World Matchplay 2018 - 4

Der dritte Pier
Blackpool ist ein Seebad, dass tatsächlich drei Piers besitzt, was durchaus ungewöhnlich ist. Der älteste dieser Piers ist der North Pier, der bereits in den 1860er Jahren gebaut wurde. Er ist auch der längste der drei Piers und war ursprünglich nur als Promenade geplant, wurde dann aber aus Wettbewerbsgründen breiter gemacht und mit Attraktionen wie Bars und Theatern versehen. Er war, anders als die anderen beiden Piers nicht für die Arbeiter-Klasse gedacht sondern sollte ein bürgerliches Publikum mit Konzerten und respektablen Comedians anziehen. Er war auch bis 2011 der einzige Pier in Blackpool, für den man Eintritt bezahlen musste. Bis heute ist der Nord Pier im Einsatz, wenn ihm auch Feuer und Stürme zugesetzt haben. An seinem Ende gab es ursprünglich einmal einen Pavillon, in dem bis zum Bau der Winter Gardens alle Indoor Veranstaltungen stattfanden. Mehrer Schiffe sind im Laufe der Jahre am Pier gestrandet bzw. in den Pier hineingerauscht. Immer wieder wurde umgebaut, , immer wieder wechselte der Pier seine Besitzer. Charlie Cairoli, der bekannte Clown, der 40 Jahre im Tower Circus in Blackpool auftrat, warf 1939 als er vom Ausbruch des zweiten Weltkriegs erfuhr, eine Uhr, die er anlässlich eines Gastspiels im Münchener Zirkus Krone im gleichen Jahr von Adolf Hitler überreicht bekommen hatte, vom Ende des Nordpiers aus in die irische See.

Der erste Abend der zweiten Runde war auch eine stürmische Angelegenheit und einige der Spieler strandeten.
Die zweite Runde wurde eröffnet vom Spiel zwischen Michael Smith und Dave Chisnall und Smith war eindeutig der Favorit. Und so spielte er auch die ersten paar Legs und ließ Chisnall, der förmlich überrollt wurde, weit hinter sich. Als er dann mit 1:7 zurück lag, hatte Chisnall genug und drehte nun seinerseits auf. Davon wurde Smith vollkommen überrascht, vor allem von den vielen Highfinishs, die Chisnall auf einmal produzierte und mit denen er Leg für Leg seinen Rückstand wettmachen konnte. Vollkommen überraschend konnte Chisnall tatsächlich zum 7:7 ausgleichen. Noch überraschender war, dass Smith dem Ganzen nicht mehr gewachsen war und nur noch ein einziges Leg holen konnte, während Chisnall an ihm vorbei zog und schließlich das Spiel mit 11:8 gewann. So wurde ausgerechnet Dave Chisnall der Spieler, der bei diesem Turnier den ersten Durchschnitt von über 100 warf und mit Smith war ein weiterer Favorit ausgeschieden.

Das zweite Spiel war dann eine ziemlich eindeutige Angelegenheit. Joe Cullen traf auf einen schwaechelnden Daryl Gurney, der nur bis zur ersten Pause mit ihm mithalten konnte und gewann das Spiel mit einer guten Leistung bei mehr oder weniger keiner Gegenwehr mit 11:3. Dabei verpasste er einen Hunderter Durchschnitt mit 99.65 ganz knapp. Auch Cullens Treffer- Quote auf die Doppel war mit 50 Prozent gut. Der ungesetzte Cullen kann also nicht nur gegen einen verletzten Gerwyn Price gewinnen. Daryl Gurney aber hatte einen rabenschwarzen Tag.

Genauso unbeeindruckt von gesetzten Spielern zeigte sich anschließend auch Jeffrey de Zwaan, der dieses Mal gegen Adrian Lewis spielte. Und de Zwaan zog schon vor der ersten Pause davon. Allerdings ist Lewis doch inzwischen wieder ein anderes Kaliber als Daryl Gurney und er geriet nicht ins wanken sondern sicherte sich mit einer guten Vorstellung selbst auch immer wieder Legs. Dabei wirkte er ausgesprochen locker. Als er kurz vor Ende immer näher heran kam, schien de Zwaan vorübergehend doch noch zu wackeln und von Lewis Leistung beeindruckt zu sein. Aber sein Vorsprung war groß genug und Lewis gelang der Ausgleich nicht. Stattdessen gewann de Zwaan mit 11:9. Damit stehen zwei ungesetzte Spieler, die vorher keiner auf der Rechnung hatte, jetzt in den Viertelfinalen und mit Adrian Lewis ist sozusagen der "Geheimfavorit" ebenfalls ausgeschieden.

Nach all diesen spannenden und hochklassigen Spielen folgte dann mit dem Aufeinandertreffen von Raymond van Barneveld und Gary Anderson noch die Krönung des Abends. Während van Barneveld beim Walk-on förmlich in der Menge badete, hatte es Anderson ziemlich eilig auf die Bühne zu kommen, wirkte aber deutlich weniger nervös als in seinem ersten Spiel. Danach es schaute ziemlich lange so aus, als würde Anderson, jetzt der Top Favorit auf den Turniersieg, gegen den Niederländer ausscheiden, zumal der Schotte wieder einmal einen langsamen Start ins Spiel hatte. Aber van Barneveld spielte insgesamt nicht beständig genug und nahm immer wieder den Fuss vom Gas, so dass sein Durchschnitt im Laufe des Spiels von über 100 auf 95 absackte, während Anderson durchweg eine herausragende Vorstellung zeigte nachdem er endlich auch im Spiel angekommen war. Dem zeigte sich der sehr entschlossen spielende Holländer am Ende nicht mehr gewachsen. So blieb Anderson der tatsächlich einmal jubelnde Sieger, während van Barneveld ziemlich schnell und sicherlich reichlich enttäuscht von der Bühne verschwand.

Das war wirklich ein hochklassiger Dart Abend mit den sicher bisher besten Spielen des Turniers. Und nicht nur Dave Chisnall siegte überraschend, dass die beiden ungesetzten Spieler sich so gut präsentieren würden, hatte man nicht unbedingt erwarten können. Am Ende zeigte Anderson wieder einmal, warum er zwei Weltmeistertitel und dieses Jahr auch die UK Open gewinnen konnte - wenn er einmal in Fahrt gekommen ist, ist er einfach nur sehr schwer aufzuhalten. Schade war nur, dass Daryl Gurney so einen schlechten Tag erwischt hatte. Vielleicht war der Erstrundensieg, den er Steve West schon fast abgetrotzt hatte, ihm doch an die Substanz










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