Interview mit Martin Adams

Der Engländer Martin Adams, Jahrgang 1956, ist seit vielen Jahren eines der bekanntesten, vielleicht sogar das bekannteste Gesicht der BDO. Neben der BDO Weltmeisterschaft, die er bisher drei Mal gewinnen konnte, hat er auch zahlreiche andere Turniere der BDO/WDF gewonnen. Er war 20 Jahre lang Kapitän der englischen National Mannschaft. Adams, der eigentlich ein beeindruckend beständiger Spieler ist, geriet durch seine Scheidung 2013 in eine Krise, kam aber Ende 2014 wieder zurück.

Trotz einiger Ausflüge in die PDC zwischen 2000 und 2001 gilt Adams als eiserner BDO Spieler und hat es nie in Erwägung gezogen, zur PDC zu wechseln. Er wurde auch mehrmals von der PDC zum Grand Slam of Darts eingeladen, nahm aber erst 2015 die Einladung auf Wunsch der BDO an. Adams holte sich in der Gruppenphase drei Siege, verlor dann aber knapp mit 9:10 gegen Kim Huybrechts.






Martin, natürlich hatte sich jeder gefragt, warum du im letzten Jahr die Einladung zum Grand Slam angenommen hast, nachdem du dich Jahre lang geweigert hattest dort mitzuspielen...

Das hatte keine besonders geheimnisvollen Gründe. Die BDO hat mit mir geredet und mir empfohlen am Turnier teil zunehmen.

Hat es dir denn gefallen?

Ich habe es wirklich sehr genossen. Und auch wenn man in den sozialen Medien anderes lesen konnte - die Zuschauer haben mich sehr unterstützt.

Es muss sich ja für dich beinahe wie ein Familientreffen angefühlt haben - da haben ja sehr viele Spieler mitgespielt, die von der BDO zur PDC gewechselt haben. Kommt ihr denn miteinander aus?

Oh ja, wir haben da keine Probleme. Und ich habe mich wirklich darüber gefreut, dass ich auch wieder einmal mit einigen reden konnte, die ich nicht so oft sehe, wie zum Beispiel mit Ian White. Aber es ist ja nicht so, dass wir - nur weil wir in verschiedenen Organisationen spielen - überhaupt nichts mehr mit einander zu tun hätten. Da sind auch einige Spieler dabei, mit denen ich zusammen Exhibitions bestreite.

War es denn für dich leichter im Turnier anzukommen, weil du deine Gegner kanntest?

Also ich finde es auf jeden Fall leichter, wenn du weißt was auf dich zukommt. Bei fremden Gegnern weißt du ja nie, was dich erwartet.

Wie hast du die Zuschauer empfunden? Hattest du Probleme mit dem Geräuschpegel?

Ich habe mich von den Zuschauern unterstützt gefühlt und sie haben mich sehr positiv empfangen - das war wirklich toll. Ich hatte mit dem Lärm eigentlich keine Probleme, obwohl es schon ein Unterschied war, zu dem woran ich sonst gewöhnt bin.

Die PDC hat ja immer noch Schreiber auf der Bühne - was ist dir den lieber, die Schreiber oder das elektronische Scoreboard?

Ich persönlich ziehe tatsächlich die Elektronik vor - ich habe immer den Eindruck, dass die Elektronik deutlich weniger Fehler macht.

Kennst du denn immer deine Scores? Während der letzten Winmau World Masters ist ja ein paar Mal die Elektronik ausgefallen...

Das stimmt schon. In der City Hall in Hull ist das immer wieder einmal ein Problem. Und das kann sich natürlich auf manche Spieler tatsächlich negativ auswirken. Aber für mich ist so etwas kein Problem - ich weiß auch so immer genau, was ich geworfen habe und was ich noch übrig habe.

Alle sagen immer, dass sie dich gerne einmal gegen Phil Taylor spielen sehen wollen - kann man sagen, dass er auch der Spieler ist, gegen den du selbst unbedingt spielen möchtest?

Ich habe eigentlich keinen Spieler, mit dem ich mich unbedingt messen möchte. Tatsächlich habe ich schon einige Male gegen Phil gespielt.

Und gab es da einen eindeutigen Sieger?

Ich habe keine Ahnung. Mal habe ich gewonnen, mal hat er gewonnen. Aber ich habe darüber nicht Buch geführt.

