World Matchplay 2019 - 3

Entlang der Piers
Der Montag war verglichen mit dem Sonntag ein ziemlich entspannter Tag und ich machte das, was viele Leute in Blackpool machen, ich spazierte die Promenade entlang und warf einen Blick auf den Strand und die Piers. Das englische Wort "Pier" hat nur am Rande mit einem deutschen Pier, also einer Schiffsanlegestelle zu tun. Die Piers der englischen Seebäder sind aber heute tatsächlich so etwas wie auf Pfählen ins Meer gebaut "Vergnügungszentren". Blackpool hat als einziger Badeort in England drei solcher Piers aufzuweisen, die alle zwischen 1860 und 1893 gebaut wurden. Der allererste derartige "Pleasure Pier" wurde allerdings bereits 1813 in Ryde auf der Isle of Wight gebaut. Grund war ursprünglich, dass man den Dank der Eisenbahn immer zahlreicheren Touristen ermöglichen wollte, dass sie auch während des Niedrigwassers das Meer zu Gesicht bekommen würden. Auf den Piers konnten die Gäste über und am Meer entlang schlendern auch wenn es gerade vom Land aus nicht zu sehen war.

Da das reine entlang Schlendern auf Dauer etwas langweilig wurde, gab es später Lokale, Theater und sonstige Unterhaltungsangebote direkt auf den Piers. Ursprünglich wurden die Piers überwiegend aus Holz erbaut, später auch aus Eisen. In England und Wales haben insgesamt 55 der Piers überlebt. Sie sind aber immer anfällig gegen Sturm oder Feuer. So ist im englischen Brighton der West Pier, der wie der North Pier in Blackpool von Eugenius Birch erbaut wurde, 2002 nach einer Sturmflut zusammengebrochen und 2003 dann durch zwei Feuer mehr oder weniger vernichtet worden. Lediglich ein geschwärztes Stahlskelett ragt noch aus dem Meer. 2014 brach auf dem ebenfalls von Birch erbauten Pier in Eastbourne ein Feuer aus, das aber glücklicherweise auf die Spielhalle und ein paar kleinere Stände beschränkt werden konnte. Der Pier ist inzwischen wieder weitgehend aufgebaut. Auch die Piers in Blackpool mussten immer wieder nach Sturm und Brandschäden renoviert werden. Die Piers kosten eine Menge an Unterhaltskosten, das Betreten der Piers ist aber normalerweise kostenlos. Von England aus verbreiteten sich die Piers in die ganze Welt.

Der letzte Erstrundenabend begann mit dem Spiel zwischen Jonny Clayton und Keegan Brown. Von Jonny Clayton hatte man in den letzten Monaten keine Glanzleistungen gesehen, aber in diesem Spiel waren die beiden Spieler im ersten Drittel auf Augenhöhe. Keegan Browns Durchschnitt war zwar etwas höher, aber nicht soviel, dass es sich im Spiel niederschlug. Ganz im Gegenteil - Clayton lag nach den ersten fünf Legs mit 3:2 vorne. Was beide Spieler auszeichnete, war eine bis dahin 100 prozentige Doppelquote. Die Doppelquote ging im zweiten Drittel des Spiels bei beiden nach unten und die Durchschnitte glichen sich an. Auch in diesem Teil war es weiter ein ausgeglichenes Spiel auf hohem Niveau und man ging mit einem 5:5 in die zweite Pause. Nach der zweiten Pause konnte sich Clayton zunächst etwas Luft verschaffen, aber Brown wehrte sich und glich zum 7:7 aus - mit einem 127er Checkout, seinem dritten High Finish des Spiels. Dann stand es 8:8 und man konnte ein nächstes Tie Break schon fast riechen. Aber Brown schnappte sich das folgende Leg und Clayton verpasste haarscharf den 9:9 Ausgleich - Brown gewann am Ende mit 10:8.

Ähnlich ausgeglichen ging es zwischen Simon Whitlock und John Henderson - in karierten Hosen - weiter - mit leichten Vorteilen für Whitlock zunächst, die dann aber immer deutlicher wurden. Henderson zeigte sich aber kämpferische und übte weiter Druck auf den Australier aus. Als Whitlock mit 5:3 führte, steigerte sich Henderson plötzlich auf einen Durchschnitt von über 100 und glich zur zweiten Pause auf 5:5 aus. Whitlock zeigte sich nach der Pause sehr entschlossen und konnte wieder in Führung gehen, aber noch war das Spiel nicht entschieden. Als es 9:6 für Whitlock stand, traf er auf einmal keine höheren Scores mehr und Henderson holte sich die nächsten beiden Legs. Dann geriet aber auch er ins Schleudern und am Ende kam doch ein ziemlich mitgenommener Whitlock als Erster über die Ziellinie.

Der letzte der Debütanten Ricky Evans hatte nicht allzu viele Chancen gegen Daryl Gurney, der eine solide Leistung zeigte, traf aber seine Doppel ziemlich sicher. Insgesamt war aber Gurney einfach der bessere Spieler. Ähnlich wie Whitlock hatte er aber Probleme über die Ziellinie zu kommen. Als er mit 9:6 führte kamen zwei Legs lang seine Scores nicht mehr und Ricky Evans wusste das zu nutzen. Dann riss sich Gurney aber noch einmal am Riemen und warf im letzten Leg zwei 180er - um dann noch einmal von seinen Doppelproblemen eingeholt zu werden. Aber Evans war noch zu weit weg und Gurney holte sich den Sieg.

Zum letzten Spiel der ersten Runde kamen dann noch Vincent van der Voort und Peter Wright auf die Bühne. Nach den letzten Auftritten von Wright und seinen Siegen auf der Pro Tour und bei den German Darts Masters hatte man erwarten können, dass Peter Wright das Spiel dominieren würde, aber es war der Niederländer, der sich am Anfang stärker zeigte. Beide Spieler bewegten sich auf sehr hohem Niveau mit Durchschnitten über 100 und auch das Publikum zeigte sich hin und her gerissen und besang die beiden Kontrahenten abwechselnd. Nach der ersten Pause fing Wright dann aber doch an sich abzusetzen. Van der Voort wehrte sich, kam auf 5:6 heran, hatte aber dann nicht mehr allzu viel zu melden. Wright zog relativ problemlos und mit dem besten Durchschnitt der ersten Runde in die nächste Runde ein.

Insgesamt hatten nur drei der Debütanten ihre Erstrundenspiele überlebt und sechs der gesetzten Spieler waren bereits ausgeschieden. Drei der Spiele wurden erst im Tie Break entschieden, zwei davon im Sudden Death Leg. Sechs Spieler spielten einen Durchschnitt von über 100, zwei davon waren die Verlierer.

An diesem Abend war keines der Spiele in die Verlängerung gegangen, so dass er relativ früh zu Ende war. Draußen war es warm und trocken, was den Heimweg doch gleich viel angenehmer machte.











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