Interview mit Preston Ridd

Preston Ridd hat 2011 an der PDC Weltmeisterschaft in London als Vertreter Neuseelands teilgenommen. Eigentlich ist er ja schon fast ein pensionierter Dartspieler, konnte sich aber bei der Qualifikation durchsetzen.
Preston Ridds große Zeit begann Ende der 1980ger Jahre. Er gewann 1989, 1993 und 1996 die New Zealand Open und 2001 die New Zealand Masters. 2004 stand er noch einmal im Finale, wurde allerdings von Herbie Nathan geschlagen.
Die nationalen Meisterschaften konnte er 1988, 1993, 1994, 1995, 1996 und 2010 gewinnen und er gewann auch 1991, 1994 und 2010 zusammen mit J.Catanach die nationalen Doppel-Meisterschaften.
Er spielte mehrmals im neuseeländischen Nationalteam und nahm vier Mal am WDF World Cup teil.




Preston - wer ist denn in Neuseeland für die Dartspieler verantwortlich?

Wir haben zwei Organisationen. Die eine ist das New Zealand Darts Council, die Organisation ist schon relativ alt, sie wurde 1955 gegründet, und war eines der Gründungsmitglieder der WDF.
Daneben gibt es noch die Dart Players New Zealand, die zu den Dart Players Australia gehören, also eher der PDC nahe stehen. Die Dart Players New Zealand ist für die nationalen Vetreter der New Zealand Chartered Clubs Darts Association.

Kommen denn die beiden Organisationen miteinander aus?

Sie kommen gut miteinander aus, es ist kein Problem wenn man in Turnieren beider Organisationen spielt. Ich glaube, es gab irgendwann im Gespräche über eine Zusammenlegung der beiden Organisationen unter Darts New Zealand - ich weiß nicht, warum das nicht passiert ist.

Wie verbreitet ist denn der Dartsport in Neuseeland?

Als ich in den 1980gern anfing zu spielen waren es rund 7000, heute sind es wahrscheinlich nur noch halb soviele. Unser Problem ist der Nachwuchs. Es werden in Neuseeland einfach jede Menge Outdoorsportarten und Aktivitäten angeboten, die die jungen Leute viel mehr interessieren, als der Dartsport.

Und wie ist das alles organisiert?

Wir haben zwei nationale Ligen und jede County oder Provinz hat darüber hinaus noch eigene Ligen in den Pubs und Clubs, die zum Teil an die nationalen Ligen angeschlossen sind.
Ich habe immer schon selbst mit dem Gedanken gespielt mich, wenn ich nicht mehr arbeite, darum zu kümmern, dass in Neuseeland ein vernünftiges Ligasystem entwickelt wird. Ich habe da schon einige Ideen im Kopf!!!

Wird denn in Pubs oder Clubs gespielt?

Ja - Dartsport findet meistens in Pubs und Clubs statt. Was hier in Neuseeland wirklich toll ist, ist die Ausstattung dieser Pubs und Clubs. Da staunen die Besucher aus dem Ausland immer. Die Pubs haben meistens sechs Boards aufzuweisen, in den Working Men Clubs ist es noch besser - da findet man durchgehend 12 Boards an den Wänden. Und alles Tipp-top gepflegt.
So etwas findet man in England gar nicht, ich war hier in Pubs, manche haben gar keine Boards, da ist man froh, wenn man eines findet.

Hast Du eine Ahnung, wann der Dartsport nach Neuseeland kam?

Ich denke das war in den 1950er Jahren. Da brachten ihn die Einwanderer aus England mit genauso wie auch die Working Men Clubs. In denen wird nicht nur Dart gespielt, da findet man jede Menge anderer Freizeit Möglichkeiten, Darts ist nur eines von vielen Angeboten.

Und wie bist Du zum Dartsport gekommen?

Ich bin durch meinen Vater zum Dartsport gekommen. Mein Vater war aus England eingewandert, ich habe immer noch Verwandte in Devon, und er hat immer Dart gespielt. Ich habe mich als Jugendlicher überhaupt nicht dafür interessiert, da habe ich wie viele Jugendliche heute auch mehr Interesse an den Outdoor Sportarten gehabt.
Aber mit 27 hatte ich einen Motorrad-Unfall und konnte das alles nicht mehr machen. Da habe ich dann angefangen Dart zu spielen.

Und wie ging es mit Deiner Karriere weiter?

Ich bin ziemlich schnell gut geworden, nach drei Jahren war ich Mitglied im Team der Provinz, nach sechs Jahren war ich in der National-Mannschaft und bin auch viel im Ausland gereist. Ich habe an vier World Cups teilgenommen und viele Freunde auf der ganzen Welt gefunden. Tatsächlich habe ich bei der Weltmeisterschaft in England einige Bekannte aus dieser Zeit wieder getroffen.

Wann hatte Deine Karriere denn ihren Höhepunkt erreicht?

