World Matchplay 2018 - 3

Tanzend dahin gleiten...
Wie wir ja alle wissen, findet das World Matchplay im Empress Ballroom der Winter Gardens in Blackpool statt, selbst wenn bis auf ganz wenige Dartspieler während des Turniers niemand hier tanzt. Viel länger als das World Matchplay beherbergt der Ballroom aber tatsächlich ein jährlich stattfindendes Tanzfestival und das bereits seit 1920. Wer genau auf die Idee kam das Festival ins Leben zu rufen, ist heute nicht mehr zu klären. Möglicherweise waren es auch zwei Personen, die das miteinander aushandelten nämlich der damalige Direktor der Winter Gardens, Harry Wood, und der Musikverleger Nelson Sharpes, der in seinem Musikverlag in Blackpool die entsprechenden Noten zu den hier getanzten Tänzen veröffentlichte.. Getanzt wurde damals ausschließlich Walzer, Lancers, Two Steps und so genannte Novelity Dances.
Als das Festival begründet wurde, waren die modernen Tanzsaal Tänze und die Latein amerikanischen Tänze noch gar nicht entwickelt und so gab es beim ersten Tanzfestival 1920 nur drei Wettbewerbe nämlich Walzer, Two Step und Foxtrott. Das Festival dauerte vier Tage, wobei am vierten Tag einer der Tänze zum Sieger erklärt wurde und sein Erfinder ausgezeichnet wurde. Im Laufe der Zeit kamen mehr Tänze dazu und es wurden nicht mehr nur die Tänze sondern auch die Tänzer ausgezeichnet, wobei es Wettbewerbe für Amateure und Profis gab. Ein spezielles Bewertungssystem wurde entwickelt, das bis heute benutzt wird - nicht nur in Blackpool sondern auf der ganzen Welt. Während des zweiten Weltkriegs pausierte das Festival, wurde aber 1946 wieder aufgenommen, die Popularität und die Anzahl der Wettkämpfe wuchs in den Folgejahren ständig und immer mehr Tänzer aus aller Welt nahmen daran teil. 1961 gab es zum ersten Mal auch ein Wettkampf mit lateinamerikanischen Tänzen. Neben dem für alle offenen Festival wurde auch ein Festival nur für englische Tänzer veranstaltet. Besonderen Zulauf findet auch das Professional Invitation Team Match, zu dem jeweils vier Länder Teams eingeladen werden. 2017 kamen zum Festival 2790 Tänzer auf 60 Ländern nach Blackpool gereist.

Ganz so elegant wie die Tänzer sind die Dartspieler eher nicht und sie gleiten auch nicht über das historische Parkett sondern bewegen sich auf der Bühne. Trotzdem gibt es natürlich elegantere und weniger elegante Dartspieler und der Rhythmus spielt für die meisten auch eine große Rolle.

Am dritten Abend des World Matchplays wurde die erste Runde des Turniers zu Ende gespielt und ich war schon gespannt darauf, wie sich die restlichen beiden Debütanten schlagen würden. Aber zunächst einmal kamen Kim Huybrechts und John Henderson auf die Bühne. Am Anfang schien es schon so, als würden wir ein einseitiges Spiel zu sehen bekommen, dominiert überraschenderweise von Kim Huybrechts, der ja in letzter Zeit nicht unbedingt vom Glück verfolgt war und auch hier in Blackpool bisher eher selten Grund zum Jubeln hatte. Allerdings ist John Henderson, der ja nun wirklich so aussieht als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen, keiner der so ohne weiteres aufgibt und tatsächlich kämpfte er sich wieder ins Spiel und plötzlich war aus der einseitigen Angelegenheit eine ganz enge Angelegenheit geworden. Huybrechts profitierte davon, dass er das Ausbullen gewonnen hatte, geriet aber dennoch in Rückstand, konnte aber wieder herankommen und zwang das Spiel in einer Verlängerung, die so ablief, dass Kim sein Leg gewinnen konnte, Henderson aber seines auch und so stand es schließlich 12:12 und ein Sudden Death Leg musste über den Ausgang des Spiel entscheiden, das erste Sudden Death Leg überhaupt bei diesem Turnier. Auch hier hatte Huybrechts den Wurf, aber die ersten paar Würfe liefen bei Henderson besser, der aber seine ersten Matchdarts vergab und Huybrechts bekam noch einmal eine Chance, die er zum Sieg nutzte. Ein wirklich tolles Spiel und es kann sich wirklich kein Spieler so schön freuen wie Kim Huybrechts!

