Fallon Sherrock und die unsichtbare Barriere

von Dr. Patrick Chaplin


Bis jetzt habe ich es vermieden irgendetwas über Fallon Sherrocks tolle Leistung bei der PDC Weltmeisterschaft zu schreiben und habe den Begeisterungstaumel erst einmal abklingen lassen. Fallon sollte (natürlich) mit Recht stolz sein. Ich habe schon Jahre darauf gepocht, dass man den Dartspielerinnen mehr Chancen geben sollte. Zurück in den 1970 und 1980 Jahren gab es mehr oder weniger keine Major Events, in denen die Frauen gegen die Männer antreten konnten, auch wenn die BDO (British Darts Organisation) zahlreiche Damen turniere und endlich auch eine Damen Weltmeisterschaft veranstaltete. Schließlich erlaubte man den Frauen zu versuchen sich für die Embassy/Lakeside Weltmeisterschaft zu qualifizieren und Deta Hedman hätte es in einem Jahr auch beinahe geschafft und scheiterte erst an der letzten Hürde (der letzten Qualifikation).

In diesen frühen Jahren wurde über den Frauendartsport einfach nicht im gleichen Maß berichtet wie über die Herren; eigentlich wurde fast gar nichts berichtet. Und so - ohne jegliche Berichterstattung im Fernsehen - wurden sie auch nur wenig oder gar nicht gesponsert. Eine Ausnahme waren die Nummer 1 der Damen, Maureen Flowers und vielleicht noch ein oder zwei andere Frauen in den 1980ern.
Als traditionelle Grund dafür, dass die Frauen nicht so gut spielen konnten wie die Männer, wurde angegeben, dass sie einfach nur wenig Zeit zum Dart spielen haben und dass sie ihre Zeit besser verwenden sollten um ein Heim zu schaffen und Babys zu bekommen. Das war aber nie die Wahrheit und wäre inzwischen auch politisch vollkommen unkorrekt. Die Wahrheit ist - sie hatten einfach nie die entsprechenden Möglichkeiten.

Dankenswerter Weise hat die PDC angeregt durch ihren verstorbenen Turnier Direktor Tommy Cox 2000 die Initiative ergriffen und eine eigene Damenweltmeisterschaft organisiert. Aber aus "politischen" Gründen, nahm nur eine einzige Frau das Angebot an - die Kanadierin Gayl King. Alle anderen nahmen aus "persönlichen Gründen" nicht teil, aber die Leute, die Bescheid wussten, kannten den wirklichen Grund.. So hatte die PDC keine andere Wahl, als das Frauen Turnier abzusagen, aber den Gedanken eine Frau in der Weltmeisterschaft spielen zu lassen, gab sie nicht auf. Gayl wurde eingeladen an der PDC Skol World Championship teilzunehmen, an der bis zu diesem Jahr nur Männer teilgenommen hatten.
Gayl traf in der ersten Runde des Turniers, das spät im Dezember ausgetragen wurde, auf den Engländer Graeme Stoddart. Zur Überraschung aller - vielleicht mit der Ausnahme von Gayl selbst, konnte sie das erste Set der Nummer 29 der Welt abnehmen und die Zuschauer spielten verrückt. Ich war dabei und habe das Spiel in der Circus Tavern in Purfleet verfolgt. Als Gayl dieses erste Set gewinnen konnte, reagierten die Zuschauer mit einem ohrenbetäubenden Lärm und - wenigstens für eine kurze Zeit - erwartete man, dass Gayl der Sieg gelingen könnte. Nach Meinung einer Zeitung, war Graeme zutiefst erschüttert. Aber Graeme gelang es sofort sein Spiel auf ein höheres Level zu heben und er gewann am Ende das Spiel mit 3:1.
Gayl verließ die Circus Tavern zu Standing-Ovations, mit erhobenem Kopf und einem sicheren Platz in der Geschichte des Dartsports.
Es war kein Sieg, aber es war ein Anfang.
Gayl schrieb an diesem Tag Geschichte. Die nationalen Zeitungen in Großbritannien, Kanada und den USA griffen die Geschichte auf und eine Zeitlang war Gayl mitten in einem Medienrummel. "Kings Ziel ist es die Queen des Dartsports zu werden" schrieb die Ottawa Sun während die New York Times Gayls bevorstehenden Auftritt bei der Weltmeisterschaft als einen "Tag der Befreiung des Dartsports" bezeichnete. Wie immer kostete die britische Presse die Herausforderung aus und die Times kündigte an "Frau mit Mumm erschüttert Bier Bäuche" und der Guardian schaltete sich mit "Gayl Wucht trifft das Bulls Eye" ein.
Aber das war vor zwanzig Jahren.
Fallons Sieg über "Super Ted" Evetts war etwas anderes. Ihr folgender Sieg über den als Nummer 11 gesetzten Mensur Suljovic unterstrich ihre Leistung und ihr Können, ihre Ruhe und ihr Vertrauen in die Fähigkeit , sich unter die Männer zu mischen. Schade für Fallon und all ihre Fans, dass Chris Dobey ihren Run beendete, aber ihr Traum ist noch nicht vorbei. Er hat gerade erste begonnen.
Fallon hatte schon einen langen Weg hinter sich als ich sie vor ein paar Jahren bei den Winmau World Masters in Hull kurz getroffen habe. Nach ihrem Standard hatte sie schwach gespielt und war aus dem Turnier ausgeschieden. Als sie zum Spieler Raum ging sagte ich: "Das war Pech, Fallon", worauf sie einfach antwortet: "Ich habe Mist gespielt."
Jetzt konnte sie das nicht sagen.
Sie arbeitet hart und spielt mit Selbstvertrauen Dart, kombiniert es bewundernswert Profi-Darter und Mutter zu sein und kann jetzt die Ernte einfahren. Fallon hat sich als Macht herausgestellt und - mit einem Platz bei den UK Open, bei den PDC US Masters und als einer von neun Challenger der Premier League - kann noch keiner wissen, was diese junge Frau in den nächsten paar Jahren erreichen kann. Wie einer der Fernseh-Kommentatoren ausrief als Fallon die Doppel 18 zum Sieg traf: "Die Barriere ist überwunden!"
Ziemlich erschüttert vielleicht, aber meiner Meinung nach nicht überwunden. Noch nicht.
Was Fallon aber getan hat, ist zu beweisen, dass eine Frau (die bisher einzige bei einer Weltmeisterschaft) sich mit den Männern messen kann und gewinnen. Ihren Platz im Dartsport und in der Dart Geschichte hat sie schon sicher, aber es wird von ihr noch sehr viel mehr kommen, und wie ich hoffe, auch von anderen weibliche Top Spielerinnen wie Lisa Ashton aus England oder Mikuru Suzuki aus Japan. Lisa hat sich natürlich bereits im Januar ihre Tour Card verdient - herzlichen Glückwunsch an sie, dass ihr das als erster Dartspielerin gelungen ist.
Zweifellos werden andere Dartspielerinnen folgen, inspiriert durch Fallons Erfolg mit diesen beiden wichtigen Siegen im Ally Pally und mit Lisas wohlverdienter Tour Card.

Erinnert euch nur daran, noch vor wenigen Jahren, hätte man euch lauthals ausgelacht, wenn ihr die Meinung geäußert hättet, dass Damen Fußball oder Cricket oder gar Dart auf dem Top Level spielen könnten.







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