffen habe, den Kommentar unseres alten Freunds Warren zum Rosso Überzug habe ich überhaupt nicht erwähnt und ich bin auch nur auf die wenigsten Punkte von John aus Singapur eingegangen, aber ich möchte ihm doch noch versichern, dass wenn auch sein Wunsch nach einem Sigma XL Dart nicht so leicht zu erfüllen ist, er mich aber wenigstens zum Nachdenken gebracht hat.







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