Richtig einseitig wurde es dann allerdings im folgenden Match zwischen Simon Whitlock und seinem Freund, dem Debütanten Richard North, der wirklich gar nicht traf und seine Frustration sehr ausdruckstark zeigte. Erst als es 8:0 für Whitlock stand, konnte North endlich einmal ein Leg gewinnen. Und weil es so schön war, ließ er ein Leg folgen, in dem er drei 140er warf und gewann es tatsächlich auch noch, weil Whitlock nicht ausmachen konnte. Also wenigstens kein Whitewash für den jungen Spieler, der aber nach seinen zwei Leggewinnen wieder zu seinen 40er Würfen zurückkehrte. Whitlock gewann 10:2 - vollkommen ohne Probleme und North wird sein Wintergarten Debüt sicher nicht in guter Erinnerung behalten.

Das dritte Spiel war dann genauso eng wie das erste, allerdings von beiden Spielern deutlich schwächer: James Wade trat gegen den letzten Debütanten, Jermaine Wattimena, ans Oche. Wade brauchte einige Legs, bis er endlich im Spiel angekommen war, so dass sich Wattimena zunächst einen Vorsprung erspielen konnte. Aber Wade konnte ausgleichen und ab da war es ein enges Spiel, in dem sich keiner der Spieler wirklich absetzen konnte, wobei Wade ein kleines bisschen besser spielte als Wattimena. Wade vergab seinen ersten Matchdarts, so dass Wattimena zum 9:9 ausgleichen konnte und das Spiel ging in die Verlängerung, die am Ende Wade mit 12:10 gewinnen konnte nachdem er endlich den entscheidenden Leggewinn gegen den Wurf geschafft hatte. Wenn Wade bei diesem Turnier noch ein Wörtchen mitreden möchte, muss er sich aber deutlich steigern.

Zum Abschluss gab es dann ein weiteres einseitiges Spiel zwischen Peter Wright und Jelle Klaasen, in dem Klaasen eine ziemlich schwache Leistung zeigte und Wright sich ungefähr auf Wades und Wattimenas Level bewegte. Als Wright bereits mit 8:2 führte, startete Klaasen dann doch noch so etwas wie ein Comeback und konnte noch ein paar Legs holen. Sein neuntes Leg sicherte sich Wright mit einem 170er Finish, dem zweiten dieses Turniers nach Joe Cullens 170. Das Finish war der Höhepunkt des Spiels und beendete sämtliche Hoffnungen Klaasens. Ein 10:5 Sieg für Wright, der sich aber genau wie Wade deutlich steigern muss, wenn er noch weiterkommen möchte.

Damit war die erste Runde des Turniers beendet. Von den Debütanten hatte ausgerechnet der mit dem schwersten Erstrundengegner überlebt, alle anderen, besonders die am letzten Erstrunden Abend, hatten keine überzeugenden Leistungen gezeigt. Neben de Zwaan ist Joe Cullen als einziger ungesetzter Spieler noch im Turnier. Herausragenden Leistungen hat bisher kein Spieler gezeigt, Durchschnitte von über 100 gab es auch noch nicht - da ist also noch Luft nach oben. Von den noch im Turnier befindlichen Favoriten, waren bisher Anderson und Cross am stärksten, aber bisher hat sich keiner der Spieler einem als möglicher Turniersieger förmlich aufgezwungen.











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