Das dürfte in den 1990er Jahren gewesen sein - da war meine Zeit. Ich war immer sehr ehrgeizig und wäre gerne Dart Profi geworden.

Und heute?

Ich spiele nicht mehr so viele Turniere, auch wenn ich immer noch ab und zu nach Australien fahre. Ich bin sozusagen ein pensionierter Dartspieler. Natürlich spiele ich immer noch in der örtlichen Liga hier in Christchurch, aber meine wirklich aktiven Zeiten sind vorbei.

Trotzdem hast Du es geschafft, Dich für die PDC Weltmeisterschaft 2010 zu qualifizieren!

Ja - Ich habe die nationale Chartered Club Einzel Meisterschaft gewonnen und damit eine Wildcard für die Ladbrokes Weltmeisterschaft. Einen Monat später reiste ich mit meiner Frau nach Australien, wir haben beide an den Oceanic Masters teilgenommen und ich kam bis in die Viertelfinale.
Es hat meinem Selbstvertrauen sehr geholfen, dass ich einen englischen Profispieler schlagen konnte.

Deine Frau spielt auch Darts?

Ja - ich habe mit ihr zusammen während der nationalen Meisterschaften die Mixed Pairs gespielt und wir sind Zweite geworden!

Und wie war es bei der PDC Weltmeisterschaft?

Das war unglaublich! So eine tolle Atmosphäre! Meine Frau und ich waren jeden Tag da. Wir hatten zuerst Verwandte in Devon besucht. Für meine Frau war es das erste Mal, dass sie in England war. Wir waren wirklich ganz begeistert.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum man denn aus dem WDF World Cup nicht etwas ähnliches macht, das ist so ein tolles Turnier und es verirrt sich kaum ein Zuschauer dorthin, da sind die Spieler immer mehr oder weniger unter sich.

Wie schwierig war es für Dich?

Es war natürlich nicht einfach, aber ich habe ja schon bei Turnieren in Australien gegen einige PDC Spieler gespielt in den letzten Jahren. Ganz fremd waren sie mir nicht und sie haben mich alle freundlich empfangen.

Könnt Ihr denn in Neuseeland dann wenigstens die Turniere im Fernsehen sehen?

Na ja, es gibt schon Darts im Fernsehen in Neuseeland, aber bis ein Turnier bei uns ins Fernsehen kommt, ist es schon so rund zwei Jahre vorbei.

Und wo kauft man in Neuseeland seine Dartausrüstung?

Also da haben wir überhaupt kein Problem. Wir haben hier in Neuseeland die Firma Puma, die stammt aus Neuseeland und hat hier immer noch ihre Herstellung. Ich wurde zu meiner wirklich aktiven Zeit von Puma gesponsert, allerdings hat es nicht zu Signature Darts gereicht...
Aber sie haben mich immer unterstützt und einmal haben sie mich auch eingeladen und ich konnte die Fabrikanlage besichtigen. Das war wirklich unglaublich, ich bin immer noch beeindruckt.
Puman war der erste Hersteller, der die Drähte in die Boards versenkte. Auf jeden Fall dominiert Puma bei uns alles.

Trainierst Du denn noch?

Na ja, ich habe schon zuhause ein Board an der Wand. Aber wirklich trainieren tu ich nicht mehr...Ich spiele eben Liga. Vor großen Turnieren spiele ich fünf Abende in der Woche in den Clubs und Pubs. Ab und zu nehme ich an einem Turnier teil, auch in Australien.

Wer sind denn die Top Spieler in Neuseeland?

Warren Parry, Phil Hazel, Peter Hunt, Bernie Smith, Warren French und ich...

Es war ja immer ein Traum von Dir Dart Profi zu werden - Du bist es aber nie geworden. Womit hast Du Dir denn Deinen Lebensunterhalt verdient?

Ich war für einige Jahre Schafscherer - aber das ist ein sehr anstrengender Beruf und das mache ich schon eine ganze Weile nicht mehr.
Heute arbeite ich als so eine Art Hausmeister im historischen Zentrum von Christchurch.

Ich habe gehört, Du hast eine Schulterverletzung - hat das mit dem Dartspielen zu tun?

Nein, überhaupt nicht. Die habe ich mir durch die Arbeit zugezogen.

Eine Spätfolge des Schafscherens?

Nein, nein. Eher eine Spätfolge des Erdbebens... Auch im Zentrum von Christchurch wurde einiges zerstört und ich habe beim Aufräumen jede Menge schwerer Gegenstände geschleppt. Als ich Schmerzen bekam, gab mir der Arzt eine Spritze und ich habe, weil es nicht mehr weh tat, weiter geschleppt. Das wurde immer schlimmer und ich hatte schon Angst ich könnte gar nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen, ich konnte gar nicht mehr Dartspielen. Glücklicherweise wurde es aber rechtzeitig zur Weltmeisterschaft wieder bessser!!!











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