Du warst ja auch einmal ein "Opfer" von Michael van Gerwen - damals im Finale der World Masters 2006 - hast du danachvorhergesehen, wie gut er einmal werden würde?

Ja - daran erinnere ich mich auch noch...Ganz ehrlich - das habe ich nicht vorhergesehen. Ich habe schon gemerkt, dass er ein großes Talent war, aber dass er einmal so weit kommen würde, hätte ich nie vorhergesagt.

Du selbst warst tatsächlich schon relativ alt, als du dich zum ersten Mal für Lakeside qualifiziert hast und noch ein paar Jahre älter, als die dort zum ersten Mal gewonnen hast - warum?

Ich finde, dass die Weltmeisterschaft in Lakeside ein Turnier ist, das sehr schwer zu gewinnen ist. Der Grund dafür ist meiner Ansicht nach, dass das Turnier neun Tage dauert und du die ganze Zeit gut spielen musst, du kannst dir in dieser Zeit keine Fehler erlauben. Meiner Ansicht nach sind alle Turniere, die so lange dauern, schwer zu gewinnen.

Als deine Dart Karriere begann, hast du da jemals daran gedacht, es auch einmal in der PDC zu versuchen? Du hast ja an einigen PDC Turnieren teilgenommen.

Daran habe ich eigentlich nie gedacht. Aber es stimmt schon ich habe so um 2001 ein paar Turniere gespielt. Aber ich habe nie daran gedacht ganz zur PDC zu wechseln.

Wie alt warst du, als du angefangen hast Dart zu spielen?

Ich habe erst mit 24 Jahren mit dem Dart spielen angefangen. Daher habe ich auch nie an BDO Jugend Turnieren oder anderen Jugend Turnieren teilgenommen.

Trainierst du nach all den Jahren noch?

Aber sicher. Ich trainiere immer noch jeden Tag zwei Stunden. Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich nicht die Zeit dafür habe.

Was ist dein Lieblings Turnier?

Das ist auf jeden Fall die BDO Weltmeisterschaft in Lakeside, das ist immer noch das Turnier, das jeder kennt und gewinnen möchte.

Bist du lieber ein "Einzelkämpfer" oder magst du auch die bei der WDf und BDO verbreiteten Team und Doppel Wettkämpfe?

Ich habe jede Menge Doppel - und Team Wettbewerbe gespielt und es hat mir wirklich viel Spaß gemacht, und sie wurden damals auch mehr zum Spaß gespielt. Aber ich habe immer den Eindruck, dass die Spieler sie heute viel zu ernst nehmen und der Spaß daran ist vollkommen verschwunden.

Spielst du auch noch in der Liga oder County?

Ich spiele in einer örtlichen Liga. Aber ich kann jetzt wirklich nicht behaupten, dass ich dort dauernd alle schlage - ich verliere selbst oft genug. Für mich ist das Spielen in der Liga so eine Art Training, bei dem allerdings auch Spaß und Kameradschaft nicht zu kurz kommen.

Du warst ja viele Jahre lang der Team Kapitän der englischen National Mannschaft - war es schwer, das aufzugeben?

Ich war 20 Jahre lang der Team Kapitän und ich war wirklich stolz darauf und hatte viele gute Jahre. Aber als meine Form 2013 während meiner Scheidung nicht mehr gut war, hat man mich nicht mehr nominiert. Das war wirklich nicht leicht zu ertragen - zumal ich ja ohnehin in einer schwierigen Situation war. Ich habe mich immer mit diesen 20 Jahren, die ich als Team Kapitän hatte, getröstet.

Wie gelingt es dir denn dich nach all den vielen Jahren, die du jetzt schon auf so hohem Niveau spielst, immer noch zu motivieren?

Mit Motivation habe ich es eigentlich nicht so, aber es macht mir einfach so viel Freude. Mit machte es Freude, wenn ich den jungen aufstrebend Spielern zuschaue oder mir machte es zum Beispiel auch Freude, als ich Andy Fordham während des Grand Slam beobachten konnte, nach allem was er durchstehen musste. Vielleicht könnte man das als meine Motivation bezeichnen.

Du hast ja mehr oder weniger alles gewonnen, was man in der BDO und im WDF gewinnen kann - hast du denn noch Ziele?

Natürlich habe ich immer noch Ziele. Ich will immer noch gewinnen, ich will Turniere gewinnen. Ich möchte alles gewinnen, immer wieder aufs Neue.














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